dem gedachten Flusse errichten wollte, nöthig war. Jedoch, ehe er den Fluß Mißißipi wieder finden konnte, ward er 1687 von einem seiner Leute erschossen, worauf die dahin geführten Colonisten zerstreuet wurden. Sieben oder acht Jahre her- nach, gelung dem Herrn von Hiberville das, was dem de la Sale mislungen war. Er erkannte den Mißißipi, legte den ersten Grund einer Colonie an dessen Ufer, und bauete ein Fort, um den Franzosen den Besitz dieses Landes zu versichern; starb aber, ehe er die Colonie in vollkommenen Stand gesetzet hatte. Von ihrem fernern Erfolge siehe den 226 §.
§. 221.
Verfall der ostindischen Compagnie, und ihre er- haltene neue Gestalt.
Jmmittelst war die gute Vorstellung und große Hoffnung, die man sich von der ostindischen Compagnie (§. 211.) anfangs gemacht hatte, durch allerhand Vorfälle fehl geschlagen, und sie befand sich gegenwärtig in schlechten Umständen. Man un- terließ zwar nichts in Frankreich, um die Handlung und den Credit derselben zu erhalten; es half aber alles nichts. End- lich hielt man im Jahre 1684 den 29sten May auf königlichen Befehl eine Generalversammlung der Jnteressenten, erwählte neue Directoren, machte neue Anordnungen, und untersuchte die Handelsbücher der Compagnie. Weil aber auch dieses kei- ne andere Wirkung hatte, als daß man ihren schlechten Zu- stand, und die Unmöglichkeit sie zu erhalten, desto deutlicher erkannte, wenn man ihr nicht eine neue Gestalt gäbe: so wur- de auf königlichen Befehl, und in Gegenwart königlicher Com- missarien, noch in solchem Jahre abermals eine Versammlung gehalten: worauf man sie endlich 1685 ganz anders einrichtete. Anfänglich schien es, als ob die Compagnie durch diese neue Gestalt wieder neue Kraft bekommen hätte, wie sie denn, da ihre Handlung ganz glücklich lief, in der That an ihre Actioni- sten 1687 und 1691 zwey Austheilungen machte, die zusammen 30 pro Cent austrugen; es wurde aber ihre Handlung auf das neue durch den 1691 angegangenen Krieg unterbrochen. Jedoch so bald nur dieser Krieg durch den ryßwicker Frieden 1697 ge- endiget war, so bald wendeten auch die Directoren derselben alle ihre Kräfte auf eine außerordentliche Art an, und schick- ten mehr Schiffe nach Ostindien, als vorher niemals geschehen war. Allein eben dieses war eigentlich der Zeitpunct ihres völ- ligen Falles, indem sie bey dem im Jahre 1700 angegangenen spanischen Succeßionskriege so großen Verlust litte, daß end- lich 1719 ihre Schulden sowol in dem Königreiche, als in Ost- indien sich über 10 Millionen beliefen. Mitlerweile hatte man zwar gesuchet, durch allerhand Mittel dem gänzlichen Falle der Compagnie vorzubeugen; weil aber solches sich nicht thun las- sen, und man gleichwol haben wollte, daß die Franzosen ihre Handlung nach Ostindien fortsetzen sollten: so ward den Dire- ctoren von der Compagnie erlaubt, ihr Privilegium unter ge- wissen Bedingungen an einige reiche Kaufleute von St. Malo abzutreten, in deren Händen denn die Handlung der Franzo- sen nach Ostindien wieder zu blühen anfing, bis endlich 1719
der
10 Cap. Von der
dem gedachten Fluſſe errichten wollte, noͤthig war. Jedoch, ehe er den Fluß Mißißipi wieder finden konnte, ward er 1687 von einem ſeiner Leute erſchoſſen, worauf die dahin gefuͤhrten Coloniſten zerſtreuet wurden. Sieben oder acht Jahre her- nach, gelung dem Herrn von Hiberville das, was dem de la Sale mislungen war. Er erkannte den Mißißipi, legte den erſten Grund einer Colonie an deſſen Ufer, und bauete ein Fort, um den Franzoſen den Beſitz dieſes Landes zu verſichern; ſtarb aber, ehe er die Colonie in vollkommenen Stand geſetzet hatte. Von ihrem fernern Erfolge ſiehe den 226 §.
§. 221.
Verfall der oſtindiſchen Compagnie, und ihre er- haltene neue Geſtalt.
Jmmittelſt war die gute Vorſtellung und große Hoffnung, die man ſich von der oſtindiſchen Compagnie (§. 211.) anfangs gemacht hatte, durch allerhand Vorfaͤlle fehl geſchlagen, und ſie befand ſich gegenwaͤrtig in ſchlechten Umſtaͤnden. Man un- terließ zwar nichts in Frankreich, um die Handlung und den Credit derſelben zu erhalten; es half aber alles nichts. End- lich hielt man im Jahre 1684 den 29ſten May auf koͤniglichen Befehl eine Generalverſammlung der Jntereſſenten, erwaͤhlte neue Directoren, machte neue Anordnungen, und unterſuchte die Handelsbuͤcher der Compagnie. Weil aber auch dieſes kei- ne andere Wirkung hatte, als daß man ihren ſchlechten Zu- ſtand, und die Unmoͤglichkeit ſie zu erhalten, deſto deutlicher erkannte, wenn man ihr nicht eine neue Geſtalt gaͤbe: ſo wur- de auf koͤniglichen Befehl, und in Gegenwart koͤniglicher Com- miſſarien, noch in ſolchem Jahre abermals eine Verſammlung gehalten: worauf man ſie endlich 1685 ganz anders einrichtete. Anfaͤnglich ſchien es, als ob die Compagnie durch dieſe neue Geſtalt wieder neue Kraft bekommen haͤtte, wie ſie denn, da ihre Handlung ganz gluͤcklich lief, in der That an ihre Actioni- ſten 1687 und 1691 zwey Austheilungen machte, die zuſammen 30 pro Cent austrugen; es wurde aber ihre Handlung auf das neue durch den 1691 angegangenen Krieg unterbrochen. Jedoch ſo bald nur dieſer Krieg durch den ryßwicker Frieden 1697 ge- endiget war, ſo bald wendeten auch die Directoren derſelben alle ihre Kraͤfte auf eine außerordentliche Art an, und ſchick- ten mehr Schiffe nach Oſtindien, als vorher niemals geſchehen war. Allein eben dieſes war eigentlich der Zeitpunct ihres voͤl- ligen Falles, indem ſie bey dem im Jahre 1700 angegangenen ſpaniſchen Succeßionskriege ſo großen Verluſt litte, daß end- lich 1719 ihre Schulden ſowol in dem Koͤnigreiche, als in Oſt- indien ſich uͤber 10 Millionen beliefen. Mitlerweile hatte man zwar geſuchet, durch allerhand Mittel dem gaͤnzlichen Falle der Compagnie vorzubeugen; weil aber ſolches ſich nicht thun laſ- ſen, und man gleichwol haben wollte, daß die Franzoſen ihre Handlung nach Oſtindien fortſetzen ſollten: ſo ward den Dire- ctoren von der Compagnie erlaubt, ihr Privilegium unter ge- wiſſen Bedingungen an einige reiche Kaufleute von St. Malo abzutreten, in deren Haͤnden denn die Handlung der Franzo- ſen nach Oſtindien wieder zu bluͤhen anfing, bis endlich 1719
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10 Cap. Von der
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ehe er den Fluß Mißißipi wieder finden konnte, ward er 1687
von einem ſeiner Leute erſchoſſen, worauf die dahin gefuͤhrten
Coloniſten zerſtreuet wurden. Sieben oder acht Jahre her-
nach, gelung dem Herrn von Hiberville das, was dem de
la Sale mislungen war. Er erkannte den Mißißipi, legte den
erſten Grund einer Colonie an deſſen Ufer, und bauete ein Fort,
um den Franzoſen den Beſitz dieſes Landes zu verſichern; ſtarb
aber, ehe er die Colonie in vollkommenen Stand geſetzet hatte.
Von ihrem fernern Erfolge ſiehe den 226 §.
§. 221.
Jmmittelſt war die gute Vorſtellung und große Hoffnung,
die man ſich von der oſtindiſchen Compagnie (§. 211.) anfangs
gemacht hatte, durch allerhand Vorfaͤlle fehl geſchlagen, und
ſie befand ſich gegenwaͤrtig in ſchlechten Umſtaͤnden. Man un-
terließ zwar nichts in Frankreich, um die Handlung und den
Credit derſelben zu erhalten; es half aber alles nichts. End-
lich hielt man im Jahre 1684 den 29ſten May auf koͤniglichen
Befehl eine Generalverſammlung der Jntereſſenten, erwaͤhlte
neue Directoren, machte neue Anordnungen, und unterſuchte
die Handelsbuͤcher der Compagnie. Weil aber auch dieſes kei-
ne andere Wirkung hatte, als daß man ihren ſchlechten Zu-
ſtand, und die Unmoͤglichkeit ſie zu erhalten, deſto deutlicher
erkannte, wenn man ihr nicht eine neue Geſtalt gaͤbe: ſo wur-
de auf koͤniglichen Befehl, und in Gegenwart koͤniglicher Com-
miſſarien, noch in ſolchem Jahre abermals eine Verſammlung
gehalten: worauf man ſie endlich 1685 ganz anders einrichtete.
Anfaͤnglich ſchien es, als ob die Compagnie durch dieſe neue
Geſtalt wieder neue Kraft bekommen haͤtte, wie ſie denn, da
ihre Handlung ganz gluͤcklich lief, in der That an ihre Actioni-
ſten 1687 und 1691 zwey Austheilungen machte, die zuſammen
30 pro Cent austrugen; es wurde aber ihre Handlung auf das
neue durch den 1691 angegangenen Krieg unterbrochen. Jedoch
ſo bald nur dieſer Krieg durch den ryßwicker Frieden 1697 ge-
endiget war, ſo bald wendeten auch die Directoren derſelben
alle ihre Kraͤfte auf eine außerordentliche Art an, und ſchick-
ten mehr Schiffe nach Oſtindien, als vorher niemals geſchehen
war. Allein eben dieſes war eigentlich der Zeitpunct ihres voͤl-
ligen Falles, indem ſie bey dem im Jahre 1700 angegangenen
ſpaniſchen Succeßionskriege ſo großen Verluſt litte, daß end-
lich 1719 ihre Schulden ſowol in dem Koͤnigreiche, als in Oſt-
indien ſich uͤber 10 Millionen beliefen. Mitlerweile hatte man
zwar geſuchet, durch allerhand Mittel dem gaͤnzlichen Falle der
Compagnie vorzubeugen; weil aber ſolches ſich nicht thun laſ-
ſen, und man gleichwol haben wollte, daß die Franzoſen ihre
Handlung nach Oſtindien fortſetzen ſollten: ſo ward den Dire-
ctoren von der Compagnie erlaubt, ihr Privilegium unter ge-
wiſſen Bedingungen an einige reiche Kaufleute von St. Malo
abzutreten, in deren Haͤnden denn die Handlung der Franzo-
ſen nach Oſtindien wieder zu bluͤhen anfing, bis endlich 1719
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1154>, abgerufen am 24.11.2024.
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