Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite
Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]
So ist's auch nur ein Alb-Bild im Gehirne:
Daß einig Stern ein Bär sey oder Stier.
Der Erd-Ball stellt ja einen Garten für
Durch meiner Blumen irrdische Gestirne.
Der Himmel aber ist ein Garten/ seine Sternen
Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz
War vor der Zeit der Ariadne Krantz.
So mögt ihr euch für mir schamröthig nur entfernen/
Jhr Göttinnen der andern Jahres-Zeit;
Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/
Pomone nur den Herbst ausziert mit Obst-Gerichten/
Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit
Früchten.

Hingegen ist mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/
Den nicht der Reiff des Herbstes kan entfärben/
Der Sommer nicht versengen und verterben/
Des Winters Frost nicht tilgt/ der alles sonst verschneit.
Kein Kraut/ kein Baum bringt seine Frucht herfür/
Die nicht vorher mit Blüth' und Blumen pralen.
Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen
Sind doch beschämt durch ihrer Blüthe Zier.
Die Nuß giebt nach der Blume der Muscaten;
und der Geschmack der Aepfel von Granaten
Weicht ihrer Blüth an Farben und Geruch.
Das fette Feld ist ein Schmaragden-Tuch/
Eh' als man kan einerndten reiffe Saaten.
Mein Blumwerck hegt so gar wie Trauben Wein und Most/
Dient Menschen zur Artzney/ und Bienen zu der Kost.
Ja meiner Blumen Purper giebt
Der Lieb' ein Wohn-Haus ab/ der Wollust eine Wiege.
Jedweder Stengel ist ein Merckmal ihrer Siege.
Denn alle Blumen sind verliebt/
Jhr gut Geruch ist ihrer Seele Sehnen/
Die Farb' ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thräuen.

Auf diese Blumen-Göttin folgte der Herbst
in einer etwas ältern Gestalt. Er war gelbe
gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein
Horn des Uberflusses mit vielerley Baum-
Früchten; aber es war eben so wohl mit Herbst-
Blumen umbflochten/ als sein Haupt darmit
bekräntzet. An dem Wagen war die Wage/
der Scorpion und der Schütze mit gestirnten
Blumen gebildet/ und selbten zohen zwey weisse
Kühe mit vergüldeten Hörnern.

Für dem Wagen hielten gleicher gestalt fünff
und zwantzig weibliche/ und nach ihm so viel
männliche Herbst-Blumen in ebenmässiger
[Spaltenumbruch] Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf-
zug. Jm ersten Gliede der weissen leuchtete
die Königin und Göttin der Syrier Atarga-
tis mit ihrer Damascenischen Musch-Blume
herfür. Jhr both aber Tamyris mit der
Serischen Mogorin/ und beyden die bittere
Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco-
trinischen Aloe beyden Kampf an. Diese
begleitete Briseis mit der Schaf-Garbe/ als
einer ihrem liebsten Achilles angehörigen Blu-
me; und die in eine Pappel verwandelte Pha-
etusa mit der Pappel-Blume. Jm andern
Gliede der gelben pralete Helena mit der nach
ihr genennten und aus ihren Thränen entspros-
senen Aland-Blume/ weil sie durch selbte den
Griechen und Trojanern die Vergessenheit al-
les ausgestandenen Ubels eingeflösset. Dido
mit ihrer Africanischen Sammet-Blume/ die
sich ins Wasser stürtzende Jno mit der daraus
entsprossenen Serischen Wasser-Lilge; die von
der Sonne geschwängerte Königs-Tochter zu
Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/
und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne
gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte
Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das
Auge der Dianischen Gespielen Opis mit dem
Auge der Blumen/ nemlich der Jndianischen
Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte
Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Felsen
gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/
Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen
Staude/ darein sie verkehrt worden/ nemlich
der Colocasia oder Egyptischen Bonen-Blume.
Proserpina mit der unschätzbaren Peonie/ mit
welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten
Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten
Gliede der blauen erschien die durch den Blitz
gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters;
Semiramis mit ihrer Rose von Jericho/ die
versteinerte Niobe mit ihrer blauen Stein-Wir-
bel-Blume/ die über ihrem Rocken sitzende Alci-
thoe mit ihrer Lein-Blume; welche diese Liebe

nicht
M m m m m m m m 3
Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]
So iſt’s auch nur ein Alb-Bild im Gehirne:
Daß einig Stern ein Baͤr ſey oder Stier.
Der Erd-Ball ſtellt ja einen Garten fuͤr
Durch meiner Blumen irrdiſche Geſtirne.
Der Himmel aber iſt ein Garten/ ſeine Sternen
Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz
War vor der Zeit der Ariadne Krantz.
So moͤgt ihr euch fuͤr mir ſchamroͤthig nur entfernen/
Jhr Goͤttinnen der andern Jahres-Zeit;
Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/
Pomone nur den Herbſt ausziert mit Obſt-Gerichten/
Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit
Fruͤchten.

Hingegen iſt mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/
Den nicht der Reiff des Herbſtes kan entfaͤrben/
Der Sommer nicht verſengen und verterben/
Des Winters Froſt nicht tilgt/ der alles ſonſt verſchneit.
Kein Kraut/ kein Baum bringt ſeine Frucht herfuͤr/
Die nicht vorher mit Bluͤth’ und Blumen pralen.
Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen
Sind doch beſchaͤmt durch ihrer Bluͤthe Zier.
Die Nuß giebt nach der Blume der Muſcaten;
und der Geſchmack der Aepfel von Granaten
Weicht ihrer Bluͤth an Farben und Geruch.
Das fette Feld iſt ein Schmaragden-Tuch/
Eh’ als man kan einerndten reiffe Saaten.
Mein Blumwerck hegt ſo gar wie Trauben Wein und Moſt/
Dient Menſchen zur Artzney/ und Bienen zu der Koſt.
Ja meiner Blumen Purper giebt
Der Lieb’ ein Wohn-Haus ab/ der Wolluſt eine Wiege.
Jedweder Stengel iſt ein Merckmal ihrer Siege.
Denn alle Blumen ſind verliebt/
Jhr gut Geruch iſt ihrer Seele Sehnen/
Die Farb’ ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thraͤuen.

Auf dieſe Blumen-Goͤttin folgte der Herbſt
in einer etwas aͤltern Geſtalt. Er war gelbe
gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein
Horn des Uberfluſſes mit vielerley Baum-
Fruͤchten; aber es war eben ſo wohl mit Herbſt-
Blumen umbflochten/ als ſein Haupt darmit
bekraͤntzet. An dem Wagen war die Wage/
der Scorpion und der Schuͤtze mit geſtirnten
Blumen gebildet/ und ſelbten zohen zwey weiſſe
Kuͤhe mit verguͤldeten Hoͤrnern.

Fuͤr dem Wagen hielten gleicher geſtalt fuͤnff
und zwantzig weibliche/ und nach ihm ſo viel
maͤnnliche Herbſt-Blumen in ebenmaͤſſiger
[Spaltenumbruch] Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf-
zug. Jm erſten Gliede der weiſſen leuchtete
die Koͤnigin und Goͤttin der Syrier Atarga-
tis mit ihrer Damaſceniſchen Muſch-Blume
herfuͤr. Jhr both aber Tamyris mit der
Seriſchen Mogorin/ und beyden die bittere
Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco-
triniſchen Aloe beyden Kampf an. Dieſe
begleitete Briſeis mit der Schaf-Garbe/ als
einer ihrem liebſten Achilles angehoͤrigen Blu-
me; und die in eine Pappel verwandelte Pha-
etuſa mit der Pappel-Blume. Jm andern
Gliede der gelben pralete Helena mit der nach
ihr genennten und aus ihren Thraͤnen entſproſ-
ſenen Aland-Blume/ weil ſie durch ſelbte den
Griechen und Trojanern die Vergeſſenheit al-
les ausgeſtandenen Ubels eingefloͤſſet. Dido
mit ihrer Africaniſchen Sammet-Blume/ die
ſich ins Waſſer ſtuͤrtzende Jno mit der daraus
entſproſſenen Seriſchen Waſſer-Lilge; die von
der Sonne geſchwaͤngerte Koͤnigs-Tochter zu
Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/
und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne
gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte
Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das
Auge der Dianiſchen Geſpielen Opis mit dem
Auge der Blumen/ nemlich der Jndianiſchen
Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte
Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Felſen
gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/
Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen
Staude/ darein ſie verkehrt worden/ nemlich
der Colocaſia oder Egyptiſchen Bonen-Blume.
Proſerpina mit der unſchaͤtzbaren Peonie/ mit
welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten
Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten
Gliede der blauen erſchien die durch den Blitz
gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters;
Semiramis mit ihrer Roſe von Jericho/ die
veꝛſteineꝛte Niobe mit ihꝛer blauen Stein-Wir-
bel-Blume/ die uͤber ihrem Rocken ſitzende Alci-
thoe mit ihrer Lein-Blume; welche dieſe Liebe

nicht
M m m m m m m m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f1449" n="1381[1383]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <lg n="3">
              <l>So i&#x017F;t&#x2019;s auch nur ein Alb-Bild im Gehirne:</l><lb/>
              <l>Daß einig Stern ein Ba&#x0364;r &#x017F;ey oder Stier.</l><lb/>
              <l>Der Erd-Ball &#x017F;tellt ja einen Garten fu&#x0364;r</l><lb/>
              <l>Durch meiner Blumen irrdi&#x017F;che Ge&#x017F;tirne.</l><lb/>
              <l>Der Himmel aber i&#x017F;t ein Garten/ &#x017F;eine Sternen</l><lb/>
              <l>Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz</l><lb/>
              <l>War vor der Zeit der Ariadne Krantz.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>So mo&#x0364;gt ihr euch fu&#x0364;r mir &#x017F;chamro&#x0364;thig nur entfernen/</l><lb/>
              <l>Jhr Go&#x0364;ttinnen der andern Jahres-Zeit;</l><lb/>
              <l>Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/</l><lb/>
              <l>Pomone nur den Herb&#x017F;t ausziert mit Ob&#x017F;t-Gerichten/</l><lb/>
              <l>Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit<lb/><hi rendition="#et">Fru&#x0364;chten.</hi></l><lb/>
              <l>Hingegen i&#x017F;t mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/</l><lb/>
              <l>Den nicht der Reiff des Herb&#x017F;tes kan entfa&#x0364;rben/</l><lb/>
              <l>Der Sommer nicht ver&#x017F;engen und verterben/</l><lb/>
              <l>Des Winters Fro&#x017F;t nicht tilgt/ der alles &#x017F;on&#x017F;t ver&#x017F;chneit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Kein Kraut/ kein Baum bringt &#x017F;eine Frucht herfu&#x0364;r/</l><lb/>
              <l>Die nicht vorher mit Blu&#x0364;th&#x2019; und Blumen pralen.</l><lb/>
              <l>Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen</l><lb/>
              <l>Sind doch be&#x017F;cha&#x0364;mt durch ihrer Blu&#x0364;the Zier.</l><lb/>
              <l>Die Nuß giebt nach der Blume der Mu&#x017F;caten;</l><lb/>
              <l>und der Ge&#x017F;chmack der Aepfel von Granaten</l><lb/>
              <l>Weicht ihrer Blu&#x0364;th an Farben und Geruch.</l><lb/>
              <l>Das fette Feld i&#x017F;t ein Schmaragden-Tuch/</l><lb/>
              <l>Eh&#x2019; als man kan einerndten reiffe Saaten.</l><lb/>
              <l>Mein Blumwerck hegt &#x017F;o gar wie Trauben Wein und Mo&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Dient Men&#x017F;chen zur Artzney/ und Bienen zu der Ko&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Ja meiner Blumen Purper giebt</l><lb/>
              <l>Der Lieb&#x2019; ein Wohn-Haus ab/ der Wollu&#x017F;t eine Wiege.</l><lb/>
              <l>Jedweder Stengel i&#x017F;t ein Merckmal ihrer Siege.</l><lb/>
              <l>Denn alle Blumen &#x017F;ind verliebt/</l><lb/>
              <l>Jhr gut Geruch i&#x017F;t ihrer Seele Sehnen/</l><lb/>
              <l>Die Farb&#x2019; ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thra&#x0364;uen.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <p>Auf die&#x017F;e Blumen-Go&#x0364;ttin folgte der Herb&#x017F;t<lb/>
in einer etwas a&#x0364;ltern Ge&#x017F;talt. Er war gelbe<lb/>
gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein<lb/>
Horn des Uberflu&#x017F;&#x017F;es mit vielerley Baum-<lb/>
Fru&#x0364;chten; aber es war eben &#x017F;o wohl mit Herb&#x017F;t-<lb/>
Blumen umbflochten/ als &#x017F;ein Haupt darmit<lb/>
bekra&#x0364;ntzet. An dem Wagen war die Wage/<lb/>
der Scorpion und der Schu&#x0364;tze mit ge&#x017F;tirnten<lb/>
Blumen gebildet/ und &#x017F;elbten zohen zwey wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Ku&#x0364;he mit vergu&#x0364;ldeten Ho&#x0364;rnern.</p><lb/>
          <p>Fu&#x0364;r dem Wagen hielten gleicher ge&#x017F;talt fu&#x0364;nff<lb/>
und zwantzig weibliche/ und nach ihm &#x017F;o viel<lb/>
ma&#x0364;nnliche Herb&#x017F;t-Blumen in ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger<lb/><cb/>
Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf-<lb/>
zug. Jm er&#x017F;ten Gliede der wei&#x017F;&#x017F;en leuchtete<lb/>
die Ko&#x0364;nigin und Go&#x0364;ttin der Syrier Atarga-<lb/>
tis mit ihrer Dama&#x017F;ceni&#x017F;chen Mu&#x017F;ch-Blume<lb/>
herfu&#x0364;r. Jhr both aber Tamyris mit der<lb/>
Seri&#x017F;chen Mogorin/ und beyden die bittere<lb/>
Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco-<lb/>
trini&#x017F;chen Aloe beyden Kampf an. Die&#x017F;e<lb/>
begleitete Bri&#x017F;eis mit der Schaf-Garbe/ als<lb/>
einer ihrem lieb&#x017F;ten Achilles angeho&#x0364;rigen Blu-<lb/>
me; und die in eine Pappel verwandelte Pha-<lb/>
etu&#x017F;a mit der Pappel-Blume. Jm andern<lb/>
Gliede der gelben pralete Helena mit der nach<lb/>
ihr genennten und aus ihren Thra&#x0364;nen ent&#x017F;pro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen Aland-Blume/ weil &#x017F;ie durch &#x017F;elbte den<lb/>
Griechen und Trojanern die Verge&#x017F;&#x017F;enheit al-<lb/>
les ausge&#x017F;tandenen Ubels eingeflo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Dido<lb/>
mit ihrer Africani&#x017F;chen Sammet-Blume/ die<lb/>
&#x017F;ich ins Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tu&#x0364;rtzende Jno mit der daraus<lb/>
ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;enen Seri&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;er-Lilge; die von<lb/>
der Sonne ge&#x017F;chwa&#x0364;ngerte Ko&#x0364;nigs-Tochter zu<lb/>
Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/<lb/>
und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne<lb/>
gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte<lb/>
Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das<lb/>
Auge der Diani&#x017F;chen Ge&#x017F;pielen Opis mit dem<lb/>
Auge der Blumen/ nemlich der Jndiani&#x017F;chen<lb/>
Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte<lb/>
Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Fel&#x017F;en<lb/>
gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/<lb/>
Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen<lb/>
Staude/ darein &#x017F;ie verkehrt worden/ nemlich<lb/>
der Coloca&#x017F;ia oder Egypti&#x017F;chen Bonen-Blume.<lb/>
Pro&#x017F;erpina mit der un&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Peonie/ mit<lb/>
welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten<lb/>
Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten<lb/>
Gliede der blauen er&#x017F;chien die durch den Blitz<lb/>
gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters;<lb/>
Semiramis mit ihrer Ro&#x017F;e von Jericho/ die<lb/>
ve&#xA75B;&#x017F;teine&#xA75B;te Niobe mit ih&#xA75B;er blauen Stein-Wir-<lb/>
bel-Blume/ die u&#x0364;ber ihrem Rocken &#x017F;itzende Alci-<lb/>
thoe mit ihrer Lein-Blume; welche die&#x017F;e Liebe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m m m m m m m 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1381[1383]/1449] Arminius und Thußnelda. So iſt’s auch nur ein Alb-Bild im Gehirne: Daß einig Stern ein Baͤr ſey oder Stier. Der Erd-Ball ſtellt ja einen Garten fuͤr Durch meiner Blumen irrdiſche Geſtirne. Der Himmel aber iſt ein Garten/ ſeine Sternen Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz War vor der Zeit der Ariadne Krantz. So moͤgt ihr euch fuͤr mir ſchamroͤthig nur entfernen/ Jhr Goͤttinnen der andern Jahres-Zeit; Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/ Pomone nur den Herbſt ausziert mit Obſt-Gerichten/ Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit Fruͤchten. Hingegen iſt mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/ Den nicht der Reiff des Herbſtes kan entfaͤrben/ Der Sommer nicht verſengen und verterben/ Des Winters Froſt nicht tilgt/ der alles ſonſt verſchneit. Kein Kraut/ kein Baum bringt ſeine Frucht herfuͤr/ Die nicht vorher mit Bluͤth’ und Blumen pralen. Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen Sind doch beſchaͤmt durch ihrer Bluͤthe Zier. Die Nuß giebt nach der Blume der Muſcaten; und der Geſchmack der Aepfel von Granaten Weicht ihrer Bluͤth an Farben und Geruch. Das fette Feld iſt ein Schmaragden-Tuch/ Eh’ als man kan einerndten reiffe Saaten. Mein Blumwerck hegt ſo gar wie Trauben Wein und Moſt/ Dient Menſchen zur Artzney/ und Bienen zu der Koſt. Ja meiner Blumen Purper giebt Der Lieb’ ein Wohn-Haus ab/ der Wolluſt eine Wiege. Jedweder Stengel iſt ein Merckmal ihrer Siege. Denn alle Blumen ſind verliebt/ Jhr gut Geruch iſt ihrer Seele Sehnen/ Die Farb’ ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thraͤuen. Auf dieſe Blumen-Goͤttin folgte der Herbſt in einer etwas aͤltern Geſtalt. Er war gelbe gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein Horn des Uberfluſſes mit vielerley Baum- Fruͤchten; aber es war eben ſo wohl mit Herbſt- Blumen umbflochten/ als ſein Haupt darmit bekraͤntzet. An dem Wagen war die Wage/ der Scorpion und der Schuͤtze mit geſtirnten Blumen gebildet/ und ſelbten zohen zwey weiſſe Kuͤhe mit verguͤldeten Hoͤrnern. Fuͤr dem Wagen hielten gleicher geſtalt fuͤnff und zwantzig weibliche/ und nach ihm ſo viel maͤnnliche Herbſt-Blumen in ebenmaͤſſiger Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf- zug. Jm erſten Gliede der weiſſen leuchtete die Koͤnigin und Goͤttin der Syrier Atarga- tis mit ihrer Damaſceniſchen Muſch-Blume herfuͤr. Jhr both aber Tamyris mit der Seriſchen Mogorin/ und beyden die bittere Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco- triniſchen Aloe beyden Kampf an. Dieſe begleitete Briſeis mit der Schaf-Garbe/ als einer ihrem liebſten Achilles angehoͤrigen Blu- me; und die in eine Pappel verwandelte Pha- etuſa mit der Pappel-Blume. Jm andern Gliede der gelben pralete Helena mit der nach ihr genennten und aus ihren Thraͤnen entſproſ- ſenen Aland-Blume/ weil ſie durch ſelbte den Griechen und Trojanern die Vergeſſenheit al- les ausgeſtandenen Ubels eingefloͤſſet. Dido mit ihrer Africaniſchen Sammet-Blume/ die ſich ins Waſſer ſtuͤrtzende Jno mit der daraus entſproſſenen Seriſchen Waſſer-Lilge; die von der Sonne geſchwaͤngerte Koͤnigs-Tochter zu Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/ und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das Auge der Dianiſchen Geſpielen Opis mit dem Auge der Blumen/ nemlich der Jndianiſchen Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Felſen gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/ Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen Staude/ darein ſie verkehrt worden/ nemlich der Colocaſia oder Egyptiſchen Bonen-Blume. Proſerpina mit der unſchaͤtzbaren Peonie/ mit welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten Gliede der blauen erſchien die durch den Blitz gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters; Semiramis mit ihrer Roſe von Jericho/ die veꝛſteineꝛte Niobe mit ihꝛer blauen Stein-Wir- bel-Blume/ die uͤber ihrem Rocken ſitzende Alci- thoe mit ihrer Lein-Blume; welche dieſe Liebe nicht M m m m m m m m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1449
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1381[1383]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1449>, abgerufen am 06.05.2024.