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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vicunna
werden zu Fortbringung der Weine,
der Waaren und anderer Lasten ge-
braucht, indem sie bis auf 5 Aro-
ben, oder 125 Pfunde tragen kön-
nen. Sie gehen allezeit trupp-
oder caravanenweise, weil sie, eben
wie die Schafe, die Gesellschaft lie-
ben, und eines dem andern folgen.
Außer dem itzterwähnten Nutzen,
den man von diesen Thieren in An-
sehung der Fortbringung der Lasten
hat, sind sie auch noch, wegen ih-
rer Wolle sehr nützlich, die eine
braune, oder aschgraue, manchmal
mit weißen Flecken untermischte
Farbe hat, und ihnen jährlich ein-
mal abgenommen wird. Diese
Wolle, die man spanisch Lana Vi-
cunna,
das ist, Vicunna- oder Vi-
gognewolle
nennet, ist aus keinem
andern Lande zu haben, als aus
Peru, weil dieses das einzige Land
in der Welt ist, wo diese Thiere zu
finden sind. Denn ob zwar die Kö-
nige von Spanien zu unterschiede-
nenmalen versuchet haben, diese
Thiere nach Spanien zu bringen, in
der Hoffnung, daß sie sich daselbst
vermehren, und folglich deren Wol-
le gemeiner werden, und nicht so
theuer fallen sollte, wenn nämlich
die Transportkosten ersparet, und die
Gefahr zur See vermieden würde:
so hat doch solches niemals ange-
hen wollen, sondern diese Thiere
sind entweder aus Mangel des ih-
nen zuträglichen Futters, oder weil
sie die Luft und Witterung nicht
haben vertragen können, allemal
gestorben, daher denn die Spanier
diesen Vorsatz schon lange haben
fahren lassen. Jn den ersten Jah-
ren nach der Entdeckung von Peru,
war es verbothen, diese Waare in
fremde Länder zu verführen; nach
der Zeit aber ist die Handlung mit
derselben gegen Erlegung eines an-
sehnlichen Ausfahrtszolles erlaubet
worden, welcher Zoll aber dem Kö-
nige von Spanien nicht viel einträgt,
[Spaltenumbruch]
Vieh
wegen der Unterschleife, so dabey
begangen werden, indem ein großer
Theil von dieser Wolle in Matratzen,
wie gemeine Wolle, ausgeführet wird,
daß also, ungeachtet solche in Menge
ausgeht, nur wenig davon angege-
ben und verzollet wird. Man hat
davon dreyerley Gattungen, näm-
lich die feine, die carmeline, oder
Bastard, und die Klumpenwolle,
franz. Pelotage, welche letztere des-
wegen so genennet wird, weil sie in
Klumpen (Pelotes) heraus kömmt.
Alle diese drey Gattungen, von de-
nen jedoch die letzte nicht geachtet
wird, werden in Spanien zu ver-
schiedenen Wollenzeugmanufacturen
gebrauchet. Jn Frankreich hinge-
gen ist es verbothen, sie in den
Tuchfabriken mit zu gebrauchen, weil
sie daselbst eigentlich nur zur Ver-
fertigung derjenigen Hüte bestimmet
ist, die man daher Vigognehüte
nennet; zu welchen sie jedoch eben-
falls nicht allein gebrauchet werden
kann, sondern allemal entweder mit
Kaninchen- oder Kaninchen- u. Ha-
senhaaren vermischt werden muß.
Ueber dieses findet man auch in den
Magen dieser Thiere eine Gattung
von Bezoar, die sehr hoch geachtet
wird, siehe Bezoar.

Vidimiren, heißt, wenn eine
Abschrift eines Briefes, oder an-
dern Documents gegen das Origi-
nal gehalten, und gegen einander
übersehen und verlesen wird, und
der Notarius, oder Richter die Ab-
schrift mit seiner Unterschrift, und
Gerichts- und Notariatssiegel be-
kräftiget, daß sie mit dem Origi-
nale durchgehens gleichlautend sey.
Und diese glaubwürdige Abschrift,
oder Copey wird alsdann das Vidi-
mus
genennet.

Vieh, lat. Pecus, franz. Bete,
Betail
,
und in der mehrern Zahl
Bestiaux, nennet man allerley Thie-
re, so theils zum Nutzen einer
Hauswirthschaft gehalten werden,

und

[Spaltenumbruch]

Vicunna
werden zu Fortbringung der Weine,
der Waaren und anderer Laſten ge-
braucht, indem ſie bis auf 5 Aro-
ben, oder 125 Pfunde tragen koͤn-
nen. Sie gehen allezeit trupp-
oder caravanenweiſe, weil ſie, eben
wie die Schafe, die Geſellſchaft lie-
ben, und eines dem andern folgen.
Außer dem itzterwaͤhnten Nutzen,
den man von dieſen Thieren in An-
ſehung der Fortbringung der Laſten
hat, ſind ſie auch noch, wegen ih-
rer Wolle ſehr nuͤtzlich, die eine
braune, oder aſchgraue, manchmal
mit weißen Flecken untermiſchte
Farbe hat, und ihnen jaͤhrlich ein-
mal abgenommen wird. Dieſe
Wolle, die man ſpaniſch Lana Vi-
cunna,
das iſt, Vicunna- oder Vi-
gognewolle
nennet, iſt aus keinem
andern Lande zu haben, als aus
Peru, weil dieſes das einzige Land
in der Welt iſt, wo dieſe Thiere zu
finden ſind. Denn ob zwar die Koͤ-
nige von Spanien zu unterſchiede-
nenmalen verſuchet haben, dieſe
Thiere nach Spanien zu bringen, in
der Hoffnung, daß ſie ſich daſelbſt
vermehren, und folglich deren Wol-
le gemeiner werden, und nicht ſo
theuer fallen ſollte, wenn naͤmlich
die Tranſportkoſten erſparet, und die
Gefahr zur See vermieden wuͤrde:
ſo hat doch ſolches niemals ange-
hen wollen, ſondern dieſe Thiere
ſind entweder aus Mangel des ih-
nen zutraͤglichen Futters, oder weil
ſie die Luft und Witterung nicht
haben vertragen koͤnnen, allemal
geſtorben, daher denn die Spanier
dieſen Vorſatz ſchon lange haben
fahren laſſen. Jn den erſten Jah-
ren nach der Entdeckung von Peru,
war es verbothen, dieſe Waare in
fremde Laͤnder zu verfuͤhren; nach
der Zeit aber iſt die Handlung mit
derſelben gegen Erlegung eines an-
ſehnlichen Ausfahrtszolles erlaubet
worden, welcher Zoll aber dem Koͤ-
nige von Spanien nicht viel eintraͤgt,
[Spaltenumbruch]
Vieh
wegen der Unterſchleife, ſo dabey
begangen werden, indem ein großer
Theil von dieſer Wolle in Matratzen,
wie gemeine Wolle, ausgefuͤhret wird,
daß alſo, ungeachtet ſolche in Menge
ausgeht, nur wenig davon angege-
ben und verzollet wird. Man hat
davon dreyerley Gattungen, naͤm-
lich die feine, die carmeline, oder
Baſtard, und die Klumpenwolle,
franz. Pelotage, welche letztere des-
wegen ſo genennet wird, weil ſie in
Klumpen (Pelotes) heraus koͤmmt.
Alle dieſe drey Gattungen, von de-
nen jedoch die letzte nicht geachtet
wird, werden in Spanien zu ver-
ſchiedenen Wollenzeugmanufacturen
gebrauchet. Jn Frankreich hinge-
gen iſt es verbothen, ſie in den
Tuchfabriken mit zu gebrauchen, weil
ſie daſelbſt eigentlich nur zur Ver-
fertigung derjenigen Huͤte beſtimmet
iſt, die man daher Vigognehuͤte
nennet; zu welchen ſie jedoch eben-
falls nicht allein gebrauchet werden
kann, ſondern allemal entweder mit
Kaninchen- oder Kaninchen- u. Ha-
ſenhaaren vermiſcht werden muß.
Ueber dieſes findet man auch in den
Magen dieſer Thiere eine Gattung
von Bezoar, die ſehr hoch geachtet
wird, ſiehe Bezoar.

Vidimiren, heißt, wenn eine
Abſchrift eines Briefes, oder an-
dern Documents gegen das Origi-
nal gehalten, und gegen einander
uͤberſehen und verleſen wird, und
der Notarius, oder Richter die Ab-
ſchrift mit ſeiner Unterſchrift, und
Gerichts- und Notariatsſiegel be-
kraͤftiget, daß ſie mit dem Origi-
nale durchgehens gleichlautend ſey.
Und dieſe glaubwuͤrdige Abſchrift,
oder Copey wird alsdann das Vidi-
mus
genennet.

Vieh, lat. Pecus, franz. Bête,
Betail
,
und in der mehrern Zahl
Beſtiaux, nennet man allerley Thie-
re, ſo theils zum Nutzen einer
Hauswirthſchaft gehalten werden,

und
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[[224]/0230] Vicunna Vieh werden zu Fortbringung der Weine, der Waaren und anderer Laſten ge- braucht, indem ſie bis auf 5 Aro- ben, oder 125 Pfunde tragen koͤn- nen. Sie gehen allezeit trupp- oder caravanenweiſe, weil ſie, eben wie die Schafe, die Geſellſchaft lie- ben, und eines dem andern folgen. Außer dem itzterwaͤhnten Nutzen, den man von dieſen Thieren in An- ſehung der Fortbringung der Laſten hat, ſind ſie auch noch, wegen ih- rer Wolle ſehr nuͤtzlich, die eine braune, oder aſchgraue, manchmal mit weißen Flecken untermiſchte Farbe hat, und ihnen jaͤhrlich ein- mal abgenommen wird. Dieſe Wolle, die man ſpaniſch Lana Vi- cunna, das iſt, Vicunna- oder Vi- gognewolle nennet, iſt aus keinem andern Lande zu haben, als aus Peru, weil dieſes das einzige Land in der Welt iſt, wo dieſe Thiere zu finden ſind. Denn ob zwar die Koͤ- nige von Spanien zu unterſchiede- nenmalen verſuchet haben, dieſe Thiere nach Spanien zu bringen, in der Hoffnung, daß ſie ſich daſelbſt vermehren, und folglich deren Wol- le gemeiner werden, und nicht ſo theuer fallen ſollte, wenn naͤmlich die Tranſportkoſten erſparet, und die Gefahr zur See vermieden wuͤrde: ſo hat doch ſolches niemals ange- hen wollen, ſondern dieſe Thiere ſind entweder aus Mangel des ih- nen zutraͤglichen Futters, oder weil ſie die Luft und Witterung nicht haben vertragen koͤnnen, allemal geſtorben, daher denn die Spanier dieſen Vorſatz ſchon lange haben fahren laſſen. Jn den erſten Jah- ren nach der Entdeckung von Peru, war es verbothen, dieſe Waare in fremde Laͤnder zu verfuͤhren; nach der Zeit aber iſt die Handlung mit derſelben gegen Erlegung eines an- ſehnlichen Ausfahrtszolles erlaubet worden, welcher Zoll aber dem Koͤ- nige von Spanien nicht viel eintraͤgt, wegen der Unterſchleife, ſo dabey begangen werden, indem ein großer Theil von dieſer Wolle in Matratzen, wie gemeine Wolle, ausgefuͤhret wird, daß alſo, ungeachtet ſolche in Menge ausgeht, nur wenig davon angege- ben und verzollet wird. Man hat davon dreyerley Gattungen, naͤm- lich die feine, die carmeline, oder Baſtard, und die Klumpenwolle, franz. Pelotage, welche letztere des- wegen ſo genennet wird, weil ſie in Klumpen (Pelotes) heraus koͤmmt. Alle dieſe drey Gattungen, von de- nen jedoch die letzte nicht geachtet wird, werden in Spanien zu ver- ſchiedenen Wollenzeugmanufacturen gebrauchet. Jn Frankreich hinge- gen iſt es verbothen, ſie in den Tuchfabriken mit zu gebrauchen, weil ſie daſelbſt eigentlich nur zur Ver- fertigung derjenigen Huͤte beſtimmet iſt, die man daher Vigognehuͤte nennet; zu welchen ſie jedoch eben- falls nicht allein gebrauchet werden kann, ſondern allemal entweder mit Kaninchen- oder Kaninchen- u. Ha- ſenhaaren vermiſcht werden muß. Ueber dieſes findet man auch in den Magen dieſer Thiere eine Gattung von Bezoar, die ſehr hoch geachtet wird, ſiehe Bezoar. Vidimiren, heißt, wenn eine Abſchrift eines Briefes, oder an- dern Documents gegen das Origi- nal gehalten, und gegen einander uͤberſehen und verleſen wird, und der Notarius, oder Richter die Ab- ſchrift mit ſeiner Unterſchrift, und Gerichts- und Notariatsſiegel be- kraͤftiget, daß ſie mit dem Origi- nale durchgehens gleichlautend ſey. Und dieſe glaubwuͤrdige Abſchrift, oder Copey wird alsdann das Vidi- mus genennet. Vieh, lat. Pecus, franz. Bête, Betail, und in der mehrern Zahl Beſtiaux, nennet man allerley Thie- re, ſo theils zum Nutzen einer Hauswirthſchaft gehalten werden, und

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [224]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/230>, abgerufen am 28.04.2024.