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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Pferden zertreten/ thells durch die Schärffe der
Sebeln in die Pfanne gehackt. Amilcar/ Nar-
vas und Hannibal rückten hierauf für Tunis;
und weil diese Stadt sich nicht ergeben wolte/
ließ Amilcar/ wie beweglich sich gleich Narvas
hierwieder lehnte/ den Fürsten Autaritus und
Spendius unter der Stadtmauer an hohe
Kreutze anpflöcken. Dieses traurige Schau-
spiel rechnete der belägerte Mathos in einem
unversehnem Ausfalle in des unachtsamen Han-
nibals Läger mit etlicher tausend Carthaginen-
ser Hinrichtung; ja er ließ den gefangenen Han-
nibal selbst an die Stelle des abgenommenen
Spendius anhefften/ und 30. der Edelsten Fein-
de dem Autaritus zu einem Versöhnungs-Opf-
fer durch hunderterley Qval abschlachten. Gleich-
sam als wenn es beyden Kriegenden nicht so wol
um den Sieg/ als den Vorzug in der Grausam-
keit zu thun wäre. Hanno kam hierauf aus der
abermals bebenden Stadt Carthago mit 30.
Rathsherren ins Läger/ welche durch des Für-
sten Narvas Vermittelung den Hanno mit A-
milcarn aussöhnte. Der verzweiffelte Mathos
forderte mit seinen letzten Kräfften Amilcarn
endlich zu einer Schlacht aus/ darinnen er aber
den Kürtzern zog/ selbst gefangen nach Carthago
zum Siegs-Gepränge geführet/ daselbst mit
glüenden Zangen zerrissen/ Sophonisbe und
Narvas mit höchstem Frolocken vermählet/ und
durch Unterwerffung Afrikens dieser Krieg ge-
endiget ward/ zu einem unver geßlichen Denck-
male: daß einheimische Kriege nicht nur die
schädlichsten/ sondern auch die grausamsten
sind.

Wie aber die irrdische Glückseligkeit an Zer-
brechligkeit dem Glase/ an Veränderung der
Lufft überlegen ist; also genaß Fürst Narvas
wenige Jahre seiner süssen Eh/ und nach seinem
verstorbenen Vater der königlichen Herrschafft.
Ob nun wol er einen dreyjährigen Sohn Lacu-
marn nach sich verließ; so verfiel doch nach den
Africanischen Reichs-Gesetzen das Reich auff
des Narvas ältesten Bruder Gala.

[Spaltenumbruch]

Als dieses derogestalt in Africa erfolgte/ ge-
riethen hingegen die Deutschen in Jtalien ie
länger ie mehr ins Gedränge. Denn das Glü-
cke gleichet sich mit seinen Umwechselungen dem
wütenden Meere; welches an einem Orte neue
Eylande gebieret/ am andern aber so viel den U-
fern abspielet. Oder das von so vielen Siegen
aufgeblasene Rom wolte nunmehr als ein gros-
ses Meer alle Länder überschwemmen/ und alle
Nachbarn in seinen Rachen verschlingen. Mas-
sen die Römer nicht alleine wider die Ligurier
und Jnsubrier eine Kriegs-Ursache vom Zau-
ne brachen/ sondern auch Publius Valerius ei-
genmächtig/ und ohne einige Kriegs-Ankündi-
gung die Semnoner überfiel/ aber von ihnen
derogestalt empfangen ward: daß er vierdtehalb-
tausend Römer an dem Flusse Sapis sitzen ließ.
Und ob er zwar hernach mehr aus einer blin-
den Verzweiffelung als aus einer vorsichti-
gen Tapfferkeit den Semnonern einen Ab-
bruch that; hielt der Römische Rath doch des
Valerius Vortheil so geringe: daß ihm das ver-
langte Siegsgepränge verweigert ward. Viel
glücklicher überfiel Grachchus ohne die gering-
ste Ursache/ und unter erdichtetem Vorwand:
daß etliche Römische Handelsleute wären berau-
bet/ und ins Meer geworffen worden/ die un-
schuldigen Ligurier/ und die durch innerliche Un-
ruh entkräftete Carthaginensische Besatzung auf
den Eylanden Sardinien und Corsica. Denn
nach dem sie auf diesen unglaublichen Raub ge-
macht hatten/ Carthago aber die abtrinnigen
Sardinier zum Gehorsam bringen wolte/ nah-
men sich die Römer der Aufrührer an/ und
zwangen diese ohnmächtige Stadt ihnen den
Frieden durch Abtretung Sardiniens und
zwölff hundert Talent abzukauffen; denen
Semnonern/ Celten und Bojen aber befah-
len sie gantz Jtalien zu räumen. Weil nun
die Semnoner Jtalien nicht räumen wolten/
sondern mit den Bojen und Liguriern wider
den allgemeinen Feind sich verbanden; zo-
hen die Bürgermeister Lucius Cornelius und

Qvin-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Pferden zertreten/ thells durch die Schaͤrffe der
Sebeln in die Pfanne gehackt. Amilcar/ Nar-
vas und Hannibal ruͤckten hierauf fuͤr Tunis;
und weil dieſe Stadt ſich nicht ergeben wolte/
ließ Amilcar/ wie beweglich ſich gleich Narvas
hierwieder lehnte/ den Fuͤrſten Autaritus und
Spendius unter der Stadtmauer an hohe
Kreutze anpfloͤcken. Dieſes traurige Schau-
ſpiel rechnete der belaͤgerte Mathos in einem
unverſehnem Ausfalle in des unachtſamen Han-
nibals Laͤger mit etlicher tauſend Carthaginen-
ſer Hinrichtung; ja er ließ den gefangenen Han-
nibal ſelbſt an die Stelle des abgenommenen
Spendius anhefften/ und 30. der Edelſten Fein-
de dem Autaritus zu einem Verſoͤhnungs-Opf-
fer durch hunderteꝛley Qval abſchlachtẽ. Gleich-
ſam als wenn es beyden Kriegenden nicht ſo wol
um den Sieg/ als den Vorzug in der Grauſam-
keit zu thun waͤre. Hanno kam hierauf aus der
abermals bebenden Stadt Carthago mit 30.
Rathsherren ins Laͤger/ welche durch des Fuͤr-
ſten Narvas Vermittelung den Hanno mit A-
milcarn ausſoͤhnte. Der verzweiffelte Mathos
forderte mit ſeinen letzten Kraͤfften Amilcarn
endlich zu einer Schlacht aus/ darinnen er aber
den Kuͤrtzern zog/ ſelbſt gefangen nach Carthago
zum Siegs-Gepraͤnge gefuͤhret/ daſelbſt mit
gluͤenden Zangen zerriſſen/ Sophonisbe und
Narvas mit hoͤchſtem Frolocken vermaͤhlet/ und
durch Unterwerffung Afrikens dieſer Krieg ge-
endiget ward/ zu einem unver geßlichen Denck-
male: daß einheimiſche Kriege nicht nur die
ſchaͤdlichſten/ ſondern auch die grauſamſten
ſind.

Wie aber die irrdiſche Gluͤckſeligkeit an Zer-
brechligkeit dem Glaſe/ an Veraͤnderung der
Lufft uͤberlegen iſt; alſo genaß Fuͤrſt Narvas
wenige Jahre ſeiner ſuͤſſen Eh/ und nach ſeinem
verſtorbenen Vater der koͤniglichen Herrſchafft.
Ob nun wol er einen dreyjaͤhrigen Sohn Lacu-
marn nach ſich verließ; ſo verfiel doch nach den
Africaniſchen Reichs-Geſetzen das Reich auff
des Narvas aͤlteſten Bruder Gala.

[Spaltenumbruch]

Als dieſes derogeſtalt in Africa erfolgte/ ge-
riethen hingegen die Deutſchen in Jtalien ie
laͤnger ie mehr ins Gedraͤnge. Denn das Gluͤ-
cke gleichet ſich mit ſeinen Umwechſelungen dem
wuͤtenden Meere; welches an einem Orte neue
Eylande gebieret/ am andern aber ſo viel den U-
fern abſpielet. Oder das von ſo vielen Siegen
aufgeblaſene Rom wolte nunmehr als ein groſ-
ſes Meer alle Laͤnder uͤberſchwemmen/ und alle
Nachbarn in ſeinen Rachen verſchlingen. Maſ-
ſen die Roͤmer nicht alleine wider die Ligurier
und Jnſubrier eine Kriegs-Urſache vom Zau-
ne brachen/ ſondern auch Publius Valerius ei-
genmaͤchtig/ und ohne einige Kriegs-Ankuͤndi-
gung die Semnoner uͤberfiel/ aber von ihnen
derogeſtalt empfangen ward: daß er vierdtehalb-
tauſend Roͤmer an dem Fluſſe Sapis ſitzen ließ.
Und ob er zwar hernach mehr aus einer blin-
den Verzweiffelung als aus einer vorſichti-
gen Tapfferkeit den Semnonern einen Ab-
bruch that; hielt der Roͤmiſche Rath doch des
Valerius Vortheil ſo geringe: daß ihm das ver-
langte Siegsgepraͤnge verweigert ward. Viel
gluͤcklicher uͤberfiel Grachchus ohne die gering-
ſte Urſache/ und unter erdichtetem Vorwand:
daß etliche Roͤmiſche Handelsleute waͤren berau-
bet/ und ins Meer geworffen worden/ die un-
ſchuldigen Ligurier/ und die durch innerliche Un-
ruh entkraͤftete Carthaginenſiſche Beſatzung auf
den Eylanden Sardinien und Corſica. Denn
nach dem ſie auf dieſen unglaublichen Raub ge-
macht hatten/ Carthago aber die abtrinnigen
Sardinier zum Gehorſam bringen wolte/ nah-
men ſich die Roͤmer der Aufruͤhrer an/ und
zwangen dieſe ohnmaͤchtige Stadt ihnen den
Frieden durch Abtretung Sardiniens und
zwoͤlff hundert Talent abzukauffen; denen
Semnonern/ Celten und Bojen aber befah-
len ſie gantz Jtalien zu raͤumen. Weil nun
die Semnoner Jtalien nicht raͤumen wolten/
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den allgemeinen Feind ſich verbanden; zo-
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[807[809]/0869] Arminius und Thußnelda. Pferden zertreten/ thells durch die Schaͤrffe der Sebeln in die Pfanne gehackt. Amilcar/ Nar- vas und Hannibal ruͤckten hierauf fuͤr Tunis; und weil dieſe Stadt ſich nicht ergeben wolte/ ließ Amilcar/ wie beweglich ſich gleich Narvas hierwieder lehnte/ den Fuͤrſten Autaritus und Spendius unter der Stadtmauer an hohe Kreutze anpfloͤcken. Dieſes traurige Schau- ſpiel rechnete der belaͤgerte Mathos in einem unverſehnem Ausfalle in des unachtſamen Han- nibals Laͤger mit etlicher tauſend Carthaginen- ſer Hinrichtung; ja er ließ den gefangenen Han- nibal ſelbſt an die Stelle des abgenommenen Spendius anhefften/ und 30. der Edelſten Fein- de dem Autaritus zu einem Verſoͤhnungs-Opf- fer durch hunderteꝛley Qval abſchlachtẽ. Gleich- ſam als wenn es beyden Kriegenden nicht ſo wol um den Sieg/ als den Vorzug in der Grauſam- keit zu thun waͤre. Hanno kam hierauf aus der abermals bebenden Stadt Carthago mit 30. Rathsherren ins Laͤger/ welche durch des Fuͤr- ſten Narvas Vermittelung den Hanno mit A- milcarn ausſoͤhnte. Der verzweiffelte Mathos forderte mit ſeinen letzten Kraͤfften Amilcarn endlich zu einer Schlacht aus/ darinnen er aber den Kuͤrtzern zog/ ſelbſt gefangen nach Carthago zum Siegs-Gepraͤnge gefuͤhret/ daſelbſt mit gluͤenden Zangen zerriſſen/ Sophonisbe und Narvas mit hoͤchſtem Frolocken vermaͤhlet/ und durch Unterwerffung Afrikens dieſer Krieg ge- endiget ward/ zu einem unver geßlichen Denck- male: daß einheimiſche Kriege nicht nur die ſchaͤdlichſten/ ſondern auch die grauſamſten ſind. Wie aber die irrdiſche Gluͤckſeligkeit an Zer- brechligkeit dem Glaſe/ an Veraͤnderung der Lufft uͤberlegen iſt; alſo genaß Fuͤrſt Narvas wenige Jahre ſeiner ſuͤſſen Eh/ und nach ſeinem verſtorbenen Vater der koͤniglichen Herrſchafft. Ob nun wol er einen dreyjaͤhrigen Sohn Lacu- marn nach ſich verließ; ſo verfiel doch nach den Africaniſchen Reichs-Geſetzen das Reich auff des Narvas aͤlteſten Bruder Gala. Als dieſes derogeſtalt in Africa erfolgte/ ge- riethen hingegen die Deutſchen in Jtalien ie laͤnger ie mehr ins Gedraͤnge. Denn das Gluͤ- cke gleichet ſich mit ſeinen Umwechſelungen dem wuͤtenden Meere; welches an einem Orte neue Eylande gebieret/ am andern aber ſo viel den U- fern abſpielet. Oder das von ſo vielen Siegen aufgeblaſene Rom wolte nunmehr als ein groſ- ſes Meer alle Laͤnder uͤberſchwemmen/ und alle Nachbarn in ſeinen Rachen verſchlingen. Maſ- ſen die Roͤmer nicht alleine wider die Ligurier und Jnſubrier eine Kriegs-Urſache vom Zau- ne brachen/ ſondern auch Publius Valerius ei- genmaͤchtig/ und ohne einige Kriegs-Ankuͤndi- gung die Semnoner uͤberfiel/ aber von ihnen derogeſtalt empfangen ward: daß er vierdtehalb- tauſend Roͤmer an dem Fluſſe Sapis ſitzen ließ. Und ob er zwar hernach mehr aus einer blin- den Verzweiffelung als aus einer vorſichti- gen Tapfferkeit den Semnonern einen Ab- bruch that; hielt der Roͤmiſche Rath doch des Valerius Vortheil ſo geringe: daß ihm das ver- langte Siegsgepraͤnge verweigert ward. Viel gluͤcklicher uͤberfiel Grachchus ohne die gering- ſte Urſache/ und unter erdichtetem Vorwand: daß etliche Roͤmiſche Handelsleute waͤren berau- bet/ und ins Meer geworffen worden/ die un- ſchuldigen Ligurier/ und die durch innerliche Un- ruh entkraͤftete Carthaginenſiſche Beſatzung auf den Eylanden Sardinien und Corſica. Denn nach dem ſie auf dieſen unglaublichen Raub ge- macht hatten/ Carthago aber die abtrinnigen Sardinier zum Gehorſam bringen wolte/ nah- men ſich die Roͤmer der Aufruͤhrer an/ und zwangen dieſe ohnmaͤchtige Stadt ihnen den Frieden durch Abtretung Sardiniens und zwoͤlff hundert Talent abzukauffen; denen Semnonern/ Celten und Bojen aber befah- len ſie gantz Jtalien zu raͤumen. Weil nun die Semnoner Jtalien nicht raͤumen wolten/ ſondern mit den Bojen und Liguriern wider den allgemeinen Feind ſich verbanden; zo- hen die Buͤrgermeiſter Lucius Cornelius und Qvin-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 807[809]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/869>, abgerufen am 23.11.2024.