Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Waidfuß
und Einschlägen bringen ließen:
allein andere, und sonderlich Le-
mery,
geben diesen Namen der Pot-
asche,
lat. Cinis clavellatus, ge-
nannt; und so verstehen es auch
viele Handwerker bey uns, die sie
brauchen, sonderlich die Hornarbei-
ter, siehe übrigens die Artikel:
Alaun, Drusenasche und Potasche.

Waidfuß, Färberwort, s. Fuß.

Waldenburg, lat. Waldenbur-
gum
,
eine kleine Stadt im erzgebir-
gischen Kreise des Churfürstenthums
Sachsen, zwischen Zwickau und Al-
tenburg, an der schneebergischen
Mulde gelegen. Sie ist der Sitz
einer Linie des gräflichen Hauses
Schönburg, und hat mit einigen
dazu gehörigen Dörfern den Titel
einer Herrschaft. Diese Stadt ist
wegen des sehr guten thönernen
Gefäßes
bekannt, so daselbst ge-
macht wird, und allenthalben be-
liebt ist; daher es nicht allein durch
ganz Deutschland, sondern auch fast
durch ganz Europa verführet wird.
Dieses Gefäße besteht vornehmlich
in allerley zum Gebrauche der La-
boratorien und Apotheken dienlichen
Gefäßen, als Retorten, Kolben,
mit ihren Vorlagen, Helmen, Ca-
pellen; vielerley Gattungen von
Flaschen, insonderheit Brunnenfla-
schen, deren jährlich auf sechshun-
dert bis tausend Schock verthan
werden; Krügen, großen und klei-
nen Büchsen, Thee- und Caffeezeug,
und viel anderem Gefäße mehr; und
sind insonderheit die dasigen Trink-
geschirre deswegen angenehm, weil
das Getränke nicht nur lange Zeit
darinnen frisch bleibt, sondern auch
daraus wohl schmecket. Dieses
Gefäße wird aus einem weißen und
zarten Thone gemacht, der in
Fronsdorf, eine Meile von Alten-
burg, gegraben, und durch Hülfe
des gemeinen Salzes so hart ge-
brennet wird, daß man auch mit
den Scherben an einem Stahle
[Spaltenumbruch]

Waldheim
Feuer schlagen kann, welches sonst
andere irdene Scherben nicht thun.
Der Farbe nach ist selbiges gemei-
niglich braun, oder auch weiß;
theils glatt, und theils mit erha-
benen Figuren gearbeitet. Zu mer-
ken aber ist noch dieses, daß dieses
Gefäß nur in der Altstadt Walden-
burg zur rechten Hand der Mulde
von den daselbst wohnenden Töpfern
recht sauber und künstlich gearbeitet
wird: an entlegenen Orten pflegen
die Porzellainhändler damit zu han-
deln. Man bekömmt auch von
Waldenburg noch verschiedene Ar-
ten von Kreide,
als braune, viol-
blaue, und gelbe.

Waldgilgen, siehe Geißblatt.

Waldheim, eine kleine Stadt in
dem leipziger Kreise des Churfür-
stenthums Sachsen, an der Tscho-
pa gelegen, über welche daselbst ei-
ne steinerne Brücke geht. Jn dem
dasigen Schlosse vor der Stadt ist
im Jahre 1716. ein Zucht- Armen-
Waysen- und Tollhaus angeleget
worden, in welchem nicht allein
von den Züchtlingen viel braunes,
gelbes, japanisches, Brasilien-

und Fernambukholz geraspelt,
und sodann um billigen Preiß in
Geld gesetzet, und an die Liebhaber
verlassen; ingleichen viel Gersten-
graupen
gestampfet, und Haber-
grütze
gemahlen; von den Armen
und Waysen aber Wolle gelesen,
gesponnen und gestricket wird; son-
dern auch verschiedene Manufactu-
ren
angerichtet sind, in welchen
Tuch, verschiedene Zeuge, Boy etc.
gemacht werden. Vorzüglich aber
ist die vor einigen Jahren angelegte
Flanelldruckerey in sehr vollkom-
menen Stand gekommen, wie denn
die daselbst gedruckten Flanelle in-
sonderheit wegen der außerordent-
lich schön auffallenden Farben sehr
gerühmt werden, und ungemein be-
liebt sind.

Wald-

[Spaltenumbruch]

Waidfuß
und Einſchlaͤgen bringen ließen:
allein andere, und ſonderlich Le-
mery,
geben dieſen Namen der Pot-
aſche,
lat. Cinis clavellatus, ge-
nannt; und ſo verſtehen es auch
viele Handwerker bey uns, die ſie
brauchen, ſonderlich die Hornarbei-
ter, ſiehe uͤbrigens die Artikel:
Alaun, Druſenaſche und Potaſche.

Waidfuß, Faͤrberwort, ſ. Fuß.

Waldenburg, lat. Waldenbur-
gum
,
eine kleine Stadt im erzgebir-
giſchen Kreiſe des Churfuͤrſtenthums
Sachſen, zwiſchen Zwickau und Al-
tenburg, an der ſchneebergiſchen
Mulde gelegen. Sie iſt der Sitz
einer Linie des graͤflichen Hauſes
Schoͤnburg, und hat mit einigen
dazu gehoͤrigen Doͤrfern den Titel
einer Herrſchaft. Dieſe Stadt iſt
wegen des ſehr guten thoͤnernen
Gefaͤßes
bekannt, ſo daſelbſt ge-
macht wird, und allenthalben be-
liebt iſt; daher es nicht allein durch
ganz Deutſchland, ſondern auch faſt
durch ganz Europa verfuͤhret wird.
Dieſes Gefaͤße beſteht vornehmlich
in allerley zum Gebrauche der La-
boratorien und Apotheken dienlichen
Gefaͤßen, als Retorten, Kolben,
mit ihren Vorlagen, Helmen, Ca-
pellen; vielerley Gattungen von
Flaſchen, inſonderheit Brunnenfla-
ſchen, deren jaͤhrlich auf ſechshun-
dert bis tauſend Schock verthan
werden; Kruͤgen, großen und klei-
nen Buͤchſen, Thee- und Caffeezeug,
und viel anderem Gefaͤße mehr; und
ſind inſonderheit die daſigen Trink-
geſchirre deswegen angenehm, weil
das Getraͤnke nicht nur lange Zeit
darinnen friſch bleibt, ſondern auch
daraus wohl ſchmecket. Dieſes
Gefaͤße wird aus einem weißen und
zarten Thone gemacht, der in
Fronsdorf, eine Meile von Alten-
burg, gegraben, und durch Huͤlfe
des gemeinen Salzes ſo hart ge-
brennet wird, daß man auch mit
den Scherben an einem Stahle
[Spaltenumbruch]

Waldheim
Feuer ſchlagen kann, welches ſonſt
andere irdene Scherben nicht thun.
Der Farbe nach iſt ſelbiges gemei-
niglich braun, oder auch weiß;
theils glatt, und theils mit erha-
benen Figuren gearbeitet. Zu mer-
ken aber iſt noch dieſes, daß dieſes
Gefaͤß nur in der Altſtadt Walden-
burg zur rechten Hand der Mulde
von den daſelbſt wohnenden Toͤpfern
recht ſauber und kuͤnſtlich gearbeitet
wird: an entlegenen Orten pflegen
die Porzellainhaͤndler damit zu han-
deln. Man bekoͤmmt auch von
Waldenburg noch verſchiedene Ar-
ten von Kreide,
als braune, viol-
blaue, und gelbe.

Waldgilgen, ſiehe Geißblatt.

Waldheim, eine kleine Stadt in
dem leipziger Kreiſe des Churfuͤr-
ſtenthums Sachſen, an der Tſcho-
pa gelegen, uͤber welche daſelbſt ei-
ne ſteinerne Bruͤcke geht. Jn dem
daſigen Schloſſe vor der Stadt iſt
im Jahre 1716. ein Zucht- Armen-
Wayſen- und Tollhaus angeleget
worden, in welchem nicht allein
von den Zuͤchtlingen viel braunes,
gelbes, japaniſches, Braſilien-

und Fernambukholz geraſpelt,
und ſodann um billigen Preiß in
Geld geſetzet, und an die Liebhaber
verlaſſen; ingleichen viel Gerſten-
graupen
geſtampfet, und Haber-
gruͤtze
gemahlen; von den Armen
und Wayſen aber Wolle geleſen,
geſponnen und geſtricket wird; ſon-
dern auch verſchiedene Manufactu-
ren
angerichtet ſind, in welchen
Tuch, verſchiedene Zeuge, Boy ꝛc.
gemacht werden. Vorzuͤglich aber
iſt die vor einigen Jahren angelegte
Flanelldruckerey in ſehr vollkom-
menen Stand gekommen, wie denn
die daſelbſt gedruckten Flanelle in-
ſonderheit wegen der außerordent-
lich ſchoͤn auffallenden Farben ſehr
geruͤhmt werden, und ungemein be-
liebt ſind.

Wald-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0310" n="[304]"/><cb n="607"/><fw place="top" type="header">Waidfuß</fw><lb/>
und Ein&#x017F;chla&#x0364;gen bringen ließen:<lb/>
allein andere, und &#x017F;onderlich <hi rendition="#fr">Le-<lb/>
mery,</hi> geben die&#x017F;en Namen der <hi rendition="#fr">Pot-<lb/>
a&#x017F;che,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cinis clavellatus</hi>,</hi> ge-<lb/>
nannt; und &#x017F;o ver&#x017F;tehen es auch<lb/>
viele Handwerker bey uns, die &#x017F;ie<lb/>
brauchen, &#x017F;onderlich die Hornarbei-<lb/>
ter, &#x017F;iehe u&#x0364;brigens die Artikel:<lb/><hi rendition="#fr">Alaun, Dru&#x017F;ena&#x017F;che</hi> und <hi rendition="#fr">Pota&#x017F;che.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Waidfuß,</hi> Fa&#x0364;rberwort, &#x017F;. <hi rendition="#fr">Fuß.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Waldenburg,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Waldenbur-<lb/>
gum</hi>,</hi> eine kleine Stadt im erzgebir-<lb/>
gi&#x017F;chen Krei&#x017F;e des Churfu&#x0364;r&#x017F;tenthums<lb/>
Sach&#x017F;en, zwi&#x017F;chen Zwickau und Al-<lb/>
tenburg, an der &#x017F;chneebergi&#x017F;chen<lb/>
Mulde gelegen. Sie i&#x017F;t der Sitz<lb/>
einer Linie des gra&#x0364;flichen Hau&#x017F;es<lb/>
Scho&#x0364;nburg, und hat mit einigen<lb/>
dazu geho&#x0364;rigen Do&#x0364;rfern den Titel<lb/>
einer Herr&#x017F;chaft. Die&#x017F;e Stadt i&#x017F;t<lb/>
wegen des &#x017F;ehr guten <hi rendition="#fr">tho&#x0364;nernen<lb/>
Gefa&#x0364;ßes</hi> bekannt, &#x017F;o da&#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
macht wird, und allenthalben be-<lb/>
liebt i&#x017F;t; daher es nicht allein durch<lb/>
ganz Deut&#x017F;chland, &#x017F;ondern auch fa&#x017F;t<lb/>
durch ganz Europa verfu&#x0364;hret wird.<lb/>
Die&#x017F;es Gefa&#x0364;ße be&#x017F;teht vornehmlich<lb/>
in allerley zum Gebrauche der La-<lb/>
boratorien und Apotheken dienlichen<lb/>
Gefa&#x0364;ßen, als Retorten, Kolben,<lb/>
mit ihren Vorlagen, Helmen, Ca-<lb/>
pellen; vielerley Gattungen von<lb/>
Fla&#x017F;chen, in&#x017F;onderheit Brunnenfla-<lb/>
&#x017F;chen, deren ja&#x0364;hrlich auf &#x017F;echshun-<lb/>
dert bis tau&#x017F;end Schock verthan<lb/>
werden; Kru&#x0364;gen, großen und klei-<lb/>
nen Bu&#x0364;ch&#x017F;en, Thee- und Caffeezeug,<lb/>
und viel anderem Gefa&#x0364;ße mehr; und<lb/>
&#x017F;ind in&#x017F;onderheit die da&#x017F;igen Trink-<lb/>
ge&#x017F;chirre deswegen angenehm, weil<lb/>
das Getra&#x0364;nke nicht nur lange Zeit<lb/>
darinnen fri&#x017F;ch bleibt, &#x017F;ondern auch<lb/>
daraus wohl &#x017F;chmecket. Die&#x017F;es<lb/>
Gefa&#x0364;ße wird aus einem weißen und<lb/>
zarten Thone gemacht, der in<lb/>
Fronsdorf, eine Meile von Alten-<lb/>
burg, gegraben, und durch Hu&#x0364;lfe<lb/>
des gemeinen Salzes &#x017F;o hart ge-<lb/>
brennet wird, daß man auch mit<lb/>
den Scherben an einem Stahle<lb/><cb n="608"/>
<fw place="top" type="header">Waldheim</fw><lb/>
Feuer &#x017F;chlagen kann, welches &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
andere irdene Scherben nicht thun.<lb/>
Der Farbe nach i&#x017F;t &#x017F;elbiges gemei-<lb/>
niglich braun, oder auch weiß;<lb/>
theils glatt, und theils mit erha-<lb/>
benen Figuren gearbeitet. Zu mer-<lb/>
ken aber i&#x017F;t noch die&#x017F;es, daß die&#x017F;es<lb/>
Gefa&#x0364;ß nur in der Alt&#x017F;tadt Walden-<lb/>
burg zur rechten Hand der Mulde<lb/>
von den da&#x017F;elb&#x017F;t wohnenden To&#x0364;pfern<lb/>
recht &#x017F;auber und ku&#x0364;n&#x017F;tlich gearbeitet<lb/>
wird: an entlegenen Orten pflegen<lb/>
die Porzellainha&#x0364;ndler damit zu han-<lb/>
deln. Man beko&#x0364;mmt auch von<lb/>
Waldenburg noch ver&#x017F;chiedene <hi rendition="#fr">Ar-<lb/>
ten von Kreide,</hi> als braune, viol-<lb/>
blaue, und gelbe.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Waldgilgen,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Geißblatt.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Waldheim,</hi> eine kleine Stadt in<lb/>
dem leipziger Krei&#x017F;e des Churfu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tenthums Sach&#x017F;en, an der T&#x017F;cho-<lb/>
pa gelegen, u&#x0364;ber welche da&#x017F;elb&#x017F;t ei-<lb/>
ne &#x017F;teinerne Bru&#x0364;cke geht. Jn dem<lb/>
da&#x017F;igen Schlo&#x017F;&#x017F;e vor der Stadt i&#x017F;t<lb/>
im Jahre 1716. ein Zucht- Armen-<lb/>
Way&#x017F;en- und Tollhaus angeleget<lb/>
worden, in welchem nicht allein<lb/>
von den Zu&#x0364;chtlingen <hi rendition="#fr">viel braunes,<lb/>
gelbes, japani&#x017F;ches, Bra&#x017F;ilien-</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Fernambukholz</hi> gera&#x017F;pelt,<lb/>
und &#x017F;odann um billigen Preiß in<lb/>
Geld ge&#x017F;etzet, und an die Liebhaber<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en; ingleichen viel <hi rendition="#fr">Ger&#x017F;ten-<lb/>
graupen</hi> ge&#x017F;tampfet, und <hi rendition="#fr">Haber-<lb/>
gru&#x0364;tze</hi> gemahlen; von den Armen<lb/>
und Way&#x017F;en aber <hi rendition="#fr">Wolle</hi> gele&#x017F;en,<lb/>
ge&#x017F;ponnen und ge&#x017F;tricket wird; &#x017F;on-<lb/>
dern auch ver&#x017F;chiedene <hi rendition="#fr">Manufactu-<lb/>
ren</hi> angerichtet &#x017F;ind, in welchen<lb/>
Tuch, ver&#x017F;chiedene Zeuge, Boy &#xA75B;c.<lb/>
gemacht werden. Vorzu&#x0364;glich aber<lb/>
i&#x017F;t die vor einigen Jahren angelegte<lb/><hi rendition="#fr">Flanelldruckerey</hi> in &#x017F;ehr vollkom-<lb/>
menen Stand gekommen, wie denn<lb/>
die da&#x017F;elb&#x017F;t gedruckten Flanelle in-<lb/>
&#x017F;onderheit wegen der außerordent-<lb/>
lich &#x017F;cho&#x0364;n auffallenden Farben &#x017F;ehr<lb/>
geru&#x0364;hmt werden, und ungemein be-<lb/>
liebt &#x017F;ind.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wald-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[304]/0310] Waidfuß Waldheim und Einſchlaͤgen bringen ließen: allein andere, und ſonderlich Le- mery, geben dieſen Namen der Pot- aſche, lat. Cinis clavellatus, ge- nannt; und ſo verſtehen es auch viele Handwerker bey uns, die ſie brauchen, ſonderlich die Hornarbei- ter, ſiehe uͤbrigens die Artikel: Alaun, Druſenaſche und Potaſche. Waidfuß, Faͤrberwort, ſ. Fuß. Waldenburg, lat. Waldenbur- gum, eine kleine Stadt im erzgebir- giſchen Kreiſe des Churfuͤrſtenthums Sachſen, zwiſchen Zwickau und Al- tenburg, an der ſchneebergiſchen Mulde gelegen. Sie iſt der Sitz einer Linie des graͤflichen Hauſes Schoͤnburg, und hat mit einigen dazu gehoͤrigen Doͤrfern den Titel einer Herrſchaft. Dieſe Stadt iſt wegen des ſehr guten thoͤnernen Gefaͤßes bekannt, ſo daſelbſt ge- macht wird, und allenthalben be- liebt iſt; daher es nicht allein durch ganz Deutſchland, ſondern auch faſt durch ganz Europa verfuͤhret wird. Dieſes Gefaͤße beſteht vornehmlich in allerley zum Gebrauche der La- boratorien und Apotheken dienlichen Gefaͤßen, als Retorten, Kolben, mit ihren Vorlagen, Helmen, Ca- pellen; vielerley Gattungen von Flaſchen, inſonderheit Brunnenfla- ſchen, deren jaͤhrlich auf ſechshun- dert bis tauſend Schock verthan werden; Kruͤgen, großen und klei- nen Buͤchſen, Thee- und Caffeezeug, und viel anderem Gefaͤße mehr; und ſind inſonderheit die daſigen Trink- geſchirre deswegen angenehm, weil das Getraͤnke nicht nur lange Zeit darinnen friſch bleibt, ſondern auch daraus wohl ſchmecket. Dieſes Gefaͤße wird aus einem weißen und zarten Thone gemacht, der in Fronsdorf, eine Meile von Alten- burg, gegraben, und durch Huͤlfe des gemeinen Salzes ſo hart ge- brennet wird, daß man auch mit den Scherben an einem Stahle Feuer ſchlagen kann, welches ſonſt andere irdene Scherben nicht thun. Der Farbe nach iſt ſelbiges gemei- niglich braun, oder auch weiß; theils glatt, und theils mit erha- benen Figuren gearbeitet. Zu mer- ken aber iſt noch dieſes, daß dieſes Gefaͤß nur in der Altſtadt Walden- burg zur rechten Hand der Mulde von den daſelbſt wohnenden Toͤpfern recht ſauber und kuͤnſtlich gearbeitet wird: an entlegenen Orten pflegen die Porzellainhaͤndler damit zu han- deln. Man bekoͤmmt auch von Waldenburg noch verſchiedene Ar- ten von Kreide, als braune, viol- blaue, und gelbe. Waldgilgen, ſiehe Geißblatt. Waldheim, eine kleine Stadt in dem leipziger Kreiſe des Churfuͤr- ſtenthums Sachſen, an der Tſcho- pa gelegen, uͤber welche daſelbſt ei- ne ſteinerne Bruͤcke geht. Jn dem daſigen Schloſſe vor der Stadt iſt im Jahre 1716. ein Zucht- Armen- Wayſen- und Tollhaus angeleget worden, in welchem nicht allein von den Zuͤchtlingen viel braunes, gelbes, japaniſches, Braſilien- und Fernambukholz geraſpelt, und ſodann um billigen Preiß in Geld geſetzet, und an die Liebhaber verlaſſen; ingleichen viel Gerſten- graupen geſtampfet, und Haber- gruͤtze gemahlen; von den Armen und Wayſen aber Wolle geleſen, geſponnen und geſtricket wird; ſon- dern auch verſchiedene Manufactu- ren angerichtet ſind, in welchen Tuch, verſchiedene Zeuge, Boy ꝛc. gemacht werden. Vorzuͤglich aber iſt die vor einigen Jahren angelegte Flanelldruckerey in ſehr vollkom- menen Stand gekommen, wie denn die daſelbſt gedruckten Flanelle in- ſonderheit wegen der außerordent- lich ſchoͤn auffallenden Farben ſehr geruͤhmt werden, und ungemein be- liebt ſind. Wald-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/310
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [304]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/310>, abgerufen am 13.05.2024.