Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. kommt als Essich; hat aber diesen Nutzen,daß er das Zeitliche vom Ewigen scheidet, zeitlichen Lust, Vergnügungen, Plaisirs, Menschen-Gefälligkeiten von der in Ewig- keit bleibenden, und auf ewiges wohl abzie- lenden Göttlich reinen Liebe deß Nächsten, welche der Hauß-Vatter zum Gebrauch der Haußhaltung wohl herauß zu ziehen weißt, und damit sie nicht nur etwas stücklich sich da befinden, in einen Tugend-Leib zusam- men zu packen, anbey auch alles, was zur Nächsten-Lieb gehöret durch heilige Umzäu- nung und wachtbare Auffsicht bey einander zu behalten under dem Gesätz Christi, daß nicht hie ein Stück, dort ein Stück, hie die Sanfftmuth, dort die Gütigkeit davon wegfalle, und der Tugend-Leib gestümmelt werde, und nicht einerseits der ernsthaffte Eyffer wider das Böse, anderseits die ver- tragsame Gedult und Verschwiegenheit feh- le. Damit aber alles zu heiliger, untadeli- cher Aufführung gegen dem Nächsten ins Werck komme und die Prob wohl halte, so muß die Empfindung deß selbst eigenen Ver- derbens und die Forcht der dardurch wohl- verdienten Urtheilen GOttes als ein gutes Gewicht den schwülstigen, unleidsamen Sinn niedertrucken, und aller Auffblähung wehren; auch der Last mancherley Reitzun- gen zum Zorn, Unmuth, Eckel, Aberwil- len
Das Schweitzeriſche Canaan. kommt als Eſſich; hat aber dieſen Nutzen,daß er das Zeitliche vom Ewigen ſcheidet, zeitlichen Luſt, Vergnuͤgungen, Plaiſirs, Menſchen-Gefaͤlligkeiten von der in Ewig- keit bleibenden, und auf ewiges wohl abzie- lenden Goͤttlich reinen Liebe deß Naͤchſten, welche der Hauß-Vatter zum Gebrauch der Haußhaltung wohl herauß zu ziehen weißt, und damit ſie nicht nur etwas ſtuͤcklich ſich da befinden, in einen Tugend-Leib zuſam- men zu packen, anbey auch alles, was zur Naͤchſten-Lieb gehoͤret durch heilige Umzaͤu- nung und wachtbare Auffſicht bey einander zu behalten under dem Geſaͤtz Chriſti, daß nicht hie ein Stuͤck, dort ein Stuͤck, hie die Sanfftmuth, dort die Guͤtigkeit davon wegfalle, und der Tugend-Leib geſtuͤm̃elt werde, und nicht einerſeits der ernſthaffte Eyffer wider das Boͤſe, anderſeits die ver- tragſame Gedult und Verſchwiegenheit feh- le. Damit aber alles zu heiliger, untadeli- cher Auffuͤhrung gegen dem Naͤchſten ins Werck komme und die Prob wohl halte, ſo muß die Empfindung deß ſelbſt eigenen Ver- derbens und die Forcht der dardurch wohl- verdienten Urtheilen GOttes als ein gutes Gewicht den ſchwuͤlſtigen, unleidſamen Sinn niedertrucken, und aller Auffblaͤhung wehren; auch der Laſt mancherley Reitzun- gen zum Zorn, Unmuth, Eckel, Aberwil- len
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Das Schweitzeriſche Canaan.
kommt als Eſſich; hat aber dieſen Nutzen,
daß er das Zeitliche vom Ewigen ſcheidet,
zeitlichen Luſt, Vergnuͤgungen, Plaiſirs,
Menſchen-Gefaͤlligkeiten von der in Ewig-
keit bleibenden, und auf ewiges wohl abzie-
lenden Goͤttlich reinen Liebe deß Naͤchſten,
welche der Hauß-Vatter zum Gebrauch der
Haußhaltung wohl herauß zu ziehen weißt,
und damit ſie nicht nur etwas ſtuͤcklich ſich
da befinden, in einen Tugend-Leib zuſam-
men zu packen, anbey auch alles, was zur
Naͤchſten-Lieb gehoͤret durch heilige Umzaͤu-
nung und wachtbare Auffſicht bey einander
zu behalten under dem Geſaͤtz Chriſti, daß
nicht hie ein Stuͤck, dort ein Stuͤck, hie
die Sanfftmuth, dort die Guͤtigkeit davon
wegfalle, und der Tugend-Leib geſtuͤm̃elt
werde, und nicht einerſeits der ernſthaffte
Eyffer wider das Boͤſe, anderſeits die ver-
tragſame Gedult und Verſchwiegenheit feh-
le. Damit aber alles zu heiliger, untadeli-
cher Auffuͤhrung gegen dem Naͤchſten ins
Werck komme und die Prob wohl halte, ſo
muß die Empfindung deß ſelbſt eigenen Ver-
derbens und die Forcht der dardurch wohl-
verdienten Urtheilen GOttes als ein gutes
Gewicht den ſchwuͤlſtigen, unleidſamen
Sinn niedertrucken, und aller Auffblaͤhung
wehren; auch der Laſt mancherley Reitzun-
gen zum Zorn, Unmuth, Eckel, Aberwil-
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