Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
ten ihn alsofort fünffhundert edle Numidier/durch derer Hülffe er bey der Stadt Tapsus den Fürsten Lacumacen in die Flucht trieb/ sich der Stadt bemächtigte/ und im Königrei- che einen ziemlichen Beyfall überkam. Ob nun wol Lacumaces vom Syphax ohne die Reu- terey funffzehn tausend Fußknechte/ Mezetul zehntausend Reuter wider Massanissen ins Feld führte; überwog doch dessen Krieges-Wis- senschafft in der Schlacht die Menge; also: daß Lacumaces und Mezetul mit wenigen Gefer- then nach Carthago entkamen. Wiewohl nun Masanissa seines Königreichs Meister ward/ so sahe er doch aus des mächtigen Königs Syphax Zorn-Wolcken ein grausames Gewitter über ihn auffziehen. Daher schrieb er seinem Vet- ter Lacumaces auffs freundlichste zu/ trug ihm an die Nachfolge im Reiche/ und daß er ihn wie König Gala seinen Bruder Desalces unterhalten; dem Mezetul aber alle Erb-Gü- ter einräumen wolte. Beyde waren damals aus Königs Syphax Hofe/ und hätten sie die- se Anerbietung nicht allein angenommen/ son- dern auch Syphax geschehen lassen: daß Ma- sanissa der Masesyler König bliebe; wenn nicht Asdrubal ihm eingehalten: wie viel ihm und der Stadt Carthago daran gelegen wäre die- sen streitbaren und Römisch gesinneten Für- sten bey seiner noch nicht befestigten Macht als ein schädliches Feuer bey erster Entglimmung zu dämpffen. Der ohne diß herrschsüchtige Syphax war wieder einen schwächern König leicht auffzubringen; rückte daher mit seinem Heere in dasselbige Stücke Landes/ welches der Rath zu Carthago vormahls zwar dem Ga- la zuerkennet hatte/ nunmehr aber unter dem Scheine neu auffgefundener Urkunden dem Syphax zueignete/ und als Masanissa sich wi- der das Urthel der von ihm nie beliebter Rich- ter und die Gewaltchat des Syphax beschwer- te/ in das Hertze des Masesylischen Reichs; schlug auch den ihm begegnenden Masanissa aus [Spaltenumbruch] dem Felde; also: daß er mit Noth auff das Bal- bische Gebürge entran/ Syphax aber nicht La- cumacen/ sondern ihm selbst das Reich zueigne- te. Masanissa streiffte von selbtem Gebürge nicht nur in Numidien/ sondern auch in der Stadt Carthago Gebiete/ und verkauffte die Beute am Meer-Strande denen anländen- den Handels-Leuten. Syphax hingegen schick- te seinen Feldhauptmann Bochar mit vier- tausend Mann diesen Räuber auszuspüren; welcher Masanissen derogestalt in die Enge brachte: daß er mit wenigen auff den Gipffel des Berges weichen/ endlich aber aus Mangel der Lebensmittel mit seinen übrigen sieben- hundert Mann in ein Thal abkommen mu- ste. Bochar aber lag ihm alsbald in Eisen; er schlug biß auff vier Reuter und den gefähr- lich verwundeten Masanissa alle; welche in ei- nen strengen Fluß abstürtzten; von denen ih- rer zwey alsbald vom Fluße verschlungen/ Masanissa aber vom Strome aus der Numi- dier Augen gerissen/ gleichwohl endlich mit seinen zwey Geferthen ans Ufer getrieben ward; da er denn/ den nunmehr Bochar und Syphax unfehlbar für todt hielt/ seine Wun- den ihm in einer Höle mit Kräutern aushei- lete. Hierauff wagte er sich wieder in sein Reich; bekam auff der Gräntze mehr nicht als vierzig Reuter/ kurtz hierauff aber sechs tau- send Mann; welche ihn als einen vom Himmel gefallenen mit unglaublichem Frolocken bewill- kommten/ zu sich/ nahm das gröste Theil seines Königreichs ein/ und verheerte noch darzu seiner Feinde Länder. Syphax kam alsbald mit zwey mächtigen Heeren gegen ihm ab; derer eines er selbst vorwerts/ das andere aber sein äl- tester Sohn Vermina anführte; und durch die- se Ubermannung Masanissens gantze Macht in Stücken hieb; also: daß er kaum mit siebenzig Pferden zu der kleinern Syrte/ und von dar zu den Garamanten entran. So bald aber Lälius in Africa kam/ fand Masanissa mit zwey hun- dert Erster Theil. P p p p p
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
ten ihn alſofort fuͤnffhundert edle Numidier/durch derer Huͤlffe er bey der Stadt Tapſus den Fuͤrſten Lacumacen in die Flucht trieb/ ſich der Stadt bemaͤchtigte/ und im Koͤnigrei- che einen ziemlichen Beyfall uͤberkam. Ob nun wol Lacumaces vom Syphax ohne die Reu- terey funffzehn tauſend Fußknechte/ Mezetul zehntauſend Reuter wider Maſſaniſſen ins Feld fuͤhrte; uͤberwog doch deſſen Krieges-Wiſ- ſenſchafft in der Schlacht die Menge; alſo: daß Lacumaces und Mezetul mit wenigen Gefer- then nach Carthago entkamen. Wiewohl nun Maſaniſſa ſeines Koͤnigreichs Meiſter ward/ ſo ſahe er doch aus des maͤchtigen Koͤnigs Syphax Zorn-Wolcken ein grauſames Gewitter uͤber ihn auffziehen. Daher ſchrieb er ſeinem Vet- ter Lacumaces auffs freundlichſte zu/ trug ihm an die Nachfolge im Reiche/ und daß er ihn wie Koͤnig Gala ſeinen Bruder Deſalces unterhalten; dem Mezetul aber alle Erb-Guͤ- ter einraͤumen wolte. Beyde waren damals aus Koͤnigs Syphax Hofe/ und haͤtten ſie die- ſe Anerbietung nicht allein angenommen/ ſon- dern auch Syphax geſchehen laſſen: daß Ma- ſaniſſa der Maſeſyler Koͤnig bliebe; wenn nicht Aſdrubal ihm eingehalten: wie viel ihm und der Stadt Carthago daran gelegen waͤre die- ſen ſtreitbaren und Roͤmiſch geſinneten Fuͤr- ſten bey ſeiner noch nicht befeſtigten Macht als ein ſchaͤdliches Feuer bey erſter Entglimmung zu daͤmpffen. Der ohne diß herrſchſuͤchtige Syphax war wieder einen ſchwaͤchern Koͤnig leicht auffzubringen; ruͤckte daher mit ſeinem Heere in daſſelbige Stuͤcke Landes/ welches der Rath zu Carthago voꝛmahls zwar dem Ga- la zuerkennet hatte/ nunmehr aber unter dem Scheine neu auffgefundener Urkunden dem Syphax zueignete/ und als Maſaniſſa ſich wi- der das Urthel der von ihm nie beliebter Rich- ter und die Gewaltchat des Syphax beſchwer- te/ in das Hertze des Maſeſyliſchen Reichs; ſchlug auch den ihm begegnenden Maſaniſſa aus [Spaltenumbruch] dem Felde; alſo: daß er mit Noth auff das Bal- biſche Gebuͤrge entran/ Syphax aber nicht La- cumacen/ ſondern ihm ſelbſt das Reich zueigne- te. Maſaniſſa ſtreiffte von ſelbtem Gebuͤrge nicht nur in Numidien/ ſondern auch in der Stadt Carthago Gebiete/ und verkauffte die Beute am Meer-Strande denen anlaͤnden- den Handels-Leuten. Syphax hingegen ſchick- te ſeinen Feldhauptmann Bochar mit vier- tauſend Mann dieſen Raͤuber auszuſpuͤren; welcher Maſaniſſen derogeſtalt in die Enge brachte: daß er mit wenigen auff den Gipffel des Berges weichen/ endlich aber aus Mangel der Lebensmittel mit ſeinen uͤbrigen ſieben- hundert Mann in ein Thal abkommen mu- ſte. Bochar aber lag ihm alsbald in Eiſen; er ſchlug biß auff vier Reuter und den gefaͤhr- lich verwundeten Maſaniſſa alle; welche in ei- nen ſtrengen Fluß abſtuͤrtzten; von denen ih- rer zwey alsbald vom Fluße verſchlungen/ Maſaniſſa aber vom Strome aus der Numi- dier Augen geriſſen/ gleichwohl endlich mit ſeinen zwey Geferthen ans Ufer getrieben ward; da er denn/ den nunmehr Bochar und Syphax unfehlbar fuͤr todt hielt/ ſeine Wun- den ihm in einer Hoͤle mit Kraͤutern aushei- lete. Hierauff wagte er ſich wieder in ſein Reich; bekam auff der Graͤntze mehr nicht als vierzig Reuter/ kurtz hierauff aber ſechs tau- ſend Mann; welche ihn als einen vom Himmel gefallenen mit unglaublichem Frolocken bewill- kommten/ zu ſich/ nahm das groͤſte Theil ſeines Koͤnigreichs ein/ und verheerte noch darzu ſeiner Feinde Laͤnder. Syphax kam alsbald mit zwey maͤchtigen Heeren gegen ihm ab; derer eines er ſelbſt vorwerts/ das andere aber ſein aͤl- teſter Sohn Vermina anfuͤhrte; und durch die- ſe Ubermannung Maſaniſſens gantze Macht in Stuͤcken hieb; alſo: daß er kaum mit ſiebenzig Pferden zu der kleinern Syrte/ und von dar zu den Garamanten entran. So bald aber Laͤlius in Africa kam/ fand Maſaniſſa mit zwey hun- dert Erſter Theil. P p p p p
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Arminius und Thußnelda.
ten ihn alſofort fuͤnffhundert edle Numidier/
durch derer Huͤlffe er bey der Stadt Tapſus
den Fuͤrſten Lacumacen in die Flucht trieb/
ſich der Stadt bemaͤchtigte/ und im Koͤnigrei-
che einen ziemlichen Beyfall uͤberkam. Ob
nun wol Lacumaces vom Syphax ohne die Reu-
terey funffzehn tauſend Fußknechte/ Mezetul
zehntauſend Reuter wider Maſſaniſſen ins
Feld fuͤhrte; uͤberwog doch deſſen Krieges-Wiſ-
ſenſchafft in der Schlacht die Menge; alſo: daß
Lacumaces und Mezetul mit wenigen Gefer-
then nach Carthago entkamen. Wiewohl nun
Maſaniſſa ſeines Koͤnigreichs Meiſter ward/ ſo
ſahe er doch aus des maͤchtigen Koͤnigs Syphax
Zorn-Wolcken ein grauſames Gewitter uͤber
ihn auffziehen. Daher ſchrieb er ſeinem Vet-
ter Lacumaces auffs freundlichſte zu/ trug
ihm an die Nachfolge im Reiche/ und daß er
ihn wie Koͤnig Gala ſeinen Bruder Deſalces
unterhalten; dem Mezetul aber alle Erb-Guͤ-
ter einraͤumen wolte. Beyde waren damals
aus Koͤnigs Syphax Hofe/ und haͤtten ſie die-
ſe Anerbietung nicht allein angenommen/ ſon-
dern auch Syphax geſchehen laſſen: daß Ma-
ſaniſſa der Maſeſyler Koͤnig bliebe; wenn nicht
Aſdrubal ihm eingehalten: wie viel ihm und
der Stadt Carthago daran gelegen waͤre die-
ſen ſtreitbaren und Roͤmiſch geſinneten Fuͤr-
ſten bey ſeiner noch nicht befeſtigten Macht als
ein ſchaͤdliches Feuer bey erſter Entglimmung
zu daͤmpffen. Der ohne diß herrſchſuͤchtige
Syphax war wieder einen ſchwaͤchern Koͤnig
leicht auffzubringen; ruͤckte daher mit ſeinem
Heere in daſſelbige Stuͤcke Landes/ welches
der Rath zu Carthago voꝛmahls zwar dem Ga-
la zuerkennet hatte/ nunmehr aber unter dem
Scheine neu auffgefundener Urkunden dem
Syphax zueignete/ und als Maſaniſſa ſich wi-
der das Urthel der von ihm nie beliebter Rich-
ter und die Gewaltchat des Syphax beſchwer-
te/ in das Hertze des Maſeſyliſchen Reichs; ſchlug
auch den ihm begegnenden Maſaniſſa aus
dem Felde; alſo: daß er mit Noth auff das Bal-
biſche Gebuͤrge entran/ Syphax aber nicht La-
cumacen/ ſondern ihm ſelbſt das Reich zueigne-
te. Maſaniſſa ſtreiffte von ſelbtem Gebuͤrge
nicht nur in Numidien/ ſondern auch in der
Stadt Carthago Gebiete/ und verkauffte die
Beute am Meer-Strande denen anlaͤnden-
den Handels-Leuten. Syphax hingegen ſchick-
te ſeinen Feldhauptmann Bochar mit vier-
tauſend Mann dieſen Raͤuber auszuſpuͤren;
welcher Maſaniſſen derogeſtalt in die Enge
brachte: daß er mit wenigen auff den Gipffel
des Berges weichen/ endlich aber aus Mangel
der Lebensmittel mit ſeinen uͤbrigen ſieben-
hundert Mann in ein Thal abkommen mu-
ſte. Bochar aber lag ihm alsbald in Eiſen; er
ſchlug biß auff vier Reuter und den gefaͤhr-
lich verwundeten Maſaniſſa alle; welche in ei-
nen ſtrengen Fluß abſtuͤrtzten; von denen ih-
rer zwey alsbald vom Fluße verſchlungen/
Maſaniſſa aber vom Strome aus der Numi-
dier Augen geriſſen/ gleichwohl endlich mit
ſeinen zwey Geferthen ans Ufer getrieben
ward; da er denn/ den nunmehr Bochar und
Syphax unfehlbar fuͤr todt hielt/ ſeine Wun-
den ihm in einer Hoͤle mit Kraͤutern aushei-
lete. Hierauff wagte er ſich wieder in ſein
Reich; bekam auff der Graͤntze mehr nicht
als vierzig Reuter/ kurtz hierauff aber ſechs tau-
ſend Mann; welche ihn als einen vom Himmel
gefallenen mit unglaublichem Frolocken bewill-
kommten/ zu ſich/ nahm das groͤſte Theil ſeines
Koͤnigreichs ein/ und verheerte noch darzu ſeiner
Feinde Laͤnder. Syphax kam alsbald mit
zwey maͤchtigen Heeren gegen ihm ab; derer
eines er ſelbſt vorwerts/ das andere aber ſein aͤl-
teſter Sohn Vermina anfuͤhrte; und durch die-
ſe Ubermannung Maſaniſſens gantze Macht
in Stuͤcken hieb; alſo: daß er kaum mit ſiebenzig
Pferden zu der kleinern Syrte/ und von dar zu
den Garamanten entran. So bald aber Laͤlius
in Africa kam/ fand Maſaniſſa mit zwey hun-
dert
Erſter Theil. P p p p p
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 849[851]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/911>, abgerufen am 11.06.2024. |