Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. gleichsam aufdringen; Wie verhalten wiruns aber gegen Jhm? brennet unser Hertz vor Liebe? ist unser Mund voll himmli- scher Erbauung, und unser Leben zu Christi Ehre gerichtet?! Ach wie wenig Liebes- Flammen zu GOtt siehet man nicht in de- nen Gesprächen! wie so gar nichts verspü- ret man in denen Zusammenkünfften, daß die Leute in einigem vertrauten Umgang mit GOtt oder Wandel vor seinem Ange- sicht stehen, oder daß sie Jhme im Geist und Wahrheit dienen, und diesem König auf- warten; Jst nicht alles Fischt-Stumm seine Majestät aus innwendiger, lebendiger Er- fahrung seiner Krafft, Weißheit, Liebe und Süßigkeit zu preisen, wie die Königin von Mittag vieles ihren Landsleuten von Sa- lomon erzehlt haben wird; Wer und wo thut man ussert denen Kirchen (allda sol- ches aus Hoch-Oberkeitlichem Befelch wohl geschehen muß) einige Meldung von Chri- sti Reich, wie etwa diejenige, so fremde, von allerhand Seltenheiten angefüllte Länder gesehen haben, bey Gesellschafften thun? ey wol nicht. Ja, was das allerärgste ist, so sind dergleichen Unterredungen verdächtig, ver- haßt und unerträglich. Ach das Reformir- te Jeschurum lasset GOtt aus seinem Ange- dencken fahren, der ihm Leben und Athem, und alles giebet, und verwirfft den Felsen des
Das Schweitzeriſche Canaan. gleichſam aufdringen; Wie verhalten wiruns aber gegen Jhm? brennet unſer Hertz vor Liebe? iſt unſer Mund voll himmli- ſcher Erbauung, und unſer Leben zu Chriſti Ehre gerichtet?! Ach wie wenig Liebes- Flammen zu GOtt ſiehet man nicht in de- nen Geſpraͤchen! wie ſo gar nichts verſpuͤ- ret man in denen Zuſammenkuͤnfften, daß die Leute in einigem vertrauten Umgang mit GOtt oder Wandel vor ſeinem Ange- ſicht ſtehen, oder daß ſie Jhme im Geiſt und Wahrheit dienen, und dieſem Koͤnig auf- warten; Jſt nicht alles Fiſcht-Stum̃ ſeine Majeſtaͤt aus innwendiger, lebendiger Er- fahrung ſeiner Krafft, Weißheit, Liebe und Suͤßigkeit zu preiſen, wie die Koͤnigin von Mittag vieles ihren Landsleuten von Sa- lomon erzehlt haben wird; Wer und wo thut man uſſert denen Kirchen (allda ſol- ches aus Hoch-Oberkeitlichem Befelch wohl geſchehen muß) einige Meldung von Chri- ſti Reich, wie etwa diejenige, ſo fremde, von allerhand Seltenheiten angefuͤllte Laͤnder geſehen haben, bey Geſellſchafften thun? ey wol nicht. Ja, was das alleraͤrgſte iſt, ſo ſind dergleichen Unterredungen verdaͤchtig, ver- haßt und unertraͤglich. Ach das Reformir- te Jeſchurum laſſet GOtt aus ſeinem Ange- dencken fahren, der ihm Leben und Athem, und alles giebet, und verwirfft den Felſen des
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Das Schweitzeriſche Canaan.
gleichſam aufdringen; Wie verhalten wir
uns aber gegen Jhm? brennet unſer Hertz
vor Liebe? iſt unſer Mund voll himmli-
ſcher Erbauung, und unſer Leben zu Chriſti
Ehre gerichtet?! Ach wie wenig Liebes-
Flammen zu GOtt ſiehet man nicht in de-
nen Geſpraͤchen! wie ſo gar nichts verſpuͤ-
ret man in denen Zuſammenkuͤnfften, daß
die Leute in einigem vertrauten Umgang
mit GOtt oder Wandel vor ſeinem Ange-
ſicht ſtehen, oder daß ſie Jhme im Geiſt und
Wahrheit dienen, und dieſem Koͤnig auf-
warten; Jſt nicht alles Fiſcht-Stum̃ ſeine
Majeſtaͤt aus innwendiger, lebendiger Er-
fahrung ſeiner Krafft, Weißheit, Liebe und
Suͤßigkeit zu preiſen, wie die Koͤnigin von
Mittag vieles ihren Landsleuten von Sa-
lomon erzehlt haben wird; Wer und wo
thut man uſſert denen Kirchen (allda ſol-
ches aus Hoch-Oberkeitlichem Befelch wohl
geſchehen muß) einige Meldung von Chri-
ſti Reich, wie etwa diejenige, ſo fremde, von
allerhand Seltenheiten angefuͤllte Laͤnder
geſehen haben, bey Geſellſchafften thun? ey
wol nicht. Ja, was das alleraͤrgſte iſt, ſo ſind
dergleichen Unterredungen verdaͤchtig, ver-
haßt und unertraͤglich. Ach das Reformir-
te Jeſchurum laſſet GOtt aus ſeinem Ange-
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