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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Verdient zwar alles Lob/ doch muß gestanden werden:
Daß/ was die Perl' im Meer/ Thußnelde sey auf Erben.

Verläumbdung/ die die Perlen zwar
Für krancker Schnecken Drüsen hält/
Und der die Sonn' auch nicht gefällt/
Weiß gleich wol nichts zu nehmen wahr/
Was Deutschlands Perle sey für Mangel auszusetzen/
Die Welt sie nicht zu zahln/ die Tugend nicht zu schätzen.
Des rothen Meeres Perlen sind
Offt hole Blasen/ blaß und todt/
Die Sonne macht sie gelb' und roth;
Allein an Deutschlands Perle find't
Der frembden Völcker Neid/ die Scharfsicht kein Gebrechen/
Kein Unstern/ Nebel/ Sturm weiß ihren Preiß zu schwächen.
Giebt's Edelsteine sonder Fleck'/
Jst manche Perlen-Muschel gleich
Voll Purper/ hundert Perlen reich/
So sticht sie doch Thußnelde weg/
An der von Schnecken-Blut die Lippen und die Wangen/
Hals/ Antlitz/ Brüste/ Schooß mit tausend Perlen prangen.
Wiewol nun Purper/ Perle/ Stern
Thußneldens Schönheit giebet nach;
So übersteigt doch hundertfach
Die Schalen/ ihres Geistes Kern.
Denn ihre Tugend ist ihr Schatz/ der Leib die Höle/
Die Muschel die Gestalt/ die Perle selbst die Seele.

Nach diesem Liede tantzten die vier Elefan-
ten auf denen vier Leinen; und der hüpfende
weisse Elefant beugte die Knie/ so offte Thußnel-
dens Nahme genennet ward. Zwischen jedem
Gesetze aber hegten die zwölf schwartzen Liebes-
Götter/ die zwölf Sirenen/ die zwölf Verschnit-
tenen/ die zwölf Straussen/ und zwölf Cyclopen
zwar nach einerley Säitenspiele/ aber gantz un-
terschiedene Täntze. Worauf Jndien seinen Ab-
zug hielt/ die Cyclopen auch alles Gerüste im
Schrancken eilends auf die Seite räumten.

Hierauf erschien in den Schrancken der
Herold des Frühlings/ und der Vater des
Blumwercks der sanffte Westwind. Wegen
Reinigung der Lufft hatte er seiner Gewohn-
heit nach ein weiß seidenes Gewand an; auf
dem Haupte einen Blumen-Krantz; an dem
Arme einen Korb; darauf er umb sich aller-
hand Gesäme streuete/ und für sich einen ala-
[Spaltenumbruch] basternen Krug/ woraus er etnen hellen Regen
von wolrüchendem Thaue herumb sprengte;
wie sonst in denen Blumen-Feyern auch
bräuchlich war. Diesem traten vier und zwan-
tzig in grünem Damast auf Persi[s]ch gekleidete
Gärtner nach. Jeder hatte von einer beson-
dern Art einen Pusch Blumen auf dem Bunde/
in der einen Hand ein Garten-Messer; in der
andern einen Blumen-tragenden Baum.
Nemlich ihrer drey Persische Bäume mit fast
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me mit gelben Blumen/ ihrer drey Myrten-
Bäume mit weissen/ ihrer drey Lorber-Bäu-
me mit grünlichten/ drey Oelbäume mit grün-
licht-gelben/ drey Holder-Bäume mit weiß-gel-
ben/ drey Egyptische Dornsträuche mit theils
grün/ theils gelben/ theils blassen/ drey Africa-
nische Stauden mit purpernen/ und endlich ih-
rer drey Jndisches Gepüsche mit roth-weissen
Saffran-Blumen. Mitten in dem Schau-
platze machten sie einen Kreiß; fiengen darauf
einen zierlichen Bauer-Tantz an; dadurch sie
mit Einsteckung ihrer Bäume in die Erde
allerhand Blumenstücke bildeten/ und darein
sie den Westwind allezeit einschlossen. Her-
nach ihrer sechs und sechs die vier Jahrs-Zeiten
mit ihrem Blumwercke in menschlicher Gestalt
abbildeten; derer ein Theil den Mund mit
rothen Nelcken/ die Wangen mit leibfarbenen
Anemonen/ die Augen mit tunckelen Waid-
Hyacinthen/ das Haar mit Genisten-Blumen/
die Kleider mit Sammet- und andern Blumen/
andere anders fürstelleten; und diese Bildnüsse
an die Ende der Schrancken sätzten. Nach
dem nun alle Winde Vorläuffer der Götter
zu seyn pflegen/ wartete der Schauplatz mit
Verlangen auf den Verfolg dieses Aufzugs.
Massen denn auch der Frühling in Gestalt ei-
nes hurtigen Jünglings auf einem mit vier
Rehen bespannnten Wagen; daran die drey
himmlischen Zeichen des Wieders/ des Stieres
und der Zwillinge zu sehen/ ihre Sternen aber/

wie
Erster Theil. M m m m m m m m

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Verdient zwar alles Lob/ doch muß geſtanden werden:
Daß/ was die Perl’ im Meer/ Thußnelde ſey auf Erben.

Verlaͤumbdung/ die die Perlen zwar
Fuͤr krancker Schnecken Druͤſen haͤlt/
Und der die Sonn’ auch nicht gefaͤllt/
Weiß gleich wol nichts zu nehmen wahr/
Was Deutſchlands Perle ſey fuͤr Mangel auszuſetzen/
Die Welt ſie nicht zu zahln/ die Tugend nicht zu ſchaͤtzen.
Des rothen Meeres Perlen ſind
Offt hole Blaſen/ blaß und todt/
Die Sonne macht ſie gelb’ und roth;
Allein an Deutſchlands Perle find’t
Der frembden Voͤlcker Neid/ die Scharfſicht kein Gebrechen/
Kein Unſtern/ Nebel/ Sturm weiß ihren Preiß zu ſchwaͤchen.
Giebt’s Edelſteine ſonder Fleck’/
Jſt manche Perlen-Muſchel gleich
Voll Purper/ hundert Perlen reich/
So ſticht ſie doch Thußnelde weg/
An der von Schnecken-Blut die Lippen und die Wangen/
Hals/ Antlitz/ Bruͤſte/ Schooß mit tauſend Perlen prangen.
Wiewol nun Purper/ Perle/ Stern
Thußneldens Schoͤnheit giebet nach;
So uͤberſteigt doch hundertfach
Die Schalen/ ihres Geiſtes Kern.
Denn ihre Tugend iſt ihr Schatz/ der Leib die Hoͤle/
Die Muſchel die Geſtalt/ die Perle ſelbſt die Seele.

Nach dieſem Liede tantzten die vier Elefan-
ten auf denen vier Leinen; und der huͤpfende
weiſſe Elefant beugte die Knie/ ſo offte Thußnel-
dens Nahme geneñet ward. Zwiſchen jedem
Geſetze aber hegten die zwoͤlf ſchwartzen Liebes-
Goͤtter/ die zwoͤlf Sirenen/ die zwoͤlf Verſchnit-
tenen/ die zwoͤlf Strauſſen/ und zwoͤlf Cyclopen
zwar nach einerley Saͤitenſpiele/ aber gantz un-
terſchiedene Taͤntze. Worauf Jndien ſeinen Ab-
zug hielt/ die Cyclopen auch alles Geruͤſte im
Schrancken eilends auf die Seite raͤumten.

Hierauf erſchien in den Schrancken der
Herold des Fruͤhlings/ und der Vater des
Blumwercks der ſanffte Weſtwind. Wegen
Reinigung der Lufft hatte er ſeiner Gewohn-
heit nach ein weiß ſeidenes Gewand an; auf
dem Haupte einen Blumen-Krantz; an dem
Arme einen Korb; darauf er umb ſich aller-
hand Geſaͤme ſtreuete/ und fuͤr ſich einen ala-
[Spaltenumbruch] baſternen Krug/ woraus er etnen hellen Regen
von wolruͤchendem Thaue herumb ſprengte;
wie ſonſt in denen Blumen-Feyern auch
braͤuchlich war. Dieſem traten vier und zwan-
tzig in gruͤnem Damaſt auf Perſi[ſ]ch gekleidete
Gaͤrtner nach. Jeder hatte von einer beſon-
dern Art einen Puſch Blumen auf dem Bunde/
in der einen Hand ein Garten-Meſſer; in der
andern einen Blumen-tragenden Baum.
Nemlich ihrer drey Perſiſche Baͤume mit faſt
Roſen-faͤrbichten Bluͤten; drey Gemſen-Baͤu-
me mit gelben Blumen/ ihrer drey Myrten-
Baͤume mit weiſſen/ ihrer drey Lorber-Baͤu-
me mit gruͤnlichten/ drey Oelbaͤume mit gruͤn-
licht-gelben/ drey Holder-Baͤume mit weiß-gel-
ben/ drey Egyptiſche Dornſtraͤuche mit theils
gruͤn/ theils gelben/ theils blaſſen/ drey Africa-
niſche Stauden mit purpernen/ und endlich ih-
rer drey Jndiſches Gepuͤſche mit roth-weiſſen
Saffran-Blumen. Mitten in dem Schau-
platze machten ſie einen Kreiß; fiengen darauf
einen zierlichen Bauer-Tantz an; dadurch ſie
mit Einſteckung ihrer Baͤume in die Erde
allerhand Blumenſtuͤcke bildeten/ und darein
ſie den Weſtwind allezeit einſchloſſen. Her-
nach ihrer ſechs und ſechs die vier Jahrs-Zeiten
mit ihrem Blumwercke in menſchlicher Geſtalt
abbildeten; derer ein Theil den Mund mit
rothen Nelcken/ die Wangen mit leibfarbenen
Anemonen/ die Augen mit tunckelen Waid-
Hyacinthen/ das Haar mit Geniſten-Blumen/
die Kleider mit Sammet- und andern Blumen/
andere anders fuͤrſtelleten; und dieſe Bildnuͤſſe
an die Ende der Schrancken ſaͤtzten. Nach
dem nun alle Winde Vorlaͤuffer der Goͤtter
zu ſeyn pflegen/ wartete der Schauplatz mit
Verlangen auf den Verfolg dieſes Aufzugs.
Maſſen denn auch der Fruͤhling in Geſtalt ei-
nes hurtigen Juͤnglings auf einem mit vier
Rehen beſpañnten Wagen; daran die drey
himmliſchen Zeichen des Wiedeꝛs/ des Stieres
und der Zwillinge zu ſehen/ ihre Sternen aber/

wie
Erſter Theil. M m m m m m m m
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[1377[1379]/1445] Arminius und Thußnelda. Verdient zwar alles Lob/ doch muß geſtanden werden: Daß/ was die Perl’ im Meer/ Thußnelde ſey auf Erben. Verlaͤumbdung/ die die Perlen zwar Fuͤr krancker Schnecken Druͤſen haͤlt/ Und der die Sonn’ auch nicht gefaͤllt/ Weiß gleich wol nichts zu nehmen wahr/ Was Deutſchlands Perle ſey fuͤr Mangel auszuſetzen/ Die Welt ſie nicht zu zahln/ die Tugend nicht zu ſchaͤtzen. Des rothen Meeres Perlen ſind Offt hole Blaſen/ blaß und todt/ Die Sonne macht ſie gelb’ und roth; Allein an Deutſchlands Perle find’t Der frembden Voͤlcker Neid/ die Scharfſicht kein Gebrechen/ Kein Unſtern/ Nebel/ Sturm weiß ihren Preiß zu ſchwaͤchen. Giebt’s Edelſteine ſonder Fleck’/ Jſt manche Perlen-Muſchel gleich Voll Purper/ hundert Perlen reich/ So ſticht ſie doch Thußnelde weg/ An der von Schnecken-Blut die Lippen und die Wangen/ Hals/ Antlitz/ Bruͤſte/ Schooß mit tauſend Perlen prangen. Wiewol nun Purper/ Perle/ Stern Thußneldens Schoͤnheit giebet nach; So uͤberſteigt doch hundertfach Die Schalen/ ihres Geiſtes Kern. Denn ihre Tugend iſt ihr Schatz/ der Leib die Hoͤle/ Die Muſchel die Geſtalt/ die Perle ſelbſt die Seele. Nach dieſem Liede tantzten die vier Elefan- ten auf denen vier Leinen; und der huͤpfende weiſſe Elefant beugte die Knie/ ſo offte Thußnel- dens Nahme geneñet ward. Zwiſchen jedem Geſetze aber hegten die zwoͤlf ſchwartzen Liebes- Goͤtter/ die zwoͤlf Sirenen/ die zwoͤlf Verſchnit- tenen/ die zwoͤlf Strauſſen/ und zwoͤlf Cyclopen zwar nach einerley Saͤitenſpiele/ aber gantz un- terſchiedene Taͤntze. Worauf Jndien ſeinen Ab- zug hielt/ die Cyclopen auch alles Geruͤſte im Schrancken eilends auf die Seite raͤumten. Hierauf erſchien in den Schrancken der Herold des Fruͤhlings/ und der Vater des Blumwercks der ſanffte Weſtwind. Wegen Reinigung der Lufft hatte er ſeiner Gewohn- heit nach ein weiß ſeidenes Gewand an; auf dem Haupte einen Blumen-Krantz; an dem Arme einen Korb; darauf er umb ſich aller- hand Geſaͤme ſtreuete/ und fuͤr ſich einen ala- baſternen Krug/ woraus er etnen hellen Regen von wolruͤchendem Thaue herumb ſprengte; wie ſonſt in denen Blumen-Feyern auch braͤuchlich war. Dieſem traten vier und zwan- tzig in gruͤnem Damaſt auf Perſiſch gekleidete Gaͤrtner nach. Jeder hatte von einer beſon- dern Art einen Puſch Blumen auf dem Bunde/ in der einen Hand ein Garten-Meſſer; in der andern einen Blumen-tragenden Baum. Nemlich ihrer drey Perſiſche Baͤume mit faſt Roſen-faͤrbichten Bluͤten; drey Gemſen-Baͤu- me mit gelben Blumen/ ihrer drey Myrten- Baͤume mit weiſſen/ ihrer drey Lorber-Baͤu- me mit gruͤnlichten/ drey Oelbaͤume mit gruͤn- licht-gelben/ drey Holder-Baͤume mit weiß-gel- ben/ drey Egyptiſche Dornſtraͤuche mit theils gruͤn/ theils gelben/ theils blaſſen/ drey Africa- niſche Stauden mit purpernen/ und endlich ih- rer drey Jndiſches Gepuͤſche mit roth-weiſſen Saffran-Blumen. Mitten in dem Schau- platze machten ſie einen Kreiß; fiengen darauf einen zierlichen Bauer-Tantz an; dadurch ſie mit Einſteckung ihrer Baͤume in die Erde allerhand Blumenſtuͤcke bildeten/ und darein ſie den Weſtwind allezeit einſchloſſen. Her- nach ihrer ſechs und ſechs die vier Jahrs-Zeiten mit ihrem Blumwercke in menſchlicher Geſtalt abbildeten; derer ein Theil den Mund mit rothen Nelcken/ die Wangen mit leibfarbenen Anemonen/ die Augen mit tunckelen Waid- Hyacinthen/ das Haar mit Geniſten-Blumen/ die Kleider mit Sammet- und andern Blumen/ andere anders fuͤrſtelleten; und dieſe Bildnuͤſſe an die Ende der Schrancken ſaͤtzten. Nach dem nun alle Winde Vorlaͤuffer der Goͤtter zu ſeyn pflegen/ wartete der Schauplatz mit Verlangen auf den Verfolg dieſes Aufzugs. Maſſen denn auch der Fruͤhling in Geſtalt ei- nes hurtigen Juͤnglings auf einem mit vier Rehen beſpañnten Wagen; daran die drey himmliſchen Zeichen des Wiedeꝛs/ des Stieres und der Zwillinge zu ſehen/ ihre Sternen aber/ wie Erſter Theil. M m m m m m m m

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1377[1379]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1445>, abgerufen am 06.05.2024.