Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 2. Die zweyte Quelle "len Schein in ihre Hertzen gegeben, und sie einer"himmlischen Einleuchtung des Heil. Geistes ge- "würdiget. Nur eines, setzet etwa der Vater "Spott-weise hinzu, besorge ich, mein Sohn ge- "be zuletzt einen Propheten, oder wohl gar einen "Apostel ab; er hat bereits ziemliche Anfänge dar- "zu, dann er will alles geradzu nach der H. Schrifft "haben." etc. §. 10. Man machet es demnach von Seiten vieler Allerliebste Hertzens-Schwester! "Es ist wohl eine gründliche Warheit, daß kleine Kin- "Wann
Cap. 2. Die zweyte Quelle “len Schein in ihre Hertzen gegeben, und ſie einer“himmliſchen Einleuchtung des Heil. Geiſtes ge- “wuͤrdiget. Nur eines, ſetzet etwa der Vater “Spott-weiſe hinzu, beſorge ich, mein Sohn ge- “be zuletzt einen Propheten, oder wohl gar einen “Apoſtel ab; er hat bereits ziemliche Anfaͤnge dar- “zu, dann er will alles geradzu nach der H. Schrifft “haben.‟ ꝛc. §. 10. Man machet es demnach von Seiten vieler Allerliebſte Hertzens-Schweſter! „Es iſt wohl eine gruͤndliche Warheit, daß kleine Kin- “Wann
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Cap. 2. Die zweyte Quelle
“len Schein in ihre Hertzen gegeben, und ſie einer
“himmliſchen Einleuchtung des Heil. Geiſtes ge-
“wuͤrdiget. Nur eines, ſetzet etwa der Vater
“Spott-weiſe hinzu, beſorge ich, mein Sohn ge-
“be zuletzt einen Propheten, oder wohl gar einen
“Apoſtel ab; er hat bereits ziemliche Anfaͤnge dar-
“zu, dann er will alles geradzu nach der H. Schrifft
“haben.‟ ꝛc.
§. 10.
Man machet es demnach von Seiten vieler
Eltern, wie jene vornehme Mutter/ welche an ei-
ne ihrer vertrauten Freundinnen folgenden Klag-
Brief ſolle zugefertiget haben:
Allerliebſte Hertzens-Schweſter!
„Es iſt wohl eine gruͤndliche Warheit, daß kleine Kin-
“der kleine Sorgen, und hingegen groſſe Kinder auch groſ-
“ſe Sorgen machen. Dieſes erfahre ich nun zu meinem
“hoͤchſten Betruͤbniß an meiner Tochter, welche bereits das
“18te Jahr zuruͤck geleget hat. Als ſie noch ein kleines
“Maͤdgen ware, lernete ſie allerley luſtige Maͤhrlein, und
“zeigete groſſen Verſtand in der Durchziehung des Geſin-
“des, machte mir auch die Zeit auf tauſenderley Weiſe
“kurtz: Wie ſie ſich dann auch nach der Zeit in denen Ge-
“ſellſchafften mit Tantzen, Spielen und andern wohlanſtaͤn-
“digen Sitten ſo trefflich angelaſſen, daß ich mir die gewuͤnſch-
“te Hoffnung machen kunte, ſie werde durch ihre geſchickte
“Auffuͤhrung eine Ehre meines Geſchlechtes werden. Seit
“dem ſie aber, ich weiß nicht durch was fuͤr ein widriges
“Schickſal, hinter Joh. Arndts wahres Chriſtenthum und
“D. Speners Schrifften gerathen iſt; hat ſie ſich gantz
“umgekehret, ſo, daß ich ſie anjetzo fuͤr nichts anders als
“fuͤr ein ungerathenes und ſolches Kind halten kan, das
“mich, ſeine getreue Mutter, bis in den Tod betruͤbet.
“Wann
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