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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Und Stambuldens Monden sich für der Teutschen Sonne neigen.
Glückseligs Land! Glückselger Fluß!
Die kein unschuldig Blut beflecket!
Wo niemals ein Tyrannen-Fuß
60Den Palmenreichen San[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] bedecket.
Wo den Christallinen Strom nichts als Lorbern überschatten/
Wo die Spiese sich in Eegen/ Schwerdter sich in Pflug-Schaarn kehr'n/
Ja wo Löw und Lämmer sich in vertrauter Eintracht gatten/
Wo man sieht auf Lantzen wachsen Trauben und Oliven-Beern.
65Glückseliges Reich! Glückselige Stadt!
Die ihr gethürmtes Haupt biß durch die Wolcken strecket/
Jn aller Welt den Vorsitz hat/
Mit Käyser-Kronen prangt/ Bysantz und Cassa schrecket:
Mit was für neu und ungewohnten Strahlen
70Seh' aber ich Burg/ Stadt und Land gekrön't?
Ja einen neuen Stuhl mit Purpur aufgetröhnt?
Der Dohnau Haupt mit Myrten-Kräntzen prahlen?
Sich ihren Sand in Gold/ sein Schilff in Zucker-Rohr/
Sein Schmeltz in Diamant/ der Schaum in Perlen kehren?
75Was leuchtet auß Tyrol für ein Gestirn hervor?
Kan sein Ertzt-Reich Gebürg auch Sonnen nun gebehren?
Jst mir der Himmel so geneigt?
Sucht Er mit dem Bosphor hente seine Donau zu vermählen?
Weil man minder/ alß die Sternen/ kan die Hochzeit-Fackeln zehlen.
80Der Himmel gebe/ was er zeigt!
Daß das Schwartz- und Mittel-Meer Wien und seinen Adler ehre;
Und Stambuldens Käyserthum Leopoldens Krone mehre.
Ja! ja! ich sehe schon entzückt;
Wie der reinen Liebe Geist ihn mit Myrrh- und Lorbern kräntzet/
85Wenn Jbrahim im Unzucht-Dampf erstickt;
Wie des Römschen Reiches Löw mehr alß der gestirnte gläntzet.
Wie die Neutra und die Rabe sich mit Türckschen Leichen schwellt
Und selbst Jbrahims sein Eydam Jsmael zu Grunde fällt.
Durchlauchtest-Grosses Haus;
90Jn dessen unumbgräntzbarn Reichen/
Die Sternen nicht erbleichen/
Wie auch die Sonne nie lescht ihre Fackel auß;
Mein Eiß entglimmt von deinen keuschen Flammen/
Durch die der WE weiht
95Sich der GLüCKSELJGKEJT/
Und beyder Hertz wie Wachs sich schmeltzt zusammen.
Ja ihre Liebe flösst mir die Begierden ein/
Der Dohnau Bräutigam und Unterthan zu seyn.
Jch weiß es: das Verhängniß Sinne:
100So oft in Oesterreich der keuschen Liebe Hand
Nur einen Zweig vermählt/ wie sie das Braut-Gewand
Mit mehrern Kronen schmück/ und neue Purpur spinne.
Der Bosphor und der Himmel wündschts. Wie sols nicht kräftig seyn?
Denn keusche Liebe baut die Thron/ unkeusche reisst sie ein.


Die erste Abhandlung.
Der Schauplatz stellet eine Oda/ oder ein Gemach des Frauen-
zimmers in Seraglio.
Sisigambis. Ibrahim.
Sisig. HJls Himmel! wer erbricht Uns unser Schlaffgemach?
Ibrah. Die Sonnenwende folgt stets ihrer Sonnen nach.
Sisig. Wie? sucht der Käyser hier die Keuschheit zu entweichen?
Ibrah. Nein! Weyrauch aufs Altar dir/ Göttin/ aufzustreuen.
5
Sisig. Ach GOtt! was dreut uns sein hier ungewöhnlich Schwerd?
Ibrah. Es lächst nach meinem Blut/ wenn sies/ mein Liecht/ begehrt.
Sisig. Was sucht der Fürst für Liecht in schwartzen Trauer-Zimmern?
Ibrah. Man sieht der Sterne Gold bey Nacht am schönsten schimmern.
Mit
Und Stambuldens Monden ſich fuͤr der Teutſchen Sonne neigen.
Gluͤckſeligs Land! Gluͤckſelger Fluß!
Die kein unſchuldig Blut beflecket!
Wo niemals ein Tyrannen-Fuß
60Den Palmenreichen San[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] bedecket.
Wo den Chriſtallinen Strom nichts als Lorbern uͤberſchatten/
Wo die Spieſe ſich in Eegen/ Schwerdter ſich in Pflug-Schaarn kehr’n/
Ja wo Loͤw und Laͤmmer ſich in vertrauter Eintracht gatten/
Wo man ſieht auf Lantzen wachſen Trauben und Oliven-Beern.
65Gluͤckſeliges Reich! Gluͤckſelige Stadt!
Die ihr gethuͤrmtes Haupt biß durch die Wolcken ſtrecket/
Jn aller Welt den Vorſitz hat/
Mit Kaͤyſer-Kronen prangt/ Byſantz und Caſſa ſchrecket:
Mit was fuͤr neu und ungewohnten Strahlen
70Seh’ aber ich Burg/ Stadt und Land gekroͤn’t?
Ja einen neuen Stuhl mit Purpur aufgetroͤhnt?
Der Dohnau Haupt mit Myrten-Kraͤntzen prahlen?
Sich ihren Sand in Gold/ ſein Schilff in Zucker-Rohr/
Sein Schmeltz in Diamant/ der Schaum in Perlen kehren?
75Was leuchtet auß Tyrol fuͤr ein Geſtirn hervor?
Kan ſein Ertzt-Reich Gebuͤrg auch Sonnen nun gebehren?
Jſt mir der Himmel ſo geneigt?
Sucht Er mit dem Boſphor hente ſeine Donau zu vermaͤhlen?
Weil man minder/ alß die Sternen/ kan die Hochzeit-Fackeln zehlen.
80Der Himmel gebe/ was er zeigt!
Daß das Schwartz- und Mittel-Meer Wien und ſeinen Adler ehre;
Und Stambuldens Kaͤyſerthum Leopoldens Krone mehre.
Ja! ja! ich ſehe ſchon entzuͤckt;
Wie der reinen Liebe Geiſt ihn mit Myrrh- und Lorbern kraͤntzet/
85Wenn Jbrahim im Unzucht-Dampf erſtickt;
Wie des Roͤmſchen Reiches Loͤw mehr alß der geſtirnte glaͤntzet.
Wie die Neutra und die Rabe ſich mit Tuͤrckſchen Leichen ſchwellt
Und ſelbſt Jbrahims ſein Eydam Jſmael zu Grunde faͤllt.
Durchlauchteſt-Groſſes Haus;
90Jn deſſen unumbgraͤntzbarn Reichen/
Die Sternen nicht erbleichen/
Wie auch die Sonne nie leſcht ihre Fackel auß;
Mein Eiß entglimmt von deinen keuſchen Flammen/
Durch die der Loͤ WE weiht
95Sich der GLuͤCKSELJGKEJT/
Und beyder Hertz wie Wachs ſich ſchmeltzt zuſammen.
Ja ihre Liebe floͤſſt mir die Begierden ein/
Der Dohnau Braͤutigam und Unterthan zu ſeyn.
Jch weiß es: das Verhaͤngniß Sinne:
100So oft in Oeſterreich der keuſchen Liebe Hand
Nur einen Zweig vermaͤhlt/ wie ſie das Braut-Gewand
Mit mehrern Kronen ſchmuͤck/ und neue Purpur ſpinne.
Der Boſphor und der Himmel wuͤndſchts. Wie ſols nicht kraͤftig ſeyn?
Denn keuſche Liebe baut die Thron/ unkeuſche reiſſt ſie ein.


Die erſte Abhandlung.
Der Schauplatz ſtellet eine Oda/ oder ein Gemach des Frauen-
zimmers in Seraglio.
Siſigambis. Ibrahim.
Siſig. HJlſ Himmel! wer erbricht Uns unſer Schlaffgemach?
Ibrah. Die Sonnenwende folgt ſtets ihrer Sonnen nach.
Siſig. Wie? ſucht der Kaͤyſer hier die Keuſchheit zu entweichen?
Ibrah. Nein! Weyrauch aufs Altar dir/ Goͤttin/ aufzuſtreuen.
5
Siſig. Ach GOtt! was dreut uns ſein hier ungewoͤhnlich Schwerd?
Ibrah. Es laͤchſt nach meinem Blut/ wenn ſies/ mein Liecht/ begehrt.
Siſig. Was ſucht der Fuͤrſt fuͤr Liecht in ſchwartzen Trauer-Zimmern?
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Mit
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/20>, abgerufen am 23.11.2024.