Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.
Mit linden Säften ein. Vergönt's der Käyser mir; Trau' ich mir kühnlich zu: die Liebes-Pillen ihr 255Mit Farben schönsten Gold's/ nicht Frucht-loß einzuloben. Jm Liebes Becher schwimm't das Oel des Eckels oben Den Lippen/ welche noch ihr Zucker nicht geschmeckt. Was ist sie/ als ein Kind/ das noch in Schaten steckt? Ein Baum/ auf dem noch nie der Kitzel hat geblühet/ 260.Die Anmuth reif gewest. Jch aber bin bemühet Durch süsse Lehren ihr die Knospen auf zu thun; Die Einfalts-Kälte schleust. Ibrah. Auf dir scheint zu beruhn Noch unsrer Seele Heil. Wirstu diß Kind besiegen; Sol Ambre zwar des Nachts in unsern Armen liegen/ 265Mein Hertze Lebenslang dich aber schlüssen ein. Sechierp. Jch wünsche so beglück't als mühsam hier zu seyn. Der Schauplatz stellet für des Mufti Gemach. Mufti. Ambre. Ein Mollah oder Vnter-Richter des Mufti. Mufti. SO geht's! so finster kan ein heller Tag sich schlüssen! Wer sich auf's Glücke lehn't/ der steh't auf schwachen Füssen/ Das/ wenn des Hochmuths Wahn baut Schlösser in die Luft/ 270Den Grundstein zum Verterb legt in des Abgrunds Kluft. Diß ist das Eppich-Kraut/ das den zu Bodem reisset Den es umbarm't und halß't. Der halbe Weltkreiß heisset Mich heilig/ klug/ beglückt/ und dieses alles kan Nicht helffen: Daß mich nicht Gefahr und Noth stöß't an. 275Denn Heiligkeit wird meist ein Ziel der Boßheits-Pfeile/ Und kein fürsichtig Witz kan des Verhängnüß-Keile; Ja keine Würde nicht des Hofes Fallbred flihn. Die Wiesen/ die allhier voll Tulipanen blühn Sind Jrrwisch-reiche Sümpf' und Dörnrichte Moräste. 280Erst gester'n stand das Rad noch meines Glückes feste; Wahrsagen galt so viel als meine Rede nicht/ Des Sultans Richtschnur war mein Rath/ mein Thun sein Licht. Jtzt werd' ich so beschimpft/ von Hofeweg gestoßen; Ambre. Herr Vatet Ach! der Blitz/ wenn Fürsten sich erboßen/ 285Jst tödlich und zermalm't. Wir stehen in Gefahr/ Des Lebens/ und daß sich der grimme Sultan gar Was ärgers wider mich rachgierig darff entschlüßen Doch Leider! sol auß mir das Kuall des Unglücks flüssen? Sol Ambre Mörderin der holden Eltern seyn! 290So tauche der Tyrann eh' in die Adern ein Die von Blutt fette Faust; und weihe GOtt die Brüste/ Eh als der Blutthund sie zum Opfer seiner Lüste Zu unsern Schimpf erkies't. Mufti. Mein hertz-geliebtes Kind/ GOtt gründet Hafen oft/ wo nahe Syrten sind. 295Gedult heilt oft Gefahr/ ja blosser Zufall machet: Daß ein Verdammter oft noch Richt und Henckers lachet. Ambre. Ach leider! Elend wird reif/ wenns kaum Knospen krieg't Und Tugend sih't sich stets von Boßheit überwig't. Mufti. Getrost! die Tugend strahl't mit ihren Sonnen-Lichte 300Tyrannen mehrentheils so kräftig in's Gesichte: Daß ihr von Rach' und Grimm entflammtes Auge blind Das Antlitz schamroth wird/ ihr Geist Vernunft gewinn't. Zu dem so muß mein Hauß der Infel Würde schirmen/ Die sich kein Sultan leicht gewagt hat zu bestürmen; 305Wohlwissende: daß wir der Unterthanen Zaum/ Der Fürsten Schutzbild sind. Ambre es saget mir mein Traum Mein bebend Hertze wahr; wie er auf ihn wird wütten; Denn Rache pfleg't den Feind mit Flammen zubeschütten/ Sol gleich ihr eigen Hauß gerathen in den Brand. 310Und mir blüht Schimpf und Schmach. Wo ich des Vatern Hand Nicht trostloß küssen sol/ und seine Knie umbfangen/ Wo ein gehorsam Kind kan thränend was erlangen/ So trau/ Herr Vater/ er so trüben Wolcken nicht/ So rett' er mich sein Kind/ eh als der Blitz loß-bricht; 315So laß' er heute noch mich nach Medina flihen. Gelübd' und Andacht läßt sich leicht bey'm Sultan ziehen Zu B jv
Mit linden Saͤften ein. Vergoͤnt’s der Kaͤyſer mir; Trau’ ich mir kuͤhnlich zu: die Liebes-Pillen ihr 255Mit Farben ſchoͤnſten Gold’s/ nicht Frucht-loß einzuloben. Jm Liebes Becher ſchwimm’t das Oel des Eckels oben Den Lippen/ welche noch ihr Zucker nicht geſchmeckt. Was iſt ſie/ als ein Kind/ das noch in Schaten ſteckt? Ein Baum/ auf dem noch nie der Kitzel hat gebluͤhet/ 260.Die Anmuth reif geweſt. Jch aber bin bemuͤhet Durch ſuͤſſe Lehren ihr die Knoſpen auf zu thun; Die Einfalts-Kaͤlte ſchleuſt. Ibrah. Auf dir ſcheint zu beruhn Noch unſrer Seele Heil. Wirſtu diß Kind beſiegen; Sol Ambre zwar des Nachts in unſern Armen liegen/ 265Mein Hertze Lebenslang dich aber ſchluͤſſen ein. Sechierp. Jch wuͤnſche ſo begluͤck’t als muͤhſam hier zu ſeyn. Der Schauplatz ſtellet fuͤr des Mufti Gemach. Mufti. Ambre. Ein Mollah oder Vnter-Richter des Mufti. Mufti. SO geht’s! ſo finſter kan ein heller Tag ſich ſchluͤſſen! Wer ſich auf’s Gluͤcke lehn’t/ der ſteh’t auf ſchwachen Fuͤſſen/ Das/ wenn des Hochmuths Wahn baut Schloͤſſer in die Luft/ 270Den Grundſtein zum Verterb legt in des Abgrunds Kluft. Diß iſt das Eppich-Kraut/ das den zu Bodem reiſſet Den es umbarm’t und halß’t. Der halbe Weltkreiß heiſſet Mich heilig/ klug/ beglückt/ und dieſes alles kan Nicht helffen: Daß mich nicht Gefahr und Noth ſtoͤß’t an. 275Denn Heiligkeit wird meiſt ein Ziel der Boßheits-Pfeile/ Und kein fuͤrſichtig Witz kan des Verhaͤngnuͤß-Keile; Ja keine Wuͤrde nicht des Hofes Fallbred flihn. Die Wieſen/ die allhier voll Tulipanen bluͤhn Sind Jrrwiſch-reiche Suͤmpf’ und Doͤrnrichte Moraͤſte. 280Erſt geſter’n ſtand das Rad noch meines Gluͤckes feſte; Wahrſagen galt ſo viel als meine Rede nicht/ Des Sultans Richtſchnur war mein Rath/ mein Thun ſein Licht. Jtzt werd’ ich ſo beſchimpft/ von Hofeweg geſtoßen; Ambre. Herr Vatet Ach! der Blitz/ wenn Fuͤrſten ſich erboßen/ 285Jſt toͤdlich und zermalm’t. Wir ſtehen in Gefahr/ Des Lebens/ und daß ſich der grimme Sultan gar Was aͤrgers wider mich rachgierig darff entſchluͤßen Doch Leider! ſol auß mir das Kuall des Ungluͤcks fluͤſſen? Sol Ambre Moͤrderin der holden Eltern ſeyn! 290So tauche der Tyrann eh’ in die Adern ein Die von Blutt fette Fauſt; und weihe GOtt die Bruͤſte/ Eh als der Blutthund ſie zum Opfer ſeiner Luͤſte Zu unſern Schimpf erkieſ’t. Mufti. Mein hertz-geliebtes Kind/ GOtt gruͤndet Hafen oft/ wo nahe Syrten ſind. 295Gedult heilt oft Gefahr/ ja bloſſer Zufall machet: Daß ein Verdammter oft noch Richt und Henckers lachet. Ambre. Ach leider! Elend wird reif/ wenns kaum Knoſpen krieg’t Und Tugend ſih’t ſich ſtets von Boßheit uͤberwig’t. Mufti. Getroſt! die Tugend ſtrahl’t mit ihren Sonnen-Lichte 300Tyrannen mehrentheils ſo kraͤftig in’s Geſichte: Daß ihr von Rach’ und Grimm entflammtes Auge blind Das Antlitz ſchamroth wird/ ihr Geiſt Vernunft gewinn’t. Zu dem ſo muß mein Hauß der Infel Wuͤrde ſchirmen/ Die ſich kein Sultan leicht gewagt hat zu beſtuͤrmen; 305Wohlwiſſende: daß wir der Unterthanen Zaum/ Der Fuͤrſten Schutzbild ſind. Ambre es ſaget mir mein Traum Mein bebend Hertze wahr; wie er auf ihn wird wuͤtten; Denn Rache pfleg’t den Feind mit Flammen zubeſchuͤtten/ Sol gleich ihr eigen Hauß gerathen in den Brand. 310Und mir bluͤht Schimpf und Schmach. Wo ich des Vatern Hand Nicht troſtloß kuͤſſen ſol/ und ſeine Knie umbfangen/ Wo ein gehorſam Kind kan thraͤnend was erlangen/ So trau/ Herr Vater/ er ſo truͤben Wolcken nicht/ So rett’ er mich ſein Kind/ eh als der Blitz loß-bricht; 315So laß’ er heute noch mich nach Medina flihen. Geluͤbd’ und Andacht laͤßt ſich leicht bey’m Sultan ziehen Zu B jv
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Trau’ ich mir kuͤhnlich zu: die Liebes-Pillen ihr
Mit Farben ſchoͤnſten Gold’s/ nicht Frucht-loß einzuloben.
Jm Liebes Becher ſchwimm’t das Oel des Eckels oben
Den Lippen/ welche noch ihr Zucker nicht geſchmeckt.
Was iſt ſie/ als ein Kind/ das noch in Schaten ſteckt?
Ein Baum/ auf dem noch nie der Kitzel hat gebluͤhet/
Die Anmuth reif geweſt. Jch aber bin bemuͤhet
Durch ſuͤſſe Lehren ihr die Knoſpen auf zu thun;
Die Einfalts-Kaͤlte ſchleuſt.
Ibrah. Auf dir ſcheint zu beruhn
Noch unſrer Seele Heil. Wirſtu diß Kind beſiegen;
Sol Ambre zwar des Nachts in unſern Armen liegen/
Mein Hertze Lebenslang dich aber ſchluͤſſen ein.
Sechierp. Jch wuͤnſche ſo begluͤck’t als muͤhſam hier zu ſeyn.
Der Schauplatz ſtellet fuͤr des Mufti Gemach.
Mufti. Ambre. Ein Mollah oder Vnter-Richter des
Mufti.
Mufti. SO geht’s! ſo finſter kan ein heller Tag ſich ſchluͤſſen!
Wer ſich auf’s Gluͤcke lehn’t/ der ſteh’t auf ſchwachen Fuͤſſen/
Das/ wenn des Hochmuths Wahn baut Schloͤſſer in die Luft/
Den Grundſtein zum Verterb legt in des Abgrunds Kluft.
Diß iſt das Eppich-Kraut/ das den zu Bodem reiſſet
Den es umbarm’t und halß’t. Der halbe Weltkreiß heiſſet
Mich heilig/ klug/ beglückt/ und dieſes alles kan
Nicht helffen: Daß mich nicht Gefahr und Noth ſtoͤß’t an.
Denn Heiligkeit wird meiſt ein Ziel der Boßheits-Pfeile/
Und kein fuͤrſichtig Witz kan des Verhaͤngnuͤß-Keile;
Ja keine Wuͤrde nicht des Hofes Fallbred flihn.
Die Wieſen/ die allhier voll Tulipanen bluͤhn
Sind Jrrwiſch-reiche Suͤmpf’ und Doͤrnrichte Moraͤſte.
Erſt geſter’n ſtand das Rad noch meines Gluͤckes feſte;
Wahrſagen galt ſo viel als meine Rede nicht/
Des Sultans Richtſchnur war mein Rath/ mein Thun ſein Licht.
Jtzt werd’ ich ſo beſchimpft/ von Hofeweg geſtoßen;
Ambre. Herr Vatet Ach! der Blitz/ wenn Fuͤrſten ſich erboßen/
Jſt toͤdlich und zermalm’t. Wir ſtehen in Gefahr/
Des Lebens/ und daß ſich der grimme Sultan gar
Was aͤrgers wider mich rachgierig darff entſchluͤßen
Doch Leider! ſol auß mir das Kuall des Ungluͤcks fluͤſſen?
Sol Ambre Moͤrderin der holden Eltern ſeyn!
So tauche der Tyrann eh’ in die Adern ein
Die von Blutt fette Fauſt; und weihe GOtt die Bruͤſte/
Eh als der Blutthund ſie zum Opfer ſeiner Luͤſte
Zu unſern Schimpf erkieſ’t.
Mufti. Mein hertz-geliebtes Kind/
GOtt gruͤndet Hafen oft/ wo nahe Syrten ſind.
Gedult heilt oft Gefahr/ ja bloſſer Zufall machet:
Daß ein Verdammter oft noch Richt und Henckers lachet.
Ambre. Ach leider! Elend wird reif/ wenns kaum Knoſpen krieg’t
Und Tugend ſih’t ſich ſtets von Boßheit uͤberwig’t.
Mufti. Getroſt! die Tugend ſtrahl’t mit ihren Sonnen-Lichte
Tyrannen mehrentheils ſo kraͤftig in’s Geſichte:
Daß ihr von Rach’ und Grimm entflammtes Auge blind
Das Antlitz ſchamroth wird/ ihr Geiſt Vernunft gewinn’t.
Zu dem ſo muß mein Hauß der Infel Wuͤrde ſchirmen/
Die ſich kein Sultan leicht gewagt hat zu beſtuͤrmen;
Wohlwiſſende: daß wir der Unterthanen Zaum/
Der Fuͤrſten Schutzbild ſind.
Ambre es ſaget mir mein Traum
Mein bebend Hertze wahr; wie er auf ihn wird wuͤtten;
Denn Rache pfleg’t den Feind mit Flammen zubeſchuͤtten/
Sol gleich ihr eigen Hauß gerathen in den Brand.
Und mir bluͤht Schimpf und Schmach. Wo ich des Vatern Hand
Nicht troſtloß kuͤſſen ſol/ und ſeine Knie umbfangen/
Wo ein gehorſam Kind kan thraͤnend was erlangen/
So trau/ Herr Vater/ er ſo truͤben Wolcken nicht/
So rett’ er mich ſein Kind/ eh als der Blitz loß-bricht;
So laß’ er heute noch mich nach Medina flihen.
Geluͤbd’ und Andacht laͤßt ſich leicht bey’m Sultan ziehen
Zu
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