führer, den Teuffel zu deinen Füssen niedergeleget siehest: Dann nachdem du in JEsu Augen Gna- de gefunden, so muß der trotzige Prahler vor dir beben und gewärtig seyn, daß du ihme auf deines siegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick tretest; als worüber alles Heer des Himmels mit maje- stätischen Schall dir zujauchzen wird: Auf Lö- wen und Ottern wirst du gehen/ und treten auf den jungen Löwen und Dra- chen/ Psal. 91, 13. Fersen-Stiche wirst du zwar wohl fühlen; doch solle dir das Reich und die Crone bleiben.
Kurtz: Es ist nichts so prächtiges und herrliches dem Volck Jsrael wiederfahren, das euch nicht von unsern vollendeten, und zur Rechten GOttes sitzen- den Heyland in einem weit herrlichen Grad geschen- cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie- best, und bey dem seligen Umsonst und aus Gna- den bleibest, mithin sothane ungewohnte Selig- keiten nicht bey und in dir, sondern allein in Chri- sto suchest. Glaube nur, du theures junges Blut! Je kindlicher und einfältiger du zu Werck gehest; je leichter wirst du glauben können. Verheissen Eltern ihren Kindlein etwas, so erinnern sie die El- tern der gethanen Zusag, weinen, schreyen, beten, wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das versprochene kurtzum haben, wären es auch gantz unmögliche Sachen, daß sie z. E. den Mond aus dem Firmament nehmen, und dem Kind in die Hände geben sollen: Den Kummer, wie sie ihr Versprechen halten wollen, überlassen sie ihren El- tern. O wie reich würdet ihr an Schätzen und
Gü-
E e 3
Nachrede.
fuͤhrer, den Teuffel zu deinen Fuͤſſen niedergeleget ſieheſt: Dann nachdem du in JEſu Augen Gna- de gefunden, ſo muß der trotzige Prahler vor dir beben und gewaͤrtig ſeyn, daß du ihme auf deines ſiegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick treteſt; als woruͤber alles Heer des Himmels mit maje- ſtaͤtiſchen Schall dir zujauchzen wird: Auf Loͤ- wen und Ottern wirſt du gehen/ und treten auf den jungen Loͤwen und Dra- chen/ Pſal. 91, 13. Ferſen-Stiche wirſt du zwar wohl fuͤhlen; doch ſolle dir das Reich und die Crone bleiben.
Kurtz: Es iſt nichts ſo praͤchtiges und herrliches dem Volck Jſrael wiederfahren, das euch nicht von unſern vollendeten, und zur Rechten GOttes ſitzen- den Heyland in einem weit herrlichen Grad geſchen- cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie- beſt, und bey dem ſeligen Umſonſt und aus Gna- den bleibeſt, mithin ſothane ungewohnte Selig- keiten nicht bey und in dir, ſondern allein in Chri- ſto ſucheſt. Glaube nur, du theures junges Blut! Je kindlicher und einfaͤltiger du zu Werck geheſt; je leichter wirſt du glauben koͤnnen. Verheiſſen Eltern ihren Kindlein etwas, ſo erinnern ſie die El- tern der gethanen Zuſag, weinen, ſchreyen, beten, wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das verſprochene kurtzum haben, waͤren es auch gantz unmoͤgliche Sachen, daß ſie z. E. den Mond aus dem Firmament nehmen, und dem Kind in die Haͤnde geben ſollen: Den Kummer, wie ſie ihr Verſprechen halten wollen, uͤberlaſſen ſie ihren El- tern. O wie reich wuͤrdet ihr an Schaͤtzen und
Guͤ-
E e 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0455"n="437"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Nachrede.</hi></fw><lb/>
fuͤhrer, den Teuffel zu deinen Fuͤſſen niedergeleget<lb/>ſieheſt: Dann nachdem du in JEſu Augen Gna-<lb/>
de gefunden, ſo muß der trotzige Prahler vor dir<lb/>
beben und gewaͤrtig ſeyn, daß du ihme auf deines<lb/>ſiegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick treteſt;<lb/>
als woruͤber alles Heer des Himmels mit maje-<lb/>ſtaͤtiſchen Schall dir zujauchzen wird: <hirendition="#fr">Auf Loͤ-<lb/>
wen und Ottern wirſt du gehen/ und<lb/>
treten auf den jungen Loͤwen und Dra-<lb/>
chen/</hi> Pſal. 91, 13. Ferſen-Stiche wirſt du<lb/>
zwar wohl fuͤhlen; doch ſolle dir das Reich und<lb/>
die Crone bleiben.</p><lb/><p>Kurtz: Es iſt nichts ſo praͤchtiges und herrliches<lb/>
dem Volck Jſrael wiederfahren, das euch nicht von<lb/>
unſern vollendeten, und zur Rechten GOttes ſitzen-<lb/>
den Heyland in einem weit herrlichen Grad geſchen-<lb/>
cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie-<lb/>
beſt, und bey dem ſeligen <hirendition="#fr">Umſonſt</hi> und <hirendition="#fr">aus Gna-<lb/>
den</hi> bleibeſt, mithin ſothane ungewohnte Selig-<lb/>
keiten nicht bey und in dir, ſondern allein in Chri-<lb/>ſto ſucheſt. Glaube nur, du theures junges Blut!<lb/>
Je kindlicher und einfaͤltiger du zu Werck geheſt;<lb/>
je leichter wirſt du glauben koͤnnen. Verheiſſen<lb/>
Eltern ihren Kindlein etwas, ſo erinnern ſie die El-<lb/>
tern der gethanen Zuſag, weinen, ſchreyen, beten,<lb/>
wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das<lb/>
verſprochene kurtzum haben, waͤren es auch gantz<lb/>
unmoͤgliche Sachen, daß ſie z. E. den Mond aus<lb/>
dem Firmament nehmen, und dem Kind in die<lb/>
Haͤnde geben ſollen: Den Kummer, wie ſie ihr<lb/>
Verſprechen halten wollen, uͤberlaſſen ſie ihren El-<lb/>
tern. O wie reich wuͤrdet ihr an Schaͤtzen und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Guͤ-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[437/0455]
Nachrede.
fuͤhrer, den Teuffel zu deinen Fuͤſſen niedergeleget
ſieheſt: Dann nachdem du in JEſu Augen Gna-
de gefunden, ſo muß der trotzige Prahler vor dir
beben und gewaͤrtig ſeyn, daß du ihme auf deines
ſiegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick treteſt;
als woruͤber alles Heer des Himmels mit maje-
ſtaͤtiſchen Schall dir zujauchzen wird: Auf Loͤ-
wen und Ottern wirſt du gehen/ und
treten auf den jungen Loͤwen und Dra-
chen/ Pſal. 91, 13. Ferſen-Stiche wirſt du
zwar wohl fuͤhlen; doch ſolle dir das Reich und
die Crone bleiben.
Kurtz: Es iſt nichts ſo praͤchtiges und herrliches
dem Volck Jſrael wiederfahren, das euch nicht von
unſern vollendeten, und zur Rechten GOttes ſitzen-
den Heyland in einem weit herrlichen Grad geſchen-
cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie-
beſt, und bey dem ſeligen Umſonſt und aus Gna-
den bleibeſt, mithin ſothane ungewohnte Selig-
keiten nicht bey und in dir, ſondern allein in Chri-
ſto ſucheſt. Glaube nur, du theures junges Blut!
Je kindlicher und einfaͤltiger du zu Werck geheſt;
je leichter wirſt du glauben koͤnnen. Verheiſſen
Eltern ihren Kindlein etwas, ſo erinnern ſie die El-
tern der gethanen Zuſag, weinen, ſchreyen, beten,
wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das
verſprochene kurtzum haben, waͤren es auch gantz
unmoͤgliche Sachen, daß ſie z. E. den Mond aus
dem Firmament nehmen, und dem Kind in die
Haͤnde geben ſollen: Den Kummer, wie ſie ihr
Verſprechen halten wollen, uͤberlaſſen ſie ihren El-
tern. O wie reich wuͤrdet ihr an Schaͤtzen und
Guͤ-
E e 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/455>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.