stadt, in dem petersburgischen Gouvernemente; Ustiug und Wologda, in dem archangelgorodschen Gouvernemente; Jaros- low, Twer und Moscau, in dem moscowischen Gouvernemen- te; Astracan, in dem astracanischen| Gouvernemente; Kasan, in dem kasanischen Gouvernemente; Orenburg, in dem oren- burgischen Gouvernemente; Catharinenburg, Jrbitskaja Slo- boda, Tobolsk, Komsk, Keniseisk, Jrkuzk, Selenginsk und Kjachta, in Siberien. Von den vornehmsten darunter handeln in unserer Akad. der Kaufl. besondere Artikel.
§. 277.
Fuhr- und Postwesen in Rußland.
Unter diejenigen Anstalten, die zur Beförderung der Hand- lung dienen, gehören: 1) das Fuhr- und Postwesen, welches beydes in Rußland wohl bestellet ist. Es können die Reisenden daselbst, sowol des Sommers, als des Winters, insonderheit aber des Winters, mit Schlitten sehr geschwind und wohlfeil fortkommen, weil die Pferde der rußischen Fuhrleute unglaub- lich laufen, und die Wege zwischen den vornehmsten Städten, insonderheit zur Winterszeit, sehr gut sind. Es ist nichts un- gewöhnliches, daß man mit abgewechselten Postpferden von Petersburg nach Moscau in dreymal 24 Stunden reiset, wel- ches doch ein Weg ist, der über 110 deutsche Meilen austrägt. Die Postwege, so nach den Hauptorten führen, sind genau abgemessen, und die Poststationen richtig bestimmt, und ver- zeichnet. Jn allen rußischen und siberischen Städten wird den Reisenden das Quartier von der Policey angewiesen.
§. 278.
Commerz- Berg- und Manufa- cturcollegi- um.
Weiter rechnen wir unter die zur Aufnahme der Hand- lung gemachten Verordnungen, 2) das Commerz- Berg- und Manufacturcollegium, welches außer den Geschäfften, von welchen es den Namen führet, noch die Seezölle zu besorgen, und alle unter Kaufleuten vorfallende Streitigkeiten zu entschei- den hat.
§. 279.
Generalan- merkungen über die Handlung der Russen.
Schließlich wollen wir noch folgende Generalanmerkun- gen über die Handlung der Russen beyfügen: 1) Es hat nicht leicht ein Volk in der Welt größere Neigung zur Handlung, als die Russen. Sie haben in dem Stücke alle die Eigenschaf- ten an sich, als die Juden, und das zwar in einem noch höhern Grade. Wenn daher ein gemeiner Russe einen Adlichen, oder Fremden bewegen kann, daß er ihm ein Paar Rubel lehnet: so schlägt er gleich eine Bude auf, und fängt an zu handeln, wird auch oft in kurzer Zeit reich dabey: welches zum Beweise die- net, wie geschickt diese Nation im Profit machen seyn müsse. 2) Desgleichen hat die rußische Nation im schlauen Handel nicht ihres gleichen: weswegen sich ein Fremder wohl vorzuse- hen hat. 3) Jn der Rechenkunst sind die Russen alle, bis auf den geringsten Bauer, wohl unterwiesen. Sie bedienen sich darinnen eines Rechenbretes, so anfänglich von China nach Rußland gekommen; itzt aber so allgemein ist, daß dergleichen
bey
11 Cap. Von der
ſtadt, in dem petersburgiſchen Gouvernemente; Uſtiug und Wologda, in dem archangelgorodſchen Gouvernemente; Jaros- low, Twer und Moſcau, in dem moſcowiſchen Gouvernemen- te; Aſtracan, in dem aſtracaniſchen| Gouvernemente; Kaſan, in dem kaſaniſchen Gouvernemente; Orenburg, in dem oren- burgiſchen Gouvernemente; Catharinenburg, Jrbitskaja Slo- boda, Tobolsk, Komsk, Keniſeisk, Jrkuzk, Selenginsk und Kjachta, in Siberien. Von den vornehmſten darunter handeln in unſerer Akad. der Kaufl. beſondere Artikel.
§. 277.
Fuhr- und Poſtweſen in Rußland.
Unter diejenigen Anſtalten, die zur Befoͤrderung der Hand- lung dienen, gehoͤren: 1) das Fuhr- und Poſtweſen, welches beydes in Rußland wohl beſtellet iſt. Es koͤnnen die Reiſenden daſelbſt, ſowol des Sommers, als des Winters, inſonderheit aber des Winters, mit Schlitten ſehr geſchwind und wohlfeil fortkommen, weil die Pferde der rußiſchen Fuhrleute unglaub- lich laufen, und die Wege zwiſchen den vornehmſten Staͤdten, inſonderheit zur Winterszeit, ſehr gut ſind. Es iſt nichts un- gewoͤhnliches, daß man mit abgewechſelten Poſtpferden von Petersburg nach Moſcau in dreymal 24 Stunden reiſet, wel- ches doch ein Weg iſt, der uͤber 110 deutſche Meilen austraͤgt. Die Poſtwege, ſo nach den Hauptorten fuͤhren, ſind genau abgemeſſen, und die Poſtſtationen richtig beſtimmt, und ver- zeichnet. Jn allen rußiſchen und ſiberiſchen Staͤdten wird den Reiſenden das Quartier von der Policey angewieſen.
§. 278.
Commerz- Berg- und Manufa- cturcollegi- um.
Weiter rechnen wir unter die zur Aufnahme der Hand- lung gemachten Verordnungen, 2) das Commerz- Berg- und Manufacturcollegium, welches außer den Geſchaͤfften, von welchen es den Namen fuͤhret, noch die Seezoͤlle zu beſorgen, und alle unter Kaufleuten vorfallende Streitigkeiten zu entſchei- den hat.
§. 279.
Generalan- merkungen uͤber die Handlung der Ruſſen.
Schließlich wollen wir noch folgende Generalanmerkun- gen uͤber die Handlung der Ruſſen beyfuͤgen: 1) Es hat nicht leicht ein Volk in der Welt groͤßere Neigung zur Handlung, als die Ruſſen. Sie haben in dem Stuͤcke alle die Eigenſchaf- ten an ſich, als die Juden, und das zwar in einem noch hoͤhern Grade. Wenn daher ein gemeiner Ruſſe einen Adlichen, oder Fremden bewegen kann, daß er ihm ein Paar Rubel lehnet: ſo ſchlaͤgt er gleich eine Bude auf, und faͤngt an zu handeln, wird auch oft in kurzer Zeit reich dabey: welches zum Beweiſe die- net, wie geſchickt dieſe Nation im Profit machen ſeyn muͤſſe. 2) Desgleichen hat die rußiſche Nation im ſchlauen Handel nicht ihres gleichen: weswegen ſich ein Fremder wohl vorzuſe- hen hat. 3) Jn der Rechenkunſt ſind die Ruſſen alle, bis auf den geringſten Bauer, wohl unterwieſen. Sie bedienen ſich darinnen eines Rechenbretes, ſo anfaͤnglich von China nach Rußland gekommen; itzt aber ſo allgemein iſt, daß dergleichen
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Wologda, in dem archangelgorodſchen Gouvernemente; Jaros-
low, Twer und Moſcau, in dem moſcowiſchen Gouvernemen-
te; Aſtracan, in dem aſtracaniſchen| Gouvernemente; Kaſan,
in dem kaſaniſchen Gouvernemente; Orenburg, in dem oren-
burgiſchen Gouvernemente; Catharinenburg, Jrbitskaja Slo-
boda, Tobolsk, Komsk, Keniſeisk, Jrkuzk, Selenginsk und
Kjachta, in Siberien. Von den vornehmſten darunter handeln
in unſerer Akad. der Kaufl. beſondere Artikel.
§. 277.
Unter diejenigen Anſtalten, die zur Befoͤrderung der Hand-
lung dienen, gehoͤren: 1) das Fuhr- und Poſtweſen, welches
beydes in Rußland wohl beſtellet iſt. Es koͤnnen die Reiſenden
daſelbſt, ſowol des Sommers, als des Winters, inſonderheit
aber des Winters, mit Schlitten ſehr geſchwind und wohlfeil
fortkommen, weil die Pferde der rußiſchen Fuhrleute unglaub-
lich laufen, und die Wege zwiſchen den vornehmſten Staͤdten,
inſonderheit zur Winterszeit, ſehr gut ſind. Es iſt nichts un-
gewoͤhnliches, daß man mit abgewechſelten Poſtpferden von
Petersburg nach Moſcau in dreymal 24 Stunden reiſet, wel-
ches doch ein Weg iſt, der uͤber 110 deutſche Meilen austraͤgt.
Die Poſtwege, ſo nach den Hauptorten fuͤhren, ſind genau
abgemeſſen, und die Poſtſtationen richtig beſtimmt, und ver-
zeichnet. Jn allen rußiſchen und ſiberiſchen Staͤdten wird den
Reiſenden das Quartier von der Policey angewieſen.
§. 278.
Weiter rechnen wir unter die zur Aufnahme der Hand-
lung gemachten Verordnungen, 2) das Commerz- Berg- und
Manufacturcollegium, welches außer den Geſchaͤfften, von
welchen es den Namen fuͤhret, noch die Seezoͤlle zu beſorgen,
und alle unter Kaufleuten vorfallende Streitigkeiten zu entſchei-
den hat.
§. 279.
Schließlich wollen wir noch folgende Generalanmerkun-
gen uͤber die Handlung der Ruſſen beyfuͤgen: 1) Es hat nicht
leicht ein Volk in der Welt groͤßere Neigung zur Handlung,
als die Ruſſen. Sie haben in dem Stuͤcke alle die Eigenſchaf-
ten an ſich, als die Juden, und das zwar in einem noch hoͤhern
Grade. Wenn daher ein gemeiner Ruſſe einen Adlichen, oder
Fremden bewegen kann, daß er ihm ein Paar Rubel lehnet: ſo
ſchlaͤgt er gleich eine Bude auf, und faͤngt an zu handeln, wird
auch oft in kurzer Zeit reich dabey: welches zum Beweiſe die-
net, wie geſchickt dieſe Nation im Profit machen ſeyn muͤſſe.
2) Desgleichen hat die rußiſche Nation im ſchlauen Handel
nicht ihres gleichen: weswegen ſich ein Fremder wohl vorzuſe-
hen hat. 3) Jn der Rechenkunſt ſind die Ruſſen alle, bis auf
den geringſten Bauer, wohl unterwieſen. Sie bedienen ſich
darinnen eines Rechenbretes, ſo anfaͤnglich von China nach
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1196>, abgerufen am 21.11.2024.
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