Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. unverderblich ist, daß die Heerde Christivast nichts gesunders essen kan, es ist wohl außgedörrt, sieben mal geläutert, und ist nichts ungesundes darinn, ja es wird eben dieses Heu zu frischem grünem Graß, wann es mit empfindlichem Geschmack begleitet, und die Seele mit dem H. Geist bethauet wird; Heu ist es aber zur Zeit der Anfech- tung, wann die Seele ihre natürliche Dür- re, Verdorbenheit, Elend fühlen muß, ihre Trägheit, Unlust zum Guten, ihre Hartigkeit und Unempfindlichkeit, wie auch Paulus bißweilen erfahren, daß er hat müssen außruffen: O ich elender Mensch, wer wird mich erlösen vom Leibe dieses Todes; Da ihr das Honig-süsse Wort nicht mehr ein blühender Geist und grü- nendes Leben seyn will: Gleichwol muß sie in solcher Prüff-Zeit mit vorlieb nem- men, und nicht auß Verdruß, Eckel und Kleinmuth nach fremden Dingen weltli- cher Curiosität sich umsehen, sondern dem Hirten Treu halten, und sich dessen so köst- liches Futer nicht verleiden lassen: Nicht nur aber muß sich das Schaaff Christi im Thun und Lassen, Leyden, Meyden, Glau- ben und Leben am blossen Wort deß H. Geistes, so die heiligen Männer GOttes auffgezeichnet, halten, und in den Winter- Tagen der Verlassung und Verbergung der C
Das Schweitzeriſche Canaan. unverderblich iſt, daß die Heerde Chriſtivaſt nichts geſunders eſſen kan, es iſt wohl außgedoͤrrt, ſieben mal gelaͤutert, und iſt nichts ungeſundes darinn, ja es wird eben dieſes Heu zu friſchem gruͤnem Graß, wann es mit empfindlichem Geſchmack begleitet, und die Seele mit dem H. Geiſt bethauet wird; Heu iſt es aber zur Zeit der Anfech- tung, wann die Seele ihre natuͤrliche Duͤr- re, Verdorbenheit, Elend fuͤhlen muß, ihre Traͤgheit, Unluſt zum Guten, ihre Hartigkeit und Unempfindlichkeit, wie auch Paulus bißweilen erfahren, daß er hat muͤſſen außruffen: O ich elender Menſch, wer wird mich erloͤſen vom Leibe dieſes Todes; Da ihr das Honig-ſuͤſſe Wort nicht mehr ein bluͤhender Geiſt und gruͤ- nendes Leben ſeyn will: Gleichwol muß ſie in ſolcher Pruͤff-Zeit mit vorlieb nem- men, und nicht auß Verdruß, Eckel und Kleinmuth nach fremden Dingen weltli- cher Curioſitaͤt ſich umſehen, ſondern dem Hirten Treu halten, und ſich deſſen ſo koͤſt- liches Futer nicht verleiden laſſen: Nicht nur aber muß ſich das Schaaff Chriſti im Thun und Laſſen, Leyden, Meyden, Glau- ben und Leben am bloſſen Wort deß H. Geiſtes, ſo die heiligen Maͤnner GOttes auffgezeichnet, halten, und in den Winter- Tagen der Verlaſſung und Verbergung der C
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Das Schweitzeriſche Canaan.
unverderblich iſt, daß die Heerde Chriſti
vaſt nichts geſunders eſſen kan, es iſt wohl
außgedoͤrrt, ſieben mal gelaͤutert, und iſt
nichts ungeſundes darinn, ja es wird eben
dieſes Heu zu friſchem gruͤnem Graß, wann
es mit empfindlichem Geſchmack begleitet,
und die Seele mit dem H. Geiſt bethauet
wird; Heu iſt es aber zur Zeit der Anfech-
tung, wann die Seele ihre natuͤrliche Duͤr-
re, Verdorbenheit, Elend fuͤhlen muß,
ihre Traͤgheit, Unluſt zum Guten, ihre
Hartigkeit und Unempfindlichkeit, wie
auch Paulus bißweilen erfahren, daß er
hat muͤſſen außruffen: O ich elender Menſch,
wer wird mich erloͤſen vom Leibe dieſes
Todes; Da ihr das Honig-ſuͤſſe Wort
nicht mehr ein bluͤhender Geiſt und gruͤ-
nendes Leben ſeyn will: Gleichwol muß
ſie in ſolcher Pruͤff-Zeit mit vorlieb nem-
men, und nicht auß Verdruß, Eckel und
Kleinmuth nach fremden Dingen weltli-
cher Curioſitaͤt ſich umſehen, ſondern dem
Hirten Treu halten, und ſich deſſen ſo koͤſt-
liches Futer nicht verleiden laſſen: Nicht
nur aber muß ſich das Schaaff Chriſti im
Thun und Laſſen, Leyden, Meyden, Glau-
ben und Leben am bloſſen Wort deß H.
Geiſtes, ſo die heiligen Maͤnner GOttes
auffgezeichnet, halten, und in den Winter-
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