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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Verkauf
ein ausgemachter Grundsatz: Waa-
ren werden da am theuersten, oder
wenigstens am häufigsten verthan,
wo ihr Gebrauch am angenehmsten
und nothwendigsten ist. Die Er-
kenntniß solcher Oerter kann er nir-
gends besser, als aus einer voll-
ständigen Kaufmanus-Geographie
herholen, in welcher das angezei-
get worden, was die Natur und
Kunst den Ländern versaget, und
ihre Einwohner sich daher von aus-
sen herzu führen lassen müssen, theils
zur nöthigen Erhaltung, theils
auch zur Wollust: und weil eine
dergleichen Geographie in ihrer
Vollständigkeit noch unter die guten
Wünsche gehöret; so kann man
indessen in dem gegenwärtigen Wer-
ke die geographischen Artikel, ja
die Artikel von jeder Waare, auf-
schlagen, welche hierinnen genug-
samen Unterricht geben. 2) Daß
der Kaufmann die Personen kenne,
welche diese oder jene Waare vor-
züglich gebrauchen.
Hierzu die-
net nun gar sehr, daß er sich den
Nutzen einer jeden Waare bekannt
mache, welchen wir daher auch in
dieser Akademie der Kaufleute gar
fleißig angemerket haben. Denn
daraus kann er abnehmen, welche
Profeßionsverwandten seine Waa-
ren gebrauchen, wenn es nämlich
insonderheit rohe Materialien sind.
Wenn ihm nun ferner bekannt ist,
wo solche Profeßionsverwandten am
meisten floriren, welches wir gleich-
falls in unserm Werke mit ange-
merket haben, so wird ihm dieses
auch zu der oben erforderten Er-
kenntniß der Oerter, wo der Ge-
brauch einer Waare am angenehm-
sten und nothwendigsten ist, zugleich
Anleitung geben. 3) Das schöne
und reinliche Ausputzen sowol,
als die Stellung einer Waare,
damit solche dem Käufer gleich in
die Augen falle, und ihn gleichsam
anlache. Daher muß ein Kauf-
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Verkauf
mann um die Waaren, welche ei-
nes Umschlags bedürfen, von Zeit
zu Zeit neues Papier schlagen. Denn
wenn die Käufer sehen, daß eine
Waare nicht reinlich, sondern übel
gehalten wird; so haben sie Ursache
zu glauben, daß sie alt und fehler-
haft sey: welches denn macht, daß
man sie nicht ansieht. Kurz: sie
wird verächtlich, und kann man
sie anders nicht, als mit ansehnli-
chem Verluste, verkaufen. 4) Das
Anpreisen der Waare gegen die
Käufer. Denn ob man wohl im
gemeinen Sprüchworte saget: Eine
gute Waare lobt sich selber; so
kann es doch nicht schaden, deren
Beschaffenheit geziemend, und ohne
falschen Hinterhalt, dem Käufer an-
zupreisen, weil nicht alle Käufer ge-
naue Kenner der Waaren sind. 5)
Mit Mäcklern, Schneidern, und
dergleichen Leuten, welche Abkäu-
fer zufübren können,
gute Be-
kanntschaft zu halten, ist auch rath-
sam. 6) Zuweilen ist es nützlich,
seine Handlung an solche Häuser,
die viel Waare consumiren, und gut
bezahlen, unter der Hand recom-
mendiren zu lassen.
7) Sobald
ein in guter Kundschaft sitzender
Verkäufer ein wenig dissortiret ist;
so suche er gleich frische Waare an
die Stelle der abgegangenen zu
schaffen,
damit kein Mangel bey
ihm erscheinen, und die Kundschaft
verloren gehen möge: wozu denn
ein wohl eingerichtetes Waarenre-
scontrobuch ihm gute Anleitung ge-
ben kann. 8) Kaufleute, die im
Ganzen handeln,
sollen sich, so
viel möglich, hüten, ihre Waa-
ren| keinen andern, als den Krä-
mern,
sonderlich aber nicht ins
Kleine zu verkaufen,
weil sonst sol-
che Krämer, wenn sie sehen, daß
der Großirer an andere im Kleinen
verkauft, und ihnen dadurch den
Profit des Handkaufs entzieht,
darüber misvergnügt werden, und

ihm
O 3

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Verkauf
ein ausgemachter Grundſatz: Waa-
ren werden da am theuerſten, oder
wenigſtens am haͤufigſten verthan,
wo ihr Gebrauch am angenehmſten
und nothwendigſten iſt. Die Er-
kenntniß ſolcher Oerter kann er nir-
gends beſſer, als aus einer voll-
ſtaͤndigen Kaufmanus-Geographie
herholen, in welcher das angezei-
get worden, was die Natur und
Kunſt den Laͤndern verſaget, und
ihre Einwohner ſich daher von auſ-
ſen herzu fuͤhren laſſen muͤſſen, theils
zur noͤthigen Erhaltung, theils
auch zur Wolluſt: und weil eine
dergleichen Geographie in ihrer
Vollſtaͤndigkeit noch unter die guten
Wuͤnſche gehoͤret; ſo kann man
indeſſen in dem gegenwaͤrtigen Wer-
ke die geographiſchen Artikel, ja
die Artikel von jeder Waare, auf-
ſchlagen, welche hierinnen genug-
ſamen Unterricht geben. 2) Daß
der Kaufmann die Perſonen kenne,
welche dieſe oder jene Waare vor-
zuͤglich gebrauchen.
Hierzu die-
net nun gar ſehr, daß er ſich den
Nutzen einer jeden Waare bekannt
mache, welchen wir daher auch in
dieſer Akademie der Kaufleute gar
fleißig angemerket haben. Denn
daraus kann er abnehmen, welche
Profeßionsverwandten ſeine Waa-
ren gebrauchen, wenn es naͤmlich
inſonderheit rohe Materialien ſind.
Wenn ihm nun ferner bekannt iſt,
wo ſolche Profeßionsverwandten am
meiſten floriren, welches wir gleich-
falls in unſerm Werke mit ange-
merket haben, ſo wird ihm dieſes
auch zu der oben erforderten Er-
kenntniß der Oerter, wo der Ge-
brauch einer Waare am angenehm-
ſten und nothwendigſten iſt, zugleich
Anleitung geben. 3) Das ſchoͤne
und reinliche Ausputzen ſowol,
als die Stellung einer Waare,
damit ſolche dem Kaͤufer gleich in
die Augen falle, und ihn gleichſam
anlache. Daher muß ein Kauf-
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Verkauf
mann um die Waaren, welche ei-
nes Umſchlags beduͤrfen, von Zeit
zu Zeit neues Papier ſchlagen. Denn
wenn die Kaͤufer ſehen, daß eine
Waare nicht reinlich, ſondern uͤbel
gehalten wird; ſo haben ſie Urſache
zu glauben, daß ſie alt und fehler-
haft ſey: welches denn macht, daß
man ſie nicht anſieht. Kurz: ſie
wird veraͤchtlich, und kann man
ſie anders nicht, als mit anſehnli-
chem Verluſte, verkaufen. 4) Das
Anpreiſen der Waare gegen die
Kaͤufer. Denn ob man wohl im
gemeinen Spruͤchworte ſaget: Eine
gute Waare lobt ſich ſelber; ſo
kann es doch nicht ſchaden, deren
Beſchaffenheit geziemend, und ohne
falſchen Hinterhalt, dem Kaͤufer an-
zupreiſen, weil nicht alle Kaͤufer ge-
naue Kenner der Waaren ſind. 5)
Mit Maͤcklern, Schneidern, und
dergleichen Leuten, welche Abkaͤu-
fer zufuͤbren koͤnnen,
gute Be-
kanntſchaft zu halten, iſt auch rath-
ſam. 6) Zuweilen iſt es nuͤtzlich,
ſeine Handlung an ſolche Haͤuſer,
die viel Waare conſumiren, und gut
bezahlen, unter der Hand recom-
mendiren zu laſſen.
7) Sobald
ein in guter Kundſchaft ſitzender
Verkaͤufer ein wenig diſſortiret iſt;
ſo ſuche er gleich friſche Waare an
die Stelle der abgegangenen zu
ſchaffen,
damit kein Mangel bey
ihm erſcheinen, und die Kundſchaft
verloren gehen moͤge: wozu denn
ein wohl eingerichtetes Waarenre-
ſcontrobuch ihm gute Anleitung ge-
ben kann. 8) Kaufleute, die im
Ganzen handeln,
ſollen ſich, ſo
viel moͤglich, huͤten, ihre Waa-
ren| keinen andern, als den Kraͤ-
mern,
ſonderlich aber nicht ins
Kleine zu verkaufen,
weil ſonſt ſol-
che Kraͤmer, wenn ſie ſehen, daß
der Großirer an andere im Kleinen
verkauft, und ihnen dadurch den
Profit des Handkaufs entzieht,
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[[213]/0219] Verkauf Verkauf ein ausgemachter Grundſatz: Waa- ren werden da am theuerſten, oder wenigſtens am haͤufigſten verthan, wo ihr Gebrauch am angenehmſten und nothwendigſten iſt. Die Er- kenntniß ſolcher Oerter kann er nir- gends beſſer, als aus einer voll- ſtaͤndigen Kaufmanus-Geographie herholen, in welcher das angezei- get worden, was die Natur und Kunſt den Laͤndern verſaget, und ihre Einwohner ſich daher von auſ- ſen herzu fuͤhren laſſen muͤſſen, theils zur noͤthigen Erhaltung, theils auch zur Wolluſt: und weil eine dergleichen Geographie in ihrer Vollſtaͤndigkeit noch unter die guten Wuͤnſche gehoͤret; ſo kann man indeſſen in dem gegenwaͤrtigen Wer- ke die geographiſchen Artikel, ja die Artikel von jeder Waare, auf- ſchlagen, welche hierinnen genug- ſamen Unterricht geben. 2) Daß der Kaufmann die Perſonen kenne, welche dieſe oder jene Waare vor- zuͤglich gebrauchen. Hierzu die- net nun gar ſehr, daß er ſich den Nutzen einer jeden Waare bekannt mache, welchen wir daher auch in dieſer Akademie der Kaufleute gar fleißig angemerket haben. Denn daraus kann er abnehmen, welche Profeßionsverwandten ſeine Waa- ren gebrauchen, wenn es naͤmlich inſonderheit rohe Materialien ſind. Wenn ihm nun ferner bekannt iſt, wo ſolche Profeßionsverwandten am meiſten floriren, welches wir gleich- falls in unſerm Werke mit ange- merket haben, ſo wird ihm dieſes auch zu der oben erforderten Er- kenntniß der Oerter, wo der Ge- brauch einer Waare am angenehm- ſten und nothwendigſten iſt, zugleich Anleitung geben. 3) Das ſchoͤne und reinliche Ausputzen ſowol, als die Stellung einer Waare, damit ſolche dem Kaͤufer gleich in die Augen falle, und ihn gleichſam anlache. Daher muß ein Kauf- mann um die Waaren, welche ei- nes Umſchlags beduͤrfen, von Zeit zu Zeit neues Papier ſchlagen. Denn wenn die Kaͤufer ſehen, daß eine Waare nicht reinlich, ſondern uͤbel gehalten wird; ſo haben ſie Urſache zu glauben, daß ſie alt und fehler- haft ſey: welches denn macht, daß man ſie nicht anſieht. Kurz: ſie wird veraͤchtlich, und kann man ſie anders nicht, als mit anſehnli- chem Verluſte, verkaufen. 4) Das Anpreiſen der Waare gegen die Kaͤufer. Denn ob man wohl im gemeinen Spruͤchworte ſaget: Eine gute Waare lobt ſich ſelber; ſo kann es doch nicht ſchaden, deren Beſchaffenheit geziemend, und ohne falſchen Hinterhalt, dem Kaͤufer an- zupreiſen, weil nicht alle Kaͤufer ge- naue Kenner der Waaren ſind. 5) Mit Maͤcklern, Schneidern, und dergleichen Leuten, welche Abkaͤu- fer zufuͤbren koͤnnen, gute Be- kanntſchaft zu halten, iſt auch rath- ſam. 6) Zuweilen iſt es nuͤtzlich, ſeine Handlung an ſolche Haͤuſer, die viel Waare conſumiren, und gut bezahlen, unter der Hand recom- mendiren zu laſſen. 7) Sobald ein in guter Kundſchaft ſitzender Verkaͤufer ein wenig diſſortiret iſt; ſo ſuche er gleich friſche Waare an die Stelle der abgegangenen zu ſchaffen, damit kein Mangel bey ihm erſcheinen, und die Kundſchaft verloren gehen moͤge: wozu denn ein wohl eingerichtetes Waarenre- ſcontrobuch ihm gute Anleitung ge- ben kann. 8) Kaufleute, die im Ganzen handeln, ſollen ſich, ſo viel moͤglich, huͤten, ihre Waa- ren| keinen andern, als den Kraͤ- mern, ſonderlich aber nicht ins Kleine zu verkaufen, weil ſonſt ſol- che Kraͤmer, wenn ſie ſehen, daß der Großirer an andere im Kleinen verkauft, und ihnen dadurch den Profit des Handkaufs entzieht, daruͤber misvergnuͤgt werden, und ihm O 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/219>, abgerufen am 27.04.2024.