Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.SOPHONISBE. Die Narrheit. 525 Wenn Jupiter Antiopen begehret/ Wird er in ein Gespenst' und Bock verkehret. Die Eyfersucht. Nun/ Schwester/ ist's umb meinen Schatz getha[n]. Verteufelte/ verftuchte Kuplerin! Welch Hercules spricht umb die Gunst sie an? 530Welch Cyclops rennt zu Galatheen hin? Jst sie gleich keusch; die Nothzucht wird sie zwingen. Auf! laß' uns ihr behertzt zu Hülffe springen! Die Vernunft. Mondsüchtige! du bist Erbarmens werth. Halt! schaue vor durchs' Schau'-Glaß/ wer sie sind/ 535Dis ist ein Zwerg/ der einen Scherf begehrt; Und jenes ein Allmosen bettelnd Kind. Die Narrheit. Wenn Jupitern Alcmenens Gunst sol weiden/ Weiß er in einen Knecht sich zu verkleiden. Die Eyfersucht. Ach! itzt bin ich verrathen und verkaufft! 540Wer/ Schwester/ mag der glatte Jüngling sein? Der umb mein Licht wie ein jung Rehbock lauft? Jtzt liefert er ein Buhler-Lieb ihr ein? Welch edler Held erscheint mit Helm und Spisse? Auf! Schwester/ daß dis Paar stracks sterben müsse! Die Vernunft. 545 Hier brauche von der Augen-Salb' ein Theil/ Weil alles dir so frembd' und seltzam scheint. Siehst
SOPHONISBE. Die Narrheit. 525 Wenn Jupiter Antiopen begehret/ Wird er in ein Geſpenſt’ und Bock verkehret. Die Eyferſucht. Nun/ Schweſter/ iſt’s umb meinen Schatz getha[n]. Verteufelte/ verftuchte Kuplerin! Welch Hercules ſpricht umb die Gunſt ſie an? 530Welch Cyclops rennt zu Galatheen hin? Jſt ſie gleich keuſch; die Nothzucht wird ſie zwingen. Auf! laß’ uns ihr behertzt zu Huͤlffe ſpringen! Die Vernunft. Mondſuͤchtige! du biſt Erbarmens werth. Halt! ſchaue vor durchs’ Schau’-Glaß/ wer ſie ſind/ 535Dis iſt ein Zwerg/ der einen Scherf begehrt; Und jenes ein Allmoſen bettelnd Kind. Die Narrheit. Wenn Jupitern Alcmenens Gunſt ſol weiden/ Weiß er in einen Knecht ſich zu verkleiden. Die Eyferſucht. Ach! itzt bin ich verrathen und verkaufft! 540Wer/ Schweſter/ mag der glatte Juͤngling ſein? Der umb mein Licht wie ein jung Rehbock lauft? Jtzt liefert er ein Buhler-Lieb ihr ein? Welch edler Held erſcheint mit Helm und Spiſſe? Auf! Schweſter/ daß dis Paar ſtracks ſterben muͤſſe! Die Vernunft. 545 Hier brauche von der Augen-Salb’ ein Theil/ Weil alles dir ſo frembd’ und ſeltzam ſcheint. Siehſt
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SOPHONISBE.
Die Narrheit.
Wenn Jupiter Antiopen begehret/
Wird er in ein Geſpenſt’ und Bock verkehret.
Die Eyferſucht.
Nun/ Schweſter/ iſt’s umb meinen Schatz gethan.
Verteufelte/ verftuchte Kuplerin!
Welch Hercules ſpricht umb die Gunſt ſie an?
Welch Cyclops rennt zu Galatheen hin?
Jſt ſie gleich keuſch; die Nothzucht wird ſie zwingen.
Auf! laß’ uns ihr behertzt zu Huͤlffe ſpringen!
Die Vernunft.
Mondſuͤchtige! du biſt Erbarmens werth.
Halt! ſchaue vor durchs’ Schau’-Glaß/ wer ſie ſind/
Dis iſt ein Zwerg/ der einen Scherf begehrt;
Und jenes ein Allmoſen bettelnd Kind.
Die Narrheit.
Wenn Jupitern Alcmenens Gunſt ſol weiden/
Weiß er in einen Knecht ſich zu verkleiden.
Die Eyferſucht.
Ach! itzt bin ich verrathen und verkaufft!
Wer/ Schweſter/ mag der glatte Juͤngling ſein?
Der umb mein Licht wie ein jung Rehbock lauft?
Jtzt liefert er ein Buhler-Lieb ihr ein?
Welch edler Held erſcheint mit Helm und Spiſſe?
Auf! Schweſter/ daß dis Paar ſtracks ſterben muͤſſe!
Die Vernunft.
Hier brauche von der Augen-Salb’ ein Theil/
Weil alles dir ſo frembd’ und ſeltzam ſcheint.
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/93>, abgerufen am 17.02.2025. |