Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebet eines muntern Jünglings, etc.
mahl-Gelübd in einem einigen Stück zu brechen/
und dich meinen Heyland zu verläugnen/ der du
mir in einem Augenblick mehr wohlthuendes geben
kanst/ als alle Herrn der Welt in vielen hundert
Jahren nicht vermöch en. Warum? Gelassenheit/
Glaube/ Liebe/ Gedult/ Gebet/ Hoffnung/ bleiben
meine unzertrennliche Reise-Gefährden; deine Vor-
bitte bey dem Vater führe mich zum Bach deines
heilig-und lebendig-machenden Heil. Geistes: Halte
dich in allen Gefahren so nahe zu mir/ daß mich der
Leviathan nicht plötzlich verschlinge/ wann er auf
mich scheußt; binde ihn mit deiner gegenwärtigen
allmächtigen Krafft; hemme du ihm selber beyde
Floß-Federn seine Arglist und grausame Macht.
Stelle mich fest auf das Land des Gehorsams/ des
anklebenden Glaubens an dir/ da das Höllen-Thier
seine Stärcke fast verliehrt/ und meine Seele nicht
nach Lust verfolgen und erhaschen darff. Anbey
finde ich keine heilsamere Artzney für Leib und See-
le/ als die Tödtung aller teufflischen Eigenschafften/
so alle Abend im Glauben geschiehet/ in Verzeh-
rung alles dessen/ worinnen des Satans Leben und
zorniger Sinn stehet: Muß doch auch sein Kopf
deinem Gnaden-Volck zur Speise dienen/
Ps. 74, 14.
Eine getödtete Sünde oder Eigen-Wille ist dir ei-
ne süsse Speise, diese in uns todt zu sehen, ist dir
eine angenehme Augen-Weyde und dein Gnaden-
Saltz wehret allem Ubel/ so uns beschweret und mit
seinem unleidentlichen Gestanck den himmlischen Le-
bens-Geruch deiner göttlichen Salbe hindert. Ach
mein JESU! Ach daß ich auf meiner mühseligen
Reise mit dem Angedencken der wonneseligen Her-
berg bey dir in Gesellschafft deiner Gnaden-Ge-
meine/ als der einigen Tochter GOttes/ da ich der
Miterbe seyn werde/ mich erquicken möchte! Sitze
ich auf meiner Wanderschafft allezeit unter deinem
Schirm/ du Höchster und unter deinem Schatten/
du Allmächtiger! so ändere ich mit den innern Sin-
nen weder Zeit noch Ort/ noch Gedancken/ da kan
ich dir meine Geschäffte frölich anvertrauen/ wenn
denn schon tausend fielen zu meiner Seiten/ und ze-

hen

Gebet eines muntern Juͤnglings, ꝛc.
mahl-Geluͤbd in einem einigen Stuͤck zu brechen/
und dich meinen Heyland zu verlaͤugnen/ der du
mir in einem Augenblick mehr wohlthuendes geben
kanſt/ als alle Herrn der Welt in vielen hundert
Jahren nicht vermoͤch en. Warum? Gelaſſenheit/
Glaube/ Liebe/ Gedult/ Gebet/ Hoffnung/ bleiben
meine unzertrennliche Reiſe-Gefaͤhrden; deine Vor-
bitte bey dem Vater fuͤhre mich zum Bach deines
heilig-und lebendig-machenden Heil. Geiſtes: Halte
dich in allen Gefahren ſo nahe zu mir/ daß mich der
Leviathan nicht ploͤtzlich verſchlinge/ wann er auf
mich ſcheußt; binde ihn mit deiner gegenwaͤrtigen
allmaͤchtigen Krafft; hemme du ihm ſelber beyde
Floß-Federn ſeine Argliſt und grauſame Macht.
Stelle mich feſt auf das Land des Gehorſams/ des
anklebenden Glaubens an dir/ da das Hoͤllen-Thier
ſeine Staͤrcke faſt verliehrt/ und meine Seele nicht
nach Luſt verfolgen und erhaſchen darff. Anbey
finde ich keine heilſamere Artzney fuͤr Leib und See-
le/ als die Toͤdtung aller teuffliſchen Eigenſchafften/
ſo alle Abend im Glauben geſchiehet/ in Verzeh-
rung alles deſſen/ worinnen des Satans Leben und
zorniger Sinn ſtehet: Muß doch auch ſein Kopf
deinem Gnaden-Volck zur Speiſe dienen/
Pſ. 74, 14.
Eine getoͤdtete Suͤnde oder Eigen-Wille iſt dir ei-
ne ſuͤſſe Speiſe, dieſe in uns todt zu ſehen, iſt dir
eine angenehme Augen-Weyde und dein Gnaden-
Saltz wehret allem Ubel/ ſo uns beſchweret und mit
ſeinem unleidentlichen Geſtanck den himmliſchen Le-
bens-Geruch deiner goͤttlichen Salbe hindert. Ach
mein JESU! Ach daß ich auf meiner muͤhſeligen
Reiſe mit dem Angedencken der wonneſeligen Her-
berg bey dir in Geſellſchafft deiner Gnaden-Ge-
meine/ als der einigen Tochter GOttes/ da ich der
Miterbe ſeyn werde/ mich erquicken moͤchte! Sitze
ich auf meiner Wanderſchafft allezeit unter deinem
Schirm/ du Hoͤchſter und unter deinem Schatten/
du Allmaͤchtiger! ſo aͤndere ich mit den innern Sin-
nen weder Zeit noch Ort/ noch Gedancken/ da kan
ich dir meine Geſchaͤffte froͤlich anvertrauen/ wenn
denn ſchon tauſend fielen zu meiner Seiten/ und ze-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0474" n="456"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gebet eines muntern Ju&#x0364;nglings, &#xA75B;c.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">mahl-Gelu&#x0364;bd in einem einigen Stu&#x0364;ck zu brechen/<lb/>
und dich meinen Heyland zu verla&#x0364;ugnen/ der du<lb/>
mir in einem Augenblick mehr wohlthuendes geben<lb/>
kan&#x017F;t/ als alle Herrn der Welt in vielen hundert<lb/>
Jahren nicht vermo&#x0364;ch en. Warum? Gela&#x017F;&#x017F;enheit/<lb/>
Glaube/ Liebe/ Gedult/ Gebet/ Hoffnung/ bleiben<lb/>
meine unzertrennliche Rei&#x017F;e-Gefa&#x0364;hrden; deine Vor-<lb/>
bitte bey dem Vater fu&#x0364;hre mich zum Bach deines<lb/>
heilig-und lebendig-machenden Heil. Gei&#x017F;tes: Halte<lb/>
dich in allen Gefahren &#x017F;o nahe zu mir/ daß mich der<lb/>
Leviathan nicht plo&#x0364;tzlich ver&#x017F;chlinge/ wann er auf<lb/>
mich &#x017F;cheußt; binde ihn mit deiner gegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
allma&#x0364;chtigen Krafft; hemme du ihm &#x017F;elber beyde<lb/>
Floß-Federn &#x017F;eine Argli&#x017F;t und grau&#x017F;ame Macht.<lb/>
Stelle mich fe&#x017F;t auf das Land des Gehor&#x017F;ams/ des<lb/>
anklebenden Glaubens an dir/ da das Ho&#x0364;llen-Thier<lb/>
&#x017F;eine Sta&#x0364;rcke fa&#x017F;t verliehrt/ und meine Seele nicht<lb/>
nach Lu&#x017F;t verfolgen und erha&#x017F;chen darff. Anbey<lb/>
finde ich keine heil&#x017F;amere Artzney fu&#x0364;r Leib und See-<lb/>
le/ als die To&#x0364;dtung aller teuffli&#x017F;chen Eigen&#x017F;chafften/<lb/>
&#x017F;o alle Abend im Glauben ge&#x017F;chiehet/ in Verzeh-<lb/>
rung alles de&#x017F;&#x017F;en/ worinnen des Satans Leben und<lb/>
zorniger Sinn &#x017F;tehet: Muß doch auch &#x017F;ein Kopf<lb/>
deinem Gnaden-Volck zur Spei&#x017F;e dienen/</hi> P&#x017F;. 74, 14.<lb/><hi rendition="#fr">Eine geto&#x0364;dtete Su&#x0364;nde oder Eigen-Wille i&#x017F;t dir ei-<lb/>
ne &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Spei&#x017F;e, die&#x017F;e in uns todt zu &#x017F;ehen, i&#x017F;t dir<lb/>
eine angenehme Augen-Weyde und dein Gnaden-<lb/>
Saltz wehret allem Ubel/ &#x017F;o uns be&#x017F;chweret und mit<lb/>
&#x017F;einem unleidentlichen Ge&#x017F;tanck den himmli&#x017F;chen Le-<lb/>
bens-Geruch deiner go&#x0364;ttlichen Salbe hindert. Ach<lb/>
mein JESU! Ach daß ich auf meiner mu&#x0364;h&#x017F;eligen<lb/>
Rei&#x017F;e mit dem Angedencken der wonne&#x017F;eligen Her-<lb/>
berg bey dir in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft deiner Gnaden-Ge-<lb/>
meine/ als der einigen Tochter GOttes/ da ich der<lb/>
Miterbe &#x017F;eyn werde/ mich erquicken mo&#x0364;chte! Sitze<lb/>
ich auf meiner Wander&#x017F;chafft allezeit unter deinem<lb/>
Schirm/ du Ho&#x0364;ch&#x017F;ter und unter deinem Schatten/<lb/>
du Allma&#x0364;chtiger! &#x017F;o a&#x0364;ndere ich mit den innern Sin-<lb/>
nen weder Zeit noch Ort/ noch Gedancken/ da kan<lb/>
ich dir meine Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte fro&#x0364;lich anvertrauen/ wenn<lb/>
denn &#x017F;chon tau&#x017F;end fielen zu meiner Seiten/ und ze-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">hen</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0474] Gebet eines muntern Juͤnglings, ꝛc. mahl-Geluͤbd in einem einigen Stuͤck zu brechen/ und dich meinen Heyland zu verlaͤugnen/ der du mir in einem Augenblick mehr wohlthuendes geben kanſt/ als alle Herrn der Welt in vielen hundert Jahren nicht vermoͤch en. Warum? Gelaſſenheit/ Glaube/ Liebe/ Gedult/ Gebet/ Hoffnung/ bleiben meine unzertrennliche Reiſe-Gefaͤhrden; deine Vor- bitte bey dem Vater fuͤhre mich zum Bach deines heilig-und lebendig-machenden Heil. Geiſtes: Halte dich in allen Gefahren ſo nahe zu mir/ daß mich der Leviathan nicht ploͤtzlich verſchlinge/ wann er auf mich ſcheußt; binde ihn mit deiner gegenwaͤrtigen allmaͤchtigen Krafft; hemme du ihm ſelber beyde Floß-Federn ſeine Argliſt und grauſame Macht. Stelle mich feſt auf das Land des Gehorſams/ des anklebenden Glaubens an dir/ da das Hoͤllen-Thier ſeine Staͤrcke faſt verliehrt/ und meine Seele nicht nach Luſt verfolgen und erhaſchen darff. Anbey finde ich keine heilſamere Artzney fuͤr Leib und See- le/ als die Toͤdtung aller teuffliſchen Eigenſchafften/ ſo alle Abend im Glauben geſchiehet/ in Verzeh- rung alles deſſen/ worinnen des Satans Leben und zorniger Sinn ſtehet: Muß doch auch ſein Kopf deinem Gnaden-Volck zur Speiſe dienen/ Pſ. 74, 14. Eine getoͤdtete Suͤnde oder Eigen-Wille iſt dir ei- ne ſuͤſſe Speiſe, dieſe in uns todt zu ſehen, iſt dir eine angenehme Augen-Weyde und dein Gnaden- Saltz wehret allem Ubel/ ſo uns beſchweret und mit ſeinem unleidentlichen Geſtanck den himmliſchen Le- bens-Geruch deiner goͤttlichen Salbe hindert. Ach mein JESU! Ach daß ich auf meiner muͤhſeligen Reiſe mit dem Angedencken der wonneſeligen Her- berg bey dir in Geſellſchafft deiner Gnaden-Ge- meine/ als der einigen Tochter GOttes/ da ich der Miterbe ſeyn werde/ mich erquicken moͤchte! Sitze ich auf meiner Wanderſchafft allezeit unter deinem Schirm/ du Hoͤchſter und unter deinem Schatten/ du Allmaͤchtiger! ſo aͤndere ich mit den innern Sin- nen weder Zeit noch Ort/ noch Gedancken/ da kan ich dir meine Geſchaͤffte froͤlich anvertrauen/ wenn denn ſchon tauſend fielen zu meiner Seiten/ und ze- hen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/474
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/474>, abgerufen am 18.12.2024.