Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.5 Cap. Von der nachdem Portugal das spanische Joch abgeschüttelt, und 1640seinen eigenen König wieder erhalten hatte. Denn es schlossen die Portugiesen im Jahre 1641 einen zehnjährigen Stillstand mit der Republik Holland, und lebten hierauf einige Zeit mit den Holländern in Brasilien in großer Einigkeit. Wie aber die holländischen Städte in Brasilien den Portugiesen wieder zufie- len, kam es 1646 zu einem öffentlichen Kriege, darinnen zwar die Holländer Brasilien nicht wieder bekamen, aber dagegen unterschiedene Orte in Ostindien eroberten. Endlich mußte Holland, vermöge des 1661 durch Vermittelung des Königs von England (welcher damals die Jnfantinn von Portugal hei- rathen wollte) geschlossenen Friedens, Brasilien förmlich an Portugal abtreten; behielt aber dagegen alles, was es in Ost- indien erobert hatte. Und diesem Frieden haben die Portugie- sen den großen Handel zu danken, den sie noch gegenwärtig nach Brasilien mit vielen Schiffen treiben, welche alle Jahre von Lissabon aus nach der Allerheiligenbay, nach Pernambuco oder Fernambuco, und Rio Janeiro absegeln, so die drey be- trächtlichsten Capitanien sind, woraus Brasilien besteht: ob- wol übrigens dieses gewiß ist, daß die Handlung in Portugal niemals wieder zu dem Flore gelanget ist; in dem sie stand, ehe sich die Holländer in Ostindien feste gesetzet. Was die neu- ern Geschichte der portugiesischen Handlung betrifft, so hat man im Jahr 1724 eine africanische Handlungscompagnie er- richtet, deren vornehmster Gegenstand die Lieferung der Schwarzen in die brasilianischen Colonien, welche der Krone Portugal zugehören, ausmacht: und Se. itztregierende königl. Majestät, Joseph I, so 1750 den 31 Jul. den Thron bestiegen, lassen sich das Handlungswesen mit sehr großem Eifer angele- gen seyn. Dieser allergläubigste König hat bald nach dem An- tritte seiner Regierung nicht nur die auf den Zucker gesetzte Ab- gabe bis auf die Hälfte vermindert, sondern auch mit dem Ta- back ein gleiches zu thun sich vorgenommen, um den Negotian- ten so viel als möglich förderlich zu seyn, und ihnen alle die Vortheile genießen zu |lassen, welche die Handlung blühend ma- chen können. Jn dieser Absicht hat er auch sich allerley Proje- cte überreichen lassen, wie den Commercien im Reiche aufgehol- fen werden könne. Unter solchen fand sonderlich dasjenige vie- len Beyfall, da man anzeigte, wie in dem Königreiche aller- hand Manufacturen angeleget werden könnten, um die in sol- chen verfertigten Waaren mit besonderm Profite nach Weftin- dien zu schicken: worauf die königlichen Minister Befehl beka- men, dieses Project genau zu untersuchen, und dem Könige ih- ren Bericht darüber zu erstatten. Weil auch der Tractat, den der vorige König den 13 Jenner 1750 mit dem spanischen Hofe wegen Abtretung der neuen Colonien von St. Sacrament in America gegen ein Aequivalent geschlossen hatte, für die Krone Portugal für sehr nachtheilig gehalten, und der Schade davon dem Könige in einem weitläuftigen Memoriale im Na- men der ganzen Nation, 1750 vorgestellet wurde, indem diese impor-
5 Cap. Von der nachdem Portugal das ſpaniſche Joch abgeſchuͤttelt, und 1640ſeinen eigenen Koͤnig wieder erhalten hatte. Denn es ſchloſſen die Portugieſen im Jahre 1641 einen zehnjaͤhrigen Stillſtand mit der Republik Holland, und lebten hierauf einige Zeit mit den Hollaͤndern in Braſilien in großer Einigkeit. Wie aber die hollaͤndiſchen Staͤdte in Braſilien den Portugieſen wieder zufie- len, kam es 1646 zu einem oͤffentlichen Kriege, darinnen zwar die Hollaͤnder Braſilien nicht wieder bekamen, aber dagegen unterſchiedene Orte in Oſtindien eroberten. Endlich mußte Holland, vermoͤge des 1661 durch Vermittelung des Koͤnigs von England (welcher damals die Jnfantinn von Portugal hei- rathen wollte) geſchloſſenen Friedens, Braſilien foͤrmlich an Portugal abtreten; behielt aber dagegen alles, was es in Oſt- indien erobert hatte. Und dieſem Frieden haben die Portugie- ſen den großen Handel zu danken, den ſie noch gegenwaͤrtig nach Braſilien mit vielen Schiffen treiben, welche alle Jahre von Liſſabon aus nach der Allerheiligenbay, nach Pernambuco oder Fernambuco, und Rio Janeiro abſegeln, ſo die drey be- traͤchtlichſten Capitanien ſind, woraus Braſilien beſteht: ob- wol uͤbrigens dieſes gewiß iſt, daß die Handlung in Portugal niemals wieder zu dem Flore gelanget iſt; in dem ſie ſtand, ehe ſich die Hollaͤnder in Oſtindien feſte geſetzet. Was die neu- ern Geſchichte der portugieſiſchen Handlung betrifft, ſo hat man im Jahr 1724 eine africaniſche Handlungscompagnie er- richtet, deren vornehmſter Gegenſtand die Lieferung der Schwarzen in die braſilianiſchen Colonien, welche der Krone Portugal zugehoͤren, ausmacht: und Se. itztregierende koͤnigl. Majeſtaͤt, Joſeph I, ſo 1750 den 31 Jul. den Thron beſtiegen, laſſen ſich das Handlungsweſen mit ſehr großem Eifer angele- gen ſeyn. Dieſer allerglaͤubigſte Koͤnig hat bald nach dem An- tritte ſeiner Regierung nicht nur die auf den Zucker geſetzte Ab- gabe bis auf die Haͤlfte vermindert, ſondern auch mit dem Ta- back ein gleiches zu thun ſich vorgenommen, um den Negotian- ten ſo viel als moͤglich foͤrderlich zu ſeyn, und ihnen alle die Vortheile genießen zu |laſſen, welche die Handlung bluͤhend ma- chen koͤnnen. Jn dieſer Abſicht hat er auch ſich allerley Proje- cte uͤberreichen laſſen, wie den Commercien im Reiche aufgehol- fen werden koͤnne. Unter ſolchen fand ſonderlich dasjenige vie- len Beyfall, da man anzeigte, wie in dem Koͤnigreiche aller- hand Manufacturen angeleget werden koͤnnten, um die in ſol- chen verfertigten Waaren mit beſonderm Profite nach Weftin- dien zu ſchicken: worauf die koͤniglichen Miniſter Befehl beka- men, dieſes Project genau zu unterſuchen, und dem Koͤnige ih- ren Bericht daruͤber zu erſtatten. Weil auch der Tractat, den der vorige Koͤnig den 13 Jenner 1750 mit dem ſpaniſchen Hofe wegen Abtretung der neuen Colonien von St. Sacrament in America gegen ein Aequivalent geſchloſſen hatte, fuͤr die Krone Portugal fuͤr ſehr nachtheilig gehalten, und der Schade davon dem Koͤnige in einem weitlaͤuftigen Memoriale im Na- men der ganzen Nation, 1750 vorgeſtellet wurde, indem dieſe impor-
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nachdem Portugal das ſpaniſche Joch abgeſchuͤttelt, und 1640
ſeinen eigenen Koͤnig wieder erhalten hatte. Denn es ſchloſſen
die Portugieſen im Jahre 1641 einen zehnjaͤhrigen Stillſtand mit
der Republik Holland, und lebten hierauf einige Zeit mit den
Hollaͤndern in Braſilien in großer Einigkeit. Wie aber die
hollaͤndiſchen Staͤdte in Braſilien den Portugieſen wieder zufie-
len, kam es 1646 zu einem oͤffentlichen Kriege, darinnen zwar
die Hollaͤnder Braſilien nicht wieder bekamen, aber dagegen
unterſchiedene Orte in Oſtindien eroberten. Endlich mußte
Holland, vermoͤge des 1661 durch Vermittelung des Koͤnigs
von England (welcher damals die Jnfantinn von Portugal hei-
rathen wollte) geſchloſſenen Friedens, Braſilien foͤrmlich an
Portugal abtreten; behielt aber dagegen alles, was es in Oſt-
indien erobert hatte. Und dieſem Frieden haben die Portugie-
ſen den großen Handel zu danken, den ſie noch gegenwaͤrtig
nach Braſilien mit vielen Schiffen treiben, welche alle Jahre
von Liſſabon aus nach der Allerheiligenbay, nach Pernambuco
oder Fernambuco, und Rio Janeiro abſegeln, ſo die drey be-
traͤchtlichſten Capitanien ſind, woraus Braſilien beſteht: ob-
wol uͤbrigens dieſes gewiß iſt, daß die Handlung in Portugal
niemals wieder zu dem Flore gelanget iſt; in dem ſie ſtand,
ehe ſich die Hollaͤnder in Oſtindien feſte geſetzet. Was die neu-
ern Geſchichte der portugieſiſchen Handlung betrifft, ſo hat
man im Jahr 1724 eine africaniſche Handlungscompagnie er-
richtet, deren vornehmſter Gegenſtand die Lieferung der
Schwarzen in die braſilianiſchen Colonien, welche der Krone
Portugal zugehoͤren, ausmacht: und Se. itztregierende koͤnigl.
Majeſtaͤt, Joſeph I, ſo 1750 den 31 Jul. den Thron beſtiegen,
laſſen ſich das Handlungsweſen mit ſehr großem Eifer angele-
gen ſeyn. Dieſer allerglaͤubigſte Koͤnig hat bald nach dem An-
tritte ſeiner Regierung nicht nur die auf den Zucker geſetzte Ab-
gabe bis auf die Haͤlfte vermindert, ſondern auch mit dem Ta-
back ein gleiches zu thun ſich vorgenommen, um den Negotian-
ten ſo viel als moͤglich foͤrderlich zu ſeyn, und ihnen alle die
Vortheile genießen zu |laſſen, welche die Handlung bluͤhend ma-
chen koͤnnen. Jn dieſer Abſicht hat er auch ſich allerley Proje-
cte uͤberreichen laſſen, wie den Commercien im Reiche aufgehol-
fen werden koͤnne. Unter ſolchen fand ſonderlich dasjenige vie-
len Beyfall, da man anzeigte, wie in dem Koͤnigreiche aller-
hand Manufacturen angeleget werden koͤnnten, um die in ſol-
chen verfertigten Waaren mit beſonderm Profite nach Weftin-
dien zu ſchicken: worauf die koͤniglichen Miniſter Befehl beka-
men, dieſes Project genau zu unterſuchen, und dem Koͤnige ih-
ren Bericht daruͤber zu erſtatten. Weil auch der Tractat,
den der vorige Koͤnig den 13 Jenner 1750 mit dem ſpaniſchen
Hofe wegen Abtretung der neuen Colonien von St. Sacrament
in America gegen ein Aequivalent geſchloſſen hatte, fuͤr die
Krone Portugal fuͤr ſehr nachtheilig gehalten, und der Schade
davon dem Koͤnige in einem weitlaͤuftigen Memoriale im Na-
men der ganzen Nation, 1750 vorgeſtellet wurde, indem dieſe
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