empfangenen Guten mit dem schnödesten Undanck belohnet, und ohne Schuld so greulich beleidiget. Welche Betrachtung auch allein die Weiber zu Jerusalem zum Weinen bewogen hat, welche darum auch von JEsu sind abgestellet worden. Luc. 23, 27. 28. Gehe du darum, mein theures Kind! nicht den Holtz-Weg, wie viele übel-berichtete Leu- te thun, und desnahen niemals in den herrlichen Garten Eden kommen, auch von den ungleich für- trefflichern Früchten, als jene vom Baum des Le- bens im Paradis waren, nicht das mindeste wis- sen, mithin nie erfahren wie süsse das gecreutzigte Lämmlein GOttes dem armen Sünder schmecke.
Willst du dann viele und grosse Freuden aus Christi Leyden schöpffen, so hebe es darbey an, daß du einen Blick in sein allerfreundlichstes Hertz hinein thuest, zu erkennen und einzusehen, wie seine unbegreiffliche Liebe zu dir die Haupt-Ur- sach gewesen, warum er deine Sünden von dir weg- und auf sich genommen, mithin selbige nach dem strengen über dich gefälleten Urtheil GOttes so erschrecklich gebüsset, und daß er hierin auch des Vaters Wohlgefallen erfüllet habe, als dessen ewi- ge Liebe es also geordnet, daß sein eingebohrner Sohn dich von dem höllischen Wüterich und aus allem Elend erlösen, und zu der allerhöchsten Se- ligkeit wieder verhelffen solle. Wird nun hierauf dein Hertz von der Liebe des Vaters und des Sohns entbrannt und in Christo befestiget; so mag dann die Sünde dich wohl anfechten, aber nimmermehr hinreissen, und wirst du nicht mehr wie zuvor, gleich als von einer teufflischen Gewalt gezogen und be-
zwungen
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
empfangenen Guten mit dem ſchnoͤdeſten Undanck belohnet, und ohne Schuld ſo greulich beleidiget. Welche Betrachtung auch allein die Weiber zu Jeruſalem zum Weinen bewogen hat, welche darum auch von JEſu ſind abgeſtellet worden. Luc. 23, 27. 28. Gehe du darum, mein theures Kind! nicht den Holtz-Weg, wie viele uͤbel-berichtete Leu- te thun, und desnahen niemals in den herrlichen Garten Eden kommen, auch von den ungleich fuͤr- trefflichern Fruͤchten, als jene vom Baum des Le- bens im Paradis waren, nicht das mindeſte wiſ- ſen, mithin nie erfahren wie ſuͤſſe das gecreutzigte Laͤmmlein GOttes dem armen Suͤnder ſchmecke.
Willſt du dann viele und groſſe Freuden aus Chriſti Leyden ſchoͤpffen, ſo hebe es darbey an, daß du einen Blick in ſein allerfreundlichſtes Hertz hinein thueſt, zu erkennen und einzuſehen, wie ſeine unbegreiffliche Liebe zu dir die Haupt-Ur- ſach geweſen, warum er deine Suͤnden von dir weg- und auf ſich genommen, mithin ſelbige nach dem ſtrengen uͤber dich gefaͤlleten Urtheil GOttes ſo erſchrecklich gebuͤſſet, und daß er hierin auch des Vaters Wohlgefallen erfuͤllet habe, als deſſen ewi- ge Liebe es alſo geordnet, daß ſein eingebohrner Sohn dich von dem hoͤlliſchen Wuͤterich und aus allem Elend erloͤſen, und zu der allerhoͤchſten Se- ligkeit wieder verhelffen ſolle. Wird nun hierauf dein Hertz von der Liebe des Vaters und des Sohns entbrannt und in Chriſto befeſtiget; ſo mag dann die Suͤnde dich wohl anfechten, aber nimmermehr hinreiſſen, und wirſt du nicht mehr wie zuvor, gleich als von einer teuffliſchen Gewalt gezogen und be-
zwungen
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
empfangenen Guten mit dem ſchnoͤdeſten Undanck
belohnet, und ohne Schuld ſo greulich beleidiget.
Welche Betrachtung auch allein die Weiber zu
Jeruſalem zum Weinen bewogen hat, welche
darum auch von JEſu ſind abgeſtellet worden. Luc.
23, 27. 28. Gehe du darum, mein theures Kind!
nicht den Holtz-Weg, wie viele uͤbel-berichtete Leu-
te thun, und desnahen niemals in den herrlichen
Garten Eden kommen, auch von den ungleich fuͤr-
trefflichern Fruͤchten, als jene vom Baum des Le-
bens im Paradis waren, nicht das mindeſte wiſ-
ſen, mithin nie erfahren wie ſuͤſſe das gecreutzigte
Laͤmmlein GOttes dem armen Suͤnder ſchmecke.
Willſt du dann viele und groſſe Freuden aus
Chriſti Leyden ſchoͤpffen, ſo hebe es darbey an,
daß du einen Blick in ſein allerfreundlichſtes Hertz
hinein thueſt, zu erkennen und einzuſehen, wie ſeine
unbegreiffliche Liebe zu dir die Haupt-Ur-
ſach geweſen, warum er deine Suͤnden von dir
weg- und auf ſich genommen, mithin ſelbige nach
dem ſtrengen uͤber dich gefaͤlleten Urtheil GOttes
ſo erſchrecklich gebuͤſſet, und daß er hierin auch des
Vaters Wohlgefallen erfuͤllet habe, als deſſen ewi-
ge Liebe es alſo geordnet, daß ſein eingebohrner
Sohn dich von dem hoͤlliſchen Wuͤterich und aus
allem Elend erloͤſen, und zu der allerhoͤchſten Se-
ligkeit wieder verhelffen ſolle. Wird nun hierauf
dein Hertz von der Liebe des Vaters und des Sohns
entbrannt und in Chriſto befeſtiget; ſo mag dann
die Suͤnde dich wohl anfechten, aber nimmermehr
hinreiſſen, und wirſt du nicht mehr wie zuvor, gleich
als von einer teuffliſchen Gewalt gezogen und be-
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/216>, abgerufen am 17.07.2024.
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