lichen Leckereyen weißt, und viel Hartes ausstehen muß, auf denen Gebürgen des einsamen Hungers nach GOtt verborgen, und kommt gleichwol zuletzt als ein stattlich Wildprett auf die Hochzeit-Tafel des Sohnes GOttes, wie ein Fasan und Stein- Hun auf der Fürsten Tisch.
Derowegen must du, liebes Hertz, ein bißgen mannlich seyn, und GOtt allezeit dancken für alles, findest du noch so vieles unfruchtbare, harte, kalte, unlustige in deiner Seelen, wie jähe, nackete Stein-Fel- sen und Eiß-Bergen, so dencke 1. das schlech- te diene wenigstens darzu, daß es das Gu- te anpreise, desto herrlicher und angeneh- mer mache, wie man im Lust-Garten zu Heidelberg eine grosse Tanne hat stehen las- sen, den Anmuth der künstlichen Gebü- schen, Blumen, Spring-Brunnen darmit zu vermehren, also muß die Herbigkeit der Natur GOttes Gnad, die Sünd, Christi Unschuld, die Armuth seinen Reichthum, die Schwachheit seine Krafft, die Thorheit seine Weißheit, die Unschuld seinen Ver- dienst, die Unreinigkeit sein Blut, der Un- fried seine Freud, das Elend seine Seligkeit, die Hartigkeit seine Sänfftigkeit erhöhen und verklären; Der Distel-Kopff die Lilien, der Dorn die Rose, der alte Mensch den neuen, der rauhe Felß die grune Lust-Weid,
das
Das Schweitzeriſche Canaan.
lichen Leckereyen weißt, und viel Hartes ausſtehen muß, auf denen Gebuͤrgen des einſamen Hungers nach GOtt verborgen, und kommt gleichwol zuletzt als ein ſtattlich Wildprett auf die Hochzeit-Tafel des Sohnes GOttes, wie ein Faſan und Stein- Hun auf der Fuͤrſten Tiſch.
Derowegen muſt du, liebes Hertz, ein bißgen mannlich ſeyn, und GOtt allezeit dancken fuͤr alles, findeſt du noch ſo vieles unfruchtbare, harte, kalte, unluſtige in deiner Seelen, wie jaͤhe, nackete Stein-Fel- ſen und Eiß-Bergen, ſo dencke 1. das ſchlech- te diene wenigſtens darzu, daß es das Gu- te anpreiſe, deſto herrlicher und angeneh- mer mache, wie man im Luſt-Garten zu Heidelberg eine groſſe Tanne hat ſtehen laſ- ſen, den Anmuth der kuͤnſtlichen Gebuͤ- ſchen, Blumen, Spring-Brunnen darmit zu vermehren, alſo muß die Herbigkeit der Natur GOttes Gnad, die Suͤnd, Chriſti Unſchuld, die Armuth ſeinen Reichthum, die Schwachheit ſeine Krafft, die Thorheit ſeine Weißheit, die Unſchuld ſeinen Ver- dienſt, die Unreinigkeit ſein Blut, der Un- fried ſeine Freud, das Elend ſeine Seligkeit, die Hartigkeit ſeine Saͤnfftigkeit erhoͤhen und verklaͤren; Der Diſtel-Kopff die Lilien, der Dorn die Roſe, der alte Menſch den neuen, der rauhe Felß die grune Luſt-Weid,
das
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Das Schweitzeriſche Canaan.
lichen Leckereyen weißt, und viel Hartes
ausſtehen muß, auf denen Gebuͤrgen des
einſamen Hungers nach GOtt verborgen,
und kommt gleichwol zuletzt als ein ſtattlich
Wildprett auf die Hochzeit-Tafel des
Sohnes GOttes, wie ein Faſan und Stein-
Hun auf der Fuͤrſten Tiſch.
Derowegen muſt du, liebes Hertz, ein
bißgen mannlich ſeyn, und GOtt allezeit
dancken fuͤr alles, findeſt du noch ſo vieles
unfruchtbare, harte, kalte, unluſtige in
deiner Seelen, wie jaͤhe, nackete Stein-Fel-
ſen und Eiß-Bergen, ſo dencke 1. das ſchlech-
te diene wenigſtens darzu, daß es das Gu-
te anpreiſe, deſto herrlicher und angeneh-
mer mache, wie man im Luſt-Garten zu
Heidelberg eine groſſe Tanne hat ſtehen laſ-
ſen, den Anmuth der kuͤnſtlichen Gebuͤ-
ſchen, Blumen, Spring-Brunnen darmit
zu vermehren, alſo muß die Herbigkeit der
Natur GOttes Gnad, die Suͤnd, Chriſti
Unſchuld, die Armuth ſeinen Reichthum,
die Schwachheit ſeine Krafft, die Thorheit
ſeine Weißheit, die Unſchuld ſeinen Ver-
dienſt, die Unreinigkeit ſein Blut, der Un-
fried ſeine Freud, das Elend ſeine Seligkeit,
die Hartigkeit ſeine Saͤnfftigkeit erhoͤhen
und verklaͤren; Der Diſtel-Kopff die Lilien,
der Dorn die Roſe, der alte Menſch den
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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/244>, abgerufen am 16.07.2024.
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