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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
te Marpesische Gebürge unterbricht ein Assyrischer Pfeil/ ihre Tochter Gorgonia ver-
folget ihre Siege/ von welcher die so genannten mit Schlangen behangene Gorgonische
Schilde und Waffen den Nahmen bekommen/ wird aber auch letzt durch Hinterlist vom
Perseus erleget. Nach ihr herrschet die Königin Myrine/ diese überwindet die Syrer
durchs Schwerdt/ die Cilicier durch Schrecken/ bauet auch unterschiedene Städte/ biß
sie ebenmäßig in der Schlacht wider die Thracischen Könige umkommet. Lampeto und
ihre Tochter Antiope wird nicht weniger sieghafft und in die Höhe eines so rühmlichen
Urtheils gestellet: daß eine Amazone zu überwinden so wenig/ als den Himmel mit
Fingern zu erreichen möglich/ und dem Hercules einer Amazonen Gürtel vor ein schwe-
rers Werck/ als das goldene Fell aus Colchis zu holen auferleget sey. Die von den A-
mazonen hart bekriegte und fast über den Hellespont getriebene Griechen bauen diesen
ihren Feinden zum ewigen Gedächtniß die Stadt Amazonia auf. Panthaseleens Lie-
be gegen den König der Mysier Telephus des Hercules und der Auge Sohn bringet das
Amazonische Reich in Aufstand; fällt aber doch gleichwol bald die aufs neue Troja be-
ängstigenden Grichen wieder an/ darunter die hertzhaffte Königin Tamyris dem Scy-
thischen Könige Madyes wider den Cyrus zu Hülffe kommt/ ihres erwürgten Sohnes
Rhodobates wegen viel tausend Persen erleget/ gegen den König selbst aufs grausamste
wütet/ und dardurch allen Völckern ein Schrecken einjaget/ auch behauptet: daß kein
ander als Königl. Geblüte ins künfftige den Thron betreten solle. Die Königin Tha-
lestris sendet wider des Königs Artaxerxes Ochus verschnittenen Meuchelmörder Ochus
Bagoas und den sich zum Könige aufgeworffenen Darius Codman tausend Amazo-
nen/ welche des Gotischen Königs Sit alces Tochter Syeda zwar hertzhafft führet/ aber
tödlich verwundet/ vom Atropates gefangen/ dem grossen Alexander verehret/ und all-
dar dem die Großmüthigkeit der deutschen verfechtendem Fürsten Anthyr vermählet
wird/ mit dem sie wieder in Deutschland zurücke reiset. Zeno bekommt Nachricht von
der Fürstin Thußnelde: daß diese zwey Helden-Leute nicht allein glücklich im Vater-
lande ankommen/ sondern ihnen auch die Heruler zwey steinerne Ehren-Bilder aufge-
richtet/ die Syeda als eine Ceres verehret/ und ihr jährlich geopffert haben. Von die-
sem uhralten Stamm haben die noch heutiges Tages blühenden Hertzoglichen Wappen
den Bucephals Kopff geerbet. Die Königin Thalestris wird vom Alexander mit List
hintergangen/ endlich gar von ihm geschwängert; die Königin Erato von der Fürstin
Thußnelde zu einiger Erzehlung ihres Helden-Stammes/ beyde aber dardurch gegen
einander zu sonderbaren Höfligkeiten gebracht: biß endlich Rhemetalces von diesen
Heldinnen/ ingleichen von der hertzhafften Teuta ausführlicher zu erzehlen vom Zeno
selbst ersuchet/ auch vom Feld-Herrn darinnen unterstützet wird: wie ihr Vater Ba-
san ein Sicambrischer König seinen einzigen Sohn Sedan wegen Ehbruchs getödtet/
und dardurch Deutschland in Krieg verwickelt habe. Der Jllyrier König Agron beut
ihm seine Freundschafft und Beystand an: worauf König Basan mit seiner streitbaren
Tochter Teuta/ und zwar er durch seine Klugheit/ die Fürstin mit ihrer Tapffer-König
Agron durch seine Streitbarkeit den Feinden obsieget. Basan erlegt eigenhändig den
König Thabor; Teuta den Heerführer der Sarmaten/ und Agrons Heldenthaten
bringen ihm die Vermählung der Teuta auf der Wahlstatt zu wege. Rhemetalces

fähret
R r r 2

Arminius und Thußnelda.
te Marpeſiſche Gebuͤrge unterbricht ein Aſſyriſcher Pfeil/ ihre Tochter Gorgonia ver-
folget ihre Siege/ von welcher die ſo genannten mit Schlangen behangene Gorgoniſche
Schilde und Waffen den Nahmen bekommen/ wird aber auch letzt durch Hinterliſt vom
Perſeus erleget. Nach ihr herrſchet die Koͤnigin Myrine/ dieſe uͤberwindet die Syrer
durchs Schwerdt/ die Cilicier durch Schrecken/ bauet auch unterſchiedene Staͤdte/ biß
ſie ebenmaͤßig in der Schlacht wider die Thraciſchen Koͤnige umkommet. Lampeto und
ihre Tochter Antiope wird nicht weniger ſieghafft und in die Hoͤhe eines ſo ruͤhmlichen
Urtheils geſtellet: daß eine Amazone zu uͤberwinden ſo wenig/ als den Himmel mit
Fingern zu erreichen moͤglich/ und dem Hercules einer Amazonen Guͤrtel vor ein ſchwe-
rers Werck/ als das goldene Fell aus Colchis zu holen auferleget ſey. Die von den A-
mazonen hart bekriegte und faſt uͤber den Helleſpont getriebene Griechen bauen dieſen
ihren Feinden zum ewigen Gedaͤchtniß die Stadt Amazonia auf. Panthaſeleens Lie-
be gegen den Koͤnig der Myſier Telephus des Hercules und der Auge Sohn bringet das
Amazoniſche Reich in Aufſtand; faͤllt aber doch gleichwol bald die aufs neue Troja be-
aͤngſtigenden Grichen wieder an/ darunter die hertzhaffte Koͤnigin Tamyris dem Scy-
thiſchen Koͤnige Madyes wider den Cyrus zu Huͤlffe kommt/ ihres erwuͤrgten Sohnes
Rhodobates wegen viel tauſend Perſen erleget/ gegen den Koͤnig ſelbſt aufs grauſamſte
wuͤtet/ und dardurch allen Voͤlckern ein Schrecken einjaget/ auch behauptet: daß kein
ander als Koͤnigl. Gebluͤte ins kuͤnfftige den Thron betreten ſolle. Die Koͤnigin Tha-
leſtris ſendet wider des Koͤnigs Artaxerxes Ochus verſchnittenen Meuchelmoͤrder Ochus
Bagoas und den ſich zum Koͤnige aufgeworffenen Darius Codman tauſend Amazo-
nen/ welche des Gotiſchen Koͤnigs Sit alces Tochter Syeda zwar hertzhafft fuͤhret/ aber
toͤdlich verwundet/ vom Atropates gefangen/ dem groſſen Alexander verehret/ und all-
dar dem die Großmuͤthigkeit der deutſchen verfechtendem Fuͤrſten Anthyr vermaͤhlet
wird/ mit dem ſie wieder in Deutſchland zuruͤcke reiſet. Zeno bekommt Nachricht von
der Fuͤrſtin Thußnelde: daß dieſe zwey Helden-Leute nicht allein gluͤcklich im Vater-
lande ankommen/ ſondern ihnen auch die Heruler zwey ſteinerne Ehren-Bilder aufge-
richtet/ die Syeda als eine Ceres verehret/ und ihr jaͤhrlich geopffert haben. Von die-
ſem uhralten Stamm haben die noch heutiges Tages bluͤhenden Hertzoglichen Wappen
den Bucephals Kopff geerbet. Die Koͤnigin Thaleſtris wird vom Alexander mit Liſt
hintergangen/ endlich gar von ihm geſchwaͤngert; die Koͤnigin Erato von der Fuͤrſtin
Thußnelde zu einiger Erzehlung ihres Helden-Stammes/ beyde aber dardurch gegen
einander zu ſonderbaren Hoͤfligkeiten gebracht: biß endlich Rhemetalces von dieſen
Heldinnen/ ingleichen von der hertzhafften Teuta ausfuͤhrlicher zu erzehlen vom Zeno
ſelbſt erſuchet/ auch vom Feld-Herrn darinnen unterſtuͤtzet wird: wie ihr Vater Ba-
ſan ein Sicambriſcher Koͤnig ſeinen einzigen Sohn Sedan wegen Ehbruchs getoͤdtet/
und dardurch Deutſchland in Krieg verwickelt habe. Der Jllyrier Koͤnig Agron beut
ihm ſeine Freundſchafft und Beyſtand an: worauf Koͤnig Baſan mit ſeiner ſtreitbaren
Tochter Teuta/ und zwar er durch ſeine Klugheit/ die Fuͤrſtin mit ihrer Tapffer-Koͤnig
Agron durch ſeine Streitbarkeit den Feinden obſieget. Baſan erlegt eigenhaͤndig den
Koͤnig Thabor; Teuta den Heerfuͤhrer der Sarmaten/ und Agrons Heldenthaten
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[499/0555] Arminius und Thußnelda. te Marpeſiſche Gebuͤrge unterbricht ein Aſſyriſcher Pfeil/ ihre Tochter Gorgonia ver- folget ihre Siege/ von welcher die ſo genannten mit Schlangen behangene Gorgoniſche Schilde und Waffen den Nahmen bekommen/ wird aber auch letzt durch Hinterliſt vom Perſeus erleget. Nach ihr herrſchet die Koͤnigin Myrine/ dieſe uͤberwindet die Syrer durchs Schwerdt/ die Cilicier durch Schrecken/ bauet auch unterſchiedene Staͤdte/ biß ſie ebenmaͤßig in der Schlacht wider die Thraciſchen Koͤnige umkommet. Lampeto und ihre Tochter Antiope wird nicht weniger ſieghafft und in die Hoͤhe eines ſo ruͤhmlichen Urtheils geſtellet: daß eine Amazone zu uͤberwinden ſo wenig/ als den Himmel mit Fingern zu erreichen moͤglich/ und dem Hercules einer Amazonen Guͤrtel vor ein ſchwe- rers Werck/ als das goldene Fell aus Colchis zu holen auferleget ſey. Die von den A- mazonen hart bekriegte und faſt uͤber den Helleſpont getriebene Griechen bauen dieſen ihren Feinden zum ewigen Gedaͤchtniß die Stadt Amazonia auf. Panthaſeleens Lie- be gegen den Koͤnig der Myſier Telephus des Hercules und der Auge Sohn bringet das Amazoniſche Reich in Aufſtand; faͤllt aber doch gleichwol bald die aufs neue Troja be- aͤngſtigenden Grichen wieder an/ darunter die hertzhaffte Koͤnigin Tamyris dem Scy- thiſchen Koͤnige Madyes wider den Cyrus zu Huͤlffe kommt/ ihres erwuͤrgten Sohnes Rhodobates wegen viel tauſend Perſen erleget/ gegen den Koͤnig ſelbſt aufs grauſamſte wuͤtet/ und dardurch allen Voͤlckern ein Schrecken einjaget/ auch behauptet: daß kein ander als Koͤnigl. Gebluͤte ins kuͤnfftige den Thron betreten ſolle. Die Koͤnigin Tha- leſtris ſendet wider des Koͤnigs Artaxerxes Ochus verſchnittenen Meuchelmoͤrder Ochus Bagoas und den ſich zum Koͤnige aufgeworffenen Darius Codman tauſend Amazo- nen/ welche des Gotiſchen Koͤnigs Sit alces Tochter Syeda zwar hertzhafft fuͤhret/ aber toͤdlich verwundet/ vom Atropates gefangen/ dem groſſen Alexander verehret/ und all- dar dem die Großmuͤthigkeit der deutſchen verfechtendem Fuͤrſten Anthyr vermaͤhlet wird/ mit dem ſie wieder in Deutſchland zuruͤcke reiſet. Zeno bekommt Nachricht von der Fuͤrſtin Thußnelde: daß dieſe zwey Helden-Leute nicht allein gluͤcklich im Vater- lande ankommen/ ſondern ihnen auch die Heruler zwey ſteinerne Ehren-Bilder aufge- richtet/ die Syeda als eine Ceres verehret/ und ihr jaͤhrlich geopffert haben. Von die- ſem uhralten Stamm haben die noch heutiges Tages bluͤhenden Hertzoglichen Wappen den Bucephals Kopff geerbet. Die Koͤnigin Thaleſtris wird vom Alexander mit Liſt hintergangen/ endlich gar von ihm geſchwaͤngert; die Koͤnigin Erato von der Fuͤrſtin Thußnelde zu einiger Erzehlung ihres Helden-Stammes/ beyde aber dardurch gegen einander zu ſonderbaren Hoͤfligkeiten gebracht: biß endlich Rhemetalces von dieſen Heldinnen/ ingleichen von der hertzhafften Teuta ausfuͤhrlicher zu erzehlen vom Zeno ſelbſt erſuchet/ auch vom Feld-Herrn darinnen unterſtuͤtzet wird: wie ihr Vater Ba- ſan ein Sicambriſcher Koͤnig ſeinen einzigen Sohn Sedan wegen Ehbruchs getoͤdtet/ und dardurch Deutſchland in Krieg verwickelt habe. Der Jllyrier Koͤnig Agron beut ihm ſeine Freundſchafft und Beyſtand an: worauf Koͤnig Baſan mit ſeiner ſtreitbaren Tochter Teuta/ und zwar er durch ſeine Klugheit/ die Fuͤrſtin mit ihrer Tapffer-Koͤnig Agron durch ſeine Streitbarkeit den Feinden obſieget. Baſan erlegt eigenhaͤndig den Koͤnig Thabor; Teuta den Heerfuͤhrer der Sarmaten/ und Agrons Heldenthaten bringen ihm die Vermaͤhlung der Teuta auf der Wahlſtatt zu wege. Rhemetalces faͤhret R r r 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/555>, abgerufen am 23.11.2024.