er sich so geschwind als ernsthafft zu ihm, und weinete über ihn, daß er GOtt so beleidige und seine Seele in so grosse Gefahr setze; bate ihn auch, daß er doch seine Zeit besser als zum trincken und spielen anwenden möchte. Er lage auch öffters seinen nachsten Anverwandten gar demüthig an, sie möchten ihre Christen-Pflicht doch wohl wahrnehmen, und die Wohlfahrt ihrer Seelen samt der Ewigkeit sorg- fältig bedencken.
2) Christlieb Lebrecht von Exter ermahnete nicht nur seine Geschwister fleißig zum Guten, sondern auch das Ge- sinde, welchem er zuweilen einen schönen Spruch vorhielte und erklärete. Jnsonderheit bat er sie, daß sie auch gegen das Vieh keinen unnützen Zorn oder unzeitige Hartigkeit bezeigen möchten. Und ob er wohl wegen seiner Jugend von dem Gesinde zuweilen verspottet wurde; so ertruge er doch alles mit Gedult und Sanfftmuth, bis sie es endlich gewohnten, und seine Worte gerne annahmen. (*)
§. 12.
Du sprichst: Was fang ich dann an? Wie rette ich mich von diesen unartigen Leuten, daß ich nicht mit zum Bösen hingerissen werde?
Antwort: Je zärter deine Jugend ist/ mein liebes Kind/ je gefährlicher bist du dran. Glaube aber auch, daß sich der Geist GOttes desto wachsamer über dir, und desto geschäfftiger in dir be- weisen werde, wann du
1) Einen hertzlichen Abscheu hast an den verdammlichen Greueln solcher un- schlachtigen Leute/ und nicht mit ihnen lauffest in dasselbige wüste unordentliche
Wesen
(*) Rambachs Hand-Büchlein für Kinder, aus Janneway Exempel-Buch 2 Th. p. 91. 102. und 3 Th. p. 74.
Q 5
der Verfuͤhrung der Jugend
er ſich ſo geſchwind als ernſthafft zu ihm, und weinete uͤber ihn, daß er GOtt ſo beleidige und ſeine Seele in ſo groſſe Gefahr ſetze; bate ihn auch, daß er doch ſeine Zeit beſſer als zum trincken und ſpielen anwenden moͤchte. Er lage auch oͤffters ſeinen nachſten Anverwandten gar demuͤthig an, ſie moͤchten ihre Chriſten-Pflicht doch wohl wahrnehmen, und die Wohlfahrt ihrer Seelen ſamt der Ewigkeit ſorg- faͤltig bedencken.
2) Chriſtlieb Lebrecht von Exter ermahnete nicht nur ſeine Geſchwiſter fleißig zum Guten, ſondern auch das Ge- ſinde, welchem er zuweilen einen ſchoͤnen Spruch vorhielte und erklaͤrete. Jnſonderheit bat er ſie, daß ſie auch gegen das Vieh keinen unnuͤtzen Zorn oder unzeitige Hartigkeit bezeigen moͤchten. Und ob er wohl wegen ſeiner Jugend von dem Geſinde zuweilen verſpottet wurde; ſo ertruge er doch alles mit Gedult und Sanfftmuth, bis ſie es endlich gewohnten, und ſeine Worte gerne annahmen. (*)
§. 12.
Du ſprichſt: Was fang ich dann an? Wie rette ich mich von dieſen unartigen Leuten, daß ich nicht mit zum Boͤſen hingeriſſen werde?
Antwort: Je zaͤrter deine Jugend iſt/ mein liebes Kind/ je gefaͤhrlicher biſt du dran. Glaube aber auch, daß ſich der Geiſt GOttes deſto wachſamer uͤber dir, und deſto geſchaͤfftiger in dir be- weiſen werde, wann du
1) Einen hertzlichen Abſcheu haſt an den verdammlichen Greueln ſolcher un- ſchlachtigen Leute/ und nicht mit ihnen lauffeſt in daſſelbige wuͤſte unordentliche
Weſen
(*) Rambachs Hand-Buͤchlein fuͤr Kinder, aus Janneway Exempel-Buch 2 Th. p. 91. 102. und 3 Th. p. 74.
Q 5
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der Verfuͤhrung der Jugend
er ſich ſo geſchwind als ernſthafft zu ihm, und weinete uͤber
ihn, daß er GOtt ſo beleidige und ſeine Seele in ſo groſſe
Gefahr ſetze; bate ihn auch, daß er doch ſeine Zeit beſſer als
zum trincken und ſpielen anwenden moͤchte. Er lage auch
oͤffters ſeinen nachſten Anverwandten gar demuͤthig an,
ſie moͤchten ihre Chriſten-Pflicht doch wohl wahrnehmen,
und die Wohlfahrt ihrer Seelen ſamt der Ewigkeit ſorg-
faͤltig bedencken.
2) Chriſtlieb Lebrecht von Exter ermahnete nicht nur
ſeine Geſchwiſter fleißig zum Guten, ſondern auch das Ge-
ſinde, welchem er zuweilen einen ſchoͤnen Spruch vorhielte
und erklaͤrete. Jnſonderheit bat er ſie, daß ſie auch gegen
das Vieh keinen unnuͤtzen Zorn oder unzeitige Hartigkeit
bezeigen moͤchten. Und ob er wohl wegen ſeiner Jugend
von dem Geſinde zuweilen verſpottet wurde; ſo ertruge er
doch alles mit Gedult und Sanfftmuth, bis ſie es endlich
gewohnten, und ſeine Worte gerne annahmen. (*)
§. 12.
Du ſprichſt: Was fang ich dann an? Wie
rette ich mich von dieſen unartigen Leuten, daß ich
nicht mit zum Boͤſen hingeriſſen werde?
Antwort: Je zaͤrter deine Jugend iſt/
mein liebes Kind/ je gefaͤhrlicher biſt
du dran. Glaube aber auch, daß ſich
der Geiſt GOttes deſto wachſamer uͤber
dir, und deſto geſchaͤfftiger in dir be-
weiſen werde, wann du
1) Einen hertzlichen Abſcheu haſt an
den verdammlichen Greueln ſolcher un-
ſchlachtigen Leute/ und nicht mit ihnen
lauffeſt in daſſelbige wuͤſte unordentliche
Weſen
(*) Rambachs Hand-Buͤchlein fuͤr Kinder, aus Janneway
Exempel-Buch 2 Th. p. 91. 102. und 3 Th. p. 74.
Q 5
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/267>, abgerufen am 17.07.2024.
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