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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
gegen die bittere, gifftige Sünden vertauschet,
aber durch JESU Blut-Gnade wieder erobert
hast, wiederum so liederlich verschertzen wirst. O
nein! bist du einmal in der Arche der Gnade
Christi,
so wird es dich forthin nicht mehr gelü-
sten, in die wilde Fluthen des Zorns dich hinaus
zu wagen: Hast du das Vaterland des er-
sten Adams
verlassen, so wirst du nicht begeh-
ren, wieder dahin umzukehren: Bist du einmal
mit dem himmlischen Jsaac verlobt, so wirst du
auch für ihn alleine dein Hertz aufbehalten: Jst
die Crone der Erstgeburt nun in deinen Hän-
den nach vorher gegangener vieler Verläugnung,
Bestrebung und Bemühung, so wird kein Linsen-
Mus so hübsch roth und köstlich gekochet seyn, daß
du sie daran wieder vertauschen würdest: Bist
du heute, wie Joseph/ aus dem Kercker des
Gesetzes der Sünden und des Todes erlöset, und
erhöhet zur herrlichen Freyheit des Geistes des Le-
bens, zur Verwaltung des anvertrauten innern
Reichs GOttes, so wirst du so leicht nicht wieder
wollen in das vorige Gestanck-Loch der Sünden hin-
ein schlüffen: Du siehests am Volck Jsrael/
als eine Raserey an, daß es nach Egypten wieder
lüstern worden; Ey wie soltest du dann verlangen
umzukehren in den Dienst der mörderischen Sün-
de, und in die Sclaverey des höllischen Pharao-
nis; Oder wie hätte der verlohrne Sohn/
nachdem er vom Vater so freundlich aufgenommen,
und so herrlich bewirthet worden, immer mehr be-
gehren können, abzuwechseln, jetzt an dem köstli-
chen Tisch des Vaters essen, und dann wieder mit

denen

Cap. 1. Die erſte Quelle
gegen die bittere, gifftige Suͤnden vertauſchet,
aber durch JESU Blut-Gnade wieder erobert
haſt, wiederum ſo liederlich verſchertzen wirſt. O
nein! biſt du einmal in der Arche der Gnade
Chriſti,
ſo wird es dich forthin nicht mehr geluͤ-
ſten, in die wilde Fluthen des Zorns dich hinaus
zu wagen: Haſt du das Vaterland des er-
ſten Adams
verlaſſen, ſo wirſt du nicht begeh-
ren, wieder dahin umzukehren: Biſt du einmal
mit dem himmliſchen Jſaac verlobt, ſo wirſt du
auch fuͤr ihn alleine dein Hertz aufbehalten: Jſt
die Crone der Erſtgeburt nun in deinen Haͤn-
den nach vorher gegangener vieler Verlaͤugnung,
Beſtrebung und Bemuͤhung, ſo wird kein Linſen-
Mus ſo huͤbſch roth und koͤſtlich gekochet ſeyn, daß
du ſie daran wieder vertauſchen wuͤrdeſt: Biſt
du heute, wie Joſeph/ aus dem Kercker des
Geſetzes der Suͤnden und des Todes erloͤſet, und
erhoͤhet zur herrlichen Freyheit des Geiſtes des Le-
bens, zur Verwaltung des anvertrauten innern
Reichs GOttes, ſo wirſt du ſo leicht nicht wieder
wollen in das vorige Geſtanck-Loch der Suͤnden hin-
ein ſchluͤffen: Du ſieheſts am Volck Jſrael/
als eine Raſerey an, daß es nach Egypten wieder
luͤſtern worden; Ey wie ſolteſt du dann verlangen
umzukehren in den Dienſt der moͤrderiſchen Suͤn-
de, und in die Sclaverey des hoͤlliſchen Pharao-
nis; Oder wie haͤtte der verlohrne Sohn/
nachdem er vom Vater ſo freundlich aufgenommen,
und ſo herrlich bewirthet worden, immer mehr be-
gehren koͤnnen, abzuwechſeln, jetzt an dem koͤſtli-
chen Tiſch des Vaters eſſen, und dann wieder mit

denen
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[78/0096] Cap. 1. Die erſte Quelle gegen die bittere, gifftige Suͤnden vertauſchet, aber durch JESU Blut-Gnade wieder erobert haſt, wiederum ſo liederlich verſchertzen wirſt. O nein! biſt du einmal in der Arche der Gnade Chriſti, ſo wird es dich forthin nicht mehr geluͤ- ſten, in die wilde Fluthen des Zorns dich hinaus zu wagen: Haſt du das Vaterland des er- ſten Adams verlaſſen, ſo wirſt du nicht begeh- ren, wieder dahin umzukehren: Biſt du einmal mit dem himmliſchen Jſaac verlobt, ſo wirſt du auch fuͤr ihn alleine dein Hertz aufbehalten: Jſt die Crone der Erſtgeburt nun in deinen Haͤn- den nach vorher gegangener vieler Verlaͤugnung, Beſtrebung und Bemuͤhung, ſo wird kein Linſen- Mus ſo huͤbſch roth und koͤſtlich gekochet ſeyn, daß du ſie daran wieder vertauſchen wuͤrdeſt: Biſt du heute, wie Joſeph/ aus dem Kercker des Geſetzes der Suͤnden und des Todes erloͤſet, und erhoͤhet zur herrlichen Freyheit des Geiſtes des Le- bens, zur Verwaltung des anvertrauten innern Reichs GOttes, ſo wirſt du ſo leicht nicht wieder wollen in das vorige Geſtanck-Loch der Suͤnden hin- ein ſchluͤffen: Du ſieheſts am Volck Jſrael/ als eine Raſerey an, daß es nach Egypten wieder luͤſtern worden; Ey wie ſolteſt du dann verlangen umzukehren in den Dienſt der moͤrderiſchen Suͤn- de, und in die Sclaverey des hoͤlliſchen Pharao- nis; Oder wie haͤtte der verlohrne Sohn/ nachdem er vom Vater ſo freundlich aufgenommen, und ſo herrlich bewirthet worden, immer mehr be- gehren koͤnnen, abzuwechſeln, jetzt an dem koͤſtli- chen Tiſch des Vaters eſſen, und dann wieder mit denen

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/96>, abgerufen am 24.11.2024.