Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.der Verführung der Jugend. daß du bey dem Schönsten aller Schönen, bey demliebsten Jmmanuel gewesen; und ein der Sachen ver- ständiger, mercket wohl, wie der mildeste Vatter dich beschencket, die Gnade JEsu dich umarmet, und der H. Geist dich geküsset habe mit einem unaus- sprechlichen Gefühl seiner Göttlichen Lieblichkeit. Einmal wer Christi Blut trincket, das Blut des neuen Test aments/ das vergossen ist für viele zur Vergebung der Sünden/ der be- kommt ein Göttliches Philtrum einen gantz heili- gen Liebes-Trunck, der seine Neigungen seliglich ein- nimmt und bezwinget, so, daß er in keiner Compagnie oder Gesellschafft, Christi vergessen kan. Solche hei- liglich-verrückte, berauschte und verliebte Leute waren die H. Märtyrer, die ihr Leben und alles im höchsten Grad verläugneten, Natur und Creatur vergassen, und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch, weil sie voll Freude im H. Geist waren, alle Schmach und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit, weit überwunden um deswillen, der sie geliebet hat. Wann du demnach auch etwas von diesem Freuden- reichen Liebes-Sinn weist, und dein Jugend-Hertz süßiglich zu Christo geneigt ist, so, daß dir sein Gna- den-Leben besser, als alles, was die Welt boch schätzt, gefallen will; ey so klopffe in die Hände, und dancke GOtt mit Jauchtzen und Lobsingen; sintemalen du gewiß ein Tröpffgen aus dem Becher der heiligen, hei- ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken hast. §. 24. Närrisch wäre es zu gedencken, daß dieses allzu- dern C 5
der Verfuͤhrung der Jugend. daß du bey dem Schoͤnſten aller Schoͤnen, bey demliebſten Jmmanuel geweſen; und ein der Sachen ver- ſtaͤndiger, mercket wohl, wie der mildeſte Vatter dich beſchencket, die Gnade JEſu dich umarmet, und der H. Geiſt dich gekuͤſſet habe mit einem unaus- ſprechlichen Gefuͤhl ſeiner Goͤttlichen Lieblichkeit. Einmal wer Chriſti Blut trincket, das Blut des neuen Teſt aments/ das vergoſſen iſt fuͤr viele zur Vergebung der Suͤnden/ der be- kommt ein Goͤttliches Philtrum einen gantz heili- gen Liebes-Trunck, der ſeine Neigungen ſeliglich ein- nimmt und bezwinget, ſo, daß er in keiner Compagnie oder Geſellſchafft, Chriſti vergeſſen kan. Solche hei- liglich-verruͤckte, berauſchte und verliebte Leute waren die H. Maͤrtyrer, die ihr Leben und alles im hoͤchſten Grad verlaͤugneten, Natur und Creatur vergaſſen, und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch, weil ſie voll Freude im H. Geiſt waren, alle Schmach und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit, weit uͤberwunden um deswillen, der ſie geliebet hat. Wann du demnach auch etwas von dieſem Freuden- reichen Liebes-Sinn weiſt, und dein Jugend-Hertz ſuͤßiglich zu Chriſto geneigt iſt, ſo, daß dir ſein Gna- den-Leben beſſer, als alles, was die Welt boch ſchaͤtzt, gefallen will; ey ſo klopffe in die Haͤnde, und dancke GOtt mit Jauchtzen und Lobſingen; ſintemalen du gewiß ein Troͤpffgen aus dem Becher der heiligen, hei- ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken haſt. §. 24. Naͤrriſch waͤre es zu gedencken, daß dieſes allzu- dern C 5
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der Verfuͤhrung der Jugend.
daß du bey dem Schoͤnſten aller Schoͤnen, bey dem
liebſten Jmmanuel geweſen; und ein der Sachen ver-
ſtaͤndiger, mercket wohl, wie der mildeſte Vatter
dich beſchencket, die Gnade JEſu dich umarmet,
und der H. Geiſt dich gekuͤſſet habe mit einem unaus-
ſprechlichen Gefuͤhl ſeiner Goͤttlichen Lieblichkeit.
Einmal wer Chriſti Blut trincket, das Blut des
neuen Teſt aments/ das vergoſſen iſt fuͤr
viele zur Vergebung der Suͤnden/ der be-
kommt ein Goͤttliches Philtrum einen gantz heili-
gen Liebes-Trunck, der ſeine Neigungen ſeliglich ein-
nimmt und bezwinget, ſo, daß er in keiner Compagnie
oder Geſellſchafft, Chriſti vergeſſen kan. Solche hei-
liglich-verruͤckte, berauſchte und verliebte Leute waren
die H. Maͤrtyrer, die ihr Leben und alles im hoͤchſten
Grad verlaͤugneten, Natur und Creatur vergaſſen,
und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch,
weil ſie voll Freude im H. Geiſt waren, alle Schmach
und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit,
weit uͤberwunden um deswillen, der ſie geliebet hat.
Wann du demnach auch etwas von dieſem Freuden-
reichen Liebes-Sinn weiſt, und dein Jugend-Hertz
ſuͤßiglich zu Chriſto geneigt iſt, ſo, daß dir ſein Gna-
den-Leben beſſer, als alles, was die Welt boch ſchaͤtzt,
gefallen will; ey ſo klopffe in die Haͤnde, und dancke
GOtt mit Jauchtzen und Lobſingen; ſintemalen du
gewiß ein Troͤpffgen aus dem Becher der heiligen, hei-
ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken haſt.
§. 24.
Naͤrriſch waͤre es zu gedencken, daß dieſes allzu-
hohe, und der Kindern Begriff weit uͤberſteigende
Sachen ſeyen. Die Exempel beweiſen es, daß
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