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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Der schwer von Kronen war?
Bomilcar. Die durch Betrug und
List
90Er Masinissen stahl?
Hiemps. Jst's möglich? daß er's ist?
Der König/ unser Fürst? den man läßt sclavisch schlüssen?
Himilco. Laßt uns des Syphax Knie und Fus und Banden
küssen.
Bomilcar Fallt Masinissen dort dem Sieger unterm Fuß;
Der ist nicht Fusfall's werth/ der selber knien muß.

95
Syphax. Dis ist des Glücks Spiel. Jch habe noch für gestern
Mehr/ als du itzt geprangt. Gewalt und Fall sind Schwestern.
So Jch als Cr[ae]sus kan dir ein schön Beyspiel sein:
Daß niemand für der Gruft sein glück ihm darf beschrein.
Dis und ein Solon kan dich klüglich unterweisen:
100Daß Sieger fürstlich solln besiegte Fürsten speisen.
Masiniss. Wo du schnurstracks verschafst: daß Cyrtha sich er-
gib't.
Syphax. Dis schafft kein fallend Fürst der seine Länder liebt.
Masin. Der nicht sein Volck mit sich verlangt in Grund zureissen.
Syphax Wir werden nimmermehr sie knecht sche Zagheit heissen.
105
Masin. So sol dein bluttig Kopf bald auf den Pfal gedein.
Syphax. Er wird mein Ehren-Mahl/ dir nur ein Schandfleck
seyn
Masin. Stracks Kriegs-Knecht/ laß das Beil des trotzen Hals
durchhauen.
Syphax. Uns kan in dieser Nacht für keinem Tode grauen.
Masin. Fahrt fort!
Micips Ach! grosser Fürst/ ach! Er erwe-
ge doch:
110Daß Seul' und Fürsten ja die gleich verfallen/ noch
Der Götter Bilder sind. Die That ist unerhöret.
Masin. Daß man den Freyler straft der Kefer trotzen lehret?
Hiemps. Daß man umb Tapferkeit ein Fürstlich Haupt schlägt
ab.
Masin. Das wenig Fürstliches auf Thron und Reich an gab.
115
Himilco. Wir wolln das euserste für's Königs Heil vollstrecken.
Syphax. Wolt ihr mit Untreu' erst den alten Ruhm beflecken?
Den Hencker lassen euch verzweifeln jagen ein?
Wird/ wenn gleich Cyrtha fällt/ der Mörder milder sein?
Denn kan er nicht nur mir/ auch euch den Kopf abschlagen.
120Laßt uns behertzt und froh den letzten Schlag ertragen.
Es
SOPHONISBE.
Der ſchwer von Kronen war?
Bomilcar. Die durch Betrug und
Liſt
90Er Maſiniſſen ſtahl?
Hiempſ. Jſt’s moͤglich? daß er’s iſt?
Der Koͤnig/ unſer Fuͤrſt? den man laͤßt ſclaviſch ſchluͤſſen?
Himilco. Laßt uns des Syphax Knie und Fus und Banden
kuͤſſen.
Bomilcar Fallt Maſiniſſen dort dem Sieger unterm Fuß;
Der iſt nicht Fusfall’s werth/ der ſelber knien muß.

95
Syphax. Dis iſt des Gluͤcks Spiel. Jch habe noch fuͤr geſtern
Mehr/ als du itzt geprangt. Gewalt und Fall ſind Schweſtern.
So Jch als Cr[æ]ſus kan dir ein ſchoͤn Beyſpiel ſein:
Daß niemand fuͤr der Gruft ſein gluͤck ihm darf beſchrein.
Dis und ein Solon kan dich kluͤglich unterweiſen:
100Daß Sieger fuͤrſtlich ſolln beſiegte Fuͤrſten ſpeiſen.
Maſiniſſ. Wo du ſchnurſtracks verſchafſt: daß Cyrtha ſich er-
gib’t.
Syphax. Dis ſchafft kein fallend Fuͤrſt der ſeine Laͤnder liebt.
Maſin. Der nicht ſein Volck mit ſich verlangt in Grund zureiſſen.
Syphax Wir werden nimmermehr ſie knecht ſche Zagheit heiſſen.
105
Maſin. So ſol dein bluttig Kopf bald auf den Pfal gedein.
Syphax. Er wird mein Ehren-Mahl/ dir nur ein Schandfleck
ſeyn
Maſin. Stracks Kriegs-Knecht/ laß das Beil des trotzen Hals
durchhauen.
Syphax. Uns kan in dieſer Nacht fuͤr keinem Tode grauen.
Maſin. Fahrt fort!
Micipſ Ach! groſſer Fuͤrſt/ ach! Er erwe-
ge doch:
110Daß Seul’ und Fuͤrſten ja die gleich verfallen/ noch
Der Goͤtter Bilder ſind. Die That iſt unerhoͤret.
Maſin. Daß man den Freyler ſtraft der Kefer trotzen lehret?
Hiempſ. Daß man umb Tapferkeit ein Fuͤrſtlich Haupt ſchlaͤgt
ab.
Maſin. Das wenig Fuͤrſtliches auf Thron und Reich an gab.
115
Himilco. Wir wolln das euſerſte fuͤr’s Koͤnigs Heil vollſtrecken.
Syphax. Wolt ihr mit Untreu’ erſt den alten Ruhm beflecken?
Den Hencker laſſen euch verzweifeln jagen ein?
Wird/ wenn gleich Cyrtha faͤllt/ der Moͤrder milder ſein?
Denn kan er nicht nur mir/ auch euch den Kopf abſchlagen.
120Laßt uns behertzt und froh den letzten Schlag ertragen.
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[4/0041] SOPHONISBE. Der ſchwer von Kronen war? Bomilcar. Die durch Betrug und Liſt Er Maſiniſſen ſtahl? Hiempſ. Jſt’s moͤglich? daß er’s iſt? Der Koͤnig/ unſer Fuͤrſt? den man laͤßt ſclaviſch ſchluͤſſen? Himilco. Laßt uns des Syphax Knie und Fus und Banden kuͤſſen. Bomilcar Fallt Maſiniſſen dort dem Sieger unterm Fuß; Der iſt nicht Fusfall’s werth/ der ſelber knien muß. Syphax. Dis iſt des Gluͤcks Spiel. Jch habe noch fuͤr geſtern Mehr/ als du itzt geprangt. Gewalt und Fall ſind Schweſtern. So Jch als Cræſus kan dir ein ſchoͤn Beyſpiel ſein: Daß niemand fuͤr der Gruft ſein gluͤck ihm darf beſchrein. Dis und ein Solon kan dich kluͤglich unterweiſen: Daß Sieger fuͤrſtlich ſolln beſiegte Fuͤrſten ſpeiſen. Maſiniſſ. Wo du ſchnurſtracks verſchafſt: daß Cyrtha ſich er- gib’t. Syphax. Dis ſchafft kein fallend Fuͤrſt der ſeine Laͤnder liebt. Maſin. Der nicht ſein Volck mit ſich verlangt in Grund zureiſſen. Syphax Wir werden nimmermehr ſie knecht ſche Zagheit heiſſen. Maſin. So ſol dein bluttig Kopf bald auf den Pfal gedein. Syphax. Er wird mein Ehren-Mahl/ dir nur ein Schandfleck ſeyn Maſin. Stracks Kriegs-Knecht/ laß das Beil des trotzen Hals durchhauen. Syphax. Uns kan in dieſer Nacht fuͤr keinem Tode grauen. Maſin. Fahrt fort! Micipſ Ach! groſſer Fuͤrſt/ ach! Er erwe- ge doch: Daß Seul’ und Fuͤrſten ja die gleich verfallen/ noch Der Goͤtter Bilder ſind. Die That iſt unerhoͤret. Maſin. Daß man den Freyler ſtraft der Kefer trotzen lehret? Hiempſ. Daß man umb Tapferkeit ein Fuͤrſtlich Haupt ſchlaͤgt ab. Maſin. Das wenig Fuͤrſtliches auf Thron und Reich an gab. Himilco. Wir wolln das euſerſte fuͤr’s Koͤnigs Heil vollſtrecken. Syphax. Wolt ihr mit Untreu’ erſt den alten Ruhm beflecken? Den Hencker laſſen euch verzweifeln jagen ein? Wird/ wenn gleich Cyrtha faͤllt/ der Moͤrder milder ſein? Denn kan er nicht nur mir/ auch euch den Kopf abſchlagen. Laßt uns behertzt und froh den letzten Schlag ertragen. Es

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/41>, abgerufen am 21.11.2024.