worden; woraus dann die arme betrogene Hertzen gerne ein Götzlein schnitzeln, auf dasselbige bey je- dem Donner-Schlag der Gerechtigkeit GOttes sich zu beruffen und zu verlassen, da sie doch das Himmelreich darum noch nie gesehen, weil sie die Neue Geburt von Oben Joh. 3, 3. als mit ihnen schon vergangen, nicht mehr nöthig zu seyn geglaubt, mithin selbige nicht gesuchet, aber deme zufolg auch nicht erlanget haben.
Mein Kind! Die That und der würckliche Gehorsam gegen den Heiligen Geist legt allererst an den Tag, ob es dir um GOttes Reich und Freund- schafft ein rechter Ernst seye. Der jungere Sohn, welcher Ja gesagt, vermuthlich auch einen guten Vorsatz hatte, aber an der Bewerckstellung dessel- ben sich durch mancherley hindern liesse, ist ver- worffen worden, Matth. 21, 28-31. Oder wäre dis nicht ein ungereimter Knecht, der, wann sein Herr ihne öffters gewecket und zur Arbeit im Wein- berg aufgefordert, sein warmes Sünden-Nest nie verlassen, vielweniger in den innern Weinberg sei- nes Hertzens eingegangen, am allerwenigsten Hand an das Werck geleget hat, sich gleichwol grosse Verdienste daraus machen wolte, daß ihn sein Herr dieser sonderbaren Ehre ihne zum öfftern bald stärcker, bald sänffter aufzufordern, gewürdiget, und er darum, Trotz seines trägen Ungehorsams, die Hoffnung habe, des völligen Lohns mit andern theilhafftig zu werden?
§. 46.
Nein, mein liebes Kind! Vom Vorsatz must du zum Thun schreiten, sonst ist kein Him-
mel-
O 2
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
worden; woraus dann die arme betrogene Hertzen gerne ein Goͤtzlein ſchnitzeln, auf daſſelbige bey je- dem Donner-Schlag der Gerechtigkeit GOttes ſich zu beruffen und zu verlaſſen, da ſie doch das Himmelreich darum noch nie geſehen, weil ſie die Neue Geburt von Oben Joh. 3, 3. als mit ihnen ſchon vergangen, nicht mehr noͤthig zu ſeyn geglaubt, mithin ſelbige nicht geſuchet, aber deme zufolg auch nicht erlanget haben.
Mein Kind! Die That und der wuͤrckliche Gehorſam gegen den Heiligen Geiſt legt allererſt an den Tag, ob es dir um GOttes Reich und Freund- ſchafft ein rechter Ernſt ſeye. Der jungere Sohn, welcher Ja geſagt, vermuthlich auch einen guten Vorſatz hatte, aber an der Bewerckſtellung deſſel- ben ſich durch mancherley hindern lieſſe, iſt ver- worffen worden, Matth. 21, 28-31. Oder waͤre dis nicht ein ungereimter Knecht, der, wann ſein Herr ihne oͤffters gewecket und zur Arbeit im Wein- berg aufgefordert, ſein warmes Suͤnden-Neſt nie verlaſſen, vielweniger in den innern Weinberg ſei- nes Hertzens eingegangen, am allerwenigſten Hand an das Werck geleget hat, ſich gleichwol groſſe Verdienſte daraus machen wolte, daß ihn ſein Herr dieſer ſonderbaren Ehre ihne zum oͤfftern bald ſtaͤrcker, bald ſaͤnffter aufzufordern, gewuͤrdiget, und er darum, Trotz ſeines traͤgen Ungehorſams, die Hoffnung habe, des voͤlligen Lohns mit andern theilhafftig zu werden?
§. 46.
Nein, mein liebes Kind! Vom Vorſatz muſt du zum Thun ſchreiten, ſonſt iſt kein Him-
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
worden; woraus dann die arme betrogene Hertzen
gerne ein Goͤtzlein ſchnitzeln, auf daſſelbige bey je-
dem Donner-Schlag der Gerechtigkeit GOttes
ſich zu beruffen und zu verlaſſen, da ſie doch das
Himmelreich darum noch nie geſehen, weil ſie die
Neue Geburt von Oben Joh. 3, 3. als mit
ihnen ſchon vergangen, nicht mehr noͤthig zu ſeyn
geglaubt, mithin ſelbige nicht geſuchet, aber deme
zufolg auch nicht erlanget haben.
Mein Kind! Die That und der wuͤrckliche
Gehorſam gegen den Heiligen Geiſt legt allererſt an
den Tag, ob es dir um GOttes Reich und Freund-
ſchafft ein rechter Ernſt ſeye. Der jungere Sohn,
welcher Ja geſagt, vermuthlich auch einen guten
Vorſatz hatte, aber an der Bewerckſtellung deſſel-
ben ſich durch mancherley hindern lieſſe, iſt ver-
worffen worden, Matth. 21, 28-31. Oder waͤre
dis nicht ein ungereimter Knecht, der, wann ſein
Herr ihne oͤffters gewecket und zur Arbeit im Wein-
berg aufgefordert, ſein warmes Suͤnden-Neſt nie
verlaſſen, vielweniger in den innern Weinberg ſei-
nes Hertzens eingegangen, am allerwenigſten Hand
an das Werck geleget hat, ſich gleichwol groſſe
Verdienſte daraus machen wolte, daß ihn ſein
Herr dieſer ſonderbaren Ehre ihne zum oͤfftern bald
ſtaͤrcker, bald ſaͤnffter aufzufordern, gewuͤrdiget,
und er darum, Trotz ſeines traͤgen Ungehorſams,
die Hoffnung habe, des voͤlligen Lohns mit andern
theilhafftig zu werden?
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/229>, abgerufen am 17.07.2024.
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