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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Nöthige Erklär-
[Spaltenumbruch] und Caffa eingenommen/ ja biß an eine Meile an Constautino-
pel gerlündert und angezündet/ ist auß Bisacc. p. 265. 363. und
Pictro della Valle nell. lett. 4. da Ferhabad n. 16. p. 310 - 312.
zu sehen.

V. 462. Daß man's Bosphors Mund mit Ketten schlies-
se zu.) Daß vor alten Zeiten bey den Thürmen des schwartzen
Meeres von Europa biß in Asien über die Enge des Meeres eine
Kette gezogen worden/ man auch noch im Meere Seulen sehe/
welche die Kette gehalten/ dezeugt P. della Valle. p. 1. lett. 2. da
Constantinop. p.
45.

V. 464. 465. Daß er zum Fürsten den Ragotzy muß
erwehlen.) Nach Bethlen Gabors Tode ward erstlich seine
Wittib/ hernach sein Bruder Istuan zum Fürsten in Siebenbür-
gen erwehlet/ und vom Sultan Amurath bestätigt. Alleine wie
dieser durch List das Hesst erlanget/ also verworffen ihn die Stän-
de bald wieder/ und erwehlten den George Ragotzy. Ob nun
wohl dieser dem Amurat: daß er es mit dem Romischen Käyser
halten dürffte/ weil er viel Güter in Ungarn hatte/ verdächtig
war; so durffte er es doch nicht wagen sich den Siebenbürgern zu
widersetzen/ sondern bestätigte den Ragotzy an statt des Istuans,
welcher auß Liebe des Vaterlands das Fürstenthumb gutwillig
abtrat. Bisacc. p. 400. 401.

V. 466. seqq. Daß Sultan Machmets Sohn Jachias
ward ein Christ.) Käyser Mahumed III. hatte vier Söhne.
Den Selim/ welchen er nebst seiner Mutter tödten ließ. Den
Jachias/ welchen er von einer überauß schönen Griechin Helena/
die er Lalpare nennte/ erzeuget. Den Achmet und Mustafa.
Als Jachias den 26. Wein-Monats-Tag im 1585. Jahre auff
dem Felde unter einem Gezelte (dahin sie sich wegen eines Erd-
bebens begeben) gebohren worden/ schickte Sultan Mahumet
die Helena mit ihrem Vater/ Mutter und Kinde in Magnesia
und gab ihr einen beschnittenen Bulgar Namens Hasta Mehemed
zu/ mit der Verordnung/ daß/ wenn sein des Sultans Mahu-
meds damahls noch lebender und regierender Vater gestorben
seyn würde/ sie wieder nach Constantinopel kommen solte. Als
aber sie von dem zum Regiment gekommenen Mahumed höre-
ten: daß er alle seine Brüder umbbracht hätte; besorgten sie:
daß auch dieses Kind Jachias/ weil es nicht der Erstgebohrne
Sohn wäre/ nur zum ermorden auferzogen würde; dahero stell-
ten sie sich an: als wenn das Kind in Blattern gestorben wäre/
und gaben es nahe an der Stadt nach zum Schein gehaltenen
Leichbegängniße/ einer Griechin zu verpflegen; endlich entflo-
hen sie gar heimblich in Griechischer Kleidung nebst dem Be-
schnittenen nach Calamata in Morea; durch welche Flucht/ die
Falschheit des außgesprengten Todes offenbahr ward. Nach vie-
len umbziehen ward das Kind von dem Bischoff zu Nilo und
Abbte St. Michaelis zu Atomatos eine Tagereise von Thessalo-
nica
im siebenden Jahre getaufft/ und Simon nach dem Tauff-
Tage genennet/ zum Scheine aber hies man ihn Constantinus,
und ward dieser Simon daselbst bis ins funffzehende Jahr vom
Beschnittenen in ritterlichen Ubungen/ vom Abte aber im Stu-
diren unterwiesen. Hierauf verkleidete sich der Beschnittene in
einen Dervis und zohe mit ihm in klein Asien in Meynung durch
die Aufrührer daselbst was nützliches außzutichten. Weil sie a-
ber daselbst den Mord des ältesten Bruders Selim/ und bald dar-
auf des Vaters Mahumed/ wie auch: daß des Besch[ni]ttenen ver-
trauter Brnder Dervis Bassa unter dem Sultan Achmet wäre
Groß-Visier worden/ erfahren/ zohe der Hasta nach Constanti-
nopel/ lies den Jacchia zu Cogna in einem Dervis-Kloster und
brachte den Groß-Vister/ den Mufti/ den Janitscharen Aga/
die Beglerbei von Griechenland und andere auf seine Seite/ und
diesen Schluß: daß sie den Sultan Achmet umbbringen/ und da-
für den Jacchia erwehlen wolten. Dieser Anschlag aber ward
verkundschafft und von einer Ebreerin dem Achmet offenbaret.
Als nun dieser sich mit ihm zu berahten/ den Groß-Visier Der-
vis zu sich fordern ließ/ und anfing: Lebet der Hund (den Jarchi-
as meynende/) noch? meynte Dervis: er wäre verrahten/ grieff
also zum Sebel den Achmet zu tödten; allein es wurden ihm von
den Umbstehenden alsbald die Schenckel verhauen/ er aber vom
Sultan selbst erwürget. Durch diesen Tod blichen die Mitver-
schwornen verschwiegen/ und Jacchias flohe noch selbigen Tag
von Constantinopel/ kam auch nach langen umbziehen nach Pra-
ge/ und hernach nach Florentz; allwo er von dem Römischen Käy-
ser/ von Spanien/ Pohlen/ Franckreich/ ja gar in Asien mit Rath
des Groß-Hertzogs Hülffe suchte; aber vergebens/ biß er endlich
selbte von den Cosacken und Tartern (welche ihn Alexander hies-
sen) erlangte/ und mit ihnen Sinope und Trapezunt angrief/ die
Türckischen Schiffe anzündete/ aber endlich geschlagen/ und an-
fangs in Zaporovia/ hernach gar in Welschland zu kehren/ ver-
anlasset ward; endlich nahm der Wallstein sich seiner ernstlich an/
schickte ihn auch nach Neapolis. Bisac. im Achmet p. 261. 264. 265.
Sonsten erzehlet auch Spandugino f. m. 198. daß Mahumet II. kurtz
vor seinem Tode auch sich auf den Christl. Glauben gewendet habe/
durch Unterweisung eines Mönchs/ welcher Scolario geheissen.

[Spaltenumbruch]

V. 478. Daß Kayser Jbrahims sein Sohn in Franck-
reich ist.) Nehmlich das Kind/ welches auf einer Galee von
den Malteser Rittern bekommen worden; weßentwegen viel
starcke Muthmassungen gewest: daß es des Sultans Sohn/ und
von ihm nach Arabien auß dem Seraglio durch den Kister Aga zu
sein und seiner Muttet Sicherheit verschickt habe. Dieses Kind
ist einem getaufften Juden und fürnehmen Kauffmanne zu Lion
zu erziehen ansertrauet worden. Bisaccioni im Ibrahim p. 500.
501.

V. 503. 504. Daß Aden ist verlohren/ daß Habeleh ver-
spielt:) Wie die Stadt Aden im glücklichen Arabien am
Munde des rothen Meeres auf Sultan Solymanns Befehl vom
Solyman Beglerbeg zu Aleaor durch Betrug eingenommen/
und der Arabische König an einen Mast-Baum gehencket wor-
den; beschreibet Eralm. Francisci im ersten Theil des Trauer-
Saals/ in der 31. Geschicht. Daß aber die Araber selbte Stadt/
so wie auch die Abyßiner die Stadt Habeleh oder Hustrebit
den Türcken wieder abgenommen; bezeugt Ricaut. livr. 1. chap.
12 p.
186. 187.

V. 507. 508. Alcayr und Bajadet vertrauet dem/ der
das meiste zahlt:) Der Türckische Käyser ändert die hohen
Aempter sehr offt/ das zu Aleayr alle drey Jahr/ und verkaufft
selbte andern überauß theuer. Für Aleayr und Bajadet muß
jeder drey oder vier Tonnen Goldes Reichsthl. zahlen; ohne mit
was noch des Sultans Mutter und die Verschnittenen bestochen
werden müssen. Ricaut. l. 1. c. 17. p. 260. 261.

V. 516. Des Sultans Tochter Sohn ietzt auch läßt
fähig werden der Würden:) Sonst haben die Türcken ein
Grund Gesetze: daß keiner Sultanin von einem Bassa gezeug-
te Kinder einigen hohen Reichs-Ampts fahig sind; denn ihre
höchste Staffel ist die Auffsicht über des Sultaus Pferte des
Capagi - bachi. Ja wenn sie sich ihrer Käyserlichen Ankunfft
rühmeten/ würden sie als Auffrührer gestrafft. Ricaut. l. 1. ch. 16.
p.
243. 244.

V. 519. Wie Schwämme drücket auß.) Und V. 537.
538. Wenn ihr Erbtheil ihn als Bruder lachet an:)
Die Sultane lassen niemanden eine reiche Erbschafft zufallen/
und daher nennen sie sich die älteren Brüder aller hohen Perso-
nen/ umb bey ihrem Absterben sich zu ihrer Erbschafft zu ziehen.
Hiernechst gebrauchen sie tausend Künste den Bassen ihre Fe-
dern außzupflücken so gar daß sie den Visier zu Aleayr/ als den
reichesten unter allen/ ins gemein tödten/ und sein Vermögen
einziehen lassen. Unter diesen Erfindungen ist nun insonder-
heit die Vermählung der Käyserlichen Töchter an die Bassen
und Beglerbecken/ welche selbte/ wenn sie schon nur 4. oder 5.
Jahr alt sind/ alsbald in köstlichen Pallästen aufs kostbahrste
unterhalten müssen; und wenn jene sierben/ nimmt seine offt
noch unberührte Wittib eine Tonne Goldes Reichsihaler zu
ihtem Kabin oder Abstattung/ das übrige der Sultan weg. Ri-
caut. livr. 1. chap. 9. pag. 131. chap. 16. pag. 242. chap. 12. pag.

267. Die Bassen machen durch solche Heyrahten sich zu völlt-
gen Sclaven ihrer Weiber/ denn sie dürffen kein ander Frau-
enzimmer mehr sehen; ihre norige Weiber/ mit denen sie gleich
Kinder gezeuget/ müssen sie verstossen/ und ihnen mehr als
Knechte verächtliche Ehrerbietung bezeigen; dahero sie meist
wider ihren Willen solche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap.
16. pag.
245.

V. 522. 523. Was derer Andacht gleich zum Gottes-
dienst verehrt:) Jn gantz Türcken hat kein Mensch nichts ei-
genthümliches/ alle Gründe und Güter sind des Sultans/ auf er
die Geistlichen Güter. Diese rühret der Sultan durchauß nicht
an/ also gar: daß/ wenn gleich ein schon wegen verletzter Ma-
jestät überwiesener Bassa etwas zu einer Mosquee verehret/
der Sultan nichts davon entziehen kan. Dahero wohl das
dritte Theil des Käyserthumbs in geistlichen Gütern bestehet/
und die gefundenen Christlichen Stifftungen haben die Sultane
noch vermehret. Ja ungeachtet sie sonst alle Zinsen von vorge-
liehenem Gelde verstuchen; so mögen sie doch die Kirchen und
Wäysen nehmen. Ricaut. livr. 1. chap. 2. p. 11. 12. & livr. 2. chap.
7. p.
390. 399.

V. 523. 524. Was die Käyser haben als Schatz und
Heyligthumb in Thürme tieff vergraben.) Es ist fast kein
Sultan gewest/ der nicht bey seiner Herrschafft einen neuen
Schatz gesammlet/ und über das Behältnüß Gemach mit güld-
nen Buchstaben habe schreiben lassen: Hier ist der Schatz
dieses Sultans.
Ricaut. livr. 1. chap. 12. pag. 193. Diese
Schätze werden als eine heilige Sache vom Haznadar Bachi
oder Ober Schatz-Meister verwahrt/ und außer der äußersten
Noth nicht angerühret. Dahingegen über den gemeinen
Schatz/ worauß die nörhigen Anßgaben und der Kriegs-Sold
genommen wird/ der Tefterdar gesetzt ist. Ricaut., livr. 1. chap.
9. pag.
120.

V. 528.

Noͤthige Erklaͤr-
[Spaltenumbruch] und Caffa eingenommen/ ja biß an eine Meile an Conſtautino-
pel gerluͤndert und angezuͤndet/ iſt auß Biſacc. p. 265. 363. und
Pictro della Valle nell. lett. 4. da Ferhabàd n. 16. p. 310 ‒ 312.
zu ſehen.

V. 462. Daß man’s Boſphors Mund mit Ketten ſchlieſ-
ſe zu.) Daß vor alten Zeiten bey den Thuͤrmen des ſchwartzen
Meeres von Europa biß in Aſien uͤber die Enge des Meeres eine
Kette gezogen worden/ man auch noch im Meere Seulen ſehe/
welche die Kette gehalten/ dezeugt P. della Valle. p. 1. lett. 2. da
Conſtantinop. p.
45.

V. 464. 465. Daß er zum Fuͤrſten den Ragotzy muß
erwehlen.) Nach Bethlen Gabors Tode ward erſtlich ſeine
Wittib/ hernach ſein Bruder Iſtuan zum Fuͤrſten in Siebenbuͤr-
gen erwehlet/ und vom Sultan Amurath beſtaͤtigt. Alleine wie
dieſer durch Liſt das Heſſt erlanget/ alſo verworffen ihn die Staͤn-
de bald wieder/ und erwehlten den George Ragotzy. Ob nun
wohl dieſer dem Amurat: daß er es mit dem Romiſchen Kaͤyſer
halten duͤrffte/ weil er viel Guͤter in Ungarn hatte/ verdaͤchtig
war; ſo durffte er es doch nicht wagen ſich den Siebenbuͤrgern zu
widerſetzen/ ſondern beſtaͤtigte den Ragotzy an ſtatt des Iſtuans,
welcher auß Liebe des Vaterlands das Fuͤrſtenthumb gutwillig
abtrat. Biſacc. p. 400. 401.

V. 466. ſeqq. Daß Sultan Machmets Sohn Jachias
ward ein Chriſt.) Kaͤyſer Mahumed III. hatte vier Soͤhne.
Den Selim/ welchen er nebſt ſeiner Mutter toͤdten ließ. Den
Jachias/ welchen er von einer uͤberauß ſchoͤnen Griechin Helena/
die er Lalpare nennte/ erzeuget. Den Achmet und Muſtafa.
Als Jachias den 26. Wein-Monats-Tag im 1585. Jahre auff
dem Felde unter einem Gezelte (dahin ſie ſich wegen eines Erd-
bebens begeben) gebohren worden/ ſchickte Sultan Mahumet
die Helena mit ihrem Vater/ Mutter und Kinde in Magneſia
und gab ihr einen beſchnittenen Bulgar Namens Haſta Mehemed
zu/ mit der Verordnung/ daß/ wenn ſein des Sultans Mahu-
meds damahls noch lebender und regierender Vater geſtorben
ſeyn wuͤrde/ ſie wieder nach Conſtantinopel kommen ſolte. Als
aber ſie von dem zum Regiment gekommenen Mahumed hoͤre-
ten: daß er alle ſeine Bruͤder umbbracht haͤtte; beſorgten ſie:
daß auch dieſes Kind Jachias/ weil es nicht der Erſtgebohrne
Sohn waͤre/ nur zum ermorden auferzogen wuͤrde; dahero ſtell-
ten ſie ſich an: als wenn das Kind in Blattern geſtorben waͤre/
und gaben es nahe an der Stadt nach zum Schein gehaltenen
Leichbegaͤngniße/ einer Griechin zu verpflegen; endlich entflo-
hen ſie gar heimblich in Griechiſcher Kleidung nebſt dem Be-
ſchnittenen nach Calamata in Morea; durch welche Flucht/ die
Falſchheit des außgeſprengten Todes offenbahr ward. Nach vie-
len umbziehen ward das Kind von dem Biſchoff zu Nilo und
Abbte St. Michaelis zu Atomatos eine Tagereiſe von Theſſalo-
nica
im ſiebenden Jahre getaufft/ und Simon nach dem Tauff-
Tage genennet/ zum Scheine aber hies man ihn Conſtantinus,
und ward dieſer Simon daſelbſt bis ins funffzehende Jahr vom
Beſchnittenen in ritterlichen Ubungen/ vom Abte aber im Stu-
diren unterwieſen. Hierauf verkleidete ſich der Beſchnittene in
einen Dervis und zohe mit ihm in klein Aſien in Meynung durch
die Aufruͤhrer daſelbſt was nuͤtzliches außzutichten. Weil ſie a-
ber daſelbſt den Mord des aͤlteſten Bruders Selim/ und bald dar-
auf des Vaters Mahumed/ wie auch: daß des Beſch[ni]ttenen ver-
trauter Brnder Dervis Baſſa unter dem Sultan Achmet waͤre
Groß-Viſier worden/ erfahren/ zohe der Haſta nach Conſtanti-
nopel/ lies den Jacchia zu Cogna in einem Dervis-Kloſter und
brachte den Groß-Viſter/ den Mufti/ den Janitſcharen Aga/
die Beglerbei von Griechenland und andere auf ſeine Seite/ und
dieſen Schluß: daß ſie den Sultan Achmet umbbringen/ und da-
fuͤr den Jacchia erwehlen wolten. Dieſer Anſchlag aber ward
verkundſchafft und von einer Ebreerin dem Achmet offenbaret.
Als nun dieſer ſich mit ihm zu berahten/ den Groß-Viſier Der-
vis zu ſich fordern ließ/ und anfing: Lebet der Hund (den Jarchi-
as meynende/) noch? meynte Dervis: er waͤre verrahten/ grieff
alſo zum Sebel den Achmet zu toͤdten; allein es wurden ihm von
den Umbſtehenden alsbald die Schenckel verhauen/ er aber vom
Sultan ſelbſt erwuͤrget. Durch dieſen Tod blichen die Mitver-
ſchwornen verſchwiegen/ und Jacchias flohe noch ſelbigen Tag
von Conſtantinopel/ kam auch nach langen umbziehen nach Pra-
ge/ und hernach nach Florentz; allwo er von dem Roͤmiſchen Kaͤy-
ſer/ von Spanien/ Pohlen/ Franckreich/ ja gar in Aſien mit Rath
des Groß-Hertzogs Huͤlffe ſuchte; aber vergebens/ biß er endlich
ſelbte von den Coſacken und Tartern (welche ihn Alexander hieſ-
ſen) erlangte/ und mit ihnen Sinope und Trapezunt angrief/ die
Tuͤrckiſchen Schiffe anzuͤndete/ aber endlich geſchlagen/ und an-
fangs in Zaporovia/ hernach gar in Welſchland zu kehren/ ver-
anlaſſet ward; endlich nahm der Wallſtein ſich ſeiner ernſtlich an/
ſchickte ihn auch nach Neapolis. Biſac. im Achmet p. 261. 264. 265.
Sonſtẽ erzehlet auch Spandugino f. m. 198. daß Mahumet II. kurtz
vor ſeinem Tode auch ſich auf den Chriſtl. Glaubẽ gewendet habe/
durch Unterweiſung eines Moͤnchs/ welcher Scolario geheiſſen.

[Spaltenumbruch]

V. 478. Daß Kayſer Jbrahims ſein Sohn in Franck-
reich iſt.) Nehmlich das Kind/ welches auf einer Galee von
den Malteſer Rittern bekommen worden; weßentwegen viel
ſtarcke Muthmaſſungen geweſt: daß es des Sultans Sohn/ und
von ihm nach Arabien auß dem Seraglio durch den Kiſter Aga zu
ſein und ſeiner Muttet Sicherheit verſchickt habe. Dieſes Kind
iſt einem getaufften Juden und fuͤrnehmen Kauffmanne zu Lion
zu erziehen ansertrauet worden. Biſaccioni im Ibrahim p. 500.
501.

V. 503. 504. Daß Aden iſt verlohren/ daß Habeleh ver-
ſpielt:) Wie die Stadt Aden im gluͤcklichen Arabien am
Munde des rothen Meeres auf Sultan Solymanns Befehl vom
Solyman Beglerbeg zu Aleaor durch Betrug eingenommen/
und der Arabiſche Koͤnig an einen Maſt-Baum gehencket wor-
den; beſchreibet Eralm. Franciſci im erſten Theil des Trauer-
Saals/ in der 31. Geſchicht. Daß aber die Araber ſelbte Stadt/
ſo wie auch die Abyßiner die Stadt Habeleh oder Huſtrebit
den Tuͤrcken wieder abgenommen; bezeugt Ricaut. livr. 1. chap.
12 p.
186. 187.

V. 507. 508. Alcayr und Bajadet vertrauet dem/ der
das meiſte zahlt:) Der Tuͤrckiſche Kaͤyſer aͤndert die hohen
Aempter ſehr offt/ das zu Aleayr alle drey Jahr/ und verkaufft
ſelbte andern uͤberauß theuer. Fuͤr Aleayr und Bajadet muß
jeder drey oder vier Tonnen Goldes Reichsthl. zahlen; ohne mit
was noch des Sultans Mutter und die Verſchnittenen beſtochen
werden muͤſſen. Ricaut. l. 1. c. 17. p. 260. 261.

V. 516. Des Sultans Tochter Sohn ietzt auch laͤßt
faͤhig werden der Wuͤrden:) Sonſt haben die Tuͤrcken ein
Grund Geſetze: daß keiner Sultanin von einem Baſſa gezeug-
te Kinder einigen hohen Reichs-Ampts fahig ſind; denn ihre
hoͤchſte Staffel iſt die Auffſicht uͤber des Sultaus Pferte des
Capagi ‒ bachi. Ja wenn ſie ſich ihrer Kaͤyſerlichen Ankunfft
ruͤhmeten/ wuͤrden ſie als Auffruͤhrer geſtrafft. Ricaut. l. 1. ch. 16.
p.
243. 244.

V. 519. Wie Schwaͤmme druͤcket auß.) Und V. 537.
538. Wenn ihr Erbtheil ihn als Bruder lachet an:)
Die Sultane laſſen niemanden eine reiche Erbſchafft zufallen/
und daher nennen ſie ſich die aͤlteren Bruͤder aller hohen Perſo-
nen/ umb bey ihrem Abſterben ſich zu ihrer Erbſchafft zu ziehen.
Hiernechſt gebrauchen ſie tauſend Kuͤnſte den Baſſen ihre Fe-
dern außzupfluͤcken ſo gar daß ſie den Viſier zu Aleayr/ als den
reicheſten unter allen/ ins gemein toͤdten/ und ſein Vermoͤgen
einziehen laſſen. Unter dieſen Erfindungen iſt nun inſonder-
heit die Vermaͤhlung der Kaͤyſerlichen Toͤchter an die Baſſen
und Beglerbecken/ welche ſelbte/ wenn ſie ſchon nur 4. oder 5.
Jahr alt ſind/ alsbald in koͤſtlichen Pallaͤſten aufs koſtbahrſte
unterhalten muͤſſen; und wenn jene ſierben/ nimmt ſeine offt
noch unberuͤhrte Wittib eine Tonne Goldes Reichsihaler zu
ihtem Kabin oder Abſtattung/ das uͤbrige der Sultan weg. Ri-
caut. livr. 1. chap. 9. pag. 131. chap. 16. pag. 242. chap. 12. pag.

267. Die Baſſen machen durch ſolche Heyrahten ſich zu voͤllt-
gen Sclaven ihrer Weiber/ denn ſie duͤrffen kein ander Frau-
enzimmer mehr ſehen; ihre norige Weiber/ mit denen ſie gleich
Kinder gezeuget/ muͤſſen ſie verſtoſſen/ und ihnen mehr als
Knechte veraͤchtliche Ehrerbietung bezeigen; dahero ſie meiſt
wider ihren Willen ſolche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap.
16. pag.
245.

V. 522. 523. Was derer Andacht gleich zum Gottes-
dienſt verehrt:) Jn gantz Tuͤrcken hat kein Menſch nichts ei-
genthuͤmliches/ alle Gruͤnde und Guͤter ſind des Sultans/ auf er
die Geiſtlichen Guͤter. Dieſe ruͤhret der Sultan durchauß nicht
an/ alſo gar: daß/ wenn gleich ein ſchon wegen verletzter Ma-
jeſtaͤt uͤberwieſener Baſſa etwas zu einer Mosquée verehret/
der Sultan nichts davon entziehen kan. Dahero wohl das
dritte Theil des Kaͤyſerthumbs in geiſtlichen Guͤtern beſtehet/
und die gefundenen Chriſtlichen Stifftungen haben die Sultane
noch vermehret. Ja ungeachtet ſie ſonſt alle Zinſen von vorge-
liehenem Gelde verſtuchen; ſo moͤgen ſie doch die Kirchen und
Waͤyſen nehmen. Ricaut. livr. 1. chap. 2. p. 11. 12. & livr. 2. chap.
7. p.
390. 399.

V. 523. 524. Was die Kaͤyſer haben als Schatz und
Heyligthumb in Thuͤrme tieff vergraben.) Es iſt faſt kein
Sultan geweſt/ der nicht bey ſeiner Herrſchafft einen neuen
Schatz geſammlet/ und uͤber das Behaͤltnuͤß Gemach mit guͤld-
nen Buchſtaben habe ſchreiben laſſen: Hier iſt der Schatz
dieſes Sultans.
Ricaut. livr. 1. chap. 12. pag. 193. Dieſe
Schaͤtze werden als eine heilige Sache vom Haznadar Bachi
oder Ober Schatz-Meiſter verwahrt/ und außer der aͤußerſten
Noth nicht angeruͤhret. Dahingegen uͤber den gemeinen
Schatz/ worauß die noͤrhigen Anßgaben und der Kriegs-Sold
genommen wird/ der Tefterdar geſetzt iſt. Ricaut., livr. 1. chap.
9. pag.
120.

V. 528.
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[0082] Noͤthige Erklaͤr- und Caffa eingenommen/ ja biß an eine Meile an Conſtautino- pel gerluͤndert und angezuͤndet/ iſt auß Biſacc. p. 265. 363. und Pictro della Valle nell. lett. 4. da Ferhabàd n. 16. p. 310 ‒ 312. zu ſehen. V. 462. Daß man’s Boſphors Mund mit Ketten ſchlieſ- ſe zu.) Daß vor alten Zeiten bey den Thuͤrmen des ſchwartzen Meeres von Europa biß in Aſien uͤber die Enge des Meeres eine Kette gezogen worden/ man auch noch im Meere Seulen ſehe/ welche die Kette gehalten/ dezeugt P. della Valle. p. 1. lett. 2. da Conſtantinop. p. 45. V. 464. 465. Daß er zum Fuͤrſten den Ragotzy muß erwehlen.) Nach Bethlen Gabors Tode ward erſtlich ſeine Wittib/ hernach ſein Bruder Iſtuan zum Fuͤrſten in Siebenbuͤr- gen erwehlet/ und vom Sultan Amurath beſtaͤtigt. Alleine wie dieſer durch Liſt das Heſſt erlanget/ alſo verworffen ihn die Staͤn- de bald wieder/ und erwehlten den George Ragotzy. Ob nun wohl dieſer dem Amurat: daß er es mit dem Romiſchen Kaͤyſer halten duͤrffte/ weil er viel Guͤter in Ungarn hatte/ verdaͤchtig war; ſo durffte er es doch nicht wagen ſich den Siebenbuͤrgern zu widerſetzen/ ſondern beſtaͤtigte den Ragotzy an ſtatt des Iſtuans, welcher auß Liebe des Vaterlands das Fuͤrſtenthumb gutwillig abtrat. Biſacc. p. 400. 401. V. 466. ſeqq. Daß Sultan Machmets Sohn Jachias ward ein Chriſt.) Kaͤyſer Mahumed III. hatte vier Soͤhne. Den Selim/ welchen er nebſt ſeiner Mutter toͤdten ließ. Den Jachias/ welchen er von einer uͤberauß ſchoͤnen Griechin Helena/ die er Lalpare nennte/ erzeuget. Den Achmet und Muſtafa. Als Jachias den 26. Wein-Monats-Tag im 1585. 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Nehmlich das Kind/ welches auf einer Galee von den Malteſer Rittern bekommen worden; weßentwegen viel ſtarcke Muthmaſſungen geweſt: daß es des Sultans Sohn/ und von ihm nach Arabien auß dem Seraglio durch den Kiſter Aga zu ſein und ſeiner Muttet Sicherheit verſchickt habe. Dieſes Kind iſt einem getaufften Juden und fuͤrnehmen Kauffmanne zu Lion zu erziehen ansertrauet worden. Biſaccioni im Ibrahim p. 500. 501. V. 503. 504. Daß Aden iſt verlohren/ daß Habeleh ver- ſpielt:) Wie die Stadt Aden im gluͤcklichen Arabien am Munde des rothen Meeres auf Sultan Solymanns Befehl vom Solyman Beglerbeg zu Aleaor durch Betrug eingenommen/ und der Arabiſche Koͤnig an einen Maſt-Baum gehencket wor- den; beſchreibet Eralm. Franciſci im erſten Theil des Trauer- Saals/ in der 31. Geſchicht. Daß aber die Araber ſelbte Stadt/ ſo wie auch die Abyßiner die Stadt Habeleh oder Huſtrebit den Tuͤrcken wieder abgenommen; bezeugt Ricaut. livr. 1. chap. 12 p. 186. 187. V. 507. 508. Alcayr und Bajadet vertrauet dem/ der das meiſte zahlt:) Der Tuͤrckiſche Kaͤyſer aͤndert die hohen Aempter ſehr offt/ das zu Aleayr alle drey Jahr/ und verkaufft ſelbte andern uͤberauß theuer. Fuͤr Aleayr und Bajadet muß jeder drey oder vier Tonnen Goldes Reichsthl. zahlen; ohne mit was noch des Sultans Mutter und die Verſchnittenen beſtochen werden muͤſſen. Ricaut. l. 1. c. 17. p. 260. 261. V. 516. Des Sultans Tochter Sohn ietzt auch laͤßt faͤhig werden der Wuͤrden:) Sonſt haben die Tuͤrcken ein Grund Geſetze: daß keiner Sultanin von einem Baſſa gezeug- te Kinder einigen hohen Reichs-Ampts fahig ſind; denn ihre hoͤchſte Staffel iſt die Auffſicht uͤber des Sultaus Pferte des Capagi ‒ bachi. Ja wenn ſie ſich ihrer Kaͤyſerlichen Ankunfft ruͤhmeten/ wuͤrden ſie als Auffruͤhrer geſtrafft. Ricaut. l. 1. ch. 16. p. 243. 244. V. 519. Wie Schwaͤmme druͤcket auß.) Und V. 537. 538. Wenn ihr Erbtheil ihn als Bruder lachet an:) Die Sultane laſſen niemanden eine reiche Erbſchafft zufallen/ und daher nennen ſie ſich die aͤlteren Bruͤder aller hohen Perſo- nen/ umb bey ihrem Abſterben ſich zu ihrer Erbſchafft zu ziehen. Hiernechſt gebrauchen ſie tauſend Kuͤnſte den Baſſen ihre Fe- dern außzupfluͤcken ſo gar daß ſie den Viſier zu Aleayr/ als den reicheſten unter allen/ ins gemein toͤdten/ und ſein Vermoͤgen einziehen laſſen. Unter dieſen Erfindungen iſt nun inſonder- heit die Vermaͤhlung der Kaͤyſerlichen Toͤchter an die Baſſen und Beglerbecken/ welche ſelbte/ wenn ſie ſchon nur 4. oder 5. Jahr alt ſind/ alsbald in koͤſtlichen Pallaͤſten aufs koſtbahrſte unterhalten muͤſſen; und wenn jene ſierben/ nimmt ſeine offt noch unberuͤhrte Wittib eine Tonne Goldes Reichsihaler zu ihtem Kabin oder Abſtattung/ das uͤbrige der Sultan weg. Ri- caut. livr. 1. chap. 9. pag. 131. chap. 16. pag. 242. chap. 12. pag. 267. Die Baſſen machen durch ſolche Heyrahten ſich zu voͤllt- gen Sclaven ihrer Weiber/ denn ſie duͤrffen kein ander Frau- enzimmer mehr ſehen; ihre norige Weiber/ mit denen ſie gleich Kinder gezeuget/ muͤſſen ſie verſtoſſen/ und ihnen mehr als Knechte veraͤchtliche Ehrerbietung bezeigen; dahero ſie meiſt wider ihren Willen ſolche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap. 16. pag. 245. V. 522. 523. Was derer Andacht gleich zum Gottes- dienſt verehrt:) Jn gantz Tuͤrcken hat kein Menſch nichts ei- genthuͤmliches/ alle Gruͤnde und Guͤter ſind des Sultans/ auf er die Geiſtlichen Guͤter. Dieſe ruͤhret der Sultan durchauß nicht an/ alſo gar: daß/ wenn gleich ein ſchon wegen verletzter Ma- jeſtaͤt uͤberwieſener Baſſa etwas zu einer Mosquée verehret/ der Sultan nichts davon entziehen kan. Dahero wohl das dritte Theil des Kaͤyſerthumbs in geiſtlichen Guͤtern beſtehet/ und die gefundenen Chriſtlichen Stifftungen haben die Sultane noch vermehret. Ja ungeachtet ſie ſonſt alle Zinſen von vorge- liehenem Gelde verſtuchen; ſo moͤgen ſie doch die Kirchen und Waͤyſen nehmen. Ricaut. livr. 1. chap. 2. p. 11. 12. & livr. 2. chap. 7. p. 390. 399. V. 523. 524. Was die Kaͤyſer haben als Schatz und Heyligthumb in Thuͤrme tieff vergraben.) Es iſt faſt kein Sultan geweſt/ der nicht bey ſeiner Herrſchafft einen neuen Schatz geſammlet/ und uͤber das Behaͤltnuͤß Gemach mit guͤld- nen Buchſtaben habe ſchreiben laſſen: Hier iſt der Schatz dieſes Sultans. Ricaut. livr. 1. chap. 12. pag. 193. Dieſe Schaͤtze werden als eine heilige Sache vom Haznadar Bachi oder Ober Schatz-Meiſter verwahrt/ und außer der aͤußerſten Noth nicht angeruͤhret. Dahingegen uͤber den gemeinen Schatz/ worauß die noͤrhigen Anßgaben und der Kriegs-Sold genommen wird/ der Tefterdar geſetzt iſt. Ricaut., livr. 1. chap. 9. pag. 120. V. 528.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/82>, abgerufen am 22.11.2024.