Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.Anwendung den Umständen angepaßt, und auf den besonderen Zweck mit einem Eifer gerichtet, der nur deßhalb sich wirksamer und allgemeiner als früher gezeigt hat, weil er selber erst durch den zunehmenden Erfolg hervorgerufen, gesteigert und verbreitet worden ist. Hat aber der Klerus nicht den Beichtstuhl gemißbraucht? Hat er nicht durch Vorenthaltung der Gnadenmittel, durch Verweigerung der Absolution, durch Androhung der ewigen Verdammniß seinen Zweck erreicht? - So ist nicht allein gefragt und vermuthet, sondern auch geradehin behauptet worden. - Ich zweifle nicht im mindesten, daß einzelne Seelsorger auch während dieser großen Mission in den Fall gekommen sind, manchen verstockten Sünder die Schlüsselgewalt fühlen zu lassen; es ist aber wenig Kenntniß, und durchaus kein Scharfsinn vonnöthen, um die Absurdität jener Behauptung einzusehen. Nicht der dritte, kaum der vierte Theil der Vereinsglieder hat Gelegenheit gefunden, vor dem Gelöbniß zur Beichte zu gehen; die Geistlichen hatten mit den Predigten, mit der Aufnahme der andringenden Menge, mit dem Einschreiben in's Vereinsbuch, mit dem Ausfertigen und Vertheilen der Gelöbnißscheine so viel zu thun, daß ihnen keine oder nur wenig Muße übrig blieb, sich außerdem noch mit dem Seelenzustande jedes Einzelnen zu beschäftigen. Nur da, wo die Bewegung zufällig mit der österlichen Zeit, oder mit besondern Festen zusammentraf, mußte es möglich gemacht werden, auch in dieser Hinsicht den freiwillig Kommenden Genüge Anwendung den Umständen angepaßt, und auf den besonderen Zweck mit einem Eifer gerichtet, der nur deßhalb sich wirksamer und allgemeiner als früher gezeigt hat, weil er selber erst durch den zunehmenden Erfolg hervorgerufen, gesteigert und verbreitet worden ist. Hat aber der Klerus nicht den Beichtstuhl gemißbraucht? Hat er nicht durch Vorenthaltung der Gnadenmittel, durch Verweigerung der Absolution, durch Androhung der ewigen Verdammniß seinen Zweck erreicht? – So ist nicht allein gefragt und vermuthet, sondern auch geradehin behauptet worden. – Ich zweifle nicht im mindesten, daß einzelne Seelsorger auch während dieser großen Mission in den Fall gekommen sind, manchen verstockten Sünder die Schlüsselgewalt fühlen zu lassen; es ist aber wenig Kenntniß, und durchaus kein Scharfsinn vonnöthen, um die Absurdität jener Behauptung einzusehen. Nicht der dritte, kaum der vierte Theil der Vereinsglieder hat Gelegenheit gefunden, vor dem Gelöbniß zur Beichte zu gehen; die Geistlichen hatten mit den Predigten, mit der Aufnahme der andringenden Menge, mit dem Einschreiben in’s Vereinsbuch, mit dem Ausfertigen und Vertheilen der Gelöbnißscheine so viel zu thun, daß ihnen keine oder nur wenig Muße übrig blieb, sich außerdem noch mit dem Seelenzustande jedes Einzelnen zu beschäftigen. Nur da, wo die Bewegung zufällig mit der österlichen Zeit, oder mit besondern Festen zusammentraf, mußte es möglich gemacht werden, auch in dieser Hinsicht den freiwillig Kommenden Genüge <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="23"/> Anwendung den Umständen angepaßt, und auf den besonderen Zweck mit einem Eifer gerichtet, der nur deßhalb sich wirksamer und allgemeiner als früher gezeigt hat, weil er selber erst durch den zunehmenden Erfolg hervorgerufen, gesteigert und verbreitet worden ist. Hat aber der Klerus nicht den Beichtstuhl gemißbraucht? Hat er nicht durch Vorenthaltung der Gnadenmittel, durch Verweigerung der Absolution, durch Androhung der ewigen Verdammniß seinen Zweck erreicht? – So ist nicht allein gefragt und vermuthet, sondern auch geradehin behauptet worden. – Ich zweifle nicht im mindesten, daß einzelne Seelsorger auch während dieser großen Mission in den Fall gekommen sind, manchen verstockten Sünder die Schlüsselgewalt fühlen zu lassen; es ist aber wenig Kenntniß, und durchaus kein Scharfsinn vonnöthen, um die Absurdität jener Behauptung einzusehen. Nicht der dritte, kaum der vierte Theil der Vereinsglieder hat Gelegenheit gefunden, vor dem Gelöbniß zur Beichte zu gehen; die Geistlichen hatten mit den Predigten, mit der Aufnahme der andringenden Menge, mit dem Einschreiben in’s Vereinsbuch, mit dem Ausfertigen und Vertheilen der Gelöbnißscheine so viel zu thun, daß ihnen keine oder nur wenig Muße übrig blieb, sich außerdem noch mit dem Seelenzustande jedes Einzelnen zu beschäftigen. Nur da, wo die Bewegung zufällig mit der österlichen Zeit, oder mit besondern Festen zusammentraf, mußte es möglich gemacht werden, auch in dieser Hinsicht den freiwillig Kommenden Genüge </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
Anwendung den Umständen angepaßt, und auf den besonderen Zweck mit einem Eifer gerichtet, der nur deßhalb sich wirksamer und allgemeiner als früher gezeigt hat, weil er selber erst durch den zunehmenden Erfolg hervorgerufen, gesteigert und verbreitet worden ist. Hat aber der Klerus nicht den Beichtstuhl gemißbraucht? Hat er nicht durch Vorenthaltung der Gnadenmittel, durch Verweigerung der Absolution, durch Androhung der ewigen Verdammniß seinen Zweck erreicht? – So ist nicht allein gefragt und vermuthet, sondern auch geradehin behauptet worden. – Ich zweifle nicht im mindesten, daß einzelne Seelsorger auch während dieser großen Mission in den Fall gekommen sind, manchen verstockten Sünder die Schlüsselgewalt fühlen zu lassen; es ist aber wenig Kenntniß, und durchaus kein Scharfsinn vonnöthen, um die Absurdität jener Behauptung einzusehen. Nicht der dritte, kaum der vierte Theil der Vereinsglieder hat Gelegenheit gefunden, vor dem Gelöbniß zur Beichte zu gehen; die Geistlichen hatten mit den Predigten, mit der Aufnahme der andringenden Menge, mit dem Einschreiben in’s Vereinsbuch, mit dem Ausfertigen und Vertheilen der Gelöbnißscheine so viel zu thun, daß ihnen keine oder nur wenig Muße übrig blieb, sich außerdem noch mit dem Seelenzustande jedes Einzelnen zu beschäftigen. Nur da, wo die Bewegung zufällig mit der österlichen Zeit, oder mit besondern Festen zusammentraf, mußte es möglich gemacht werden, auch in dieser Hinsicht den freiwillig Kommenden Genüge
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