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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] funden/ daß der auf dem Tritonischen Berge
befindliche und stets saltzichtes See-Wasser in
sich habende Brunn mit süssem Wasser ange-
füllt war; gleich als wenn Augustens Gegen-
wart die geheimen Meer-Adern zu verstopffen/
und süsse zu eröfnen/ oder aber alle Bitterkeit zu
verzuckern mächtig wäre. Diesemnach hatten
sie in Hoffnung grosser Käyserlichen Gnade für
der zum Einzuge erkieseten Stadt-Pforte Di-
pylon des Augustus und der Livia Bild/ jenes
in Gestalt des Saturn/ dieses der Astrea auff-
gerichtet/ und mit Golde darüber geschrieben:
Die zwey Fürsteher der güldenen Zeit.
Für dem nicht ferne vom Thore stehenden Tem-
pel des Theseus stand abermals das Bild des
Käysers in Gestalt des den Minotaurus töd-
tenden Theseus/ mit der Uberschrifft: Der
nur denen Ungeheuern schreckliche
Käyser.
Darneben stand Liviens Bildnüß
in Gestalt der Ariadne mit dem güldenen Fade-
me/ mit der Beyschrifft: Die kluge Ver-
richterin aller Verwirrungen.
Nicht
weit davon stand des Käysers Bild noch ein-
mal/ welches in der ausgestreckten Hand einen
Hut/ zu den Füssen eine zerbrochene Kette hat-
te/ mit dem Beysatze: Der Uhrheber der
Freyheit.
Liviens Bild stand gegen über in
Gestalt der Ceres/ welche aus einem Gefässe
Mehl schüttete/ mit der Uberschrifft: Die
gütige Versorgerin der Armen.
Denn
in diesen nach dem Marathonischen Siege ge-
bauten Tempel nahmen die von ihren Herren
übel gehaltene Leibeigenen ihre Zuflucht/ und
man theilte darinnen den Armen Mehl aus.
Auff der andern Seite war für die aus Marmel
vom Könige Ptolemeus gebaute Schule das
überaus köstliche Bild des Mercur gesetzt/ wel-
cher dem August gleichsam seinen Schlangen-
Stab reichte/ daran ein Zettel mit dieser golde-
[Spaltenumbruch] nen Schrifft hing: Dem würdigern Mer-
cur unser Zeit.
Auf einer Seite stand die
allhier denen freyen Künsten obliegende Römi-
sche/ auf der andern die Griechische und andere
fremde Jugend über zehn tausend starck/ welche
sich für Augusten und Livien neigten/ und ihm
als einem Vater/ ihr als einer Amme der freyen
Künste zurufften. Wie nun der Einzug durch
die Ceramische Strasse fortrückte; also waren
für das überaus köstliche Pantheon/ oder den
Tempel aller Götter zwar die Bilder der zwölf
Götter aufgerichtet/ des Jupiters und der Ju-
no aber weggenommen/ und an derer Stelle
Augustens und Liviens aus Gold/ da die andern
nur aus Ertzt waren/ hingestellt. Uber ihnen
stand eine herrliche Ehren-Pforte mit der Uber-
schrifft:

Dergleichen Gottheit/ solcher Zeit/
Heischt Ertzt von mehrer Köstlig-
keit.

Auf dem Ceramischen grossen Platze für dem
Tempel des Vulcan/ welchem Erfinder des
Feuers Athen die ersten Fackeln gewiedmet hat/
reichte ein Ertztenes Bild dieses Gottes dem
Käyser eine brennende Fackel aus weissem
Wachse zu; darumb war mit Golde geschrie-
ben:

Nim grosser Käyser hin die mir geweihte Kertze;
Weil deme Glut uns giebt viel nützlichern Gebrauch.
Denn dein von heisser Gunst entzündet Vater-Hertze
Hegt Liebe sonder Falsch/ und Feuer ohne Rauch.

Hierauf wendete sich der Zug aus der Cerami-
schen Strasse auf die lincke Seite bey dem Spa-
tzier-Gange des Zeno/ und der ihm folgenden
Stoischen Weisen vorbey. Weil nun in selb-
tem die grossen Verrichtungen der alten He!-
den von denen fürtrefflichsten Mahlern abge-
bildet waren/ und insonderheit Polignotus sei-
ne Meisterstücke dahin gewiedmet hatte; wa-
ren daselbst auch die fürnehmsten Geschichte des

Käy-
R r r r 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] funden/ daß der auf dem Tritoniſchen Berge
befindliche und ſtets ſaltzichtes See-Waſſer in
ſich habende Brunn mit ſuͤſſem Waſſer ange-
fuͤllt war; gleich als wenn Auguſtens Gegen-
wart die geheimen Meer-Adern zu verſtopffen/
und ſuͤſſe zu eroͤfnen/ oder aber alle Bitterkeit zu
verzuckeꝛn maͤchtig waͤre. Dieſemnach hatten
ſie in Hoffnung groſſer Kaͤyſerlichen Gnade fuͤr
der zum Einzuge erkieſeten Stadt-Pforte Di-
pylon des Auguſtus und der Livia Bild/ jenes
in Geſtalt des Saturn/ dieſes der Aſtrea auff-
gerichtet/ und mit Golde daruͤber geſchrieben:
Die zwey Fuͤrſteher der guͤldenen Zeit.
Fuͤr dem nicht ferne vom Thore ſtehenden Tem-
pel des Theſeus ſtand abermals das Bild des
Kaͤyſers in Geſtalt des den Minotaurus toͤd-
tenden Theſeus/ mit der Uberſchrifft: Der
nur denen Ungeheuern ſchreckliche
Kaͤyſer.
Darneben ſtand Liviens Bildnuͤß
in Geſtalt der Ariadne mit dem guͤldenen Fade-
me/ mit der Beyſchrifft: Die kluge Ver-
richterin aller Verwirrungen.
Nicht
weit davon ſtand des Kaͤyſers Bild noch ein-
mal/ welches in der ausgeſtreckten Hand einen
Hut/ zu den Fuͤſſen eine zerbrochene Kette hat-
te/ mit dem Beyſatze: Der Uhrheber der
Freyheit.
Liviens Bild ſtand gegen uͤber in
Geſtalt der Ceres/ welche aus einem Gefaͤſſe
Mehl ſchuͤttete/ mit der Uberſchrifft: Die
guͤtige Verſorgerin der Armen.
Denn
in dieſen nach dem Marathoniſchen Siege ge-
bauten Tempel nahmen die von ihren Herren
uͤbel gehaltene Leibeigenen ihre Zuflucht/ und
man theilte darinnen den Armen Mehl aus.
Auff der andern Seite war fuͤr die aus Marmel
vom Koͤnige Ptolemeus gebaute Schule das
uͤberaus koͤſtliche Bild des Mercur geſetzt/ wel-
cher dem Auguſt gleichſam ſeinen Schlangen-
Stab reichte/ daran ein Zettel mit dieſer golde-
[Spaltenumbruch] nen Schrifft hing: Dem wuͤrdigern Mer-
cur unſer Zeit.
Auf einer Seite ſtand die
allhier denen freyen Kuͤnſten obliegende Roͤmi-
ſche/ auf der andern die Griechiſche und andere
fremde Jugend uͤber zehn tauſend ſtarck/ welche
ſich fuͤr Auguſten und Livien neigten/ und ihm
als einem Vater/ ihr als einer Amme der freyen
Kuͤnſte zurufften. Wie nun der Einzug durch
die Ceramiſche Straſſe fortruͤckte; alſo waren
fuͤr das uͤberaus koͤſtliche Pantheon/ oder den
Tempel aller Goͤtter zwar die Bilder der zwoͤlf
Goͤtter aufgerichtet/ des Jupiters und der Ju-
no aber weggenommen/ und an derer Stelle
Auguſtens und Liviens aus Gold/ da die andern
nur aus Ertzt waren/ hingeſtellt. Uber ihnen
ſtand eine herꝛliche Ehren-Pforte mit der Uber-
ſchrifft:

Dergleichen Gottheit/ ſolcher Zeit/
Heiſcht Ertzt von mehrer Koͤſtlig-
keit.

Auf dem Ceramiſchen groſſen Platze fuͤr dem
Tempel des Vulcan/ welchem Erfinder des
Feuers Athen die erſten Fackeln gewiedmet hat/
reichte ein Ertztenes Bild dieſes Gottes dem
Kaͤyſer eine brennende Fackel aus weiſſem
Wachſe zu; darumb war mit Golde geſchrie-
ben:

Nim groſſer Kaͤyſer hin die mir geweihte Kertze;
Weil deme Glut uns giebt viel nuͤtzlichern Gebrauch.
Denn dein von heiſſer Gunſt entzuͤndet Vater-Hertze
Hegt Liebe ſonder Falſch/ und Feuer ohne Rauch.

Hierauf wendete ſich der Zug aus der Cerami-
ſchen Straſſe auf die lincke Seite bey dem Spa-
tzier-Gange des Zeno/ und der ihm folgenden
Stoiſchen Weiſen vorbey. Weil nun in ſelb-
tem die groſſen Verrichtungen der alten He!-
den von denen fuͤrtrefflichſten Mahlern abge-
bildet waren/ und inſonderheit Polignotus ſei-
ne Meiſterſtuͤcke dahin gewiedmet hatte; wa-
ren daſelbſt auch die fuͤrnehmſten Geſchichte des

Kaͤy-
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[685/0741] Arminius und Thußnelda. funden/ daß der auf dem Tritoniſchen Berge befindliche und ſtets ſaltzichtes See-Waſſer in ſich habende Brunn mit ſuͤſſem Waſſer ange- fuͤllt war; gleich als wenn Auguſtens Gegen- wart die geheimen Meer-Adern zu verſtopffen/ und ſuͤſſe zu eroͤfnen/ oder aber alle Bitterkeit zu verzuckeꝛn maͤchtig waͤre. Dieſemnach hatten ſie in Hoffnung groſſer Kaͤyſerlichen Gnade fuͤr der zum Einzuge erkieſeten Stadt-Pforte Di- pylon des Auguſtus und der Livia Bild/ jenes in Geſtalt des Saturn/ dieſes der Aſtrea auff- gerichtet/ und mit Golde daruͤber geſchrieben: Die zwey Fuͤrſteher der guͤldenen Zeit. Fuͤr dem nicht ferne vom Thore ſtehenden Tem- pel des Theſeus ſtand abermals das Bild des Kaͤyſers in Geſtalt des den Minotaurus toͤd- tenden Theſeus/ mit der Uberſchrifft: Der nur denen Ungeheuern ſchreckliche Kaͤyſer. Darneben ſtand Liviens Bildnuͤß in Geſtalt der Ariadne mit dem guͤldenen Fade- me/ mit der Beyſchrifft: Die kluge Ver- richterin aller Verwirrungen. Nicht weit davon ſtand des Kaͤyſers Bild noch ein- mal/ welches in der ausgeſtreckten Hand einen Hut/ zu den Fuͤſſen eine zerbrochene Kette hat- te/ mit dem Beyſatze: Der Uhrheber der Freyheit. Liviens Bild ſtand gegen uͤber in Geſtalt der Ceres/ welche aus einem Gefaͤſſe Mehl ſchuͤttete/ mit der Uberſchrifft: Die guͤtige Verſorgerin der Armen. Denn in dieſen nach dem Marathoniſchen Siege ge- bauten Tempel nahmen die von ihren Herren uͤbel gehaltene Leibeigenen ihre Zuflucht/ und man theilte darinnen den Armen Mehl aus. Auff der andern Seite war fuͤr die aus Marmel vom Koͤnige Ptolemeus gebaute Schule das uͤberaus koͤſtliche Bild des Mercur geſetzt/ wel- cher dem Auguſt gleichſam ſeinen Schlangen- Stab reichte/ daran ein Zettel mit dieſer golde- nen Schrifft hing: Dem wuͤrdigern Mer- cur unſer Zeit. Auf einer Seite ſtand die allhier denen freyen Kuͤnſten obliegende Roͤmi- ſche/ auf der andern die Griechiſche und andere fremde Jugend uͤber zehn tauſend ſtarck/ welche ſich fuͤr Auguſten und Livien neigten/ und ihm als einem Vater/ ihr als einer Amme der freyen Kuͤnſte zurufften. Wie nun der Einzug durch die Ceramiſche Straſſe fortruͤckte; alſo waren fuͤr das uͤberaus koͤſtliche Pantheon/ oder den Tempel aller Goͤtter zwar die Bilder der zwoͤlf Goͤtter aufgerichtet/ des Jupiters und der Ju- no aber weggenommen/ und an derer Stelle Auguſtens und Liviens aus Gold/ da die andern nur aus Ertzt waren/ hingeſtellt. Uber ihnen ſtand eine herꝛliche Ehren-Pforte mit der Uber- ſchrifft: Dergleichen Gottheit/ ſolcher Zeit/ Heiſcht Ertzt von mehrer Koͤſtlig- keit. Auf dem Ceramiſchen groſſen Platze fuͤr dem Tempel des Vulcan/ welchem Erfinder des Feuers Athen die erſten Fackeln gewiedmet hat/ reichte ein Ertztenes Bild dieſes Gottes dem Kaͤyſer eine brennende Fackel aus weiſſem Wachſe zu; darumb war mit Golde geſchrie- ben: Nim groſſer Kaͤyſer hin die mir geweihte Kertze; Weil deme Glut uns giebt viel nuͤtzlichern Gebrauch. Denn dein von heiſſer Gunſt entzuͤndet Vater-Hertze Hegt Liebe ſonder Falſch/ und Feuer ohne Rauch. Hierauf wendete ſich der Zug aus der Cerami- ſchen Straſſe auf die lincke Seite bey dem Spa- tzier-Gange des Zeno/ und der ihm folgenden Stoiſchen Weiſen vorbey. Weil nun in ſelb- tem die groſſen Verrichtungen der alten He!- den von denen fuͤrtrefflichſten Mahlern abge- bildet waren/ und inſonderheit Polignotus ſei- ne Meiſterſtuͤcke dahin gewiedmet hatte; wa- ren daſelbſt auch die fuͤrnehmſten Geſchichte des Kaͤy- R r r r 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/741>, abgerufen am 23.11.2024.