Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.der Eltern in Ansehung ihrer Kinder. von der Natur zur Gnade würcket, daß es sichdes verbottenen Versuchs-Baums anfänglich mit etwelchem Streit; nachwärts und beym Anwachs der Liebe JESU mit Lust und Freuden enthält; endlich aber von dem Heil. Geist einen solch ge- lassenen Sinn empfängt, daß wann es selbst im Paradies, da Adam gestanden, wäre, es nichts ab- brechen würde, ohne innerliche Erlaubniß des himm- lischen Vaters, nur um des HErrn JEsu Hun- ger- und Durst-leidende Liebe zu verehren und zu verklären in brünstiger Gegen-Liebe; Wann, sage ich, JEsus ein solch begnadigtes und gutartiges Kind kennet, so wird er in seinem Reich alle An- stalt machen, daß ihme die gantze Fülle des Ge- nusses hie auf Erden, und dorten in alle unendli- che Ewigkeiten zu Theil, und jede Tödtung der sündlichen Lüsten, so durch die Gnade Christi und seines Geistes geschehen, mit unaussprechlichen Freuden aus denen Erbarmungen des Vaters ver- golten werde. Wann dann andere eigenwillige, lüsternde, mißvergnügte Kinder dieses sehen, und von dem hochzeitlichen Abendmahl des Lammes auch mit geniessen wollen, so wird der König ih- nen antworten und sagen: "Hörets ihr unartige, eigensinnige Kinder! Jhr habt euer Gutes em-" pfangen in eurem Leben; Luc. 14, 25. Jhr" habt dem Trieb eures Fleisches gefolget, und seyd," ohne euch eines bessern berichten zu lassen, in der" Fleisches-Lust recht groß und starrig worden;" dahingegen diese gesegnete Kinder ihre einige und" gröste Lust an mir gehabt, und zu mir, ihrem al-" lerköstlichsten Weinstock, ohne Furcht genahet," um N 5
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. von der Natur zur Gnade wuͤrcket, daß es ſichdes verbottenen Verſuchs-Baums anfaͤnglich mit etwelchem Streit; nachwaͤrts und beym Anwachs der Liebe JESU mit Luſt und Freuden enthaͤlt; endlich aber von dem Heil. Geiſt einen ſolch ge- laſſenen Sinn empfaͤngt, daß wann es ſelbſt im Paradies, da Adam geſtanden, waͤre, es nichts ab- brechen wuͤrde, ohne innerliche Erlaubniß des himm- liſchen Vaters, nur um des HErrn JEſu Hun- ger- und Durſt-leidende Liebe zu verehren und zu verklaͤren in bruͤnſtiger Gegen-Liebe; Wann, ſage ich, JEſus ein ſolch begnadigtes und gutartiges Kind kennet, ſo wird er in ſeinem Reich alle An- ſtalt machen, daß ihme die gantze Fuͤlle des Ge- nuſſes hie auf Erden, und dorten in alle unendli- che Ewigkeiten zu Theil, und jede Toͤdtung der ſuͤndlichen Luͤſten, ſo durch die Gnade Chriſti und ſeines Geiſtes geſchehen, mit unausſprechlichen Freuden aus denen Erbarmungen des Vaters ver- golten werde. Wann dann andere eigenwillige, luͤſternde, mißvergnuͤgte Kinder dieſes ſehen, und von dem hochzeitlichen Abendmahl des Lammes auch mit genieſſen wollen, ſo wird der Koͤnig ih- nen antworten und ſagen: „Hoͤrets ihr unartige, eigenſinnige Kinder! Jhr habt euer Gutes em-“ pfangen in eurem Leben; Luc. 14, 25. Jhr“ habt dem Trieb eures Fleiſches gefolget, und ſeyd,“ ohne euch eines beſſern berichten zu laſſen, in der“ Fleiſches-Luſt recht groß und ſtarrig worden;“ dahingegen dieſe geſegnete Kinder ihre einige und“ groͤſte Luſt an mir gehabt, und zu mir, ihrem al-“ lerkoͤſtlichſten Weinſtock, ohne Furcht genahet,“ um N 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0219" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.</hi></fw><lb/> von der Natur zur Gnade wuͤrcket, daß es ſich<lb/> des verbottenen Verſuchs-Baums anfaͤnglich mit<lb/> etwelchem Streit; nachwaͤrts und beym Anwachs<lb/> der Liebe JESU mit Luſt und Freuden enthaͤlt;<lb/> endlich aber von dem Heil. Geiſt einen ſolch ge-<lb/> laſſenen Sinn empfaͤngt, daß wann es ſelbſt im<lb/> Paradies, da Adam geſtanden, waͤre, es nichts ab-<lb/> brechen wuͤrde, ohne innerliche Erlaubniß des himm-<lb/> liſchen Vaters, nur um des HErrn JEſu Hun-<lb/> ger- und Durſt-leidende Liebe zu verehren und zu<lb/> verklaͤren in bruͤnſtiger Gegen-Liebe; Wann, ſage<lb/> ich, JEſus ein ſolch begnadigtes und gutartiges<lb/> Kind kennet, ſo wird er in ſeinem Reich alle An-<lb/> ſtalt machen, daß ihme die gantze Fuͤlle des Ge-<lb/> nuſſes hie auf Erden, und dorten in alle unendli-<lb/> che Ewigkeiten zu Theil, und jede Toͤdtung der<lb/> ſuͤndlichen Luͤſten, ſo durch die Gnade Chriſti und<lb/> ſeines Geiſtes geſchehen, mit unausſprechlichen<lb/> Freuden aus denen Erbarmungen des Vaters ver-<lb/> golten werde. Wann dann andere eigenwillige,<lb/> luͤſternde, mißvergnuͤgte Kinder dieſes ſehen, und<lb/> von dem hochzeitlichen Abendmahl des Lammes<lb/> auch mit genieſſen wollen, ſo wird der Koͤnig ih-<lb/> nen antworten und ſagen: „Hoͤrets ihr unartige,<lb/> eigenſinnige Kinder! Jhr habt euer Gutes em-“<lb/> pfangen in eurem Leben; Luc. 14, 25. Jhr“<lb/> habt dem Trieb eures Fleiſches gefolget, und ſeyd,“<lb/> ohne euch eines beſſern berichten zu laſſen, in der“<lb/> Fleiſches-Luſt recht groß und ſtarrig worden;“<lb/> dahingegen dieſe geſegnete Kinder ihre einige und“<lb/> groͤſte Luſt an mir gehabt, und zu mir, ihrem al-“<lb/> lerkoͤſtlichſten Weinſtock, ohne Furcht genahet,“<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0219]
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
von der Natur zur Gnade wuͤrcket, daß es ſich
des verbottenen Verſuchs-Baums anfaͤnglich mit
etwelchem Streit; nachwaͤrts und beym Anwachs
der Liebe JESU mit Luſt und Freuden enthaͤlt;
endlich aber von dem Heil. Geiſt einen ſolch ge-
laſſenen Sinn empfaͤngt, daß wann es ſelbſt im
Paradies, da Adam geſtanden, waͤre, es nichts ab-
brechen wuͤrde, ohne innerliche Erlaubniß des himm-
liſchen Vaters, nur um des HErrn JEſu Hun-
ger- und Durſt-leidende Liebe zu verehren und zu
verklaͤren in bruͤnſtiger Gegen-Liebe; Wann, ſage
ich, JEſus ein ſolch begnadigtes und gutartiges
Kind kennet, ſo wird er in ſeinem Reich alle An-
ſtalt machen, daß ihme die gantze Fuͤlle des Ge-
nuſſes hie auf Erden, und dorten in alle unendli-
che Ewigkeiten zu Theil, und jede Toͤdtung der
ſuͤndlichen Luͤſten, ſo durch die Gnade Chriſti und
ſeines Geiſtes geſchehen, mit unausſprechlichen
Freuden aus denen Erbarmungen des Vaters ver-
golten werde. Wann dann andere eigenwillige,
luͤſternde, mißvergnuͤgte Kinder dieſes ſehen, und
von dem hochzeitlichen Abendmahl des Lammes
auch mit genieſſen wollen, ſo wird der Koͤnig ih-
nen antworten und ſagen: „Hoͤrets ihr unartige,
eigenſinnige Kinder! Jhr habt euer Gutes em-“
pfangen in eurem Leben; Luc. 14, 25. Jhr“
habt dem Trieb eures Fleiſches gefolget, und ſeyd,“
ohne euch eines beſſern berichten zu laſſen, in der“
Fleiſches-Luſt recht groß und ſtarrig worden;“
dahingegen dieſe geſegnete Kinder ihre einige und“
groͤſte Luſt an mir gehabt, und zu mir, ihrem al-“
lerkoͤſtlichſten Weinſtock, ohne Furcht genahet,“
um
N 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/219 |
Zitationshilfe: | Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/219>, abgerufen am 17.07.2024. |