Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
der Verführung der Jugend.
§. 1.

FRaget man/ vor wessen Ver-
führung Kinder und junge Leute
sich ferner in acht zu nehmen ha-
ben? So gehöret hieher:

IV. Die Gesellschafft mit übelerzoge-
nen Kindern und leichtfertigen Buben.

Kinder lauffen gerne mit ihres glei-
chen/ wie aber eine gluende Kohle gar
leicht die andern anstecket/ und wer mit
Pech umgehet/ davon gewiß besudelt
wird; so gehets auch hier/ daß/ wann
nur ein einzig gottloses Kind unter fünf-
zig wohl-erzogenen sich einfindet/ solches
allein fähig ist/ die Augen aller andern
auf sich zulocken/ und sie vom Guten ab-
wendig zu machen. So ist am Tage/ wann
ein Kind bis ins zehende oder zwölffte
Jahr/ auch in der schönsten und seligsten
Verfassung seiner Seele gestanden/ es
wird aber sodann in diesem seinem aller-
schlipffrigsten Alter auf eine Schule ge-
schicker/ da es unter einer Menge junger
Teuffel und Bösewichter zusitzen kommt/
daß es in kurtzer Zeit so umgekehrt und
vereitelt wird/ daß es seiner vorigen
Gestalt gar nicht mehr ähnlich siehet.
Ja wann auch die Eltern zu Hause nicht
eine sehr genaue Wahl anstellen unter
denjenigen Kindern/ welche sie mit den
ihrigen umgehen lassen/ so lehret die Er-

fah-
R 5
der Verfuͤhrung der Jugend.
§. 1.

FRaget man/ vor weſſen Ver-
fuͤhrung Kinder und junge Leute
ſich ferner in acht zu nehmen ha-
ben? So gehoͤret hieher:

IV. Die Geſellſchafft mit uͤbelerzoge-
nen Kindern und leichtfertigen Buben.

Kinder lauffen gerne mit ihres glei-
chen/ wie aber eine gluende Kohle gar
leicht die andern anſtecket/ und wer mit
Pech umgehet/ davon gewiß beſudelt
wird; ſo gehets auch hier/ daß/ wann
nur ein einzig gottloſes Kind unter fuͤnf-
zig wohl-erzogenen ſich einfindet/ ſolches
allein faͤhig iſt/ die Augen aller andern
auf ſich zulocken/ und ſie vom Guten ab-
wendig zu machen. So iſt am Tage/ wann
ein Kind bis ins zehende oder zwoͤlffte
Jahr/ auch in der ſchoͤnſten und ſeligſten
Verfaſſung ſeiner Seele geſtanden/ es
wird aber ſodann in dieſem ſeinem aller-
ſchlipffrigſten Alter auf eine Schule ge-
ſchicker/ da es unter einer Menge junger
Teuffel und Boͤſewichter zuſitzen kommt/
daß es in kurtzer Zeit ſo umgekehrt und
vereitelt wird/ daß es ſeiner vorigen
Geſtalt gar nicht mehr aͤhnlich ſiehet.
Ja wann auch die Eltern zu Hauſe nicht
eine ſehr genaue Wahl anſtellen unter
denjenigen Kindern/ welche ſie mit den
ihrigen umgehen laſſen/ ſo lehret die Er-

fah-
R 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0283" n="265"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 1.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#in">F</hi> <hi rendition="#fr">Raget man/ vor we&#x017F;&#x017F;en Ver-<lb/>
fu&#x0364;hrung Kinder und junge Leute<lb/>
&#x017F;ich ferner in acht zu nehmen ha-<lb/>
ben? So geho&#x0364;ret hieher:</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#fr">Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft mit u&#x0364;belerzoge-<lb/>
nen Kindern und leichtfertigen Buben.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Kinder lauffen gerne mit ihres glei-<lb/>
chen/ wie aber eine gluende Kohle gar<lb/>
leicht die andern an&#x017F;tecket/ und wer mit<lb/>
Pech umgehet/ davon gewiß be&#x017F;udelt<lb/>
wird; &#x017F;o gehets auch hier/ daß/ wann<lb/>
nur ein einzig gottlo&#x017F;es Kind unter fu&#x0364;nf-<lb/>
zig wohl-erzogenen &#x017F;ich einfindet/ &#x017F;olches<lb/>
allein fa&#x0364;hig i&#x017F;t/ die Augen aller andern<lb/>
auf &#x017F;ich zulocken/ und &#x017F;ie vom Guten ab-<lb/>
wendig zu machen. So i&#x017F;t am Tage/ wann<lb/>
ein Kind bis ins zehende oder zwo&#x0364;lffte<lb/>
Jahr/ auch in der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten und &#x017F;elig&#x017F;ten<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;einer Seele ge&#x017F;tanden/ es<lb/>
wird aber &#x017F;odann in die&#x017F;em &#x017F;einem aller-<lb/>
&#x017F;chlipffrig&#x017F;ten Alter auf eine Schule ge-<lb/>
&#x017F;chicker/ da es unter einer Menge junger<lb/>
Teuffel und Bo&#x0364;&#x017F;ewichter zu&#x017F;itzen kommt/<lb/>
daß es in kurtzer Zeit &#x017F;o umgekehrt und<lb/>
vereitelt wird/ daß es &#x017F;einer vorigen<lb/>
Ge&#x017F;talt gar nicht mehr a&#x0364;hnlich &#x017F;iehet.<lb/>
Ja wann auch die Eltern zu Hau&#x017F;e nicht<lb/>
eine &#x017F;ehr genaue Wahl an&#x017F;tellen unter<lb/>
denjenigen Kindern/ welche &#x017F;ie mit den<lb/>
ihrigen umgehen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o lehret die Er-</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">R 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">fah-</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0283] der Verfuͤhrung der Jugend. §. 1. FRaget man/ vor weſſen Ver- fuͤhrung Kinder und junge Leute ſich ferner in acht zu nehmen ha- ben? So gehoͤret hieher: IV. Die Geſellſchafft mit uͤbelerzoge- nen Kindern und leichtfertigen Buben. Kinder lauffen gerne mit ihres glei- chen/ wie aber eine gluende Kohle gar leicht die andern anſtecket/ und wer mit Pech umgehet/ davon gewiß beſudelt wird; ſo gehets auch hier/ daß/ wann nur ein einzig gottloſes Kind unter fuͤnf- zig wohl-erzogenen ſich einfindet/ ſolches allein faͤhig iſt/ die Augen aller andern auf ſich zulocken/ und ſie vom Guten ab- wendig zu machen. So iſt am Tage/ wann ein Kind bis ins zehende oder zwoͤlffte Jahr/ auch in der ſchoͤnſten und ſeligſten Verfaſſung ſeiner Seele geſtanden/ es wird aber ſodann in dieſem ſeinem aller- ſchlipffrigſten Alter auf eine Schule ge- ſchicker/ da es unter einer Menge junger Teuffel und Boͤſewichter zuſitzen kommt/ daß es in kurtzer Zeit ſo umgekehrt und vereitelt wird/ daß es ſeiner vorigen Geſtalt gar nicht mehr aͤhnlich ſiehet. Ja wann auch die Eltern zu Hauſe nicht eine ſehr genaue Wahl anſtellen unter denjenigen Kindern/ welche ſie mit den ihrigen umgehen laſſen/ ſo lehret die Er- fah- R 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/283
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/283>, abgerufen am 18.12.2024.