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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] mann Kileus eroberte/ und dem Serischen ein-
verleibte. Ja die Verträuligkeit ward so groß/
daß zwey West-Tatterische Brüder zu des Se-
rischen Königs Cheus tapfferen Feld-Haupt-
manne Changus in Xensi reiseten/ und sich sei-
nem Ausspruche unterwurffen; wer unter ih-
nen das väterliche Reich beherrschen solte?
Weil ieder es dem andern aufdringen wolte.
Rhemetalces fiel seufzende ein: O ein unver-
gleichliches Beyspiel der Gemüths-Mäßi-
gung! Lasset uns alte herrschsüchtige/ welche/
um einen Tag dieser scheinbaren Dienstbarkeit
zu genüssen/ sich der ewigen Unruh wiedmen/
oder sich und ihr gantzes Geschlechte aufopffern/
in die Sitten-Schule der vergnüglichen Scy-
then weisen! Zeno versetzte: Auch die Serer
hätten gleichmäßige Beyspiele. Denn nach
des Königs im Reiche U Xenugkungs Abster-
ben/ hätte der älteste Sohn Chufan dem jüng-
sten Cichaus mit Gewalt den Purpur angezo-
gen. Dieser aber hätte sich um der ihm nicht
zukommenden Würde zu entbrechen geflüchtet/
und insgeheim einen Ackersmann abgegeben;
also daß der älteste auff des Volckes Begehren
wider Willen hätte herrschen müssen. Jndem
des Königs Yven grosser Feldherr Fanlius/
welcher fast alle vom Reiche abgespaltene Län-
der erobert/ wäre zwey mal aus dem Hoffe ent-
lauffen/ und hätte bey Drehung einer Töpffer-
scheibe die Unbeständigkeit des wanckelhafften
Glücks-Rades ausgelacht: Eben so merck-
würdig wäre gewest/ daß die Sud-Tartern im
Königreiche Nankiao/ itzt Gannan genennet/
durch die Tugenden des Königs Faus/ und
Chingus bewogen worden durch eine Gesand-
schafft sich der Serischen Botmäßigkeit freywil-
lig zu unter geben/ und zu dessen Zeugnüsse dem
Chingus eine weisse Fasan-Henne zu lieffern.

Hierauf kam Zeno wieder in des Scythischen
Fürsten Tanian Erzehlung: Auf diese lange
Wetterstille brach ein grosses Ungewitter aus.
Denn Mous der fünffte König des Stammes
[Spaltenumbruch] Cheva hatte bey seinen Tugenden eine unmäs-
sige Begierde zu reiten/ und auf dem Streit-
Wagen zu rennen. Weil nun die Tattern es
damals in beyden der gantzen Welt zuvor tha-
ten/ meinte er/ daß sein Ruhm einen grossen
Abbruch leiden würde/ wenn er nicht seine Kräf-
ten mit den Tattern gemässen hätte. Also fiel
er/ wie wol wider den trenen Rath seines klugen
Schweher-Vaters Cigung/ bey denen um die
Brunnen des Saffran-Flusses wohnenden
West-Tattern mit einem mächtigen Heere
ein. Diese hoben ihre flüchtige Zelten mit al-
lem Vorrathe auf/ und zohen sich damit zwi-
schen den Berg Jmaus/ und das Damasische
Gebürge; aus welchem sie bald da/ bald dort/
den Serern in die Seite oder in Rücken fielen/
und grossen Schaden zufügten; also daß Mous
mit Verlust vielen Volckes und seines Ansehens
zurück zu ziehen gezwungen ward/ und nichts
anders zum Vortheil hatte/ als daß hernach die
heilsamen Rathschläge des Cigungs bey ihm
mehr Ansehn gewahnen. Die Tattern waren
hierdurch so erbittert/ daß sie hernach lange Jah-
re die Serer mit unzehlichen Einfällen beun-
ruhigten. Wider den König Jeus aber übten
sie eine merckwürdige Rache aus. Dieser ward
von einer schönen Dirne Paousa/ welcher Mut-
ter von dem Schaume eines Drachens soll ge-
schwängert worden seyn/ so eingenommen/ daß
er seine Gemahlin aus dem Ehebette/ und sei-
nen Sohn Jkieus vom Reichsstuhle verstieß.
Dieser flohe zu seines Vatern Bruder Xin/ in
die Landschafft Xensi; wider welchen König
Jeus/ weil er ihm seinen Sohn nicht ausfolgen
lassen wolte/ die Waffen ergriff. Xin ruffte
die West-Tattern zu Hülffe/ gegen welche Jeus
ohne diß zu Felde lag. Dieser hatte/ um sei-
ner niemahls lachenden Paousa eine Lust zu
machen/ durch seine Krieges-Losung/ nehm-
lich das Feuer etliche mahl Lermen gemacht/
und sein Krieges-Heer in die Waffen ge-
bracht. Unter diesen Kurtzweilen rückte

Xin

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] mann Kileus eroberte/ und dem Seriſchen ein-
verleibte. Ja die Vertraͤuligkeit ward ſo groß/
daß zwey Weſt-Tatteriſche Bruͤder zu des Se-
riſchen Koͤnigs Cheus tapfferen Feld-Haupt-
manne Changus in Xenſi reiſeten/ und ſich ſei-
nem Ausſpruche unterwurffen; wer unter ih-
nen das vaͤterliche Reich beherrſchen ſolte?
Weil ieder es dem andern aufdringen wolte.
Rhemetalces fiel ſeufzende ein: O ein unver-
gleichliches Beyſpiel der Gemuͤths-Maͤßi-
gung! Laſſet uns alte herrſchſuͤchtige/ welche/
um einen Tag dieſer ſcheinbaren Dienſtbarkeit
zu genuͤſſen/ ſich der ewigen Unruh wiedmen/
oder ſich und ihr gantzes Geſchlechte aufopffern/
in die Sitten-Schule der vergnuͤglichen Scy-
then weiſen! Zeno verſetzte: Auch die Serer
haͤtten gleichmaͤßige Beyſpiele. Denn nach
des Koͤnigs im Reiche U Xenugkungs Abſter-
ben/ haͤtte der aͤlteſte Sohn Chufan dem juͤng-
ſten Cichaus mit Gewalt den Purpur angezo-
gen. Dieſer aber haͤtte ſich um der ihm nicht
zukommenden Wuͤrde zu entbrechen gefluͤchtet/
und insgeheim einen Ackersmann abgegeben;
alſo daß der aͤlteſte auff des Volckes Begehren
wider Willen haͤtte herrſchen muͤſſen. Jndem
des Koͤnigs Yven groſſer Feldherr Fanlius/
welcher faſt alle vom Reiche abgeſpaltene Laͤn-
der erobert/ waͤre zwey mal aus dem Hoffe ent-
lauffen/ und haͤtte bey Drehung einer Toͤpffer-
ſcheibe die Unbeſtaͤndigkeit des wanckelhafften
Gluͤcks-Rades ausgelacht: Eben ſo merck-
wuͤrdig waͤre geweſt/ daß die Sud-Tartern im
Koͤnigreiche Nankiao/ itzt Gannan genennet/
durch die Tugenden des Koͤnigs Faus/ und
Chingus bewogen worden durch eine Geſand-
ſchafft ſich der Seriſchen Botmaͤßigkeit freywil-
lig zu unter geben/ und zu deſſen Zeugnuͤſſe dem
Chingus eine weiſſe Faſan-Henne zu lieffern.

Hierauf kam Zeno wieder in des Scythiſchen
Fuͤrſten Tanian Erzehlung: Auf dieſe lange
Wetterſtille brach ein groſſes Ungewitter aus.
Denn Mous der fuͤnffte Koͤnig des Stammes
[Spaltenumbruch] Cheva hatte bey ſeinen Tugenden eine unmaͤſ-
ſige Begierde zu reiten/ und auf dem Streit-
Wagen zu rennen. Weil nun die Tattern es
damals in beyden der gantzen Welt zuvor tha-
ten/ meinte er/ daß ſein Ruhm einen groſſen
Abbruch leiden wuͤrde/ wenn er nicht ſeine Kraͤf-
ten mit den Tattern gemaͤſſen haͤtte. Alſo fiel
er/ wie wol wider den trenen Rath ſeines klugen
Schweher-Vaters Cigung/ bey denen um die
Brunnen des Saffran-Fluſſes wohnenden
Weſt-Tattern mit einem maͤchtigen Heere
ein. Dieſe hoben ihre fluͤchtige Zelten mit al-
lem Vorrathe auf/ und zohen ſich damit zwi-
ſchen den Berg Jmaus/ und das Damaſiſche
Gebuͤrge; aus welchem ſie bald da/ bald dort/
den Serern in die Seite oder in Ruͤcken fielen/
und groſſen Schaden zufuͤgten; alſo daß Mous
mit Verluſt vielen Volckes und ſeines Anſehens
zuruͤck zu ziehen gezwungen ward/ und nichts
anders zum Vortheil hatte/ als daß hernach die
heilſamen Rathſchlaͤge des Cigungs bey ihm
mehr Anſehn gewahnen. Die Tattern waren
hierdurch ſo erbittert/ daß ſie hernach lange Jah-
re die Serer mit unzehlichen Einfaͤllen beun-
ruhigten. Wider den Koͤnig Jeus aber uͤbten
ſie eine merckwuͤrdige Rache aus. Dieſer ward
von einer ſchoͤnen Dirne Paouſa/ welcher Mut-
ter von dem Schaume eines Drachens ſoll ge-
ſchwaͤngert worden ſeyn/ ſo eingenommen/ daß
er ſeine Gemahlin aus dem Ehebette/ und ſei-
nen Sohn Jkieus vom Reichsſtuhle verſtieß.
Dieſer flohe zu ſeines Vatern Bruder Xin/ in
die Landſchafft Xenſi; wider welchen Koͤnig
Jeus/ weil er ihm ſeinen Sohn nicht ausfolgen
laſſen wolte/ die Waffen ergriff. Xin ruffte
die Weſt-Tattern zu Huͤlffe/ gegen welche Jeus
ohne diß zu Felde lag. Dieſer hatte/ um ſei-
ner niemahls lachenden Paouſa eine Luſt zu
machen/ durch ſeine Krieges-Loſung/ nehm-
lich das Feuer etliche mahl Lermen gemacht/
und ſein Krieges-Heer in die Waffen ge-
bracht. Unter dieſen Kurtzweilen ruͤckte

Xin
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/655>, abgerufen am 22.11.2024.