Gelegenheit gegeben hat, die Stadt Archangel daselbst anzu- legen. Man erzählet, daß mehr erwähnter Engländer, von dem Orte aus, wohin er mit seinem Schiff verschlagen wor- den, an dem Ufer des Meers viele Menschen wahrgenommen habe, die sich über das große und fremde Schiffe verwundert, und daß eben diese hierauf ihm alle Hülfe und Vorschub ge- than, und ihm zugleich gemeldet hätten, daß das Land Reus- sen, oder Moscau hieße, und von Jwan Basilowitz beherrschet würde. Nach kurzer Zeit sey er nach Moscau, wo damals das Hoflager gewesen, auf Kosten des Czaars, gebracht, und von diesem sehr wohl aufgenommen worden. Es hat ihm auch der Czaar große Privilegien gegeben, und unter andern die engli- sche Nation zollfrey erkläret, um selbige zu bewegen, daß sie ihren Handel zu Archangel aufrichten möchte, welches denn auch geschehen ist. Solche Handlung geschieht vermittelst der in England unter Eduard dem VI errichteten, und unter der Regierung der Königinn Elisabeth im Jahre 1566 durch eine Parlamentsacte bestätigten, auch noch itzo in England fort- daurenden rußischen Compagnie (§. 176). Und von dieser Zeit an muß man eigentlich den Anfang der Seehandlung der Ausländer nach Rußland rechnen.
§. 245.
Da dieser Weg einmal entdecket war, so machten sich des-Der Hollän- der Handel nach Arch- angel. selbigen auch andere Nationen mit der Zeit zu Nutze. Die Holländer sind unter solchen, nach den Engländern, die ersten gewesen, als welche von dem Czaare ebenfalls die Freyheit, nach Archangel zu handeln, erhielten, ungeachtet die Englän- der ihnen allerhand Hindernisse in den Weg legten.
§. 246.
Aber um wieder auf die deutsche Hansa zu kommen, soWiederher- stellung des Handels der Deutschen nach Nove- grod. hatten die Lübecker (§. 243.) von den Großfürsten in Moscau bisher immer noch und zu verschiedenen malen Hoffnung be- kommen, ihr Contoir zu Novogrod wieder aufrichten zu dür- fen; doch geschah solches nicht eher, als 1602, unter der Re- gierung des Boris Foedorowitz, welcher, indem er den Han- sestädten, und sonderlich den Lübeckern, jederzeit sehr gewogen gewesen, der Stadt Lübeck, durch Ertheilung eines besondern Freyheitsbriefes, die Handlung von Novogrod wieder eröffnete: worauf die Stadt Lübeck 1603 gewisse Statuten abfassete, wor- nach sich die dahin handelnden Kaufleute richten sollten. Ob nun wol von solcher Zeit an die Handlung daselbst einigermas- sen wieder in Flor kam; auch 1628 in einer Zusammenkunft der sämtlichen Hansestädte berathschlaget worden war, wie der Handel auf Rußland recht wieder empor zu bringen sey: so hat dennoch, theils der Bürger zu Reval Anhalten, ihres Ortes den Handel mit den Russen wieder aufzurichten (§. 243.), theils die neuangelegte Fahrt nach Archangel (§. 244.) vieles dazu beygetragen, daß die Handlung nach Novogrod nicht wieder zu dem großen Flore hat gebracht werden können, in welchem sie ehemals gewesen. Und wie endlich die Hansestädte, nach-
dem
rußiſchen Handlung.
Gelegenheit gegeben hat, die Stadt Archangel daſelbſt anzu- legen. Man erzaͤhlet, daß mehr erwaͤhnter Englaͤnder, von dem Orte aus, wohin er mit ſeinem Schiff verſchlagen wor- den, an dem Ufer des Meers viele Menſchen wahrgenommen habe, die ſich uͤber das große und fremde Schiffe verwundert, und daß eben dieſe hierauf ihm alle Huͤlfe und Vorſchub ge- than, und ihm zugleich gemeldet haͤtten, daß das Land Reuſ- ſen, oder Moſcau hieße, und von Jwan Baſilowitz beherrſchet wuͤrde. Nach kurzer Zeit ſey er nach Moſcau, wo damals das Hoflager geweſen, auf Koſten des Czaars, gebracht, und von dieſem ſehr wohl aufgenommen worden. Es hat ihm auch der Czaar große Privilegien gegeben, und unter andern die engli- ſche Nation zollfrey erklaͤret, um ſelbige zu bewegen, daß ſie ihren Handel zu Archangel aufrichten moͤchte, welches denn auch geſchehen iſt. Solche Handlung geſchieht vermittelſt der in England unter Eduard dem VI errichteten, und unter der Regierung der Koͤniginn Eliſabeth im Jahre 1566 durch eine Parlamentsacte beſtaͤtigten, auch noch itzo in England fort- daurenden rußiſchen Compagnie (§. 176). Und von dieſer Zeit an muß man eigentlich den Anfang der Seehandlung der Auslaͤnder nach Rußland rechnen.
§. 245.
Da dieſer Weg einmal entdecket war, ſo machten ſich deſ-Der Hollaͤn- der Handel nach Arch- angel. ſelbigen auch andere Nationen mit der Zeit zu Nutze. Die Hollaͤnder ſind unter ſolchen, nach den Englaͤndern, die erſten geweſen, als welche von dem Czaare ebenfalls die Freyheit, nach Archangel zu handeln, erhielten, ungeachtet die Englaͤn- der ihnen allerhand Hinderniſſe in den Weg legten.
§. 246.
Aber um wieder auf die deutſche Hanſa zu kommen, ſoWiederher- ſtellung des Handels der Deutſchen nach Nove- grod. hatten die Luͤbecker (§. 243.) von den Großfuͤrſten in Moſcau bisher immer noch und zu verſchiedenen malen Hoffnung be- kommen, ihr Contoir zu Novogrod wieder aufrichten zu duͤr- fen; doch geſchah ſolches nicht eher, als 1602, unter der Re- gierung des Boris Foedorowitz, welcher, indem er den Han- ſeſtaͤdten, und ſonderlich den Luͤbeckern, jederzeit ſehr gewogen geweſen, der Stadt Luͤbeck, durch Ertheilung eines beſondern Freyheitsbriefes, die Handlung von Novogrod wieder eroͤffnete: worauf die Stadt Luͤbeck 1603 gewiſſe Statuten abfaſſete, wor- nach ſich die dahin handelnden Kaufleute richten ſollten. Ob nun wol von ſolcher Zeit an die Handlung daſelbſt einigermaſ- ſen wieder in Flor kam; auch 1628 in einer Zuſammenkunft der ſaͤmtlichen Hanſeſtaͤdte berathſchlaget worden war, wie der Handel auf Rußland recht wieder empor zu bringen ſey: ſo hat dennoch, theils der Buͤrger zu Reval Anhalten, ihres Ortes den Handel mit den Ruſſen wieder aufzurichten (§. 243.), theils die neuangelegte Fahrt nach Archangel (§. 244.) vieles dazu beygetragen, daß die Handlung nach Novogrod nicht wieder zu dem großen Flore hat gebracht werden koͤnnen, in welchem ſie ehemals geweſen. Und wie endlich die Hanſeſtaͤdte, nach-
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rußiſchen Handlung.
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dem Orte aus, wohin er mit ſeinem Schiff verſchlagen wor-
den, an dem Ufer des Meers viele Menſchen wahrgenommen
habe, die ſich uͤber das große und fremde Schiffe verwundert,
und daß eben dieſe hierauf ihm alle Huͤlfe und Vorſchub ge-
than, und ihm zugleich gemeldet haͤtten, daß das Land Reuſ-
ſen, oder Moſcau hieße, und von Jwan Baſilowitz beherrſchet
wuͤrde. Nach kurzer Zeit ſey er nach Moſcau, wo damals das
Hoflager geweſen, auf Koſten des Czaars, gebracht, und von
dieſem ſehr wohl aufgenommen worden. Es hat ihm auch der
Czaar große Privilegien gegeben, und unter andern die engli-
ſche Nation zollfrey erklaͤret, um ſelbige zu bewegen, daß ſie
ihren Handel zu Archangel aufrichten moͤchte, welches denn
auch geſchehen iſt. Solche Handlung geſchieht vermittelſt der
in England unter Eduard dem VI errichteten, und unter der
Regierung der Koͤniginn Eliſabeth im Jahre 1566 durch eine
Parlamentsacte beſtaͤtigten, auch noch itzo in England fort-
daurenden rußiſchen Compagnie (§. 176). Und von dieſer
Zeit an muß man eigentlich den Anfang der Seehandlung der
Auslaͤnder nach Rußland rechnen.
§. 245.
Da dieſer Weg einmal entdecket war, ſo machten ſich deſ-
ſelbigen auch andere Nationen mit der Zeit zu Nutze. Die
Hollaͤnder ſind unter ſolchen, nach den Englaͤndern, die erſten
geweſen, als welche von dem Czaare ebenfalls die Freyheit,
nach Archangel zu handeln, erhielten, ungeachtet die Englaͤn-
der ihnen allerhand Hinderniſſe in den Weg legten.
Der Hollaͤn-
der Handel
nach Arch-
angel.
§. 246.
Aber um wieder auf die deutſche Hanſa zu kommen, ſo
hatten die Luͤbecker (§. 243.) von den Großfuͤrſten in Moſcau
bisher immer noch und zu verſchiedenen malen Hoffnung be-
kommen, ihr Contoir zu Novogrod wieder aufrichten zu duͤr-
fen; doch geſchah ſolches nicht eher, als 1602, unter der Re-
gierung des Boris Foedorowitz, welcher, indem er den Han-
ſeſtaͤdten, und ſonderlich den Luͤbeckern, jederzeit ſehr gewogen
geweſen, der Stadt Luͤbeck, durch Ertheilung eines beſondern
Freyheitsbriefes, die Handlung von Novogrod wieder eroͤffnete:
worauf die Stadt Luͤbeck 1603 gewiſſe Statuten abfaſſete, wor-
nach ſich die dahin handelnden Kaufleute richten ſollten. Ob
nun wol von ſolcher Zeit an die Handlung daſelbſt einigermaſ-
ſen wieder in Flor kam; auch 1628 in einer Zuſammenkunft der
ſaͤmtlichen Hanſeſtaͤdte berathſchlaget worden war, wie der
Handel auf Rußland recht wieder empor zu bringen ſey: ſo hat
dennoch, theils der Buͤrger zu Reval Anhalten, ihres Ortes
den Handel mit den Ruſſen wieder aufzurichten (§. 243.), theils
die neuangelegte Fahrt nach Archangel (§. 244.) vieles dazu
beygetragen, daß die Handlung nach Novogrod nicht wieder
zu dem großen Flore hat gebracht werden koͤnnen, in welchem
ſie ehemals geweſen. Und wie endlich die Hanſeſtaͤdte, nach-
dem
Wiederher-
ſtellung des
Handels der
Deutſchen
nach Nove-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1177>, abgerufen am 24.11.2024.
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