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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] Landsleute aber in seinen Eingeweiden; wie-
wol er sein graues Haupt mit Abtretung seiner
Würde zur Ruh zu legen mehrmals entschlossen
war/ wenn ihn nicht die Freyheit und Liebe sei-
nes zu seinem Verderben gleichsam sporen-
streichs rennenden Vaterlandes zurück gehal-
ten/ und ihm alle Beschwerligkeiten erleichtert
hätte. Die gantze Sache stand nun schier auff
der Spitze/ König Basan führte seine Sicam-
brer/ das Haupt seiner Widerwärtigen/ Tha-
bor der Sedusier und Vangionen König mit
seinen ihm anhängenden Daciern und Sar-
matern/ stellten ihre Heere gegen einander in
Schlacht-Ordnung/ und es hatte bey Gegen-
einanderwägung beyderseitigen Machten das
Ansehen/ daß der seinen Feinden schwerlich an
Macht gewachsene Basan den kürtzern ziehen
würde; Als ihm der Jllyrier König Agron sei-
ne Freundschafft und Beystand zuentbieten
ließ/ welcher er ihn in dreyen Tagen mit seiner
Heeres-Krafft würcklich zu leisten versicherte.
König Basan zohe zu König Thabors Ver-
wunderung nebst seiner streitbaren Tochter
Teuta sein Heer durch eine besondere Krieges-
List über den Mäyn zurücke; vereinbarte sich
auch mit den Jllyriern so unvermerckt/ daß die
ihn gleichsam als einem verzagten flüchtigen hi-
tzig-folgendem Feinde dessen nicht einst inne
wurden/ biß König Basan in einer neuen
Schlacht-Ordnung sein fast zweyfach vergrös-
sertes Heer dem unvorsichtigen Feinde entge-
gen stellte. Dieser unvermuthete Anblick
siegte anfangs denen Augen/ hernach die Klug-
heit Basans/ die Tapfferkeit der Fürstin Teu-
ta/ und die Streitbarkeit des Königs Agron de-
nen Waffen der Feinde ob. Basan erlegte
eigenhändig den König Thabor/ Teuta den
Heerführer der Sarmaten/ und Agron ver-
diente durch seine Helden-Thaten/ daß ihm die
Fürstin Teuta auff der Wallstatt vermählet
ward. So viel weiß ich von dieser Heldin
[Spaltenumbruch] deutschen Verrichtungen zu erzehlen; das be-
ste wird Fürst Rhemetalces fürzutragen wis-
sen.

Dieser fuhr fort: Der Jllyrer Reich hat Ri-
phat gegründet/ welchen einige irrig Jllyrius
heissen/ und für des Cyclopen Poliphemus und
Galateens Sohn halten. Jhre Tapfferkeit
ist von uhralten Zeiten berühmt; also/ daß sie
denen behertzten Molossen in Epirus mehr-
mahls obgesieget/ und in einer Schlacht ihrer
über zehn tausend erleget. Hierauff haben sie
den Meister über die streitbaren Macedonier
gespielet/ und ob sie zwar einsmahls von die-
sen/ als sie der Anblick ihres mit in die Schlacht
genommenen Königs Europus eines noch zar-
ten Kindes zu verzweiffeltem Gefechte veran-
laste/ eine schwere Niederlage erlitten; so ha-
ben sie gleichwohl ihr Haupt wieder empor ge-
hoben/ den König Amyntas ihnen zinsbar ge-
macht/ und ein Theil Macedoniens erobert.
Nach dem aber die Jllyrier unter einander
selbst zwistig waren/ also/ daß die Scordiscier
die Triballen aus dem Lande und biß über den
Jster an das schwartze Meer verjagten/ ja die
Andierer und Liburnier/ wie auch die Taulan-
tier und Parthiner solch Reich gar unter einan-
der theileten/ und jene den Clitus/ diese den
Bardylis zu ihrem Könige erwehlten/ brauch-
te sich der schlaue Philipp dieser Gelegenheit/
und zwang nach einer blutigen Schlacht/ in
welcher er zwar siegte/ aber nebst dem Verlust
seines besten Adels verwundet ward/ und nach
Eroberung der Stadt Lissus am Flusse Dri-
nus und dem Meere/ dem Bordylis alles/ was
er in Macedonien besaß/ abzutreten. Wie
nun aber ein Fluß nur so lange sein Ansehn/
daß man selbten nicht durchwaten könne/ be-
hält/ biß man einen Furth dardurch gefunden;
Also hältman ein Reich nicht länger für unü-
berwindlich/ als biß selbtes einmahl einen
Hauptstreich versehen. Dieses bewog Phi-

lip-

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] Landsleute aber in ſeinen Eingeweiden; wie-
wol er ſein graues Haupt mit Abtretung ſeiner
Wuͤrde zur Ruh zu legen mehrmals entſchloſſen
war/ wenn ihn nicht die Freyheit und Liebe ſei-
nes zu ſeinem Verderben gleichſam ſporen-
ſtreichs rennenden Vaterlandes zuruͤck gehal-
ten/ und ihm alle Beſchwerligkeiten erleichtert
haͤtte. Die gantze Sache ſtand nun ſchier auff
der Spitze/ Koͤnig Baſan fuͤhrte ſeine Sicam-
brer/ das Haupt ſeiner Widerwaͤrtigen/ Tha-
bor der Seduſier und Vangionen Koͤnig mit
ſeinen ihm anhaͤngenden Daciern und Sar-
matern/ ſtellten ihre Heere gegen einander in
Schlacht-Ordnung/ und es hatte bey Gegen-
einanderwaͤgung beyderſeitigen Machten das
Anſehen/ daß der ſeinen Feinden ſchwerlich an
Macht gewachſene Baſan den kuͤrtzern ziehen
wuͤrde; Als ihm der Jllyrier Koͤnig Agron ſei-
ne Freundſchafft und Beyſtand zuentbieten
ließ/ welcher er ihn in dreyen Tagen mit ſeiner
Heeres-Krafft wuͤrcklich zu leiſten verſicherte.
Koͤnig Baſan zohe zu Koͤnig Thabors Ver-
wunderung nebſt ſeiner ſtreitbaren Tochter
Teuta ſein Heer durch eine beſondere Krieges-
Liſt uͤber den Maͤyn zuruͤcke; vereinbarte ſich
auch mit den Jllyriern ſo unvermerckt/ daß die
ihn gleichſam als einem verzagten fluͤchtigen hi-
tzig-folgendem Feinde deſſen nicht einſt inne
wurden/ biß Koͤnig Baſan in einer neuen
Schlacht-Ordnung ſein faſt zweyfach vergroͤſ-
ſertes Heer dem unvorſichtigen Feinde entge-
gen ſtellte. Dieſer unvermuthete Anblick
ſiegte anfangs denen Augen/ hernach die Klug-
heit Baſans/ die Tapfferkeit der Fuͤrſtin Teu-
ta/ und die Streitbarkeit des Koͤnigs Agron de-
nen Waffen der Feinde ob. Baſan erlegte
eigenhaͤndig den Koͤnig Thabor/ Teuta den
Heerfuͤhrer der Sarmaten/ und Agron ver-
diente durch ſeine Helden-Thaten/ daß ihm die
Fuͤrſtin Teuta auff der Wallſtatt vermaͤhlet
ward. So viel weiß ich von dieſer Heldin
[Spaltenumbruch] deutſchen Verrichtungen zu erzehlen; das be-
ſte wird Fuͤrſt Rhemetalces fuͤrzutragen wiſ-
ſen.

Dieſer fuhr fort: Der Jllyrer Reich hat Ri-
phat gegruͤndet/ welchen einige irrig Jllyrius
heiſſen/ und fuͤr des Cyclopen Poliphemus und
Galateens Sohn halten. Jhre Tapfferkeit
iſt von uhralten Zeiten beruͤhmt; alſo/ daß ſie
denen behertzten Moloſſen in Epirus mehr-
mahls obgeſieget/ und in einer Schlacht ihrer
uͤber zehn tauſend erleget. Hierauff haben ſie
den Meiſter uͤber die ſtreitbaren Macedonier
geſpielet/ und ob ſie zwar einsmahls von die-
ſen/ als ſie der Anblick ihres mit in die Schlacht
genommenen Koͤnigs Europus eines noch zar-
ten Kindes zu verzweiffeltem Gefechte veran-
laſte/ eine ſchwere Niederlage erlitten; ſo ha-
ben ſie gleichwohl ihr Haupt wieder empor ge-
hoben/ den Koͤnig Amyntas ihnen zinsbar ge-
macht/ und ein Theil Macedoniens erobert.
Nach dem aber die Jllyrier unter einander
ſelbſt zwiſtig waren/ alſo/ daß die Scordiſcier
die Triballen aus dem Lande und biß uͤber den
Jſter an das ſchwartze Meer verjagten/ ja die
Andierer und Liburnier/ wie auch die Taulan-
tier und Parthiner ſolch Reich gar unter einan-
der theileten/ und jene den Clitus/ dieſe den
Bardylis zu ihrem Koͤnige erwehlten/ brauch-
te ſich der ſchlaue Philipp dieſer Gelegenheit/
und zwang nach einer blutigen Schlacht/ in
welcher er zwar ſiegte/ aber nebſt dem Verluſt
ſeines beſten Adels verwundet ward/ und nach
Eroberung der Stadt Liſſus am Fluſſe Dri-
nus und dem Meere/ dem Bordylis alles/ was
er in Macedonien beſaß/ abzutreten. Wie
nun aber ein Fluß nur ſo lange ſein Anſehn/
daß man ſelbten nicht durchwaten koͤnne/ be-
haͤlt/ biß man einen Furth dardurch gefunden;
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Hauptſtreich verſehen. Dieſes bewog Phi-

lip-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/590>, abgerufen am 20.05.2024.