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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] gen Anapius und Amphinamus in dem Carta-
neischen Felde auffgerichtet sahen/ die Vater und
Mutter aus dem feurigen Hartzte des Berges
Etna getragen haben. Als die Friesen nun auch
in der Seeschlacht bey Drepanum unterm Ad-
herbal sich so tapffer hielten/ daß drey und neun-
zig Römische Schiffe erobert wurden/ und Pu-
blius mit dreißig Schiffen zur Noth entrann/
auch eben diese unter dem Carthalon die für Lily-
beum liegende Römische Schiff-Flotte anzün-
deten/ den Bürgermeister Junius aber bey dem
Pachinischen Vorgebürge an Strand jagten/
und zwey Römische von einander getrennte
Kriegs-Flotten/ dem Winde und Wellen auff-
opfferten/ ward hinfort sonder der Deutschen Zu-
that kein wichtiger Anschlag mehr für genommen.
Welche denn auch dem kühnen Hamilcar Barca
an die Hand gaben: daß der zwischen der Stadt
Panormus und Hyccara der Lais Vaterlande
dem Berge Ercta an einem festen und fruchtba-
ren Orte/ wovon er mit Schiffen die Jtaliäni-
schen Küsten täglich unsicher machen konte/
zu grossem Abbruch sein Läger schlug/ die Rö-
mer in grosse Hungers-Noth brachte/ welche
der Erycinischen Venus Tempel eingenommen
hatten/ den Aeneas auff dem Gipfel des Ber-
ges Eryx gebaut/ und darein seinen Vater An-
chises nebst der Venus Sohn Eryx begraben
hat. Die Römer kamen hierdurch derogestalt
ins Gedrange: daß sie dieses Heiligthum/ und
vielleicht gantz Sicilien verlassen hätten/ wenn
nicht der wunderwürdige güldene Wider/ den Dä-
dalus der Venus gegossen/ sich Landwerts um-
gekehrt/ und derogestalt die Römer daselbst noch
zu bleiben erinnert/ hingegen die Tauben/ welche
von der dar in Gestalt einer rothen Taube vor-
flügenden Venus jährlich nach Africa nachflü-
gen sollen/ ihren Flug gegen Jtalien verändert/
und gleichsam gegen dieses ihre Gunst/ gegen je-
nes ihre Abneigung angedeutet hätten. Das
Blat wendete sich auch etliche Tage hernach; in-
dem etliche tausend unter dem Hertzog Narvas
[Spaltenumbruch] streitende/ von den Mohren aber übel gehaltene
Deutschen zu den Römern übergegangen wä-
ren/ wodurch denn die Römer nicht alleine aus
diesem Gedrange errettet/ sondern auch der Ab-
gang dieser tapfferen Leute kurtz hierauff in der
Seeschlacht bey Drexana zwischen dem Hanno
und Lutetius mercklich gemißet/ den Carthagi-
nensern funffzig Schiffe in Grund gebohrt/ sie-
benzig mit zehntausend Mann gefangen wur-
den; und Carthago derogestalt durch den an
Klugheit und Tapfferkeit keinem nachgeben-
den Feldherrn Hamilcar mit den Römern ei-
nen Frieden schlüssen/ das fruchtbare Sicilien
aber im Stiche lassen muste.

Kurtz erwehnter Fürst Narvas war ein En-
ckel des Bructerer Hertzogs Narvas/ dessen zwey
jüngere Söhne theils wegen ihres Brudern
Erstgeburt/ theils wegen ihres allzu volckrei-
chen Vaterlandes mit seinem Theile Volckes
ein fremdes Land zu suchen gezwungen wurden.
Der eine Sohn Bagan ließ sich in Gallien zwi-
schen der Schelde und Maaß an dem Flusse
Sabis nieder; von welchem die Stadt Bagen-
heim/ von dessen Vater aber das Volck den
Nahmen der Närvier hat. Der andere Sohn
Estion verdrang ein Theil der Veneter/ und be-
meisterte sich des Seestrandes an dem Venedi-
schen Seebusem von dem Flusse Chronus und
Rubo an biß an den Strom Turnutum; an wel-
chem er nach seines Vatern Nahmen die Stadt
Narva erbaute. Nach seinem Tode nöthigte
der älteste Sohn Hirus seinen jüngern sechzehn-
jährigen Bruder Narvas sein Vaterland zu
räumen. Dieser junge Held hielt es ihm an-
ständiger zu seyn/ bey den Fremden durch Tu-
gend ein Lorberreiß zu verdienen/ als seinem
Bruder durch Trägheit Uberlast/ und seiner
Vor-Eltern Reichs-Apffel zum Zanck-Apffel
zu machen; dahero segelte er mit etlichen Cartha-
ginensischen Kauffschiffen/ welche auffdem Ey-
lande Glaßaria Agstein/ den das Meer häuffig
an diese Ufer anspielet/ einkaufften/ nach Cartha-

go.

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] gen Anapius und Amphinamus in dem Carta-
neiſchen Felde auffgerichtet ſahen/ die Vater und
Mutter aus dem feurigen Hartzte des Berges
Etna getragen haben. Als die Frieſen nun auch
in der Seeſchlacht bey Drepanum unterm Ad-
herbal ſich ſo tapffer hielten/ daß drey und neun-
zig Roͤmiſche Schiffe erobert wurden/ und Pu-
blius mit dreißig Schiffen zur Noth entrann/
auch eben dieſe unter dem Carthalon die fuͤr Lily-
beum liegende Roͤmiſche Schiff-Flotte anzuͤn-
deten/ den Buͤrgermeiſter Junius aber bey dem
Pachiniſchen Vorgebuͤrge an Strand jagten/
und zwey Roͤmiſche von einander getrennte
Kriegs-Flotten/ dem Winde und Wellen auff-
opfferten/ ward hinfort ſonder der Deutſchen Zu-
that kein wichtiger Anſchlag mehr fuͤr genom̃en.
Welche denn auch dem kuͤhnen Hamilcaꝛ Barca
an die Hand gaben: daß der zwiſchen der Stadt
Panormus und Hyccara der Lais Vaterlande
dem Berge Ercta an einem feſten und fruchtba-
ren Orte/ wovon er mit Schiffen die Jtaliaͤni-
ſchen Kuͤſten taͤglich unſicher machen konte/
zu groſſem Abbruch ſein Laͤger ſchlug/ die Roͤ-
mer in groſſe Hungers-Noth brachte/ welche
der Eryciniſchen Venus Tempel eingenom̃en
hatten/ den Aeneas auff dem Gipfel des Ber-
ges Eryx gebaut/ und darein ſeinen Vater An-
chiſes nebſt der Venus Sohn Eryx begraben
hat. Die Roͤmer kamen hierdurch derogeſtalt
ins Gedrange: daß ſie dieſes Heiligthum/ und
vielleicht gantz Sicilien verlaſſen haͤtten/ wenn
nicht der wunderwuͤrdige guͤldene Wideꝛ/ dẽ Daͤ-
dalus der Venus gegoſſen/ ſich Landwerts um-
gekehrt/ und derogeſtalt die Roͤmer daſelbſt noch
zu bleiben erinnert/ hingegen die Tauben/ welche
von der dar in Geſtalt einer rothen Taube vor-
fluͤgenden Venus jaͤhrlich nach Africa nachfluͤ-
gen ſollen/ ihren Flug gegen Jtalien veraͤndert/
und gleichſam gegen dieſes ihre Gunſt/ gegen je-
nes ihre Abneigung angedeutet haͤtten. Das
Blat wendete ſich auch etliche Tage hernach; in-
dem etliche tauſend unter dem Hertzog Narvas
[Spaltenumbruch] ſtreitende/ von den Mohren aber uͤbel gehaltene
Deutſchen zu den Roͤmern uͤbergegangen waͤ-
ren/ wodurch denn die Roͤmer nicht alleine aus
dieſem Gedrange errettet/ ſondern auch der Ab-
gang dieſer tapfferen Leute kurtz hierauff in der
Seeſchlacht bey Drexana zwiſchen dem Hanno
und Lutetius mercklich gemißet/ den Carthagi-
nenſern funffzig Schiffe in Grund gebohrt/ ſie-
benzig mit zehntauſend Mann gefangen wur-
den; und Carthago derogeſtalt durch den an
Klugheit und Tapfferkeit keinem nachgeben-
den Feldherrn Hamilcar mit den Roͤmern ei-
nen Frieden ſchluͤſſen/ das fruchtbare Sicilien
aber im Stiche laſſen muſte.

Kurtz erwehnter Fuͤrſt Narvas war ein En-
ckel des Bructerer Hertzogs Narvas/ deſſen zwey
juͤngere Soͤhne theils wegen ihres Brudern
Erſtgeburt/ theils wegen ihres allzu volckrei-
chen Vaterlandes mit ſeinem Theile Volckes
ein fremdes Land zu ſuchen gezwungen wuꝛden.
Der eine Sohn Bagan ließ ſich in Gallien zwi-
ſchen der Schelde und Maaß an dem Fluſſe
Sabis nieder; von welchem die Stadt Bagen-
heim/ von deſſen Vater aber das Volck den
Nahmen der Naͤrvier hat. Der andere Sohn
Eſtion verdrang ein Theil der Veneteꝛ/ und be-
meiſterte ſich des Seeſtrandes an dem Venedi-
ſchen Seebuſem von dem Fluſſe Chronus und
Rubo an biß an den Strom Turnutum; an wel-
chem er nach ſeines Vatern Nahmen die Stadt
Narva erbaute. Nach ſeinem Tode noͤthigte
der aͤlteſte Sohn Hirus ſeinen juͤngern ſechzehn-
jaͤhrigen Bruder Narvas ſein Vaterland zu
raͤumen. Dieſer junge Held hielt es ihm an-
ſtaͤndiger zu ſeyn/ bey den Fremden durch Tu-
gend ein Lorberreiß zu verdienen/ als ſeinem
Bruder durch Traͤgheit Uberlaſt/ und ſeiner
Vor-Eltern Reichs-Apffel zum Zanck-Apffel
zu machen; dahero ſegelte er mit etlichen Cartha-
ginenſiſchen Kauffſchiffen/ welche auffdem Ey-
lande Glaßaria Agſtein/ den das Meer haͤuffig
an dieſe Ufer anſpielet/ einkaufften/ nach Cartha-

go.
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 792[796]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/856>, abgerufen am 23.11.2024.