Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.der Eltern in Ansehung ihrer Kinder. ter-Stadt und die gläntzende Lebens-Crone: War-um wolltest du dann nicht deinem treuen GOtt zu lieb ein etwas hartes Tractament, etwelche rauhe Schmäh-Worte, auch Schläge, Hunger, Blösse, Einsperrung und völlige Ausschliessug von allem Antheil an der Erbschafft erdulten? Schau steiff auf das, was dein Seligmacher dir zu lieb erlitten, und welch unschätzbare Se- ligkeiten er dir dadurch erworben habe: Je tief- fer du sodann den Liebes-Willen JEsu einsehen wirst; je näher wirst du auf deiner Leidens- Bahn in seine Gemeinschafft kommen, je mehr wird dich auch nach Leiden, Druck, Verachtung gleichsam dürsten, ja ohne Leiden zu leben dir ein Leiden seyn: Joh. 16, 20-21. Von einer gott- seligen Jungfrau wird erzehlet, daß sie manch- mahl sehr traurig gesessen, und so offt sie nach der Ursach gefraget worden, gemeiniglich geant- wortet habe: Weil ich heute nicht die Eh- re gehabt/ um JEsu/ meiner Liebe wil- len/ etwas zu leiden/ auch nicht ein Wört- lein/ das ist, nicht ein hartes Wörtgen, oder ein Schmäh-Wort. Und ach wie viele Knaben und Töchter sind von ihren vornehmen, mächtigen und reichen Eltern zum Marter-Tode gelieffert worden, so sie mit Frohlocken über sich genommen, und sich über nichts, als über den Zorn ihres leiblichen Va- ters gekräncket haben, doch so, daß das starcke Nachsinnen an den Zorn ihres himmlischen Va- ters und des Lammes, und die lebendige Vorstellung der unerdencklichen Liebe JEsu jenen erträglich ge- machet. Weine dann nicht, mein Kind, sondern rüh- M 5
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. ter-Stadt und die glaͤntzende Lebens-Crone: War-um wollteſt du dann nicht deinem treuen GOtt zu lieb ein etwas hartes Tractament, etwelche rauhe Schmaͤh-Worte, auch Schlaͤge, Hunger, Bloͤſſe, Einſperrung und voͤllige Ausſchlieſſug von allem Antheil an der Erbſchafft erdulten? Schau ſteiff auf das, was dein Seligmacher dir zu lieb erlitten, und welch unſchaͤtzbare Se- ligkeiten er dir dadurch erworben habe: Je tief- fer du ſodann den Liebes-Willen JEſu einſehen wirſt; je naͤher wirſt du auf deiner Leidens- Bahn in ſeine Gemeinſchafft kommen, je mehr wird dich auch nach Leiden, Druck, Verachtung gleichſam duͤrſten, ja ohne Leiden zu leben dir ein Leiden ſeyn: Joh. 16, 20-21. Von einer gott- ſeligen Jungfrau wird erzehlet, daß ſie manch- mahl ſehr traurig geſeſſen, und ſo offt ſie nach der Urſach gefraget worden, gemeiniglich geant- wortet habe: Weil ich heute nicht die Eh- re gehabt/ um JEſu/ meiner Liebe wil- len/ etwas zu leiden/ auch nicht ein Woͤrt- lein/ das iſt, nicht ein hartes Woͤrtgen, oder ein Schmaͤh-Wort. Und ach wie viele Knaben und Toͤchter ſind von ihren vornehmen, maͤchtigen und reichen Eltern zum Marter-Tode gelieffert worden, ſo ſie mit Frohlocken uͤber ſich genommen, und ſich uͤber nichts, als uͤber den Zorn ihres leiblichen Va- ters gekraͤncket haben, doch ſo, daß das ſtarcke Nachſinnen an den Zorn ihres himmliſchen Va- ters und des Lammes, und die lebendige Vorſtellung der unerdencklichen Liebe JEſu jenen ertraͤglich ge- machet. Weine dann nicht, mein Kind, ſondern ruͤh- M 5
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der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
ter-Stadt und die glaͤntzende Lebens-Crone: War-
um wollteſt du dann nicht deinem treuen GOtt
zu lieb ein etwas hartes Tractament, etwelche
rauhe Schmaͤh-Worte, auch Schlaͤge, Hunger,
Bloͤſſe, Einſperrung und voͤllige Ausſchlieſſug
von allem Antheil an der Erbſchafft erdulten?
Schau ſteiff auf das, was dein Seligmacher
dir zu lieb erlitten, und welch unſchaͤtzbare Se-
ligkeiten er dir dadurch erworben habe: Je tief-
fer du ſodann den Liebes-Willen JEſu einſehen
wirſt; je naͤher wirſt du auf deiner Leidens-
Bahn in ſeine Gemeinſchafft kommen, je mehr
wird dich auch nach Leiden, Druck, Verachtung
gleichſam duͤrſten, ja ohne Leiden zu leben dir ein
Leiden ſeyn: Joh. 16, 20-21. Von einer gott-
ſeligen Jungfrau wird erzehlet, daß ſie manch-
mahl ſehr traurig geſeſſen, und ſo offt ſie nach
der Urſach gefraget worden, gemeiniglich geant-
wortet habe: Weil ich heute nicht die Eh-
re gehabt/ um JEſu/ meiner Liebe wil-
len/ etwas zu leiden/ auch nicht ein Woͤrt-
lein/ das iſt, nicht ein hartes Woͤrtgen, oder ein
Schmaͤh-Wort. Und ach wie viele Knaben und
Toͤchter ſind von ihren vornehmen, maͤchtigen und
reichen Eltern zum Marter-Tode gelieffert worden,
ſo ſie mit Frohlocken uͤber ſich genommen, und ſich
uͤber nichts, als uͤber den Zorn ihres leiblichen Va-
ters gekraͤncket haben, doch ſo, daß das ſtarcke
Nachſinnen an den Zorn ihres himmliſchen Va-
ters und des Lammes, und die lebendige Vorſtellung
der unerdencklichen Liebe JEſu jenen ertraͤglich ge-
machet. Weine dann nicht, mein Kind, ſondern
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