Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.Was ist geschehn und ausgerichtet? - Wenn man diese höchst interessanten Fragen stellt, so erhält man gewöhnlich die richtige aber sehr oberflächliche Antwort, daß die Leute in Folge einer noch niemals dagewesenen Aufregung, deren Träger und Leiter der katholische Klerus gewesen, dem Branntweintrinken abgesagt haben. Aber von dem Ursprung und Wesen dieser Bewegung, von den Mitteln und Wegen ihrer Fortpflanzung, von ihrem Umfange und der Bedingung ihrer Wirksamkeit wissen nur Wenige etwas Gründliches zu sagen; Vielen sind darüber die wunderlichsten Gedanken in den Kopf gestiegen, und die Klügsten haben die Begebenheit am wenigsten begriffen. Es ist bekannt, wie schief die Sache im Anfange beurtheilt, und welche unlautere Motive und verwerfliche Mittel ihr angedichtet wurden. Anstatt aber mich jezt noch auf unnütze Widerlegungen einzulassen, oder alle Ansichten Derer zu berichtigen, die es vorzogen, viel lieber bei den abgeschmacktesten Vermuthungen zu beharren, als Gott und seinen Dienern die Ehre zu geben, will ich mich an die Thatsachen halten, wie sie mir aus den ersten und besten Quellen, und zum Theil aus eigener Anschauung, bekannt geworden, und dabei nur einige erläuternde Betrachtungen mit einfließen lassen. Es ist nicht meine Schuld, wenn die Erzählung nicht Allen gefällt; es ist sogar, nicht unmöglich, daß die endemische Branntweinpest mir noch zum lezten Abschied denselben schlimmen Leumund und Jammer bereitet, welchen weiland die Cholera und das Was ist geschehn und ausgerichtet? – Wenn man diese höchst interessanten Fragen stellt, so erhält man gewöhnlich die richtige aber sehr oberflächliche Antwort, daß die Leute in Folge einer noch niemals dagewesenen Aufregung, deren Träger und Leiter der katholische Klerus gewesen, dem Branntweintrinken abgesagt haben. Aber von dem Ursprung und Wesen dieser Bewegung, von den Mitteln und Wegen ihrer Fortpflanzung, von ihrem Umfange und der Bedingung ihrer Wirksamkeit wissen nur Wenige etwas Gründliches zu sagen; Vielen sind darüber die wunderlichsten Gedanken in den Kopf gestiegen, und die Klügsten haben die Begebenheit am wenigsten begriffen. Es ist bekannt, wie schief die Sache im Anfange beurtheilt, und welche unlautere Motive und verwerfliche Mittel ihr angedichtet wurden. Anstatt aber mich jezt noch auf unnütze Widerlegungen einzulassen, oder alle Ansichten Derer zu berichtigen, die es vorzogen, viel lieber bei den abgeschmacktesten Vermuthungen zu beharren, als Gott und seinen Dienern die Ehre zu geben, will ich mich an die Thatsachen halten, wie sie mir aus den ersten und besten Quellen, und zum Theil aus eigener Anschauung, bekannt geworden, und dabei nur einige erläuternde Betrachtungen mit einfließen lassen. Es ist nicht meine Schuld, wenn die Erzählung nicht Allen gefällt; es ist sogar, nicht unmöglich, daß die endemische Branntweinpest mir noch zum lezten Abschied denselben schlimmen Leumund und Jammer bereitet, welchen weiland die Cholera und das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="16"/> Was ist geschehn und ausgerichtet? – Wenn man diese höchst interessanten Fragen stellt, so erhält man gewöhnlich die richtige aber sehr oberflächliche Antwort, daß die Leute in Folge einer noch niemals dagewesenen Aufregung, deren Träger und Leiter der katholische Klerus gewesen, dem Branntweintrinken abgesagt haben. Aber von dem Ursprung und Wesen dieser Bewegung, von den Mitteln und Wegen ihrer Fortpflanzung, von ihrem Umfange und der Bedingung ihrer Wirksamkeit wissen nur Wenige etwas Gründliches zu sagen; Vielen sind darüber die wunderlichsten Gedanken in den Kopf gestiegen, und die Klügsten haben die Begebenheit am wenigsten begriffen.</p> <p>Es ist bekannt, wie schief die Sache im Anfange beurtheilt, und welche unlautere Motive und verwerfliche Mittel ihr angedichtet wurden. Anstatt aber mich jezt noch auf unnütze Widerlegungen einzulassen, oder alle Ansichten Derer zu berichtigen, die es vorzogen, viel lieber bei den abgeschmacktesten Vermuthungen zu beharren, als Gott und seinen Dienern die Ehre zu geben, will ich mich an die Thatsachen halten, wie sie mir aus den ersten und besten Quellen, und zum Theil aus eigener Anschauung, bekannt geworden, und dabei nur einige erläuternde Betrachtungen mit einfließen lassen. Es ist nicht meine Schuld, wenn die Erzählung nicht Allen gefällt; es ist sogar, nicht unmöglich, daß die endemische Branntweinpest mir noch zum lezten Abschied denselben schlimmen Leumund und Jammer bereitet, welchen weiland die Cholera und das </p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0026]
Was ist geschehn und ausgerichtet? – Wenn man diese höchst interessanten Fragen stellt, so erhält man gewöhnlich die richtige aber sehr oberflächliche Antwort, daß die Leute in Folge einer noch niemals dagewesenen Aufregung, deren Träger und Leiter der katholische Klerus gewesen, dem Branntweintrinken abgesagt haben. Aber von dem Ursprung und Wesen dieser Bewegung, von den Mitteln und Wegen ihrer Fortpflanzung, von ihrem Umfange und der Bedingung ihrer Wirksamkeit wissen nur Wenige etwas Gründliches zu sagen; Vielen sind darüber die wunderlichsten Gedanken in den Kopf gestiegen, und die Klügsten haben die Begebenheit am wenigsten begriffen.
Es ist bekannt, wie schief die Sache im Anfange beurtheilt, und welche unlautere Motive und verwerfliche Mittel ihr angedichtet wurden. Anstatt aber mich jezt noch auf unnütze Widerlegungen einzulassen, oder alle Ansichten Derer zu berichtigen, die es vorzogen, viel lieber bei den abgeschmacktesten Vermuthungen zu beharren, als Gott und seinen Dienern die Ehre zu geben, will ich mich an die Thatsachen halten, wie sie mir aus den ersten und besten Quellen, und zum Theil aus eigener Anschauung, bekannt geworden, und dabei nur einige erläuternde Betrachtungen mit einfließen lassen. Es ist nicht meine Schuld, wenn die Erzählung nicht Allen gefällt; es ist sogar, nicht unmöglich, daß die endemische Branntweinpest mir noch zum lezten Abschied denselben schlimmen Leumund und Jammer bereitet, welchen weiland die Cholera und das
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