waschene Wolle aus Apulien, u. a. m. Hierbey erinnern wir noch, daß der Kaiser, Franz der I, als Großherzog von Tos- cana, im Jahre 1748 im October und November mit den Re- publiken Algier, Tunis und Tripoli einen Friedens- und Com- mercientractat geschlossen, kraft dessen alle Schiffe mit kaiserli- cher Flagge, jedoch die von den Hansestädten ausgenommen, in dem ganzen mittelländischen und den nächstliegenden Meeren eine freye Fahrt haben sollen.
§. 53.
Rom, die ehemals so mächtige Stadt (§. 25.), und die9) Rom. heutige Hauptstadt des Kirchenstaats, treibt eine nicht eben allzusehr beträchtliche Handlung. Die Wechsel auf italieni- sche Handelsplätze werden insgemein in Pistolen gegen Pistolen geschlossen; es wechselt aber Rom auch auf Lion, London, Am- sterdam, Madrit und Lissabon. Was den Waarenbandel be- trifft, so bekömmt Rom fast alle Waaren, die es gebraucht, durch seinen Hafen, welcher zu Civita Vecchia, oder Porto ist, wo sich der Tiberfluß in das mittelländische Meer ergießt, nach welchem sie größtentheils über Genua gesendet werden. Es werden auch einige Waaren aus Rom geholet, als Schwefel; römischer Alaun, so insonderheit bey Tolfa, zwischen Civita Vecchia und Bracciano, bereitet wird; Anis, Wolle, unter andern eine Gattung, die Matricina genannt wird; Schnupfta- back, parfumirte Handschuhe etc. Ein großer Theil der Hand- lung ist in den Händen der Juden, welche ehedem aus Spanien hieher geflüchtet sind, und deren Anzahl sich auf 8 bis 10000 erstrecket. Der Pabst exerciret durch die apostolische Kammer den Alleinkauf mit dem Getreide, welches die sämtlichen Ein- wohner um eine gewisse bestimmte Taxe von ermeldeter Kam- mer nehmen müssen. Es ist auch eine päbstliche Lehnbank zu Rom, und in dem dasigen Waisenhause befindet sich eine Tuch- und Tapetenfabrike. Siehe in unserer Akad. der Kaufl. den Artikel Rom.
§. 54.
Ancona, ebenfalls im Kirchenstaate gelegen, hat ihren10) Ancona Ruhm, den sie ehemals wegen ihrer Handlung gehabt, ziem- lich verloren. Sie hatte einen so guten Hafen, daß er unter die schönsten und vornehmsten der ganzen Welt gezählet wurde; aber nachmals ist er, aus Nachläßigkeit der Einwohner, an etlichen Orten so seichte worden, daß die großen Schiffe nicht ohne große Gefahr außerhalb stehen müssen. Zur bessern Auf- nahme der Handlung im Kirchenstaate, ward er 1732 von dem Pabste zu einem Freyhafen vor alle Nationen erhoben. Von Ancona wird auf verschiedene italienische Wechselplätze gewech- selt. Auch ist des Geldwechsels |zu Ancona deswegen zu gedenken, weil die meisten Schiffe, die nach den levantischen Handelsplätzen fahren, hier Ongari, oder Ducaten mitnehmen, dafür sie den Wechslern zu ein Achtel, ein Sechstel, ein Viertel, ein Drittel bis ein halb Giulio Agio geben, nach der Seltenheit und Bedürfniß derselben. Der vornehmste Waaren-
bandel
italieniſchen Handlung.
waſchene Wolle aus Apulien, u. a. m. Hierbey erinnern wir noch, daß der Kaiſer, Franz der I, als Großherzog von Toſ- cana, im Jahre 1748 im October und November mit den Re- publiken Algier, Tunis und Tripoli einen Friedens- und Com- mercientractat geſchloſſen, kraft deſſen alle Schiffe mit kaiſerli- cher Flagge, jedoch die von den Hanſeſtaͤdten ausgenommen, in dem ganzen mittellaͤndiſchen und den naͤchſtliegenden Meeren eine freye Fahrt haben ſollen.
§. 53.
Rom, die ehemals ſo maͤchtige Stadt (§. 25.), und die9) Rom. heutige Hauptſtadt des Kirchenſtaats, treibt eine nicht eben allzuſehr betraͤchtliche Handlung. Die Wechſel auf italieni- ſche Handelsplaͤtze werden insgemein in Piſtolen gegen Piſtolen geſchloſſen; es wechſelt aber Rom auch auf Lion, London, Am- ſterdam, Madrit und Liſſabon. Was den Waarenbandel be- trifft, ſo bekoͤmmt Rom faſt alle Waaren, die es gebraucht, durch ſeinen Hafen, welcher zu Civita Vecchia, oder Porto iſt, wo ſich der Tiberfluß in das mittellaͤndiſche Meer ergießt, nach welchem ſie groͤßtentheils uͤber Genua geſendet werden. Es werden auch einige Waaren aus Rom geholet, als Schwefel; roͤmiſcher Alaun, ſo inſonderheit bey Tolfa, zwiſchen Civita Vecchia und Bracciano, bereitet wird; Anis, Wolle, unter andern eine Gattung, die Matricina genannt wird; Schnupfta- back, parfumirte Handſchuhe ꝛc. Ein großer Theil der Hand- lung iſt in den Haͤnden der Juden, welche ehedem aus Spanien hieher gefluͤchtet ſind, und deren Anzahl ſich auf 8 bis 10000 erſtrecket. Der Pabſt exerciret durch die apoſtoliſche Kammer den Alleinkauf mit dem Getreide, welches die ſaͤmtlichen Ein- wohner um eine gewiſſe beſtimmte Taxe von ermeldeter Kam- mer nehmen muͤſſen. Es iſt auch eine paͤbſtliche Lehnbank zu Rom, und in dem daſigen Waiſenhauſe befindet ſich eine Tuch- und Tapetenfabrike. Siehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel Rom.
§. 54.
Ancona, ebenfalls im Kirchenſtaate gelegen, hat ihren10) Ancona Ruhm, den ſie ehemals wegen ihrer Handlung gehabt, ziem- lich verloren. Sie hatte einen ſo guten Hafen, daß er unter die ſchoͤnſten und vornehmſten der ganzen Welt gezaͤhlet wurde; aber nachmals iſt er, aus Nachlaͤßigkeit der Einwohner, an etlichen Orten ſo ſeichte worden, daß die großen Schiffe nicht ohne große Gefahr außerhalb ſtehen muͤſſen. Zur beſſern Auf- nahme der Handlung im Kirchenſtaate, ward er 1732 von dem Pabſte zu einem Freyhafen vor alle Nationen erhoben. Von Ancona wird auf verſchiedene italieniſche Wechſelplaͤtze gewech- ſelt. Auch iſt des Geldwechſels |zu Ancona deswegen zu gedenken, weil die meiſten Schiffe, die nach den levantiſchen Handelsplaͤtzen fahren, hier Ongari, oder Ducaten mitnehmen, dafuͤr ſie den Wechslern zu ein Achtel, ein Sechstel, ein Viertel, ein Drittel bis ein halb Giulio Agio geben, nach der Seltenheit und Beduͤrfniß derſelben. Der vornehmſte Waaren-
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italieniſchen Handlung.
waſchene Wolle aus Apulien, u. a. m. Hierbey erinnern wir
noch, daß der Kaiſer, Franz der I, als Großherzog von Toſ-
cana, im Jahre 1748 im October und November mit den Re-
publiken Algier, Tunis und Tripoli einen Friedens- und Com-
mercientractat geſchloſſen, kraft deſſen alle Schiffe mit kaiſerli-
cher Flagge, jedoch die von den Hanſeſtaͤdten ausgenommen,
in dem ganzen mittellaͤndiſchen und den naͤchſtliegenden Meeren
eine freye Fahrt haben ſollen.
§. 53.
Rom, die ehemals ſo maͤchtige Stadt (§. 25.), und die
heutige Hauptſtadt des Kirchenſtaats, treibt eine nicht eben
allzuſehr betraͤchtliche Handlung. Die Wechſel auf italieni-
ſche Handelsplaͤtze werden insgemein in Piſtolen gegen Piſtolen
geſchloſſen; es wechſelt aber Rom auch auf Lion, London, Am-
ſterdam, Madrit und Liſſabon. Was den Waarenbandel be-
trifft, ſo bekoͤmmt Rom faſt alle Waaren, die es gebraucht,
durch ſeinen Hafen, welcher zu Civita Vecchia, oder Porto iſt,
wo ſich der Tiberfluß in das mittellaͤndiſche Meer ergießt, nach
welchem ſie groͤßtentheils uͤber Genua geſendet werden. Es
werden auch einige Waaren aus Rom geholet, als Schwefel;
roͤmiſcher Alaun, ſo inſonderheit bey Tolfa, zwiſchen Civita
Vecchia und Bracciano, bereitet wird; Anis, Wolle, unter
andern eine Gattung, die Matricina genannt wird; Schnupfta-
back, parfumirte Handſchuhe ꝛc. Ein großer Theil der Hand-
lung iſt in den Haͤnden der Juden, welche ehedem aus Spanien
hieher gefluͤchtet ſind, und deren Anzahl ſich auf 8 bis 10000
erſtrecket. Der Pabſt exerciret durch die apoſtoliſche Kammer
den Alleinkauf mit dem Getreide, welches die ſaͤmtlichen Ein-
wohner um eine gewiſſe beſtimmte Taxe von ermeldeter Kam-
mer nehmen muͤſſen. Es iſt auch eine paͤbſtliche Lehnbank zu
Rom, und in dem daſigen Waiſenhauſe befindet ſich eine Tuch-
und Tapetenfabrike. Siehe in unſerer Akad. der Kaufl. den
Artikel Rom.
9) Rom.
§. 54.
Ancona, ebenfalls im Kirchenſtaate gelegen, hat ihren
Ruhm, den ſie ehemals wegen ihrer Handlung gehabt, ziem-
lich verloren. Sie hatte einen ſo guten Hafen, daß er unter
die ſchoͤnſten und vornehmſten der ganzen Welt gezaͤhlet wurde;
aber nachmals iſt er, aus Nachlaͤßigkeit der Einwohner, an
etlichen Orten ſo ſeichte worden, daß die großen Schiffe nicht
ohne große Gefahr außerhalb ſtehen muͤſſen. Zur beſſern Auf-
nahme der Handlung im Kirchenſtaate, ward er 1732 von dem
Pabſte zu einem Freyhafen vor alle Nationen erhoben. Von
Ancona wird auf verſchiedene italieniſche Wechſelplaͤtze gewech-
ſelt. Auch iſt des Geldwechſels |zu Ancona deswegen zu
gedenken, weil die meiſten Schiffe, die nach den levantiſchen
Handelsplaͤtzen fahren, hier Ongari, oder Ducaten mitnehmen,
dafuͤr ſie den Wechslern zu ein Achtel, ein Sechstel, ein
Viertel, ein Drittel bis ein halb Giulio Agio geben, nach der
Seltenheit und Beduͤrfniß derſelben. Der vornehmſte Waaren-
bandel
10) Ancona
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1001>, abgerufen am 24.11.2024.
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