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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
lich ab, je mehr wird auch aller gute Saamen wie-
der verschwemmet, so, daß man in wenig Jahren
kein Merckmaal mehr wahrnehmen kan, daß sie je-
malen auch zu des HErrn Tisch seyen unterwiesen
worden, mithin einem fragenden Paulo wohl auch
antworten dörffen: Wir haben auch nie gehö-
ret/ ob ein heiliger Geist seye:
"Wir wis-
"sen nicht, wer der JEsus, was er für ein Mann,
"und wessen man seiner zu getrösten habe; ich kenne
"meine Ochsen, Kühe, Rosse, Hünde, Aecker, Bäu-
"me, Schüsseln, meine Spiel-Gesellen etc. besser als
"diesen fremden Mann, von dem du sagest; mit
"deme ich mich das gantze Jahr hindurch nicht ein-
"lasse auch niemals frage, was er mache, und ob er
"noch lebe, was sein eigentliches Geschäfft seye:
"Examinire mich von jenem, so kan ich dir schon Be-
"scheid geben; unser einer ist nicht so spitz gestudirt,
"ich muß der Nahrung abwarten." Will man
nachforschen, ob sie die heilige Schrifft lesen; so wis-
sen sie eben so wenig als die blindesten Heyden, also
daß ihnen der Teuffel alles beym Stäubgen aus der
Gedächtniß wegraffet in kurtzer Zeit. Jm Gegen-
theil wuchert und wurtzelt in sothanen muthwilligen,
ungeschlachten, morastigen, dem Himmel verschlos-
senen und der Hölle offenen Hertzen der garstige
Schlangen-Saamen der sündlichen Gelüsten zur
gäntzlichen Uberhandnehmung und Beherrschung
derselben, so lang bis der Heyland sein liebes Blut
in den Mund ihrer ängstlich-schmachtenden Seelen-
Begierden einflößt; als wordurch, als durch ein
Balsam-Oel das höllische Ungeziefer in ihme getödet;
die unflätige sündliche Neigung umgebracht; alle
Riegel und Siegel, Ketten und Fesseln der unsau-

beren

Cap. 1. Die erſte Quelle
lich ab, je mehr wird auch aller gute Saamen wie-
der verſchwemmet, ſo, daß man in wenig Jahren
kein Merckmaal mehr wahrnehmen kan, daß ſie je-
malen auch zu des HErrn Tiſch ſeyen unterwieſen
worden, mithin einem fragenden Paulo wohl auch
antworten doͤrffen: Wir haben auch nie gehoͤ-
ret/ ob ein heiliger Geiſt ſeye:
„Wir wiſ-
“ſen nicht, wer der JEſus, was er fuͤr ein Mann,
“und weſſen man ſeiner zu getroͤſten habe; ich kenne
“meine Ochſen, Kuͤhe, Roſſe, Huͤnde, Aecker, Baͤu-
“me, Schuͤſſeln, meine Spiel-Geſellen ꝛc. beſſer als
“dieſen fremden Mann, von dem du ſageſt; mit
“deme ich mich das gantze Jahr hindurch nicht ein-
“laſſe auch niemals frage, was er mache, und ob er
“noch lebe, was ſein eigentliches Geſchaͤfft ſeye:
“Examinire mich von jenem, ſo kan ich dir ſchon Be-
“ſcheid geben; unſer einer iſt nicht ſo ſpitz geſtudirt,
“ich muß der Nahrung abwarten.‟ Will man
nachforſchen, ob ſie die heilige Schrifft leſen; ſo wiſ-
ſen ſie eben ſo wenig als die blindeſten Heyden, alſo
daß ihnen der Teuffel alles beym Staͤubgen aus der
Gedaͤchtniß wegraffet in kurtzer Zeit. Jm Gegen-
theil wuchert und wurtzelt in ſothanen muthwilligen,
ungeſchlachten, moraſtigen, dem Himmel verſchloſ-
ſenen und der Hoͤlle offenen Hertzen der garſtige
Schlangen-Saamen der ſuͤndlichen Geluͤſten zur
gaͤntzlichen Uberhandnehmung und Beherrſchung
derſelben, ſo lang bis der Heyland ſein liebes Blut
in den Mund ihrer aͤngſtlich-ſchmachtenden Seelen-
Begierden einfloͤßt; als wordurch, als durch ein
Balſam-Oel das hoͤlliſche Ungeziefer in ihme getoͤdet;
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[20/0038] Cap. 1. Die erſte Quelle lich ab, je mehr wird auch aller gute Saamen wie- der verſchwemmet, ſo, daß man in wenig Jahren kein Merckmaal mehr wahrnehmen kan, daß ſie je- malen auch zu des HErrn Tiſch ſeyen unterwieſen worden, mithin einem fragenden Paulo wohl auch antworten doͤrffen: Wir haben auch nie gehoͤ- ret/ ob ein heiliger Geiſt ſeye: „Wir wiſ- “ſen nicht, wer der JEſus, was er fuͤr ein Mann, “und weſſen man ſeiner zu getroͤſten habe; ich kenne “meine Ochſen, Kuͤhe, Roſſe, Huͤnde, Aecker, Baͤu- “me, Schuͤſſeln, meine Spiel-Geſellen ꝛc. beſſer als “dieſen fremden Mann, von dem du ſageſt; mit “deme ich mich das gantze Jahr hindurch nicht ein- “laſſe auch niemals frage, was er mache, und ob er “noch lebe, was ſein eigentliches Geſchaͤfft ſeye: “Examinire mich von jenem, ſo kan ich dir ſchon Be- “ſcheid geben; unſer einer iſt nicht ſo ſpitz geſtudirt, “ich muß der Nahrung abwarten.‟ Will man nachforſchen, ob ſie die heilige Schrifft leſen; ſo wiſ- ſen ſie eben ſo wenig als die blindeſten Heyden, alſo daß ihnen der Teuffel alles beym Staͤubgen aus der Gedaͤchtniß wegraffet in kurtzer Zeit. Jm Gegen- theil wuchert und wurtzelt in ſothanen muthwilligen, ungeſchlachten, moraſtigen, dem Himmel verſchloſ- ſenen und der Hoͤlle offenen Hertzen der garſtige Schlangen-Saamen der ſuͤndlichen Geluͤſten zur gaͤntzlichen Uberhandnehmung und Beherrſchung derſelben, ſo lang bis der Heyland ſein liebes Blut in den Mund ihrer aͤngſtlich-ſchmachtenden Seelen- Begierden einfloͤßt; als wordurch, als durch ein Balſam-Oel das hoͤlliſche Ungeziefer in ihme getoͤdet; die unflaͤtige ſuͤndliche Neigung umgebracht; alle Riegel und Siegel, Ketten und Feſſeln der unſau- beren

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/38>, abgerufen am 21.11.2024.