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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vista
ne erhalte. Man muß den Visna-
ga nehmen, wenn er vollkommen,
am größten und gelblichsten ist.
Diese Zahnstocher gehen an beyden
Enden spitzig zu, und werden tau-
sendweise verkauft. Man zieht sie
den federnen Zahnstochern vor, weil
sie das Zahnfleisch nicht so stechen,
und einen guten Geschmack im
Munde zurück lassen. Die Krämer
handeln damit, wenn sie geschnit-
ten sind. Sie müssen fein groß,
ganz, und gelb seyn.

Vista, a Vista, siehe Sicht.

Vitinen, oder Wittinen, sind
kleine platte Fahrzeuge, so in Preus-
sen gebraucht werden.

Vitlegers. Fahrzeug, siehe Aus-
leger.

Vitre, oder Vitray, eine kleine
Stadt am Flusse Vilaine, in der
französischen Provinz Bretagne ge-
legen. Jhre Lage in der Nachbar-
schaft der Provinzen Normandie,
Maine und Anjou, von denen sie
nur 3, 4 bis 6 Meilen abliegt, be-
fördert die Handlung dieser Stadt
mit besagten Provinzen ungemein.
Und dennoch hat man, weder in
der Stadt, noch in deren Weichbilde,
eine ordentlich angelegte Manu-
factur,
noch eine ordentliche be-
stimmte Handlung; sondern die
Einwohner, die aus allerley Hand-
werkern bestehen, machen allerley
Waaren, so wie die Kaufleute in
derselben ebenfalls mit allerley
Waaren handeln. Es giebt zu
Vitre verschiedene Einwohner, die
eine ziemlich beträchtliche Handlung
nach Spanien treiben, und die so
gar ihr eigenes Hauswesen in Spa-
nien haben. Diese Handlung ge-
schieht, ohne daß sie einmal Nie-
derlagen hätten, und ohne daß die
Waaren, die sie nach Spanien sen-
den, durch ihre Hände gehen. Denn
sie lassen solche durch Commißionärs
einkaufen, die solche gerades We-
ges nach St. Malo senden; wo sie
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Vitriol
auf die Schiffe geladen werden,
die diese Kaufleute nach Spanien
befrachten.

Vitriol oder Kupferwasser,
lat.
Vitriolum, Chalcantum, oder
Chalcitis, Cuperosa, franz. Vitriol,
Couperose
,
ital. Cuperosa (wiewol
verschiedene von diesen Namen ei-
gentlich nur einigen Gattungen da-
von zukommen, indem die Namen
Kupferwasser, Cuperosa, Couperose,
nur dem Kupfervitriol; und der
Name Chalcanthum oder Chalcitis
nur dem Atramentsteine gebühren)
ist ein metallisches Salz, welches
seinen Ursprung von einer im Was-
ser eingemischten Schwefelsäure hat,
und welches einiges Metall aufge-
löset, und sich solchergestalt mit
demselben zu einem Salze crystallisi-
ret hat. Die (I) Eigenschaften; wel-
che dieses Salz an sich hat, und
wodurch es sich von allen andern
Salzen unterscheidet, sind folgende:
1) Es bildet ein scharf gespitztes
Viereck, oder eine rautenförmige
Figur, in welcher Figur sich der
Vitriol erst crystallisiret; wenn er
aber im Wasser aufgelöset ist, und
auf das neue crystallisiret, so be-
kömmt er eine zwölfseitige Figur,
die bald mehr, bald weniger regu-
lär ist. 2) Jm Feuer schmelzet es
mit einigem Sprudeln erstlich ganz
fließend wie Wasser; nach diesem
aber wird es zu einer trocknen,
harten, aber pulverhaften Consi-
stenz. 3) Es erfordert sechzehnmal
so viel Wasser, als es selbst wiegt,
ehe es aufgelöst werden kann.
4) Auf der Zunge hat es einen her-
ben eckligten Geschmack. Man hat
davon verschiedene (II) Gattungen,
die theils von der Natur, und theils
durch die Kunst hervorgebracht
werden. Anlangend (A) die na-
türlichen, erzeugten
oder gegra-
benen Vitriole, lat.
Vitriola na-
tiva
;
so merke man von ihnen fol-
gendes: So vielerley Metalle von

einer

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Viſta
ne erhalte. Man muß den Visna-
ga nehmen, wenn er vollkommen,
am groͤßten und gelblichſten iſt.
Dieſe Zahnſtocher gehen an beyden
Enden ſpitzig zu, und werden tau-
ſendweiſe verkauft. Man zieht ſie
den federnen Zahnſtochern vor, weil
ſie das Zahnfleiſch nicht ſo ſtechen,
und einen guten Geſchmack im
Munde zuruͤck laſſen. Die Kraͤmer
handeln damit, wenn ſie geſchnit-
ten ſind. Sie muͤſſen fein groß,
ganz, und gelb ſeyn.

Viſta, à Viſta, ſiehe Sicht.

Vitinen, oder Wittinen, ſind
kleine platte Fahrzeuge, ſo in Preuſ-
ſen gebraucht werden.

Vitlegers. Fahrzeug, ſiehe Aus-
leger.

Vitre, oder Vitray, eine kleine
Stadt am Fluſſe Vilaine, in der
franzoͤſiſchen Provinz Bretagne ge-
legen. Jhre Lage in der Nachbar-
ſchaft der Provinzen Normandie,
Maine und Anjou, von denen ſie
nur 3, 4 bis 6 Meilen abliegt, be-
foͤrdert die Handlung dieſer Stadt
mit beſagten Provinzen ungemein.
Und dennoch hat man, weder in
der Stadt, noch in deren Weichbilde,
eine ordentlich angelegte Manu-
factur,
noch eine ordentliche be-
ſtimmte Handlung; ſondern die
Einwohner, die aus allerley Hand-
werkern beſtehen, machen allerley
Waaren, ſo wie die Kaufleute in
derſelben ebenfalls mit allerley
Waaren handeln. Es giebt zu
Vitre verſchiedene Einwohner, die
eine ziemlich betraͤchtliche Handlung
nach Spanien treiben, und die ſo
gar ihr eigenes Hausweſen in Spa-
nien haben. Dieſe Handlung ge-
ſchieht, ohne daß ſie einmal Nie-
derlagen haͤtten, und ohne daß die
Waaren, die ſie nach Spanien ſen-
den, durch ihre Haͤnde gehen. Denn
ſie laſſen ſolche durch Commißionaͤrs
einkaufen, die ſolche gerades We-
ges nach St. Malo ſenden; wo ſie
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Vitriol
auf die Schiffe geladen werden,
die dieſe Kaufleute nach Spanien
befrachten.

Vitriol oder Kupferwaſſer,
lat.
Vitriolum, Chalcantum, oder
Chalcitis, Cuperoſa, franz. Vitriol,
Couperoſe
,
ital. Cuperoſa (wiewol
verſchiedene von dieſen Namen ei-
gentlich nur einigen Gattungen da-
von zukommen, indem die Namen
Kupferwaſſer, Cuperoſa, Couperoſe,
nur dem Kupfervitriol; und der
Name Chalcanthum oder Chalcitis
nur dem Atramentſteine gebuͤhren)
iſt ein metalliſches Salz, welches
ſeinen Urſprung von einer im Waſ-
ſer eingemiſchten Schwefelſaͤure hat,
und welches einiges Metall aufge-
loͤſet, und ſich ſolchergeſtalt mit
demſelben zu einem Salze cryſtalliſi-
ret hat. Die (I) Eigenſchaften; wel-
che dieſes Salz an ſich hat, und
wodurch es ſich von allen andern
Salzen unterſcheidet, ſind folgende:
1) Es bildet ein ſcharf geſpitztes
Viereck, oder eine rautenfoͤrmige
Figur, in welcher Figur ſich der
Vitriol erſt cryſtalliſiret; wenn er
aber im Waſſer aufgeloͤſet iſt, und
auf das neue cryſtalliſiret, ſo be-
koͤmmt er eine zwoͤlfſeitige Figur,
die bald mehr, bald weniger regu-
laͤr iſt. 2) Jm Feuer ſchmelzet es
mit einigem Sprudeln erſtlich ganz
fließend wie Waſſer; nach dieſem
aber wird es zu einer trocknen,
harten, aber pulverhaften Conſi-
ſtenz. 3) Es erfordert ſechzehnmal
ſo viel Waſſer, als es ſelbſt wiegt,
ehe es aufgeloͤſt werden kann.
4) Auf der Zunge hat es einen her-
ben eckligten Geſchmack. Man hat
davon verſchiedene (II) Gattungen,
die theils von der Natur, und theils
durch die Kunſt hervorgebracht
werden. Anlangend (A) die na-
tuͤrlichen, erzeugten
oder gegra-
benen Vitriole, lat.
Vitriola na-
tiva
;
ſo merke man von ihnen fol-
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einer
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[[237]/0243] Viſta Vitriol ne erhalte. Man muß den Visna- ga nehmen, wenn er vollkommen, am groͤßten und gelblichſten iſt. Dieſe Zahnſtocher gehen an beyden Enden ſpitzig zu, und werden tau- ſendweiſe verkauft. Man zieht ſie den federnen Zahnſtochern vor, weil ſie das Zahnfleiſch nicht ſo ſtechen, und einen guten Geſchmack im Munde zuruͤck laſſen. Die Kraͤmer handeln damit, wenn ſie geſchnit- ten ſind. Sie muͤſſen fein groß, ganz, und gelb ſeyn. Viſta, à Viſta, ſiehe Sicht. Vitinen, oder Wittinen, ſind kleine platte Fahrzeuge, ſo in Preuſ- ſen gebraucht werden. Vitlegers. Fahrzeug, ſiehe Aus- leger. Vitre, oder Vitray, eine kleine Stadt am Fluſſe Vilaine, in der franzoͤſiſchen Provinz Bretagne ge- legen. Jhre Lage in der Nachbar- ſchaft der Provinzen Normandie, Maine und Anjou, von denen ſie nur 3, 4 bis 6 Meilen abliegt, be- foͤrdert die Handlung dieſer Stadt mit beſagten Provinzen ungemein. Und dennoch hat man, weder in der Stadt, noch in deren Weichbilde, eine ordentlich angelegte Manu- factur, noch eine ordentliche be- ſtimmte Handlung; ſondern die Einwohner, die aus allerley Hand- werkern beſtehen, machen allerley Waaren, ſo wie die Kaufleute in derſelben ebenfalls mit allerley Waaren handeln. Es giebt zu Vitre verſchiedene Einwohner, die eine ziemlich betraͤchtliche Handlung nach Spanien treiben, und die ſo gar ihr eigenes Hausweſen in Spa- nien haben. Dieſe Handlung ge- ſchieht, ohne daß ſie einmal Nie- derlagen haͤtten, und ohne daß die Waaren, die ſie nach Spanien ſen- den, durch ihre Haͤnde gehen. Denn ſie laſſen ſolche durch Commißionaͤrs einkaufen, die ſolche gerades We- ges nach St. Malo ſenden; wo ſie auf die Schiffe geladen werden, die dieſe Kaufleute nach Spanien befrachten. Vitriol oder Kupferwaſſer, lat. Vitriolum, Chalcantum, oder Chalcitis, Cuperoſa, franz. Vitriol, Couperoſe, ital. Cuperoſa (wiewol verſchiedene von dieſen Namen ei- gentlich nur einigen Gattungen da- von zukommen, indem die Namen Kupferwaſſer, Cuperoſa, Couperoſe, nur dem Kupfervitriol; und der Name Chalcanthum oder Chalcitis nur dem Atramentſteine gebuͤhren) iſt ein metalliſches Salz, welches ſeinen Urſprung von einer im Waſ- ſer eingemiſchten Schwefelſaͤure hat, und welches einiges Metall aufge- loͤſet, und ſich ſolchergeſtalt mit demſelben zu einem Salze cryſtalliſi- ret hat. Die (I) Eigenſchaften; wel- che dieſes Salz an ſich hat, und wodurch es ſich von allen andern Salzen unterſcheidet, ſind folgende: 1) Es bildet ein ſcharf geſpitztes Viereck, oder eine rautenfoͤrmige Figur, in welcher Figur ſich der Vitriol erſt cryſtalliſiret; wenn er aber im Waſſer aufgeloͤſet iſt, und auf das neue cryſtalliſiret, ſo be- koͤmmt er eine zwoͤlfſeitige Figur, die bald mehr, bald weniger regu- laͤr iſt. 2) Jm Feuer ſchmelzet es mit einigem Sprudeln erſtlich ganz fließend wie Waſſer; nach dieſem aber wird es zu einer trocknen, harten, aber pulverhaften Conſi- ſtenz. 3) Es erfordert ſechzehnmal ſo viel Waſſer, als es ſelbſt wiegt, ehe es aufgeloͤſt werden kann. 4) Auf der Zunge hat es einen her- ben eckligten Geſchmack. Man hat davon verſchiedene (II) Gattungen, die theils von der Natur, und theils durch die Kunſt hervorgebracht werden. Anlangend (A) die na- tuͤrlichen, erzeugten oder gegra- benen Vitriole, lat. Vitriola na- tiva; ſo merke man von ihnen fol- gendes: So vielerley Metalle von einer

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [237]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/243>, abgerufen am 24.11.2024.