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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]
So ist's auch nur ein Alb-Bild im Gehirne:
Daß einig Stern ein Bär sey oder Stier.
Der Erd-Ball stellt ja einen Garten für
Durch meiner Blumen irrdische Gestirne.
Der Himmel aber ist ein Garten/ seine Sternen
Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz
War vor der Zeit der Ariadne Krantz.
So mögt ihr euch für mir schamröthig nur entfernen/
Jhr Göttinnen der andern Jahres-Zeit;
Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/
Pomone nur den Herbst ausziert mit Obst-Gerichten/
Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit
Früchten.

Hingegen ist mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/
Den nicht der Reiff des Herbstes kan entfärben/
Der Sommer nicht versengen und verterben/
Des Winters Frost nicht tilgt/ der alles sonst verschneit.
Kein Kraut/ kein Baum bringt seine Frucht herfür/
Die nicht vorher mit Blüth' und Blumen pralen.
Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen
Sind doch beschämt durch ihrer Blüthe Zier.
Die Nuß giebt nach der Blume der Muscaten;
und der Geschmack der Aepfel von Granaten
Weicht ihrer Blüth an Farben und Geruch.
Das fette Feld ist ein Schmaragden-Tuch/
Eh' als man kan einerndten reiffe Saaten.
Mein Blumwerck hegt so gar wie Trauben Wein und Most/
Dient Menschen zur Artzney/ und Bienen zu der Kost.
Ja meiner Blumen Purper giebt
Der Lieb' ein Wohn-Haus ab/ der Wollust eine Wiege.
Jedweder Stengel ist ein Merckmal ihrer Siege.
Denn alle Blumen sind verliebt/
Jhr gut Geruch ist ihrer Seele Sehnen/
Die Farb' ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thräuen.

Auf diese Blumen-Göttin folgte der Herbst
in einer etwas ältern Gestalt. Er war gelbe
gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein
Horn des Uberflusses mit vielerley Baum-
Früchten; aber es war eben so wohl mit Herbst-
Blumen umbflochten/ als sein Haupt darmit
bekräntzet. An dem Wagen war die Wage/
der Scorpion und der Schütze mit gestirnten
Blumen gebildet/ und selbten zohen zwey weisse
Kühe mit vergüldeten Hörnern.

Für dem Wagen hielten gleicher gestalt fünff
und zwantzig weibliche/ und nach ihm so viel
männliche Herbst-Blumen in ebenmässiger
[Spaltenumbruch] Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf-
zug. Jm ersten Gliede der weissen leuchtete
die Königin und Göttin der Syrier Atarga-
tis mit ihrer Damascenischen Musch-Blume
herfür. Jhr both aber Tamyris mit der
Serischen Mogorin/ und beyden die bittere
Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco-
trinischen Aloe beyden Kampf an. Diese
begleitete Briseis mit der Schaf-Garbe/ als
einer ihrem liebsten Achilles angehörigen Blu-
me; und die in eine Pappel verwandelte Pha-
etusa mit der Pappel-Blume. Jm andern
Gliede der gelben pralete Helena mit der nach
ihr genennten und aus ihren Thränen entspros-
senen Aland-Blume/ weil sie durch selbte den
Griechen und Trojanern die Vergessenheit al-
les ausgestandenen Ubels eingeflösset. Dido
mit ihrer Africanischen Sammet-Blume/ die
sich ins Wasser stürtzende Jno mit der daraus
entsprossenen Serischen Wasser-Lilge; die von
der Sonne geschwängerte Königs-Tochter zu
Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/
und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne
gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte
Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das
Auge der Dianischen Gespielen Opis mit dem
Auge der Blumen/ nemlich der Jndianischen
Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte
Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Felsen
gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/
Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen
Staude/ darein sie verkehrt worden/ nemlich
der Colocasia oder Egyptischen Bonen-Blume.
Proserpina mit der unschätzbaren Peonie/ mit
welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten
Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten
Gliede der blauen erschien die durch den Blitz
gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters;
Semiramis mit ihrer Rose von Jericho/ die
versteinerte Niobe mit ihrer blauen Stein-Wir-
bel-Blume/ die über ihrem Rocken sitzende Alci-
thoe mit ihrer Lein-Blume; welche diese Liebe

nicht
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]
So iſt’s auch nur ein Alb-Bild im Gehirne:
Daß einig Stern ein Baͤr ſey oder Stier.
Der Erd-Ball ſtellt ja einen Garten fuͤr
Durch meiner Blumen irrdiſche Geſtirne.
Der Himmel aber iſt ein Garten/ ſeine Sternen
Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz
War vor der Zeit der Ariadne Krantz.
So moͤgt ihr euch fuͤr mir ſchamroͤthig nur entfernen/
Jhr Goͤttinnen der andern Jahres-Zeit;
Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/
Pomone nur den Herbſt ausziert mit Obſt-Gerichten/
Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit
Fruͤchten.

Hingegen iſt mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/
Den nicht der Reiff des Herbſtes kan entfaͤrben/
Der Sommer nicht verſengen und verterben/
Des Winters Froſt nicht tilgt/ der alles ſonſt verſchneit.
Kein Kraut/ kein Baum bringt ſeine Frucht herfuͤr/
Die nicht vorher mit Bluͤth’ und Blumen pralen.
Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen
Sind doch beſchaͤmt durch ihrer Bluͤthe Zier.
Die Nuß giebt nach der Blume der Muſcaten;
und der Geſchmack der Aepfel von Granaten
Weicht ihrer Bluͤth an Farben und Geruch.
Das fette Feld iſt ein Schmaragden-Tuch/
Eh’ als man kan einerndten reiffe Saaten.
Mein Blumwerck hegt ſo gar wie Trauben Wein und Moſt/
Dient Menſchen zur Artzney/ und Bienen zu der Koſt.
Ja meiner Blumen Purper giebt
Der Lieb’ ein Wohn-Haus ab/ der Wolluſt eine Wiege.
Jedweder Stengel iſt ein Merckmal ihrer Siege.
Denn alle Blumen ſind verliebt/
Jhr gut Geruch iſt ihrer Seele Sehnen/
Die Farb’ ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thraͤuen.

Auf dieſe Blumen-Goͤttin folgte der Herbſt
in einer etwas aͤltern Geſtalt. Er war gelbe
gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein
Horn des Uberfluſſes mit vielerley Baum-
Fruͤchten; aber es war eben ſo wohl mit Herbſt-
Blumen umbflochten/ als ſein Haupt darmit
bekraͤntzet. An dem Wagen war die Wage/
der Scorpion und der Schuͤtze mit geſtirnten
Blumen gebildet/ und ſelbten zohen zwey weiſſe
Kuͤhe mit verguͤldeten Hoͤrnern.

Fuͤr dem Wagen hielten gleicher geſtalt fuͤnff
und zwantzig weibliche/ und nach ihm ſo viel
maͤnnliche Herbſt-Blumen in ebenmaͤſſiger
[Spaltenumbruch] Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf-
zug. Jm erſten Gliede der weiſſen leuchtete
die Koͤnigin und Goͤttin der Syrier Atarga-
tis mit ihrer Damaſceniſchen Muſch-Blume
herfuͤr. Jhr both aber Tamyris mit der
Seriſchen Mogorin/ und beyden die bittere
Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco-
triniſchen Aloe beyden Kampf an. Dieſe
begleitete Briſeis mit der Schaf-Garbe/ als
einer ihrem liebſten Achilles angehoͤrigen Blu-
me; und die in eine Pappel verwandelte Pha-
etuſa mit der Pappel-Blume. Jm andern
Gliede der gelben pralete Helena mit der nach
ihr genennten und aus ihren Thraͤnen entſproſ-
ſenen Aland-Blume/ weil ſie durch ſelbte den
Griechen und Trojanern die Vergeſſenheit al-
les ausgeſtandenen Ubels eingefloͤſſet. Dido
mit ihrer Africaniſchen Sammet-Blume/ die
ſich ins Waſſer ſtuͤrtzende Jno mit der daraus
entſproſſenen Seriſchen Waſſer-Lilge; die von
der Sonne geſchwaͤngerte Koͤnigs-Tochter zu
Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/
und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne
gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte
Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das
Auge der Dianiſchen Geſpielen Opis mit dem
Auge der Blumen/ nemlich der Jndianiſchen
Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte
Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Felſen
gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/
Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen
Staude/ darein ſie verkehrt worden/ nemlich
der Colocaſia oder Egyptiſchen Bonen-Blume.
Proſerpina mit der unſchaͤtzbaren Peonie/ mit
welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten
Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten
Gliede der blauen erſchien die durch den Blitz
gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters;
Semiramis mit ihrer Roſe von Jericho/ die
veꝛſteineꝛte Niobe mit ihꝛer blauen Stein-Wir-
bel-Blume/ die uͤber ihrem Rocken ſitzende Alci-
thoe mit ihrer Lein-Blume; welche dieſe Liebe

nicht
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[1381[1383]/1449] Arminius und Thußnelda. So iſt’s auch nur ein Alb-Bild im Gehirne: Daß einig Stern ein Baͤr ſey oder Stier. Der Erd-Ball ſtellt ja einen Garten fuͤr Durch meiner Blumen irrdiſche Geſtirne. Der Himmel aber iſt ein Garten/ ſeine Sternen Sind Blumen. Der neun hellen Sternen Glantz War vor der Zeit der Ariadne Krantz. So moͤgt ihr euch fuͤr mir ſchamroͤthig nur entfernen/ Jhr Goͤttinnen der andern Jahres-Zeit; Weil Ceres nur allein im Sommer Korn abmeiht/ Pomone nur den Herbſt ausziert mit Obſt-Gerichten/ Der Himmel auch nur prangt mit Blumen/ nicht mit Fruͤchten. Hingegen iſt mein Schmuck des gantzen Jahres Kleid/ Den nicht der Reiff des Herbſtes kan entfaͤrben/ Der Sommer nicht verſengen und verterben/ Des Winters Froſt nicht tilgt/ der alles ſonſt verſchneit. Kein Kraut/ kein Baum bringt ſeine Frucht herfuͤr/ Die nicht vorher mit Bluͤth’ und Blumen pralen. Der Pomerantzen Purper-reiche Schalen Sind doch beſchaͤmt durch ihrer Bluͤthe Zier. Die Nuß giebt nach der Blume der Muſcaten; und der Geſchmack der Aepfel von Granaten Weicht ihrer Bluͤth an Farben und Geruch. Das fette Feld iſt ein Schmaragden-Tuch/ Eh’ als man kan einerndten reiffe Saaten. Mein Blumwerck hegt ſo gar wie Trauben Wein und Moſt/ Dient Menſchen zur Artzney/ und Bienen zu der Koſt. Ja meiner Blumen Purper giebt Der Lieb’ ein Wohn-Haus ab/ der Wolluſt eine Wiege. Jedweder Stengel iſt ein Merckmal ihrer Siege. Denn alle Blumen ſind verliebt/ Jhr gut Geruch iſt ihrer Seele Sehnen/ Die Farb’ ihr Brand/ der Thau die Liebes-Thraͤuen. Auf dieſe Blumen-Goͤttin folgte der Herbſt in einer etwas aͤltern Geſtalt. Er war gelbe gekleidet. Unter dem Arme hatte er zwar ein Horn des Uberfluſſes mit vielerley Baum- Fruͤchten; aber es war eben ſo wohl mit Herbſt- Blumen umbflochten/ als ſein Haupt darmit bekraͤntzet. An dem Wagen war die Wage/ der Scorpion und der Schuͤtze mit geſtirnten Blumen gebildet/ und ſelbten zohen zwey weiſſe Kuͤhe mit verguͤldeten Hoͤrnern. Fuͤr dem Wagen hielten gleicher geſtalt fuͤnff und zwantzig weibliche/ und nach ihm ſo viel maͤnnliche Herbſt-Blumen in ebenmaͤſſiger Nymphen- und Satyren-Tracht ihren Auf- zug. Jm erſten Gliede der weiſſen leuchtete die Koͤnigin und Goͤttin der Syrier Atarga- tis mit ihrer Damaſceniſchen Muſch-Blume herfuͤr. Jhr both aber Tamyris mit der Seriſchen Mogorin/ und beyden die bittere Myrrha mit der ihr nahe verwandten Soco- triniſchen Aloe beyden Kampf an. Dieſe begleitete Briſeis mit der Schaf-Garbe/ als einer ihrem liebſten Achilles angehoͤrigen Blu- me; und die in eine Pappel verwandelte Pha- etuſa mit der Pappel-Blume. Jm andern Gliede der gelben pralete Helena mit der nach ihr genennten und aus ihren Thraͤnen entſproſ- ſenen Aland-Blume/ weil ſie durch ſelbte den Griechen und Trojanern die Vergeſſenheit al- les ausgeſtandenen Ubels eingefloͤſſet. Dido mit ihrer Africaniſchen Sammet-Blume/ die ſich ins Waſſer ſtuͤrtzende Jno mit der daraus entſproſſenen Seriſchen Waſſer-Lilge; die von der Sonne geſchwaͤngerte Koͤnigs-Tochter zu Babylon Levcothoe mit der Sonnen-Krone/ und Lampetie mit der ihrer Mutter der Sonne gewiedmeten Rhein-Blume. Das dritte Glied prangte mit eitel Purper/ und zwar das Auge der Dianiſchen Geſpielen Opis mit dem Auge der Blumen/ nemlich der Jndianiſchen Nelcke; die in einen Wein-Stock verwandelte Staphyle mit der Wald-Rebe/ die zum Felſen gewordene Aglauros mit der Stein-Nelcke/ Dryope mit der Blumen- und fruchtreichen Staude/ darein ſie verkehrt worden/ nemlich der Colocaſia oder Egyptiſchen Bonen-Blume. Proſerpina mit der unſchaͤtzbaren Peonie/ mit welcher Peon ihren vom Hercules verwundeten Ehmann Pluto geheilet hat. Jm vierdten Gliede der blauen erſchien die durch den Blitz gebehrende Semele mit der Flamme Jupiters; Semiramis mit ihrer Roſe von Jericho/ die veꝛſteineꝛte Niobe mit ihꝛer blauen Stein-Wir- bel-Blume/ die uͤber ihrem Rocken ſitzende Alci- thoe mit ihrer Lein-Blume; welche dieſe Liebe nicht M m m m m m m m 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1381[1383]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1449>, abgerufen am 23.11.2024.