Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.SOPHONISBE. Bis in der Sonnen Bett' in eine neue Welt/190Die Kaccabe noch itzt für ein Geheimnüs hält/ Und endlich ihr und uns für einen Freyheits-Hafen/ Wenn's Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven/ Und unser Land/ aus dem Rom allen Weitzen kriegt/ Zur Wüsten machen sol. Jedoch der Würffel liegt 195Zum Spiel noch auf dem Tisch' und unsre Köcher stecken Voll Pfeile/ die die Luft wie Wolcken überdecken. Wormit Numidien nicht wird die Römer fehln/ Wenn Fürsten man schreibt für/ wem sie sich solln vermähln. Euch lehrt schon Regulus: daß Hoffart für dem Falle/ 200Trotz für der Kleinmuth kommt. Lael. Nicht lasse Lieb' und Galle Die Feinde der Vernunft/ dir stören Glück und Ruh. Masin. Es billiget das Recht und Klugheit was ich thu. Laelius. Du wirst's bereun/ wenn du wirst Zorn und Brunst be- herrschen. Masin. Du greifst mir an das Hertz/ und trittst mich auf die Fer- sen. 205 Laelius. Sagstu den Bund uns auf? Masan. Dafern ihn Rom versehrt. Laelius. Die Bündnüs-Brüche sind bey Römern unerhört. Masin. Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen. Laelius. Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz durchstrichen. Masin. Ein Knecht/ kein König darf nicht nehmen/ wen er wil? 210 Laelius. Mit Feinden sich vermähln/ verrückt das Bündnüs- Ziel. Masin. Schätzt Rom auch Weiber Feind/ und tragt ihr Furcht für ihnen? Laelius. Jhr zaubernd Liebreitz kan zu ärgstem Meyneyd dienen. Masin. Glaubt: Masanissa sey kein flatternd Wetterhahn. Laelius. Des Syphax Untreu lehrt/ was Sophonisbe kan. 215 Masin. Sie wird sich itzt entfernt von den Verführern schauen. Laelius. Der Wurtzel Gift ist nicht mit Aesten abzuhauen. Masin. Mäßt angestammtes Gift ihr Sophonisben bey? Laelius. Sagt/ wer wie Barchens Stamm auf Rom vergiftet sey? Masin.
SOPHONISBE. Bis in der Sonnen Bett’ in eine neue Welt/190Die Kaccabe noch itzt fuͤr ein Geheimnuͤs haͤlt/ Und endlich ihr und uns fuͤr einen Freyheits-Hafen/ Wenn’s Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven/ Und unſer Land/ aus dem Rom allen Weitzen kriegt/ Zur Wuͤſten machen ſol. Jedoch der Wuͤrffel liegt 195Zum Spiel noch auf dem Tiſch’ und unſre Koͤcher ſtecken Voll Pfeile/ die die Luft wie Wolcken uͤberdecken. Wormit Numidien nicht wird die Roͤmer fehln/ Wenn Fuͤrſten man ſchreibt fuͤr/ wem ſie ſich ſolln vermaͤhln. Euch lehrt ſchon Regulus: daß Hoffart fuͤr dem Falle/ 200Trotz fuͤr der Kleinmuth kom̃t. Læl. Nicht laſſe Lieb’ und Galle Die Feinde der Vernunft/ dir ſtoͤren Gluͤck und Ruh. Maſin. Es billiget das Recht und Klugheit was ich thu. Lælius. Du wirſt’s bereun/ wenn du wirſt Zorn und Brunſt be- herrſchen. Maſin. Du greifſt mir an das Hertz/ und trittſt mich auf die Fer- ſen. 205 Lælius. Sagſtu den Bund uns auf? Maſan. Dafern ihn Rom verſehrt. Lælius. Die Buͤndnuͤs-Bruͤche ſind bey Roͤmern unerhoͤrt. Maſin. Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen. Lælius. Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz durchſtrichen. Maſin. Ein Knecht/ kein Koͤnig darf nicht nehmen/ wen er wil? 210 Lælius. Mit Feinden ſich vermaͤhln/ verruͤckt das Buͤndnuͤs- Ziel. Maſin. Schaͤtzt Rom auch Weiber Feind/ und tragt ihr Furcht fuͤr ihnen? Lælius. Jhr zaubernd Liebreitz kan zu aͤrgſtem Meyneyd dienen. Maſin. Glaubt: Maſaniſſa ſey kein flatternd Wetterhahn. Lælius. Des Syphax Untreu lehrt/ was Sophonisbe kan. 215 Maſin. Sie wird ſich itzt entfernt von den Verfuͤhrern ſchauen. Lælius. Der Wurtzel Gift iſt nicht mit Aeſten abzuhauen. Maſin. Maͤßt angeſtam̃tes Gift ihr Sophonisben bey? Lælius. Sagt/ wer wie Barchens Stam̃ auf Rom vergiftet ſey? Maſin.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#MAS"> <p><pb facs="#f0082" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SOPHONISBE.</hi></hi></fw><lb/> Bis in der Sonnen Bett’ in eine neue Welt/<lb/><note place="left">190</note>Die Kaccabe noch itzt fuͤr ein Geheimnuͤs haͤlt/<lb/> Und endlich ihr und uns fuͤr einen Freyheits-Hafen/<lb/> Wenn’s Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven/<lb/> Und unſer Land/ aus dem Rom allen Weitzen kriegt/<lb/> Zur Wuͤſten machen ſol. Jedoch der Wuͤrffel liegt<lb/><note place="left">195</note>Zum Spiel noch auf dem Tiſch’ und unſre Koͤcher ſtecken<lb/> Voll Pfeile/ die die Luft wie Wolcken uͤberdecken.<lb/> Wormit Numidien nicht wird die Roͤmer fehln/<lb/> Wenn Fuͤrſten man ſchreibt fuͤr/ wem ſie ſich ſolln vermaͤhln.<lb/> Euch lehrt ſchon Regulus: daß Hoffart fuͤr dem Falle/<lb/><note place="left">200</note>Trotz fuͤr der Kleinmuth kom̃t.</p> </sp> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Læl.</hi> </speaker> <p>Nicht laſſe Lieb’ und Galle<lb/> Die Feinde der Vernunft/ dir ſtoͤren Gluͤck und Ruh.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Es billiget das Recht und Klugheit was ich thu.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Du wirſt’s bereun/ wenn du wirſt Zorn und Brunſt be-<lb/> herrſchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Du greifſt mir an das Hertz/ und trittſt mich auf die Fer-<lb/> ſen.</p><lb/> <note place="left">205</note> </sp> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Sagſtu den Bund uns auf?</p> </sp> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſan.</hi> </speaker> <p>Dafern ihn Rom<lb/> verſehrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Die Buͤndnuͤs-Bruͤche ſind bey Roͤmern unerhoͤrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz<lb/> durchſtrichen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Ein Knecht/ kein Koͤnig darf nicht nehmen/ wen er wil?</p><lb/> <note place="left">210</note> </sp> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Mit Feinden ſich vermaͤhln/ verruͤckt das Buͤndnuͤs-<lb/> Ziel.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Schaͤtzt Rom auch Weiber Feind/ und tragt ihr Furcht<lb/> fuͤr ihnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Jhr zaubernd Liebreitz kan zu aͤrgſtem Meyneyd dienen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Glaubt: Maſaniſſa ſey kein flatternd Wetterhahn.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Des Syphax Untreu lehrt/ was Sophonisbe kan.</p><lb/> <note place="left">215</note> </sp> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Sie wird ſich itzt entfernt von den Verfuͤhrern ſchauen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Der Wurtzel Gift iſt nicht mit Aeſten abzuhauen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAS"> <speaker> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </speaker> <p>Maͤßt angeſtam̃tes Gift ihr Sophonisben bey?</p> </sp><lb/> <sp who="#LAEL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker> <p>Sagt/ wer wie Barchens Stam̃ auf Rom vergiftet<lb/> ſey?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Maſin.</hi> </fw> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [45/0082]
SOPHONISBE.
Bis in der Sonnen Bett’ in eine neue Welt/
Die Kaccabe noch itzt fuͤr ein Geheimnuͤs haͤlt/
Und endlich ihr und uns fuͤr einen Freyheits-Hafen/
Wenn’s Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven/
Und unſer Land/ aus dem Rom allen Weitzen kriegt/
Zur Wuͤſten machen ſol. Jedoch der Wuͤrffel liegt
Zum Spiel noch auf dem Tiſch’ und unſre Koͤcher ſtecken
Voll Pfeile/ die die Luft wie Wolcken uͤberdecken.
Wormit Numidien nicht wird die Roͤmer fehln/
Wenn Fuͤrſten man ſchreibt fuͤr/ wem ſie ſich ſolln vermaͤhln.
Euch lehrt ſchon Regulus: daß Hoffart fuͤr dem Falle/
Trotz fuͤr der Kleinmuth kom̃t.
Læl. Nicht laſſe Lieb’ und Galle
Die Feinde der Vernunft/ dir ſtoͤren Gluͤck und Ruh.
Maſin. Es billiget das Recht und Klugheit was ich thu.
Lælius. Du wirſt’s bereun/ wenn du wirſt Zorn und Brunſt be-
herrſchen.
Maſin. Du greifſt mir an das Hertz/ und trittſt mich auf die Fer-
ſen.
Lælius. Sagſtu den Bund uns auf?
Maſan. Dafern ihn Rom
verſehrt.
Lælius. Die Buͤndnuͤs-Bruͤche ſind bey Roͤmern unerhoͤrt.
Maſin. Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen.
Lælius. Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz
durchſtrichen.
Maſin. Ein Knecht/ kein Koͤnig darf nicht nehmen/ wen er wil?
Lælius. Mit Feinden ſich vermaͤhln/ verruͤckt das Buͤndnuͤs-
Ziel.
Maſin. Schaͤtzt Rom auch Weiber Feind/ und tragt ihr Furcht
fuͤr ihnen?
Lælius. Jhr zaubernd Liebreitz kan zu aͤrgſtem Meyneyd dienen.
Maſin. Glaubt: Maſaniſſa ſey kein flatternd Wetterhahn.
Lælius. Des Syphax Untreu lehrt/ was Sophonisbe kan.
Maſin. Sie wird ſich itzt entfernt von den Verfuͤhrern ſchauen.
Lælius. Der Wurtzel Gift iſt nicht mit Aeſten abzuhauen.
Maſin. Maͤßt angeſtam̃tes Gift ihr Sophonisben bey?
Lælius. Sagt/ wer wie Barchens Stam̃ auf Rom vergiftet
ſey?
Maſin.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |