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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Für dem Altare knien/ kriegt/ was er wil/ zu wissen.
Dis Bild ließ Dido noch aus Gold und Silber güssen/
Worein so Sonn als Mohnd die Kräften flössen ein.
Dis weiß und redet aus/ wie unser Glück wird sein/
25Das kein Wahrsager gleich ist fähig uns zu sagen.
Allein es läßt sich nur gewisse Tage fragen;
Wenn Hada in den Krebs/ Adad in Löwen tritt.
Doch nichts theilt deutlicher die Wissenschafft uns mit/
Als ob/ ein grosser Geist/ der Didons Grab beseelet;
30Nach welchem dieser Fels hier siehet ausgehölet/
Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt.
Sophon. Auf was für weise wird Elissens Geist geregt?
Pythia. Du must die Schuh ziehn aus/ Elissens Bild umbfassen/
Aus deinem Arme Blutt in dieses Feuer lassen.
35Nun setze diese Haub' aus weisser Woll' aufs Haar/
Nim hin den Myrten-Zweig; wirf Weyrauch aufs Altar.
Nun muß der Dido Grab mit Aepfeln seyn verehret/
Die Derceto zu seen auf Cypern hat gelehret.
Nach deiner Andacht schlaff' auf Didons Grabmal' ein.

40
Sophon. Wenn werd ich von der Sonn' und ihr erhöret sein?
Pythia. So bald die Sonne früh mit ihrem Aufgangs-Lichte
Elissens Bild strahlt an/ erscheinet ein Gesichte/
Das Schlaffenden alhier ihr künftig Glück entdeckt.
Sophon. Gesichte sinds? durch die die Sonn' ihr Licht aufsteckt!
45
Pythia. Ja/ Dido zeuget sich/ mit Purper angezogen/
Die Haare deckt Schmaragd/ ein Carchedonisch Bogen
Hengt von dem Rücken ab; die Pfeile sind aus Gold;
Jhr Antlitz heget noch ihr Ansehn/ ihre Hold.
Sophon. Auf was für Art wird man der Geister Meinung innen?
50
Pythia. Zu Delphis regt der Erd' ihr Geist die Pristerinnen
Was uns begegnen sol. Dodonens Eich-Altar
Sagt durch zwey Tauben/ theils auch durch die Zweige wahr.
Der Esculapius aus Ertzt und einem Drachen;
Und Hammons hörnricht Kopf winckt zu gewehrten Sachen.
55Allein Elissa macht durch ihren Bauch und Mund/
Was man zu wissen wünscht/ viel deutlicher uns kund.
Nun schlaff; Es ist bald Zeit. Die kleinern Stern' erbleichen.
Sophon. Jst/ eh die Sonn' erwacht/ nicht Antwort zu erreichen/
Weil
SOPHONISBE.
Fuͤr dem Altare knien/ kriegt/ was er wil/ zu wiſſen.
Dis Bild ließ Dido noch aus Gold und Silber guͤſſen/
Worein ſo Sonn als Mohnd die Kraͤften floͤſſen ein.
Dis weiß und redet aus/ wie unſer Gluͤck wird ſein/
25Das kein Wahrſager gleich iſt faͤhig uns zu ſagen.
Allein es laͤßt ſich nur gewiſſe Tage fragen;
Wenn Hada in den Krebs/ Adad in Loͤwen tritt.
Doch nichts theilt deutlicher die Wiſſenſchafft uns mit/
Als ob/ ein groſſer Geiſt/ der Didons Grab beſeelet;
30Nach welchem dieſer Fels hier ſiehet ausgehoͤlet/
Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt.
Sophon. Auf was fuͤr weiſe wird Eliſſens Geiſt geregt?
Pythia. Du muſt die Schuh ziehn aus/ Eliſſens Bild umbfaſſen/
Aus deinem Arme Blutt in dieſes Feuer laſſen.
35Nun ſetze dieſe Haub’ aus weiſſer Woll’ aufs Haar/
Nim hin den Myrten-Zweig; wirf Weyrauch aufs Altar.
Nun muß der Dido Grab mit Aepfeln ſeyn verehret/
Die Derceto zu ſeen auf Cypern hat gelehret.
Nach deiner Andacht ſchlaff’ auf Didons Grabmal’ ein.

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Sophon. Wenn werd ich von der Sonn’ und ihr erhoͤret ſein?
Pythia. So bald die Sonne fruͤh mit ihrem Aufgangs-Lichte
Eliſſens Bild ſtrahlt an/ erſcheinet ein Geſichte/
Das Schlaffenden alhier ihr kuͤnftig Gluͤck entdeckt.
Sophon. Geſichte ſinds? durch die die Sonn’ ihr Licht aufſteckt!
45
Pythia. Ja/ Dido zeuget ſich/ mit Purper angezogen/
Die Haare deckt Schmaragd/ ein Carchedoniſch Bogen
Hengt von dem Ruͤcken ab; die Pfeile ſind aus Gold;
Jhr Antlitz heget noch ihr Anſehn/ ihre Hold.
Sophon. Auf was fuͤr Art wird man der Geiſter Meinung innen?
50
Pythia. Zu Delphis regt der Erd’ ihr Geiſt die Priſterinnen
Was uns begegnen ſol. Dodonens Eich-Altar
Sagt durch zwey Tauben/ theils auch durch die Zweige wahr.
Der Eſculapius aus Ertzt und einem Drachen;
Und Hammons hoͤrnricht Kopf winckt zu gewehrten Sachen.
55Allein Eliſſa macht durch ihren Bauch und Mund/
Was man zu wiſſen wuͤnſcht/ viel deutlicher uns kund.
Nun ſchlaff; Es iſt bald Zeit. Die kleinern Stern’ erbleichen.
Sophon. Jſt/ eh die Sonn’ erwacht/ nicht Antwort zu erreichen/
Weil
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[79/0116] SOPHONISBE. Fuͤr dem Altare knien/ kriegt/ was er wil/ zu wiſſen. Dis Bild ließ Dido noch aus Gold und Silber guͤſſen/ Worein ſo Sonn als Mohnd die Kraͤften floͤſſen ein. Dis weiß und redet aus/ wie unſer Gluͤck wird ſein/ Das kein Wahrſager gleich iſt faͤhig uns zu ſagen. Allein es laͤßt ſich nur gewiſſe Tage fragen; Wenn Hada in den Krebs/ Adad in Loͤwen tritt. Doch nichts theilt deutlicher die Wiſſenſchafft uns mit/ Als ob/ ein groſſer Geiſt/ der Didons Grab beſeelet; Nach welchem dieſer Fels hier ſiehet ausgehoͤlet/ Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt. Sophon. Auf was fuͤr weiſe wird Eliſſens Geiſt geregt? Pythia. Du muſt die Schuh ziehn aus/ Eliſſens Bild umbfaſſen/ Aus deinem Arme Blutt in dieſes Feuer laſſen. Nun ſetze dieſe Haub’ aus weiſſer Woll’ aufs Haar/ Nim hin den Myrten-Zweig; wirf Weyrauch aufs Altar. Nun muß der Dido Grab mit Aepfeln ſeyn verehret/ Die Derceto zu ſeen auf Cypern hat gelehret. Nach deiner Andacht ſchlaff’ auf Didons Grabmal’ ein. Sophon. Wenn werd ich von der Sonn’ und ihr erhoͤret ſein? Pythia. So bald die Sonne fruͤh mit ihrem Aufgangs-Lichte Eliſſens Bild ſtrahlt an/ erſcheinet ein Geſichte/ Das Schlaffenden alhier ihr kuͤnftig Gluͤck entdeckt. Sophon. Geſichte ſinds? durch die die Sonn’ ihr Licht aufſteckt! Pythia. Ja/ Dido zeuget ſich/ mit Purper angezogen/ Die Haare deckt Schmaragd/ ein Carchedoniſch Bogen Hengt von dem Ruͤcken ab; die Pfeile ſind aus Gold; Jhr Antlitz heget noch ihr Anſehn/ ihre Hold. Sophon. Auf was fuͤr Art wird man der Geiſter Meinung innen? Pythia. Zu Delphis regt der Erd’ ihr Geiſt die Priſterinnen Was uns begegnen ſol. Dodonens Eich-Altar Sagt durch zwey Tauben/ theils auch durch die Zweige wahr. Der Eſculapius aus Ertzt und einem Drachen; Und Hammons hoͤrnricht Kopf winckt zu gewehrten Sachen. Allein Eliſſa macht durch ihren Bauch und Mund/ Was man zu wiſſen wuͤnſcht/ viel deutlicher uns kund. Nun ſchlaff; Es iſt bald Zeit. Die kleinern Stern’ erbleichen. Sophon. Jſt/ eh die Sonn’ erwacht/ nicht Antwort zu erreichen/ Weil

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/116>, abgerufen am 18.12.2024.