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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Du ihr schön Sonnenradt. Ja hette meine Pein
Mir Ruh und Schlaff vergönnt/ würd' es ein Traum zu sein
Mich düncken! aber ach! ich brenn' und werde brennen!
380Das Ephen läßt sich nicht gantz von der Staude trennen/
Jch nicht beseelt von dir! Ja/ ausser dir bin ich
Todt. Denn ich habe ja kein ander Hertz als dich.
Mein Abgott/ Sophonisb'; Jch falle dir zu Fusse;
Ach! kühle meinen Brand mit einem feichten Kusse!
385Geuß in mein siedend Hertz zwey Tropfen reiner Gunst.
Wie wird mir? Himmel hilf! kreucht durch so heisse Brunst
Das Eis des Todes uns und Ohnmacht in das Hertze?
Mein Lebens-Wachs zerrinnt/ weil meine Liebes-Kertze
Mit allzu grosser Glutt das Adern-Oel greist an.
390Ach! daß sich nicht die Seel' in dich verwandeln kan!
Sophon. Mein Fürst/ mein Augen-Trost; zwar meine Seele
schwimmet
Jn diesen Flammen auch/ worvon dein Hertze glimmet:
Der Himmel aber spricht uns diesen Brand nicht gutt/
Entzeucht den Ampeln's Oel/ geust Wasser auf die Glutt.

395
Masin. Welch Unmensch mag so schwartz dir Stern und Him-
mel mahlen?
Sophon. Mein Auge wirft mit fug nur auf den Syphax strahlen.
Masin. Der flücht'ge Syphax ist dir ein verlohrnes Ziel?
Sophon. Jch blieb sein Eh-Gemahl/ als gleich sein Glücke fiel.
Masin. Die Stratonice freyt noch bey Seleveus leben.
400
Sophon. Selevcus hat mit will'n dem Sohne sie gegeben.
Masin. Auch Syphax kan nun nicht mehr eyfersichtig sein.
Sophon. Das Unglück äschert nicht der Liebe Pfeiler ein.
Masan. Hat Asdrubal mich dir zum Bräut' gam doch erwehlet.
Sophon. Carthago aber hat mich ihm/ nicht dir vermählet.
405
Masan. Zernichtet Kaccabe mit Fug der Eltern Schluß?
Sophon. Das Vaterland geht für/ dem alles weichen muß.
Masin. Das Kriegs-Necht scheidet sie/ und schenckt sie meinen
Händen.
Sophon. Wil er umb meine Gunst sein gantzes Heil verschwenden?
Masin. Wahrhafte Liebe scheut ein scheles Auge nicht.
410
Sophon. Er weiß/ mein Fürst/ was Rom für strenges Urtheil
spricht.

Masin.
SOPHONISBE.
Du ihr ſchoͤn Sonnenradt. Ja hette meine Pein
Mir Ruh und Schlaff vergoͤnnt/ wuͤrd’ es ein Traum zu ſein
Mich duͤncken! aber ach! ich brenn’ und werde brennen!
380Das Ephen laͤßt ſich nicht gantz von der Staude trennen/
Jch nicht beſeelt von dir! Ja/ auſſer dir bin ich
Todt. Denn ich habe ja kein ander Hertz als dich.
Mein Abgott/ Sophonisb’; Jch falle dir zu Fuſſe;
Ach! kuͤhle meinen Brand mit einem feichten Kuſſe!
385Geuß in mein ſiedend Hertz zwey Tropfen reiner Gunſt.
Wie wird mir? Himmel hilf! kreucht durch ſo heiſſe Brunſt
Das Eis des Todes uns und Ohnmacht in das Hertze?
Mein Lebens-Wachs zerrinnt/ weil meine Liebes-Kertze
Mit allzu groſſer Glutt das Adern-Oel greiſt an.
390Ach! daß ſich nicht die Seel’ in dich verwandeln kan!
Sophon. Mein Fuͤrſt/ mein Augen-Troſt; zwar meine Seele
ſchwimmet
Jn dieſen Flammen auch/ worvon dein Hertze glimmet:
Der Himmel aber ſpricht uns dieſen Brand nicht gutt/
Entzeucht den Ampeln’s Oel/ geuſt Waſſer auf die Glutt.

395
Maſin. Welch Unmenſch mag ſo ſchwartz dir Stern und Him-
mel mahlen?
Sophon. Mein Auge wirft mit fug nur auf den Syphax ſtrahlen.
Maſin. Der fluͤcht’ge Syphax iſt dir ein verlohrnes Ziel?
Sophon. Jch blieb ſein Eh-Gemahl/ als gleich ſein Gluͤcke fiel.
Maſin. Die Stratonice freyt noch bey Seleveus leben.
400
Sophon. Selevcus hat mit will’n dem Sohne ſie gegeben.
Maſin. Auch Syphax kan nun nicht mehr eyferſichtig ſein.
Sophon. Das Ungluͤck aͤſchert nicht der Liebe Pfeiler ein.
Maſan. Hat Aſdrubal mich dir zum Braͤut’ gam doch erwehlet.
Sophon. Carthago aber hat mich ihm/ nicht dir vermaͤhlet.
405
Maſan. Zernichtet Kaccabe mit Fug der Eltern Schluß?
Sophon. Das Vaterland geht fuͤr/ dem alles weichen muß.
Maſin. Das Kriegs-Necht ſcheidet ſie/ und ſchenckt ſie meinen
Haͤnden.
Sophon. Wil er umb meine Gunſt ſein gantzes Heil verſchwendẽ?
Maſin. Wahrhafte Liebe ſcheut ein ſcheles Auge nicht.
410
Sophon. Er weiß/ mein Fuͤrſt/ was Rom fuͤr ſtrenges Urtheil
ſpricht.

Maſin.
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[32/0069] SOPHONISBE. Du ihr ſchoͤn Sonnenradt. Ja hette meine Pein Mir Ruh und Schlaff vergoͤnnt/ wuͤrd’ es ein Traum zu ſein Mich duͤncken! aber ach! ich brenn’ und werde brennen! Das Ephen laͤßt ſich nicht gantz von der Staude trennen/ Jch nicht beſeelt von dir! Ja/ auſſer dir bin ich Todt. Denn ich habe ja kein ander Hertz als dich. Mein Abgott/ Sophonisb’; Jch falle dir zu Fuſſe; Ach! kuͤhle meinen Brand mit einem feichten Kuſſe! Geuß in mein ſiedend Hertz zwey Tropfen reiner Gunſt. Wie wird mir? Himmel hilf! kreucht durch ſo heiſſe Brunſt Das Eis des Todes uns und Ohnmacht in das Hertze? Mein Lebens-Wachs zerrinnt/ weil meine Liebes-Kertze Mit allzu groſſer Glutt das Adern-Oel greiſt an. Ach! daß ſich nicht die Seel’ in dich verwandeln kan! Sophon. Mein Fuͤrſt/ mein Augen-Troſt; zwar meine Seele ſchwimmet Jn dieſen Flammen auch/ worvon dein Hertze glimmet: Der Himmel aber ſpricht uns dieſen Brand nicht gutt/ Entzeucht den Ampeln’s Oel/ geuſt Waſſer auf die Glutt. Maſin. Welch Unmenſch mag ſo ſchwartz dir Stern und Him- mel mahlen? Sophon. Mein Auge wirft mit fug nur auf den Syphax ſtrahlen. Maſin. Der fluͤcht’ge Syphax iſt dir ein verlohrnes Ziel? Sophon. Jch blieb ſein Eh-Gemahl/ als gleich ſein Gluͤcke fiel. Maſin. Die Stratonice freyt noch bey Seleveus leben. Sophon. Selevcus hat mit will’n dem Sohne ſie gegeben. Maſin. Auch Syphax kan nun nicht mehr eyferſichtig ſein. Sophon. Das Ungluͤck aͤſchert nicht der Liebe Pfeiler ein. Maſan. Hat Aſdrubal mich dir zum Braͤut’ gam doch erwehlet. Sophon. Carthago aber hat mich ihm/ nicht dir vermaͤhlet. Maſan. Zernichtet Kaccabe mit Fug der Eltern Schluß? Sophon. Das Vaterland geht fuͤr/ dem alles weichen muß. Maſin. Das Kriegs-Necht ſcheidet ſie/ und ſchenckt ſie meinen Haͤnden. Sophon. Wil er umb meine Gunſt ſein gantzes Heil verſchwendẽ? Maſin. Wahrhafte Liebe ſcheut ein ſcheles Auge nicht. Sophon. Er weiß/ mein Fuͤrſt/ was Rom fuͤr ſtrenges Urtheil ſpricht. Maſin.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/69>, abgerufen am 23.11.2024.