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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
435Wenn er den Menschen frißt; sie macht kein Auge naß/
Ob's Unglücks Crocodil gleich ihren Syphax fraß.
Wie aber? ist von ihr nicht Besserung zu hoffen?
Den oft des Unglücks Fuß/ der Straffe Keil getroffen/
Lernt endlich weise sein. Nein! alte Laster sind
440Nicht wol zu rotten aus. Lust/ Wasser/ Zeit und Wind
Vertreibt nicht den Geruch aus stinckenden Gefässen.
Fort/ Sophonisbe/ fort! dein Sarch ist abgemässen/
Dein Untergang bestimmt. Ach! aber/ ach! wie schwer
Kommt uns dis Urthel an! mein Hertze schwimmt im Meer'!
445Jch wat' in Sand und Angst! Jst's nicht zu hinterzihen?
Umbsonst! wer Lorbern/ Glück/ und Ruhm ihm wil sehn blühen/
Den Nahmen beym Gestirn' in Ehren-Tempeln stehn/
Muß aus der Jrrebahn verwehnter Sinnen gehn.

Masanissa. Disalces.
Masan. Du komst mir eben recht/ Disalces.
Disalc. Was be-
fehlen
450Mir ihre Majestät?
Masan. Mein heutiges Vermählen
Reißt Himmel/ und Vernunft und Zufall morsch entzwey.
Schaf Augenblicks ein Glaß/ und Wein/ und Gift herbey.
Discalc. Hilf Himmel! worzu Gift?
Masan. Volstrecke was wir
sagen.
Ach! wie fiehl' ich in mir mein schnelles Hertze schlagen!
455Begierden und Vernunft bekämpfen mein Gemütt'.
Jn dem bald dis/ bald das/ aufs andern Scheitel tritt.
Jedoch der Zweifels-Knot' ist aufgelöst und offen.
Das Lieben hat gefehlt; Vernunft den Zweck getroffen.
Disalc. Hier hat der König dis/ wie viel er hat verlangt.
460
Masan. Wir Aermsten! daß man noch mit Gift und Tode
prangt!
Uns zu erwürgen Strick' aus Seid' und Purper windet.
Thut's nicht so weh/ wenn man mit Adler-Holtze zündet
Die Scheuter-Hauffen an? und mit Schmaragd versätzt
Die Dolche/ welche man auf unsre Gurgel wetzt?
465Bringstu mir's Gifft darumb in Jaspis und Chrystallen?
Jn diesem ja gar recht; weil wir wie Glaß zerfallen.
Wie
E 4
SOPHONISBE.
435Wenn er den Menſchen frißt; ſie macht kein Auge naß/
Ob’s Ungluͤcks Crocodil gleich ihren Syphax fraß.
Wie aber? iſt von ihr nicht Beſſerung zu hoffen?
Den oft des Ungluͤcks Fuß/ der Straffe Keil getroffen/
Lernt endlich weiſe ſein. Nein! alte Laſter ſind
440Nicht wol zu rotten aus. Luſt/ Waſſer/ Zeit und Wind
Vertreibt nicht den Geruch aus ſtinckenden Gefaͤſſen.
Fort/ Sophonisbe/ fort! dein Sarch iſt abgemaͤſſen/
Dein Untergang beſtim̃t. Ach! aber/ ach! wie ſchwer
Kom̃t uns dis Urthel an! mein Hertze ſchwim̃t im Meer’!
445Jch wat’ in Sand und Angſt! Jſt’s nicht zu hinterzihen?
Umbſonſt! wer Lorbern/ Gluͤck/ und Ruhm ihm wil ſehn bluͤhen/
Den Nahmen beym Geſtirn’ in Ehren-Tempeln ſtehn/
Muß aus der Jrrebahn verwehnter Sinnen gehn.

Maſaniſſa. Diſalces.
Maſan. Du komſt mir eben recht/ Diſalces.
Diſalc. Was be-
fehlen
450Mir ihre Majeſtaͤt?
Maſan. Mein heutiges Vermaͤhlen
Reißt Himmel/ und Vernunft und Zufall morſch entzwey.
Schaf Augenblicks ein Glaß/ und Wein/ und Gift herbey.
Diſcalc. Hilf Himmel! worzu Gift?
Maſan. Volſtrecke was wir
ſagen.
Ach! wie fiehl’ ich in mir mein ſchnelles Hertze ſchlagen!
455Begierden und Vernunft bekaͤmpfen mein Gemuͤtt’.
Jn dem bald dis/ bald das/ aufs andern Scheitel tritt.
Jedoch der Zweifels-Knot’ iſt aufgeloͤſt und offen.
Das Lieben hat gefehlt; Vernunft den Zweck getroffen.
Diſalc. Hier hat der Koͤnig dis/ wie viel er hat verlangt.
460
Maſan. Wir Aermſten! daß man noch mit Gift und Tode
prangt!
Uns zu erwuͤrgen Strick’ aus Seid’ und Purper windet.
Thut’s nicht ſo weh/ wenn man mit Adler-Holtze zuͤndet
Die Scheuter-Hauffen an? und mit Schmaragd verſaͤtzt
Die Dolche/ welche man auf unſre Gurgel wetzt?
465Bringſtu mir’s Gifft darumb in Jaſpis und Chryſtallen?
Jn dieſem ja gar recht; weil wir wie Glaß zerfallen.
Wie
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[71/0108] SOPHONISBE. Wenn er den Menſchen frißt; ſie macht kein Auge naß/ Ob’s Ungluͤcks Crocodil gleich ihren Syphax fraß. Wie aber? iſt von ihr nicht Beſſerung zu hoffen? Den oft des Ungluͤcks Fuß/ der Straffe Keil getroffen/ Lernt endlich weiſe ſein. Nein! alte Laſter ſind Nicht wol zu rotten aus. Luſt/ Waſſer/ Zeit und Wind Vertreibt nicht den Geruch aus ſtinckenden Gefaͤſſen. Fort/ Sophonisbe/ fort! dein Sarch iſt abgemaͤſſen/ Dein Untergang beſtim̃t. Ach! aber/ ach! wie ſchwer Kom̃t uns dis Urthel an! mein Hertze ſchwim̃t im Meer’! Jch wat’ in Sand und Angſt! Jſt’s nicht zu hinterzihen? Umbſonſt! wer Lorbern/ Gluͤck/ und Ruhm ihm wil ſehn bluͤhen/ Den Nahmen beym Geſtirn’ in Ehren-Tempeln ſtehn/ Muß aus der Jrrebahn verwehnter Sinnen gehn. Maſaniſſa. Diſalces. Maſan. Du komſt mir eben recht/ Diſalces. Diſalc. Was be- fehlen Mir ihre Majeſtaͤt? Maſan. Mein heutiges Vermaͤhlen Reißt Himmel/ und Vernunft und Zufall morſch entzwey. Schaf Augenblicks ein Glaß/ und Wein/ und Gift herbey. Diſcalc. Hilf Himmel! worzu Gift? Maſan. Volſtrecke was wir ſagen. Ach! wie fiehl’ ich in mir mein ſchnelles Hertze ſchlagen! Begierden und Vernunft bekaͤmpfen mein Gemuͤtt’. Jn dem bald dis/ bald das/ aufs andern Scheitel tritt. Jedoch der Zweifels-Knot’ iſt aufgeloͤſt und offen. Das Lieben hat gefehlt; Vernunft den Zweck getroffen. Diſalc. Hier hat der Koͤnig dis/ wie viel er hat verlangt. Maſan. Wir Aermſten! daß man noch mit Gift und Tode prangt! Uns zu erwuͤrgen Strick’ aus Seid’ und Purper windet. Thut’s nicht ſo weh/ wenn man mit Adler-Holtze zuͤndet Die Scheuter-Hauffen an? und mit Schmaragd verſaͤtzt Die Dolche/ welche man auf unſre Gurgel wetzt? Bringſtu mir’s Gifft darumb in Jaſpis und Chryſtallen? Jn dieſem ja gar recht; weil wir wie Glaß zerfallen. Wie E 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/108>, abgerufen am 25.11.2024.