Einw. GOtt offenbahrte sich vor alten Zeiten durch Wort und Zeichen, und Wunder, und da ware es gut zu glauben, es ist aber die Frag, ob GOtt auch noch heutiges Tages mit den Leuten wolle zu schaffen haben, wie damals, sonderlich da sie von Zeit zu Zeit böser werden?
Antw. Der Menschen Untreue hebt GOttes Treue nicht auf, Rom. 3: 3. das siehest du in der Natur die um deß Gnaden- Reichs willen als deß weit Vornemmeren er- halten wird: Die Felsen und Bergen schen- cken Tag und Nacht ohne Aufhören schön, frisches Wasser ein, daß die Bächlein mit ihren Wässerlein hin und her fliessen, wä- schet, träncket und befeuchtet den Boden noch heutiges Tages, so gut als vor vielen hundert Jahren; und wo es ein geöffnetes Gräblein findet, da läuffet es ohne Verzug in die Matten nach allem Begehren deß Landmanns: Ey wie solte denn der uner- gründliche tieffe dreyfache Strom der Liebe und Güte deß Vatters, der Gnad deß Sohns, und der Gemeinschafft deß H. Gei- stes versiegen, und sich nicht mehr durch Christi geöffnete Seiten als deß Felsen deß Heils ergiessen, und unreine, dürre, todne Seelen waschen, wässern und mit Früchten der Liebe anfüllen wie vor alten Zeiten, wo nur Herd und Steinen, das ist, Liebe irrdi- scher Dingen und Härtigkeit deß Hertzens
ein
CAP. VI.
Einw. GOtt offenbahrte ſich vor alten Zeiten durch Wort und Zeichen, und Wunder, und da ware es gut zu glauben, es iſt aber die Frag, ob GOtt auch noch heutiges Tages mit den Leuten wolle zu ſchaffen haben, wie damals, ſonderlich da ſie von Zeit zu Zeit boͤſer werden?
Antw. Der Menſchen Untreue hebt GOttes Treue nicht auf, Rom. 3: 3. das ſieheſt du in der Natur die um deß Gnaden- Reichs willen als deß weit Vornem̃eren er- halten wird: Die Felſen und Bergen ſchen- cken Tag und Nacht ohne Aufhoͤren ſchoͤn, friſches Waſſer ein, daß die Baͤchlein mit ihren Waͤſſerlein hin und her flieſſen, waͤ- ſchet, traͤncket und befeuchtet den Boden noch heutiges Tages, ſo gut als vor vielen hundert Jahren; und wo es ein geoͤffnetes Graͤblein findet, da laͤuffet es ohne Verzug in die Matten nach allem Begehren deß Landmanns: Ey wie ſolte denn der uner- gruͤndliche tieffe dreyfache Strom der Liebe und Guͤte deß Vatters, der Gnad deß Sohns, und der Gemeinſchafft deß H. Gei- ſtes verſiegen, und ſich nicht mehr durch Chriſti geoͤffnete Seiten als deß Felſen deß Heils ergieſſen, und unreine, duͤrre, todne Seelen waſchen, waͤſſern und mit Fruͤchten der Liebe anfuͤllen wie vor alten Zeiten, wo nur Herd und Steinen, das iſt, Liebe irrdi- ſcher Dingen und Haͤrtigkeit deß Hertzens
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CAP. VI.
Einw. GOtt offenbahrte ſich vor alten Zeiten
durch Wort und Zeichen, und Wunder, und da
ware es gut zu glauben, es iſt aber die Frag, ob
GOtt auch noch heutiges Tages mit den Leuten
wolle zu ſchaffen haben, wie damals, ſonderlich da
ſie von Zeit zu Zeit boͤſer werden?
Antw. Der Menſchen Untreue hebt
GOttes Treue nicht auf, Rom. 3: 3. das
ſieheſt du in der Natur die um deß Gnaden-
Reichs willen als deß weit Vornem̃eren er-
halten wird: Die Felſen und Bergen ſchen-
cken Tag und Nacht ohne Aufhoͤren ſchoͤn,
friſches Waſſer ein, daß die Baͤchlein mit
ihren Waͤſſerlein hin und her flieſſen, waͤ-
ſchet, traͤncket und befeuchtet den Boden
noch heutiges Tages, ſo gut als vor vielen
hundert Jahren; und wo es ein geoͤffnetes
Graͤblein findet, da laͤuffet es ohne Verzug
in die Matten nach allem Begehren deß
Landmanns: Ey wie ſolte denn der uner-
gruͤndliche tieffe dreyfache Strom der Liebe
und Guͤte deß Vatters, der Gnad deß
Sohns, und der Gemeinſchafft deß H. Gei-
ſtes verſiegen, und ſich nicht mehr durch
Chriſti geoͤffnete Seiten als deß Felſen deß
Heils ergieſſen, und unreine, duͤrre, todne
Seelen waſchen, waͤſſern und mit Fruͤchten
der Liebe anfuͤllen wie vor alten Zeiten, wo
nur Herd und Steinen, das iſt, Liebe irrdi-
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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/223>, abgerufen am 16.02.2025.
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