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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tuchhandel
(V) Gattungen des Tuchhandels,
außer der ins Große und im Aus-
schnitte,
gebe, nämlich nachdem
der Tuchhändler theils entweder
nur mit rohen oder zubereiteten;
theils nur mit einheimischen oder
fremden Tüchern; theils mit bey-
den handelt. Anlangend den (1)
Handel mit rohen Tüchern: so
läßt der Tuchhändler, der lauter
rohe Tücher kaufet, solche entwe-
der (a) selbst zuvor färben, pressen
und zurichten, ehe er sie wieder
verkaufet, und gebrauchet hierzu
entweder eigene oder fremde Färbe-
reyen; oder er (b) verkaufet die
Tücher in solchem rohen Stan-
de wieder. So werden zu E. die
märkischen, sonderlich die ruppiner
und witstocker stark weiß oder roh
eingekauft, und hernach in Ham-
burg und Lübeck erst gefärbt, ge-
preßt, und zubereitet, sonderlich
auf die Farben, welche in Rußland,
Cur- und Liefland abgängig. Be-
treffend den (2) gemeinen Land-
tuchhandel,
oder den Handel mit
einheimischen zubereiteten Tüchern;
so ist solcher abermals nicht einer-
ley. Denn führet der Tuchhändler
nur einheimische Tücher; so läßt er
(a) solche entweder selbst machen, da
er denn darzu eigene Stühle in- oder
außerhalb seinem Hause hat; die
rohen Materialien dazu, als Wolle
und Farbezeuge, hergiebt; und
nur das Arbeitslohn bezahlt: oder
(b) es arbeiten die Tuchmacher, mit
denen er einen Contract hat, und
die also an ihn gebunden sind, vor
ihn, denen er, wenn sie die Waare
ins Haus bringen, entweder lauter
baares Geld dafür bezahlet, oder
zugleich Wolle oder Farbezeug mit
auf Rechnung giebt: oder (c) er kau-
fet die Tücher von denen Meistern,
bey denen er die beste Waare findet,
vor baares Geld. Endlich den (3)
Handel mit fremden oder feinen
ausländischen Tüchern
anlangend;
[Spaltenumbruch]
Tuchhandel
so bemerken wir überhaupt, daß
wir hierbey nur auf den Tuchhan-
del in Deutschland oder auf die
deutschen Tuchhändler unser Au-
genmerk richten: und so können
wir genau bestimmen a) was feine
ausländische Tücher genennet wer-
den?
Solche sind die so genannten
spanischen, holländischen, engli-
schen, französischen und italienischen
Tücher, von denen wir bereits im
Artikel Tuch unter Nummer VI und
VII geredet haben. Eine den Tuch-
händlern zu wissen nöthige Frage
ist b) welche unter den fremden
Tüchern im Tuchhandel einander
vorgezogen werden?
Die Beant-
wortung dieser Frage kann man
sich aus dem Artikel Tuch selbst
machen, wie wir unter Nummer IV
die Ordnung des Vorzugs der fei-
nen Tücher bereits angegeben haben.
Wir müssen aber auch (VI) die
Länder, wo der Tuchhandel ge-
trieben wird,
nach der Reihe an-
zeigen, wenn wir vorher die Gene-
ral- Anmerkung gemacht haben, daß
der Tuchhandel zwar in etwas in
Deutschland, Frankreich, Jtalien,
Spanien, etc. florire; unter allen
europäischen Nationen aber von den
Engländern und Holländern am
stärksten getrieben wird, immaßen
sie nicht nur jährlich viele Schiffs-
ladungen voll nach Ost- und West-
indien, nach der Levante, nach Ruß-
land, etc. senden, sondern auch in-
sonderheit das meiste Deutschland
aus ihren darinnen etablirten Tuch-
oder Lackenstapeln mit ihren schö-
nen und feinen Tüchern versehen,
und dessen hohe und niedrige Ein-
wohner damit bekleiden. Anlan-
gend den Tuchhandel in (1) Spanien;
so wird, weil dieses Reich zwar mit
guten, aber nicht überhäuften Tuch-
fabriken versehen ist (siehe Tuch),
wenig einheimisches Tuch daraus
verführet: da hingegen jährlich
eine große Menge französischer und

eng-
K 3

[Spaltenumbruch]

Tuchhandel
(V) Gattungen des Tuchhandels,
außer der ins Große und im Aus-
ſchnitte,
gebe, naͤmlich nachdem
der Tuchhaͤndler theils entweder
nur mit rohen oder zubereiteten;
theils nur mit einheimiſchen oder
fremden Tuͤchern; theils mit bey-
den handelt. Anlangend den (1)
Handel mit rohen Tuͤchern: ſo
laͤßt der Tuchhaͤndler, der lauter
rohe Tuͤcher kaufet, ſolche entwe-
der (a) ſelbſt zuvor faͤrben, preſſen
und zurichten, ehe er ſie wieder
verkaufet, und gebrauchet hierzu
entweder eigene oder fremde Faͤrbe-
reyen; oder er (b) verkaufet die
Tuͤcher in ſolchem rohen Stan-
de wieder. So werden zu E. die
maͤrkiſchen, ſonderlich die ruppiner
und witſtocker ſtark weiß oder roh
eingekauft, und hernach in Ham-
burg und Luͤbeck erſt gefaͤrbt, ge-
preßt, und zubereitet, ſonderlich
auf die Farben, welche in Rußland,
Cur- und Liefland abgaͤngig. Be-
treffend den (2) gemeinen Land-
tuchhandel,
oder den Handel mit
einheimiſchen zubereiteten Tuͤchern;
ſo iſt ſolcher abermals nicht einer-
ley. Denn fuͤhret der Tuchhaͤndler
nur einheimiſche Tuͤcher; ſo laͤßt er
(a) ſolche entweder ſelbſt machen, da
er denn darzu eigene Stuͤhle in- oder
außerhalb ſeinem Hauſe hat; die
rohen Materialien dazu, als Wolle
und Farbezeuge, hergiebt; und
nur das Arbeitslohn bezahlt: oder
(b) es arbeiten die Tuchmacher, mit
denen er einen Contract hat, und
die alſo an ihn gebunden ſind, vor
ihn, denen er, wenn ſie die Waare
ins Haus bringen, entweder lauter
baares Geld dafuͤr bezahlet, oder
zugleich Wolle oder Farbezeug mit
auf Rechnung giebt: oder (c) er kau-
fet die Tuͤcher von denen Meiſtern,
bey denen er die beſte Waare findet,
vor baares Geld. Endlich den (3)
Handel mit fremden oder feinen
auslaͤndiſchen Tuͤchern
anlangend;
[Spaltenumbruch]
Tuchhandel
ſo bemerken wir uͤberhaupt, daß
wir hierbey nur auf den Tuchhan-
del in Deutſchland oder auf die
deutſchen Tuchhaͤndler unſer Au-
genmerk richten: und ſo koͤnnen
wir genau beſtimmen a) was feine
auslaͤndiſche Tuͤcher genennet wer-
den?
Solche ſind die ſo genannten
ſpaniſchen, hollaͤndiſchen, engli-
ſchen, franzoͤſiſchen und italieniſchen
Tuͤcher, von denen wir bereits im
Artikel Tuch unter Nummer VI und
VII geredet haben. Eine den Tuch-
haͤndlern zu wiſſen noͤthige Frage
iſt b) welche unter den fremden
Tuͤchern im Tuchhandel einander
vorgezogen werden?
Die Beant-
wortung dieſer Frage kann man
ſich aus dem Artikel Tuch ſelbſt
machen, wie wir unter Nummer IV
die Ordnung des Vorzugs der fei-
nen Tuͤcher bereits angegeben haben.
Wir muͤſſen aber auch (VI) die
Laͤnder, wo der Tuchhandel ge-
trieben wird,
nach der Reihe an-
zeigen, wenn wir vorher die Gene-
ral- Anmerkung gemacht haben, daß
der Tuchhandel zwar in etwas in
Deutſchland, Frankreich, Jtalien,
Spanien, ꝛc. florire; unter allen
europaͤiſchen Nationen aber von den
Englaͤndern und Hollaͤndern am
ſtaͤrkſten getrieben wird, immaßen
ſie nicht nur jaͤhrlich viele Schiffs-
ladungen voll nach Oſt- und Weſt-
indien, nach der Levante, nach Ruß-
land, ꝛc. ſenden, ſondern auch in-
ſonderheit das meiſte Deutſchland
aus ihren darinnen etablirten Tuch-
oder Lackenſtapeln mit ihren ſchoͤ-
nen und feinen Tuͤchern verſehen,
und deſſen hohe und niedrige Ein-
wohner damit bekleiden. Anlan-
gend den Tuchhandel in (1) Spanien;
ſo wird, weil dieſes Reich zwar mit
guten, aber nicht uͤberhaͤuften Tuch-
fabriken verſehen iſt (ſiehe Tuch),
wenig einheimiſches Tuch daraus
verfuͤhret: da hingegen jaͤhrlich
eine große Menge franzoͤſiſcher und

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[[149]/0155] Tuchhandel Tuchhandel (V) Gattungen des Tuchhandels, außer der ins Große und im Aus- ſchnitte, gebe, naͤmlich nachdem der Tuchhaͤndler theils entweder nur mit rohen oder zubereiteten; theils nur mit einheimiſchen oder fremden Tuͤchern; theils mit bey- den handelt. Anlangend den (1) Handel mit rohen Tuͤchern: ſo laͤßt der Tuchhaͤndler, der lauter rohe Tuͤcher kaufet, ſolche entwe- der (a) ſelbſt zuvor faͤrben, preſſen und zurichten, ehe er ſie wieder verkaufet, und gebrauchet hierzu entweder eigene oder fremde Faͤrbe- reyen; oder er (b) verkaufet die Tuͤcher in ſolchem rohen Stan- de wieder. So werden zu E. die maͤrkiſchen, ſonderlich die ruppiner und witſtocker ſtark weiß oder roh eingekauft, und hernach in Ham- burg und Luͤbeck erſt gefaͤrbt, ge- preßt, und zubereitet, ſonderlich auf die Farben, welche in Rußland, Cur- und Liefland abgaͤngig. Be- treffend den (2) gemeinen Land- tuchhandel, oder den Handel mit einheimiſchen zubereiteten Tuͤchern; ſo iſt ſolcher abermals nicht einer- ley. Denn fuͤhret der Tuchhaͤndler nur einheimiſche Tuͤcher; ſo laͤßt er (a) ſolche entweder ſelbſt machen, da er denn darzu eigene Stuͤhle in- oder außerhalb ſeinem Hauſe hat; die rohen Materialien dazu, als Wolle und Farbezeuge, hergiebt; und nur das Arbeitslohn bezahlt: oder (b) es arbeiten die Tuchmacher, mit denen er einen Contract hat, und die alſo an ihn gebunden ſind, vor ihn, denen er, wenn ſie die Waare ins Haus bringen, entweder lauter baares Geld dafuͤr bezahlet, oder zugleich Wolle oder Farbezeug mit auf Rechnung giebt: oder (c) er kau- fet die Tuͤcher von denen Meiſtern, bey denen er die beſte Waare findet, vor baares Geld. Endlich den (3) Handel mit fremden oder feinen auslaͤndiſchen Tuͤchern anlangend; ſo bemerken wir uͤberhaupt, daß wir hierbey nur auf den Tuchhan- del in Deutſchland oder auf die deutſchen Tuchhaͤndler unſer Au- genmerk richten: und ſo koͤnnen wir genau beſtimmen a) was feine auslaͤndiſche Tuͤcher genennet wer- den? Solche ſind die ſo genannten ſpaniſchen, hollaͤndiſchen, engli- ſchen, franzoͤſiſchen und italieniſchen Tuͤcher, von denen wir bereits im Artikel Tuch unter Nummer VI und VII geredet haben. Eine den Tuch- haͤndlern zu wiſſen noͤthige Frage iſt b) welche unter den fremden Tuͤchern im Tuchhandel einander vorgezogen werden? Die Beant- wortung dieſer Frage kann man ſich aus dem Artikel Tuch ſelbſt machen, wie wir unter Nummer IV die Ordnung des Vorzugs der fei- nen Tuͤcher bereits angegeben haben. Wir muͤſſen aber auch (VI) die Laͤnder, wo der Tuchhandel ge- trieben wird, nach der Reihe an- zeigen, wenn wir vorher die Gene- ral- Anmerkung gemacht haben, daß der Tuchhandel zwar in etwas in Deutſchland, Frankreich, Jtalien, Spanien, ꝛc. florire; unter allen europaͤiſchen Nationen aber von den Englaͤndern und Hollaͤndern am ſtaͤrkſten getrieben wird, immaßen ſie nicht nur jaͤhrlich viele Schiffs- ladungen voll nach Oſt- und Weſt- indien, nach der Levante, nach Ruß- land, ꝛc. ſenden, ſondern auch in- ſonderheit das meiſte Deutſchland aus ihren darinnen etablirten Tuch- oder Lackenſtapeln mit ihren ſchoͤ- nen und feinen Tuͤchern verſehen, und deſſen hohe und niedrige Ein- wohner damit bekleiden. Anlan- gend den Tuchhandel in (1) Spanien; ſo wird, weil dieſes Reich zwar mit guten, aber nicht uͤberhaͤuften Tuch- fabriken verſehen iſt (ſiehe Tuch), wenig einheimiſches Tuch daraus verfuͤhret: da hingegen jaͤhrlich eine große Menge franzoͤſiſcher und eng- K 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [149]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/155>, abgerufen am 06.05.2024.