Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
als gehe zu JEsu/ den GOtt erhöhet hat
zu seiner Rechten, zum Fürsten und Hey-
land, zu geben dem Jsrael Bekehrung und
Vergebung der Sünden, Act. 5: 31. 2.)
Wisse, daß dieses alles erst aus den Glauben
recht grundlich fliesset. 3.) Mache einen
Unterscheid zwischen der gesetzlichen Buß
oder Reue, welche dem Glauben vorgehet,
und meist aus Eigen-Liebe kommt, da der
Mensch durch Gnaden-volle Aufweckung
aus dem Schlaff der Sicherheit seinen See-
len-Schaden merckt, sich vor Tod, Höll und
künfftigen Gericht förchtet, dem er allem
gern durch ein heilig Leben entfliehen möch-
te, kan aber die Sünd nicht von Hertzen has-
sen und lassen, weilen die Hertz-erquickende
Glaubens-Krafft zur Evangelischen Buß
und wircklichen Absterbung der Sünd noch
in ihm ist: Daher unser Catechismus die
Reue weißlich dem Glauben und Rechtferti-
gung nachsetzt unter die Stück der Danck-
barkeit. Ursach ist diese: Weilen die Evan-
gelische, kindliche Reue aus Liebe fliesset, zu
einem so guten GOtt, der mir meine Sün-
den vergeben, mich zum Kind und Erben
deß Himmelreichs angenommen, mir die
Gerechtigkeit JEsu und den Heil. Geist ge-
schenckt; Aus diesem Glauben entbrennt
die Liebe GOttes mit Begierd alles Guten
und Haß alles Bösen; Da ists dem Men-

schen

Das Schweitzeriſche Canaan.
als gehe zu JEſu/ den GOtt erhoͤhet hat
zu ſeiner Rechten, zum Fuͤrſten und Hey-
land, zu geben dem Jſrael Bekehrung und
Vergebung der Suͤnden, Act. 5: 31. 2.)
Wiſſe, daß dieſes alles erſt aus den Glauben
recht grundlich flieſſet. 3.) Mache einen
Unterſcheid zwiſchen der geſetzlichen Buß
oder Reue, welche dem Glauben vorgehet,
und meiſt aus Eigen-Liebe kommt, da der
Menſch durch Gnaden-volle Aufweckung
aus dem Schlaff der Sicherheit ſeinen See-
len-Schaden merckt, ſich vor Tod, Hoͤll und
kuͤnfftigen Gericht foͤrchtet, dem er allem
gern durch ein heilig Leben entfliehen moͤch-
te, kan aber die Suͤnd nicht von Hertzen haſ-
ſen und laſſen, weilen die Hertz-erquickende
Glaubens-Krafft zur Evangeliſchen Buß
und wircklichen Abſterbung der Suͤnd noch
in ihm iſt: Daher unſer Catechiſmus die
Reue weißlich dem Glauben und Rechtferti-
gung nachſetzt unter die Stuͤck der Danck-
barkeit. Urſach iſt dieſe: Weilen die Evan-
geliſche, kindliche Reue aus Liebe flieſſet, zu
einem ſo guten GOtt, der mir meine Suͤn-
den vergeben, mich zum Kind und Erben
deß Himmelreichs angenommen, mir die
Gerechtigkeit JEſu und den Heil. Geiſt ge-
ſchenckt; Aus dieſem Glauben entbrennt
die Liebe GOttes mit Begierd alles Guten
und Haß alles Boͤſen; Da iſts dem Men-

ſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0212" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
als <hi rendition="#fr">gehe zu JE&#x017F;u/</hi> den GOtt erho&#x0364;het hat<lb/>
zu &#x017F;einer Rechten, zum Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Hey-<lb/>
land, zu geben dem J&#x017F;rael Bekehrung und<lb/>
Vergebung der Su&#x0364;nden, Act. 5: 31. 2.)<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;e, daß die&#x017F;es alles er&#x017F;t aus den Glauben<lb/>
recht grundlich flie&#x017F;&#x017F;et. 3.) Mache einen<lb/>
Unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen der ge&#x017F;etzlichen Buß<lb/>
oder Reue, welche dem Glauben vorgehet,<lb/>
und mei&#x017F;t aus Eigen-Liebe kommt, da der<lb/>
Men&#x017F;ch durch Gnaden-volle Aufweckung<lb/>
aus dem Schlaff der Sicherheit &#x017F;einen See-<lb/>
len-Schaden merckt, &#x017F;ich vor Tod, Ho&#x0364;ll und<lb/>
ku&#x0364;nfftigen Gericht fo&#x0364;rchtet, dem er allem<lb/>
gern durch ein heilig Leben entfliehen mo&#x0364;ch-<lb/>
te, kan aber die Su&#x0364;nd nicht von Hertzen ha&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und la&#x017F;&#x017F;en, weilen die Hertz-erquickende<lb/>
Glaubens-Krafft zur <hi rendition="#fr">Evangeli&#x017F;chen Buß</hi><lb/>
und wircklichen Ab&#x017F;terbung der Su&#x0364;nd noch<lb/>
in ihm i&#x017F;t: Daher un&#x017F;er Catechi&#x017F;mus die<lb/>
Reue weißlich dem Glauben und Rechtferti-<lb/>
gung nach&#x017F;etzt unter die Stu&#x0364;ck der Danck-<lb/>
barkeit. Ur&#x017F;ach i&#x017F;t die&#x017F;e: Weilen die Evan-<lb/>
geli&#x017F;che, kindliche Reue aus Liebe flie&#x017F;&#x017F;et, zu<lb/>
einem &#x017F;o guten GOtt, der mir meine Su&#x0364;n-<lb/>
den vergeben, mich zum Kind und Erben<lb/>
deß Himmelreichs angenommen, mir die<lb/>
Gerechtigkeit JE&#x017F;u und den Heil. Gei&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;chenckt; Aus die&#x017F;em Glauben entbrennt<lb/>
die Liebe GOttes mit Begierd alles Guten<lb/>
und Haß alles Bo&#x0364;&#x017F;en; Da i&#x017F;ts dem Men-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0212] Das Schweitzeriſche Canaan. als gehe zu JEſu/ den GOtt erhoͤhet hat zu ſeiner Rechten, zum Fuͤrſten und Hey- land, zu geben dem Jſrael Bekehrung und Vergebung der Suͤnden, Act. 5: 31. 2.) Wiſſe, daß dieſes alles erſt aus den Glauben recht grundlich flieſſet. 3.) Mache einen Unterſcheid zwiſchen der geſetzlichen Buß oder Reue, welche dem Glauben vorgehet, und meiſt aus Eigen-Liebe kommt, da der Menſch durch Gnaden-volle Aufweckung aus dem Schlaff der Sicherheit ſeinen See- len-Schaden merckt, ſich vor Tod, Hoͤll und kuͤnfftigen Gericht foͤrchtet, dem er allem gern durch ein heilig Leben entfliehen moͤch- te, kan aber die Suͤnd nicht von Hertzen haſ- ſen und laſſen, weilen die Hertz-erquickende Glaubens-Krafft zur Evangeliſchen Buß und wircklichen Abſterbung der Suͤnd noch in ihm iſt: Daher unſer Catechiſmus die Reue weißlich dem Glauben und Rechtferti- gung nachſetzt unter die Stuͤck der Danck- barkeit. Urſach iſt dieſe: Weilen die Evan- geliſche, kindliche Reue aus Liebe flieſſet, zu einem ſo guten GOtt, der mir meine Suͤn- den vergeben, mich zum Kind und Erben deß Himmelreichs angenommen, mir die Gerechtigkeit JEſu und den Heil. Geiſt ge- ſchenckt; Aus dieſem Glauben entbrennt die Liebe GOttes mit Begierd alles Guten und Haß alles Boͤſen; Da iſts dem Men- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/212
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/212>, abgerufen am 22.11.2024.