Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 2. Die zweyte Quelle te JEsum den höchsten und getreuesten Patronen-daß er dir gute Gönner, die sich dein väterlich an- nehmen, erwecken, und auch deiner Eltern Sinn und Willen lencken wolle, zu wählen was zu dei- ner Seligkeit am besten seyn mag. Kanst du die- ses thun, und hast du diese Weisheit von oben empfangen solche Gnade mit heissen Thränen aus- zubitten, so wird dein grosses Heyl so gar nicht ausbleiben, daß dir eher ein Botte vom grossen Engel des Bundes, ein Engel aus dem Himmel zugesendet werden wurde: Emmal die ewige Vor- sehung wird dich zu wahren Freunden GOttes wunderbarlich führen, oder nützliche und deinem Zustand gemässe Bücher dir in die Hand spie- len, und seine Geistes-Triebe zur andächtigen Le- sung derselben gnädig schencken. Ja es ist un- möglich, daß die ewige Liebe einen jungen Knaben oder Mädgen, so den rechten Weg zum Leben zu wissen begehret, versäumen könne; der Heilige Geist wird sich mit seinen Wirckungen und Trie- ben nach deiner Kindheit bequemen, und seine ewi- ge Weisheit zu deiner kindlichen Einfalt sich her- unter lassen, dich zu leiten, wie du es etwa ertra- gen magst, allmählich, wie Jacob seine Läm- merlein; er wird das kleine Täfelein deines Ver- stands und deiner Einbildungs-Krafft darzu ge- brauchen, um das Himmelreich en mignature darinn zu entwerffen. Laß nur, mein Kind! nichts aus der Acht, wo du was Gutes lernen kanst; setze dich auf die Schwelle und horche an der Thür, wo du merckest, daß man in der Stu- ben vom Heyland spreche, wie ich in meiner Ju- gend
Cap. 2. Die zweyte Quelle te JEſum den hoͤchſten und getreueſten Patronen-daß er dir gute Goͤnner, die ſich dein vaͤterlich an- nehmen, erwecken, und auch deiner Eltern Sinn und Willen lencken wolle, zu waͤhlen was zu dei- ner Seligkeit am beſten ſeyn mag. Kanſt du die- ſes thun, und haſt du dieſe Weisheit von oben empfangen ſolche Gnade mit heiſſen Thraͤnen aus- zubitten, ſo wird dein groſſes Heyl ſo gar nicht ausbleiben, daß dir eher ein Botte vom groſſen Engel des Bundes, ein Engel aus dem Himmel zugeſendet werden wurde: Emmal die ewige Vor- ſehung wird dich zu wahren Freunden GOttes wunderbarlich fuͤhren, oder nuͤtzliche und deinem Zuſtand gemaͤſſe Buͤcher dir in die Hand ſpie- len, und ſeine Geiſtes-Triebe zur andaͤchtigen Le- ſung derſelben gnaͤdig ſchencken. Ja es iſt un- moͤglich, daß die ewige Liebe einen jungen Knaben oder Maͤdgen, ſo den rechten Weg zum Leben zu wiſſen begehret, verſaͤumen koͤnne; der Heilige Geiſt wird ſich mit ſeinen Wirckungen und Trie- ben nach deiner Kindheit bequemen, und ſeine ewi- ge Weisheit zu deiner kindlichen Einfalt ſich her- unter laſſen, dich zu leiten, wie du es etwa ertra- gen magſt, allmaͤhlich, wie Jacob ſeine Laͤm- merlein; er wird das kleine Taͤfelein deines Ver- ſtands und deiner Einbildungs-Krafft darzu ge- brauchen, um das Himmelreich en mignature darinn zu entwerffen. Laß nur, mein Kind! nichts aus der Acht, wo du was Gutes lernen kanſt; ſetze dich auf die Schwelle und horche an der Thuͤr, wo du merckeſt, daß man in der Stu- ben vom Heyland ſpreche, wie ich in meiner Ju- gend
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0146" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. Die zweyte Quelle</hi></fw><lb/> te JEſum den hoͤchſten und getreueſten Patronen-<lb/> daß er dir gute Goͤnner, die ſich dein vaͤterlich an-<lb/> nehmen, erwecken, und auch deiner Eltern Sinn<lb/> und Willen lencken wolle, zu waͤhlen was zu dei-<lb/> ner Seligkeit am beſten ſeyn mag. Kanſt du die-<lb/> ſes thun, und haſt du dieſe Weisheit von oben<lb/> empfangen ſolche Gnade mit heiſſen Thraͤnen aus-<lb/> zubitten, ſo wird dein groſſes Heyl ſo gar nicht<lb/> ausbleiben, daß dir eher ein Botte vom groſſen<lb/> Engel des Bundes, ein Engel aus dem Himmel<lb/> zugeſendet werden wurde: Emmal die ewige Vor-<lb/> ſehung wird dich zu wahren Freunden GOttes<lb/> wunderbarlich fuͤhren, oder nuͤtzliche und deinem<lb/> Zuſtand gemaͤſſe Buͤcher dir in die Hand ſpie-<lb/> len, und ſeine Geiſtes-Triebe zur andaͤchtigen Le-<lb/> ſung derſelben gnaͤdig ſchencken. Ja es iſt un-<lb/> moͤglich, daß die ewige Liebe einen jungen Knaben<lb/> oder Maͤdgen, ſo den rechten Weg zum Leben zu<lb/> wiſſen begehret, verſaͤumen koͤnne; der Heilige<lb/> Geiſt wird ſich mit ſeinen Wirckungen und Trie-<lb/> ben nach deiner Kindheit bequemen, und ſeine ewi-<lb/> ge Weisheit zu deiner kindlichen Einfalt ſich her-<lb/> unter laſſen, dich zu leiten, wie du es etwa ertra-<lb/> gen magſt, allmaͤhlich, wie <hi rendition="#fr">Jacob</hi> ſeine Laͤm-<lb/> merlein; er wird das kleine Taͤfelein deines Ver-<lb/> ſtands und deiner Einbildungs-Krafft darzu ge-<lb/> brauchen, um das Himmelreich <hi rendition="#aq">en mignature</hi><lb/> darinn zu entwerffen. Laß nur, mein Kind!<lb/> nichts aus der Acht, wo du was Gutes lernen<lb/> kanſt; ſetze dich auf die Schwelle und horche an<lb/> der Thuͤr, wo du merckeſt, daß man in der Stu-<lb/> ben vom Heyland ſpreche, wie ich in meiner Ju-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gend</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0146]
Cap. 2. Die zweyte Quelle
te JEſum den hoͤchſten und getreueſten Patronen-
daß er dir gute Goͤnner, die ſich dein vaͤterlich an-
nehmen, erwecken, und auch deiner Eltern Sinn
und Willen lencken wolle, zu waͤhlen was zu dei-
ner Seligkeit am beſten ſeyn mag. Kanſt du die-
ſes thun, und haſt du dieſe Weisheit von oben
empfangen ſolche Gnade mit heiſſen Thraͤnen aus-
zubitten, ſo wird dein groſſes Heyl ſo gar nicht
ausbleiben, daß dir eher ein Botte vom groſſen
Engel des Bundes, ein Engel aus dem Himmel
zugeſendet werden wurde: Emmal die ewige Vor-
ſehung wird dich zu wahren Freunden GOttes
wunderbarlich fuͤhren, oder nuͤtzliche und deinem
Zuſtand gemaͤſſe Buͤcher dir in die Hand ſpie-
len, und ſeine Geiſtes-Triebe zur andaͤchtigen Le-
ſung derſelben gnaͤdig ſchencken. Ja es iſt un-
moͤglich, daß die ewige Liebe einen jungen Knaben
oder Maͤdgen, ſo den rechten Weg zum Leben zu
wiſſen begehret, verſaͤumen koͤnne; der Heilige
Geiſt wird ſich mit ſeinen Wirckungen und Trie-
ben nach deiner Kindheit bequemen, und ſeine ewi-
ge Weisheit zu deiner kindlichen Einfalt ſich her-
unter laſſen, dich zu leiten, wie du es etwa ertra-
gen magſt, allmaͤhlich, wie Jacob ſeine Laͤm-
merlein; er wird das kleine Taͤfelein deines Ver-
ſtands und deiner Einbildungs-Krafft darzu ge-
brauchen, um das Himmelreich en mignature
darinn zu entwerffen. Laß nur, mein Kind!
nichts aus der Acht, wo du was Gutes lernen
kanſt; ſetze dich auf die Schwelle und horche an
der Thuͤr, wo du merckeſt, daß man in der Stu-
ben vom Heyland ſpreche, wie ich in meiner Ju-
gend
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/146 |
Zitationshilfe: | Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/146>, abgerufen am 16.02.2025. |