Solle aber nun dieses geschehen; so müssen Eltern a) dieses höchstwichtige Geschäfft wohl be- dencken und reifflich überlegen, was der Bund mit GOtt in Zeit und Ewigkeit ihnen für Nutzen brin- ge; anbey die Kösten sorgfältig überschlagen und erwegen, was man wohl dabey in Ansehung der Welt, der Sünde und des Fleisches einzubüssen hätte: Welchenfalls dann die Gnade vom Bun- des-Blut diese Eitelkeiten (ohne welche die bezau- berte Welt nicht leben zu können meynet) zum Eckel und Greuel machet, so, daß es ihm zuletzt fast eine angenehme Kurtzweil wird, den alten Men- schen mit seinen Lüsten zu creutzigen, so wie die Ju- den eine Freude hatten, JEsum am Creutz sterben zu sehen. Eine solch tieffe Veränderung schaffet die Bundes-Gnade, wo sie willkommen ist; wie sie es dann auch in der That bey witzigen und sol- chen Leuten ist, die da einer jeden Sache den rech- ten Preiß zu geben wissen, und als Gnad-Bedürff- tige und Begierige, sich in der Zeit um das Ei- nig-Nothwendige bekümmern, wornach unzehlich Millionen Thoren in ihrer unausbleiblichen Noth vergeblich gilfen und schreyen werden. Einmahl vorsichtige Leute von kluger Uberlegung plumpen nicht so tummer Weise in die Ewigkeit hinein, die Hölle für den Himmel zu erwehlen; sondern su- chen etwas, das besser ist als die gantze Welt, und möchten gern etwas nach des Leibes Tod noch in der Seele übrig bleibendes und ewig daurendes in sich haben; Hebr. 10, 34. Auf diese Weise hat
es
G 4
der Verfuͤhrung der Jugend.
§. 13.
Solle aber nun dieſes geſchehen; ſo muͤſſen Eltern a) dieſes hoͤchſtwichtige Geſchaͤfft wohl be- dencken und reifflich uͤberlegen, was der Bund mit GOtt in Zeit und Ewigkeit ihnen fuͤr Nutzen brin- ge; anbey die Koͤſten ſorgfaͤltig uͤberſchlagen und erwegen, was man wohl dabey in Anſehung der Welt, der Suͤnde und des Fleiſches einzubuͤſſen haͤtte: Welchenfalls dann die Gnade vom Bun- des-Blut dieſe Eitelkeiten (ohne welche die bezau- berte Welt nicht leben zu koͤnnen meynet) zum Eckel und Greuel machet, ſo, daß es ihm zuletzt faſt eine angenehme Kurtzweil wird, den alten Men- ſchen mit ſeinen Luͤſten zu creutzigen, ſo wie die Ju- den eine Freude hatten, JEſum am Creutz ſterben zu ſehen. Eine ſolch tieffe Veraͤnderung ſchaffet die Bundes-Gnade, wo ſie willkommen iſt; wie ſie es dann auch in der That bey witzigen und ſol- chen Leuten iſt, die da einer jeden Sache den rech- ten Preiß zu geben wiſſen, und als Gnad-Beduͤrff- tige und Begierige, ſich in der Zeit um das Ei- nig-Nothwendige bekuͤmmern, wornach unzehlich Millionen Thoren in ihrer unausbleiblichen Noth vergeblich gilfen und ſchreyen werden. Einmahl vorſichtige Leute von kluger Uberlegung plumpen nicht ſo tummer Weiſe in die Ewigkeit hinein, die Hoͤlle fuͤr den Himmel zu erwehlen; ſondern ſu- chen etwas, das beſſer iſt als die gantze Welt, und moͤchten gern etwas nach des Leibes Tod noch in der Seele uͤbrig bleibendes und ewig daurendes in ſich haben; Hebr. 10, 34. Auf dieſe Weiſe hat
es
G 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0121"n="103"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Verfuͤhrung der Jugend.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 13.</head><lb/><p>Solle aber nun dieſes geſchehen; ſo muͤſſen<lb/>
Eltern <hirendition="#aq">a</hi>) dieſes hoͤchſtwichtige Geſchaͤfft wohl be-<lb/>
dencken und reifflich uͤberlegen, was der Bund mit<lb/>
GOtt in Zeit und Ewigkeit ihnen fuͤr Nutzen brin-<lb/>
ge; anbey die Koͤſten ſorgfaͤltig uͤberſchlagen und<lb/>
erwegen, was man wohl dabey in Anſehung der<lb/>
Welt, der Suͤnde und des Fleiſches einzubuͤſſen<lb/>
haͤtte: Welchenfalls dann die Gnade vom Bun-<lb/>
des-Blut dieſe Eitelkeiten (ohne welche die bezau-<lb/>
berte Welt nicht leben zu koͤnnen meynet) zum<lb/>
Eckel und Greuel machet, ſo, daß es ihm zuletzt faſt<lb/>
eine angenehme Kurtzweil wird, den alten Men-<lb/>ſchen mit ſeinen Luͤſten zu creutzigen, ſo wie die Ju-<lb/>
den eine Freude hatten, JEſum am Creutz ſterben<lb/>
zu ſehen. Eine ſolch tieffe Veraͤnderung ſchaffet<lb/>
die Bundes-Gnade, wo ſie willkommen iſt; wie<lb/>ſie es dann auch in der That bey witzigen und ſol-<lb/>
chen Leuten iſt, die da einer jeden Sache den rech-<lb/>
ten Preiß zu geben wiſſen, und als Gnad-Beduͤrff-<lb/>
tige und Begierige, ſich in der Zeit um das Ei-<lb/>
nig-Nothwendige bekuͤmmern, wornach unzehlich<lb/>
Millionen Thoren in ihrer unausbleiblichen Noth<lb/>
vergeblich gilfen und ſchreyen werden. Einmahl<lb/>
vorſichtige Leute von kluger Uberlegung plumpen<lb/>
nicht ſo tummer Weiſe in die Ewigkeit hinein, die<lb/>
Hoͤlle fuͤr den Himmel zu erwehlen; ſondern ſu-<lb/>
chen etwas, das beſſer iſt als die gantze Welt, und<lb/>
moͤchten gern etwas nach des Leibes Tod noch in<lb/>
der Seele uͤbrig bleibendes und ewig daurendes in<lb/>ſich haben; Hebr. 10, 34. Auf dieſe Weiſe hat<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">es</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[103/0121]
der Verfuͤhrung der Jugend.
§. 13.
Solle aber nun dieſes geſchehen; ſo muͤſſen
Eltern a) dieſes hoͤchſtwichtige Geſchaͤfft wohl be-
dencken und reifflich uͤberlegen, was der Bund mit
GOtt in Zeit und Ewigkeit ihnen fuͤr Nutzen brin-
ge; anbey die Koͤſten ſorgfaͤltig uͤberſchlagen und
erwegen, was man wohl dabey in Anſehung der
Welt, der Suͤnde und des Fleiſches einzubuͤſſen
haͤtte: Welchenfalls dann die Gnade vom Bun-
des-Blut dieſe Eitelkeiten (ohne welche die bezau-
berte Welt nicht leben zu koͤnnen meynet) zum
Eckel und Greuel machet, ſo, daß es ihm zuletzt faſt
eine angenehme Kurtzweil wird, den alten Men-
ſchen mit ſeinen Luͤſten zu creutzigen, ſo wie die Ju-
den eine Freude hatten, JEſum am Creutz ſterben
zu ſehen. Eine ſolch tieffe Veraͤnderung ſchaffet
die Bundes-Gnade, wo ſie willkommen iſt; wie
ſie es dann auch in der That bey witzigen und ſol-
chen Leuten iſt, die da einer jeden Sache den rech-
ten Preiß zu geben wiſſen, und als Gnad-Beduͤrff-
tige und Begierige, ſich in der Zeit um das Ei-
nig-Nothwendige bekuͤmmern, wornach unzehlich
Millionen Thoren in ihrer unausbleiblichen Noth
vergeblich gilfen und ſchreyen werden. Einmahl
vorſichtige Leute von kluger Uberlegung plumpen
nicht ſo tummer Weiſe in die Ewigkeit hinein, die
Hoͤlle fuͤr den Himmel zu erwehlen; ſondern ſu-
chen etwas, das beſſer iſt als die gantze Welt, und
moͤchten gern etwas nach des Leibes Tod noch in
der Seele uͤbrig bleibendes und ewig daurendes in
ſich haben; Hebr. 10, 34. Auf dieſe Weiſe hat
es
G 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/121>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.